Betrachtung am Sonntag: Der Platz am Tisch

Lesezeit 3 Minuten

Betrachtung zum Evangelium am 29. Sonntag im Jahreskreis (B)

Evangelium nach Markus 10,35-45

In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun?
Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind.

Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,
und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Herr, gib mir Einsicht in meine eigenen Stärken und Schwächen. Zeige mir auf, wo ich mehr lieben könnte, wo ich noch zu sehr auf mich fixiert bin. Zeige mir den Weg an deinen Tisch im Himmel.

1. Die Liebe zu Jesus. Liest man das heutige Evangelium, könnte man meinen, Jakobus und Johannes seien anmaßend: Wie können sie von Jesus erwarten, dass er sie zu seiner Rechten und Linken versammelt, und die anderen damit das Nachsehen haben? Aber vielleicht kann man das auch anders sehen: Ihnen bedeutet die Nähe zu Jesus unglaublich viel; in seinem Reich neben ihm zu sitzen bedeutet für sie, mit ihm auf’s Engste verbunden zu sein. Wünsche ich mir das nicht? Welchen Platz neben Jesus strebe ich an … weit entfernt oder an seinem Herzen, ihn an meinem Herzen?

2. Der Weg zu Jesus. Den Kelch trinken, den Jesus trinkt? Die Frage erinnert an die Zusicherung des Petrus, für Jesus sterben zu wollen … bevor er ihn drei mal verrät. Die eigentliche Anmaßung liegt darum eher in den Worten „Wir können es“. Jakobus und Johannes wissen nicht wirklich, was sie da zusagen. Jesus dagegen weiß, dass die beiden auch leiden werden für das Reich Gottes, dass sie sich ihren Platz an seinem Tisch im Reich Gottes hart werden verdienen müssen. Und ich, bin ich bereit, den Kelch zu trinken, den man mir reicht, um zu Jesus zu gelangen? Weiß ich, dass Gott auch nichts von mir erwarten wird, was ich nicht ertragen kann?

3. Die Plätze im Himmel. Dienen ist der Schlüssel, Dienen, nicht um sich etwas zu verdienen sondern aus Liebe zu Gott und dem Nächsten. Der Schlüssel zu den Plätzen neben Jesus liegt in der Intention: Dienen aus Liebe, dienen um dem anderen zu dienen! Dann werden wir neben Christus sitzen. Und meine Lieblingsvorstellung ist: Im Reich Gottes werden alle direkt neben Jesus sitzen! In unserer Welt geht das physisch nicht, aber wir werden erstaunt sein, was im Himmel alles geht.

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, auch ich möchte im Himmel neben dir sitzen. Nicht besser als die anderen sondern mit ihnen gemeinsam, um dir ganz nahe zu sein, zu sehen, wie du bist und dich ständig anschauen zu können. Wie großartig muss es im Himmel sein, wie großartig muss es sein, dich zu sehen und nah an deinem Herzen zu sein!

Möglicher Vorsatz: Ich werde in der abendlichen Betrachtung meine Intentionen über den Tag prüfen: Wo war ich eher auf meinen kleinen persönlichen Erfolg aus, wo habe ich aus Liebe zu Gott und den Menschen gehandelt?

Noch ein kleiner Tipp: Die RC-Meditationen für jeden Tag der Woche vom 18.1. bis 24.10., verfasst von Carmen Gallinger, finden Sie hier!

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2 Comments

  1. akinom

    “ Aber vielleicht kann man das auch anders sehen: „Ihnen (Jakobus und Johannes) bedeutet die Nähe zu Jesus unglaublich viel.“ Dieser Blick aufs Evanelium war mir neu und ich pflegte mich auch über die beiden zu ärgern.

    Tatsächlich aber: Wer hat nicht schon ohne jedes Bedauern und jegliche Reue gesagt: „Ich bin kein Heiliger!“ Und wer würde schon auf die Frage nach dem Ziel seines Lebens antworten: „Der Himmel!“? Dabei gibt es keinen Platz für Unheiliges im Himmel. Und die einzige Alternative kann doch wirklich niemand ernsthaft wollen. Das sollte „Otto Normalchrist“ zu denken geben.

    So lobenswert in dieser Beziehung die Sehnsucht von Johannes und Jakobus ist, so groß ist auf der anderen Seite ihr hochmütiges „Wir können das!“ Gegen diese Versuchung sollten sich alle Jünger Jesu stemmen, die sich zu Seiner Nachfolge berufen wissen.

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