Die Fastenzeit hat begonnen und viele haben einen Fastenvorsatz. Aber sind zu viele Süßigkeiten wirklich das Problem?

Bild: Felix Honekamp
Machen wir uns nichts vor: Die Welt versteht die Fastenzeit nicht, und sie will sie auch nicht verstehen. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn der Genuss eines Sahneeises bereits augenzwinkernd als „Sünde“ bezeichnet wird, während der Ehebruch doch als natürlich biologische Reaktion eines Menschen auf äußere Reize zu gelten hat. In einer solchen Welt bedeutet Verzicht und Opfer einen Zustand, den man möglichst umgehen möchte: Unterm Strich zähl‘ ich, Geiz ist geil … Ich will alles, und zwar sofort, wie es einst – jetzt bekommt der eine oder andere einen Eindruck wie alt ich schon bin – schon Gitte sang.
Fasten? In der Welt unvernünftig
Insofern kann ein Lebensmittelfasten aus weltlicher Sicht nur dann einen Sinn entfalten, wenn er mit Gewichtsreduktion in Verbindung steht. Ein Fernsehfasten oder ein – wie ich es mal selbst praktiziert habe – Blogfasten entbehrt dagegen in der Welt da draußen jeder Vernunft. Dabei geht es doch beim Fasten um etwas ganz anderes: Was ist in meinem Leben zu wichtig? Was nimmt einen Platz ein, der eigentlich Gott gebührt. Papst Franziskus macht in seiner Fastenbotschaft deutlich, dass es gerade der Reichtum – als Götze, nicht als Zustand an sich – ist, der einem da in die Quere kommen kann: Die Habsucht, die zur Eitelkeit und darüber zum Hochmut vor Gott führt. In Bezug auf das Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus schreibt Franziskus dazu:
Für den von der Liebe zum Reichtum verdorbenen Menschen gibt es nichts anderes, als das eigene Ich, und deshalb gelangen die Menschen, die ihn umgeben, nicht in sein Blickfeld. Die Frucht der Anhänglichkeit ans Geld ist also eine Art Blindheit: Der Reiche sieht den hungrigen, mit Geschwüren bedeckten und in seiner Erniedrigung entkräfteten Armen überhaupt nicht.
Was trennt mich von meinem Nächsten?
Dabei ist es nicht nur der materielle Reichtum, die materielle Habsucht, die einen von Gott weg führt. Jeder Egoismus ist es, der uns von Gott und dem Nächsten entfernt, so wie es den Reichen im Gleichnis den Lazarus nicht mal mehr sehen lässt. Und so beginnt die „Planung“ eines Fastenvorsatzes nicht mal unbedingt damit, zu fragen, was für mich einen Gott darstellt – da wären die meisten mit sich selbst vielleicht noch großzügig – sondern was für mich einen „Wert“ darstellt, der mich von meinem Nächsten trennt.
Ich gebe zu, ich bin ein Facebook- und Social-Media-Junky. Der erste Griff in einer freien Sekunde geht meist ans Handy: Gibt es was Neues? Hat jemand etwas Interessantes gepostet? Hat jemand meine Beiträge „geliked“? Welche Reaktionen gab es auf meine Beiträge, welche auf die, die ich selbst kommentiert habe? Und wieder von vorne: Was gibt es Neues? Spätestens wenn meine Kinder genervt darauf bestehen „Papa, nicht immer ins Handy schauen!“ weiß ich, dass es zu viel ist. Dabei ist das Handy, ist Facebook und Twitter, sind Blendle und andere Mediendienste ein Geschenk für den, der es zu nutzen weiß.
Der Vorsatz
Aber wenn die Nutzung von Medien – oder ein anderes Laster, da wird jeder meiner Leser ein eigenes Thema haben – mich von meiner Familie „trennt“, vom Bedürftigen auf der Straße gar nicht erst zu sprechen, dann kann ich mir zwar einreden, dass das Handy nicht mein Gott ist … aber es ist auf dem Weg dahin und in jedem Fall ist es zu wichtig.
Daran muss ich arbeiten, und ich muss einen sehr persönlichen Weg dazu finden, der das Handy einerseits wieder auf seinen richtigen Platz verweist und andererseits der vernünftigen (!) Nutzung nicht im Wege steht. Auf diese Art, da bin ich sicher, reduziert sich nicht nur der Gebrauch zu Gunsten des Austauschs mit anderen Menschen, optimiert sich nicht nur die Art der Nutzung als Nebeneffekt – was durchaus auch ein weltlicher Nutzen sein kann – sondern lernt man, statt des Geschenkes den Schenkenden wieder mehr wertzuschätzen (nein, nicht Steve Jobs!).
Auf Gottes Wort hören
Und was tun in der Zeit, in der niemand darauf wartet, dass ich das Handy weg lege? In einer Zeit, in der ich sonst „facebooke“, ohne das es jemanden stören würde? Auch hier liefert der Papst einen Hinweis:
Auf diese Weise kommt das eigentliche Problem des Reichen zum Vorschein: Die Wurzel seiner Übel besteht darin, dass er nicht auf das Wort Gottes hört; das hat ihn dazu gebracht, Gott nicht mehr zu lieben und darum den Nächsten zu verachten. Das Wort Gottes ist eine lebendige Kraft, die imstande ist, im Herzen der Menschen die Umkehr auszulösen und die Person wieder auf Gott hin auszurichten. Das Herz gegenüber dem Geschenk zu verschließen, das der sprechende Gott ist, hat zur Folge, dass sich das Herz auch gegenüber dem Geschenk verschließt, das der Mitmensch ist.
(Hervorhebung durch mich)
Der Trick – Teil 1
Also werde ich zu einem kleinen Trick greifen: An die Stelle, wo sonst das Handy liegt, in die Tasche, aus der ich es sonst ziehe, kommt eine kleine Bibelausgabe. Manchmal muss man sich auch zu seinem Glück zwingen … und da kann das schlechte Gewissen helfen, nach dem Griff zur Bibel diese wieder wegzustecken und das Handy raus zu holen, wenn es nicht wirklich gebraucht wird.
Das jedenfalls ist mein Vorsatz für diese Fastenzeit (mal abgesehen davon, dass auch der Genuss von Süßkram einer Einschränkung bedarf) – Handy und Facebook sind für mich auch „Arbeitsmittel“, darum kann ich sie nicht ganz weg lassen, aber ich kann dafür sorgen, dass ich sie nur noch nutze, wenn es notwendig ist. Daher wird man in den sozialen Medien von mir weniger, aber nicht nichts hören. Und nach Ostern ist aus diesem Fastenvorsatz hoffentlich auch eine gute Angewohnheit geworden.
Der Trick – Teil 2
Das Schöne ist: Wenn ich das hier schreibe, mache ich mich messbar! Viele Leser folgen mir auch auf Facebook und können am Ende beurteilen, ob ich mich dran gehalten habe. Und falls Sie ein solches Mittel auch nutzen wollen: Kommentieren Sie doch einfach Ihren Fastenvorsatz unter diesem Beitrag. Nach Ostern tauschen wir uns dann über die Erfahrungen aus.
Und damit wünsche ich Ihnen eine gesegnete Fastenzeit und eine gute Auswahl eines Fastenvorsatzes, der Ihnen zur Umkehr und zur Zuwendung zu Ihren Nächsten und zu Gott dient!
PhilosII
Äußerlich faste ich klassisch: Vegan. Keine tierischen Produkte, außer Honig, und kein Öl. Die innere Umkehr muss aber auch strenger werden. Da ich krank war, befasse ich mich erst diese Woche damit, wie ich fasten werde und fange in der Nächsten an. Ich muss schauen, ob ich mir vornehmen werde, dass Smartphone auszuschalten. Ohnehin mich von Medien fern zu halten und die Metanoia doppelt zu vollziehen: Auf Gott und den Nächsten, sowie die eigentlichen Aufgaben und Verantwortungsbereiche im Leben. Damit wird Ostern greifbarer als das Fest der Auferstehung – auch persönlich! Das zu wissen, birgt eine tiefe Vorfreude.
Grüße, ein „Patriarchattreuer“