Medienkompetenz ist gefragt. Da reicht es nicht, einfach nur die Seiten der parteiischen Berichterstattung zu wechseln.
Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ist demokratisch und rechtsstaatlich legitim in diese Position gekommen. Der vorherige Wahlkampf war kein Muster an Fairness, das ist Wahlkampf aber nie. Nicht ganz die Mehrheit der US-Amerikaner, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben, haben Donald Trump gewählt; nach dem Wahlverfahren reicht das aber dafür, dass er zum Präsidenten gewählt wurde. Diese Regelung ist nicht neu und dient der Klarheit der Ergebnisse, der Handlungsfähigkeit einer Regierung. Man kann Kritik an seiner anstehenden Politik üben, aber eines kann man nicht: So tun, als hätten die Amerikaner es mit einem Wahlbetrüger zu tun, der nicht einhält, was er versprochen hat – was im Wesentlichen daran liegt, dass er bislang noch gar nicht viel hat tun können.Rollenverteilung zwischen Medien und Politik
Trotzdem positionieren sich die Medien gegen ihn, halten alles, wirklich alles, was er von sich gibt für spalterisch, nationalistisch, aggressiv und gefährlich. Wer die Berichterstattung in den deutschen Medien zur Amtseinführung verfolgt hat, konnte meinen, er beobachte eine irreguläre Machtübernahme in Washington. Darauf dass es sich um den gewählten Präsidenten handelte, um seine Frau und seine Kinder, über die da hergezogen und gelästert wurde, wäre ein Beobachter ohne Kenntnis der Hintergründe wohl kaum gekommen. Die Politik, die er vertritt ist allerdings eine gewöhnungsbedürftige: die Argumentation des „America First“ und „Make America great again“ kann man schon was abgewinnen; so mancher wünschte sich davon mehr in Deutschland und in Europa. Ob allerdings diese Politik dem amerikanischen Arbeiter am Ende nicht doch mehr schadet, als nutzt, darüber kann man geteilter Meinung sein (dazu mein Beitrag bei theGermanz vom vergangenen Samstag).
Das ist für die allermeisten Medien aber egal: Trump stänkert gegen das Establishment, er stänkert gegen alteingesessene Polithierarchien ohne besondere Legitimation, er stänkert gegen die damit in ungesunder Symbiose agierenden etablierten Medien und nutzt lieber die 140 Zeichen von Twitter anstatt sich darauf zu verlassen, korrekt oder zumindest neutral zitiert zu werden. Und weil er das tut, und weil Politik und Mainstreammedien hierzulande sehr wohl merken, dass es hierbei auch um sie geht, keilen sie zurück. Deutlich wird: Trump hat die Medien zur Partei im Wahlkampf gemacht … und die Medien haben diese Partei angenommen und gegen ihn gekämpft. Legitim ist, wenn sich ein Politiker über die Medien beklagt, nicht legitim ist dagegen, wenn Medien dann Politik gegen einen solchen Politiker machen; deren Neutralität ist damit flöten gegangen.
Abneigung gegen deutsche Medien
Darüber kann man sich echauffieren: Trump ist kein Potentat sondern ein gewählter Vertreter des US-amerikanischen Volkes; so solle man ihn gefälligst auch behandeln. Es ist nicht die Aufgabe der Medien gegen einen Politiker zu kämpfen sondern über ihn zu informieren, vor allem dann, wenn seine Politik den Mehrheitswillen des Volkes wiedergibt. Und auch dann, wenn eine lautstarke und medienmächtige Minderheit dagegen aufbegehrt. Aus genau diesen Gründen ist meine Abneigung gegen die deutschen etablierten Medien nur noch weiter gewachsen, die sich offenbar nicht in der Lage sehen, einigermaßen neutral über die Amtseinführung des Präsidenten der letzten verbleibenden Supermacht der Erde zu berichten.
Das Spiegelbild
Aber einen solchen Protest muss jeder auch gegen seine eigene Position gelten lassen: Angela Merkel ist demokratisch und rechtsstaatlich legitim gewählte Bundeskanzlerin der Bundesrepublik. Das ist das Ergebnis der vergangenen Bundestagswahlen und so wie die Hochrechnungen aktuell aussehen, wird es auch das Ergebnis der nächsten sein. Man kann ihre Politik und die ihres Kabinetts kritisieren – und ich tue das mit Herzblut – aber jeder, der bei den kommenden Wahlen die CDU, die SPD, die FDP oder die Grünen wählt weiß, dass er damit im Zweifel Angela Merkel zur erneuten Kanzlerschaft verhilft. Diese Koalitionsarithmetik kann einem missfallen, aber es wird dadurch deutlich, dass eine Mehrheit der Deutschen noch immer hinter dieser Kanzlerin steht.
Wer also heute aufsteht und Angela Merkel vorwirft, undemokratisch – das heißt gegen eine gesellschaftliche Mehrheit – zu agieren, wird sich spätestens nach den Bundestagswahlen im Herbst vermutlich fragen lassen müssen, ob er das demokratische Votum zu akzeptieren bereit ist. Möglicherweise sammeln die genannten Parteien auch Wähler hinter sich, die lediglich das „kleinere Übel“ wählen wollen – alles besser als eine Höcke-AfD – , die können aber anschließend nicht behaupten, nicht gewusst zu haben, was sie tun.
Medienkompetenz oder Naivität?
Auch hier spielen die Medien eine große Rolle, haben sich deutsche Medien zur Partei machen lassen. Selbst ausgesprochen linke Medien stellen sich hinter die Politik Angela Merkels, kritisieren sie höchstens als noch nicht progressiv genug. Das kann man, wie im Fall Trump, durchaus wissen und seine Nachrichtenquellen entsprechend diversifizieren. Gleichzeitig allerdings auf Medien mit eindeutiger gegenläufiger Agenda wie Russia Today oder Sputnik zu setzen und die als Hort der Wahrheit und Neutralität begreifen zu wollen, macht ein erschreckendes Maß an Naivität deutlich. Zum Medienkonsum gehört heute, die Wahrheit, oder besser: die Kernnachricht aus dem verkappten Kommentar herauszufiltern und sich anschließend eine eigene Meinung zu bilden. Macht man sich dabei bewusst, dass es neutrale Nachrichtenvermittlung kaum geben kann – schon die Auswahl der Nachrichten stellt eine Bewertung dar – ist man schon halb am Ziel.
Das alles ist Arbeit, und wer an der Veränderung der politischen Verhältnisse mitwirken will, braucht in einer parlamentarischen Demokratie einen extrem langen Atem. Wer sich aber berechtigter Weise unflätige Kritik gegen den neuen US-Präsidenten verbietet, der darf auf der anderen Seite nicht diejenigen Medien propagieren, die in Deutschland demokratisch gewählte Politiker zum Volksverräter abzustempeln versuchen. Der Kampf hat den Positionen, nicht den Personen zu gelten. Und wer den deutschen Medien – zu Recht – vorwirft, immer wieder mit zweierlei Maß zu messen, der sollte sicherstellen, selbst nur ein einziges Maß anzulegen.
Liesl Karlstadt
Die Medienberichterstattung in Deutschland seit der US-Präsidentenwahl erinnert mich an einen Satz Karl Valentins: „Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht.“
Lehrer Lämpel
Einmal mehr schätze ich auch im Fall der Berichterstattung über Trump die überregionale katholische Zeitung „Die Tagespost “ aus Würzburg.
Schon lange vor seiner Wahl hat sie den Wahlkampf Trumps gegen das Establishment in dem Artikel „Kandidat wie aus Teflon“ zutreffend analysiert.
Heute kann man das als „neueste Weisheit“ landauf, landab überall nachlesen oder zu hören kriegen.
Am 21.01. brachte die Tagespost eine Analyse über D. Trumps Bibelkenntnisse und seinen religiösen Glauben:
https://www.die-tagespost.de/politik/bdquo-Nichts-ist-wie-Gott-ldquo;art315,175563.
Beides scheint mir danach bei ihm eher dürftig bzw. problematisch ausgeprägt zu sein.
Auch der Tagespost-Artikel „Festgottesdienst für einen Pendelschlag“ des deutschstämmigen in Kalifornien lebenden lutherischen Laientheologen Uwe Siemon-Netto in der Tagespost-Ausgabe v. 21.01.17 ist äußerst erhellend und zur Lektüre empfehlenswert für den wachsamen nüchternen Christen, um sich ein gewisses erstes Bild über diesen Präsidenten zu machen.
Lehrer Lämpel
Immerhin löst D.Trump bislang Wahlversprechen an z.B. christliche Lebensschützer ein und hat die millonenschwere staatliche Unterstützung für die Abtreibungsorganisation Planned Parenthood bereits gestrichen, wohingegen z.B. der pro life – Marsch künftig auch staatlich gefördert wird. Positiv.
Nach dem altrömischen Motto „divine et Impera“ (teile und herrsche) geht er gegen Staatenzusammenschlüsse wie NAFTA oder das Handelsabkommen mit einer asiatisch-pazifischen Staatengemeinschaft vor; vielleicht auch künftig gegen die EU. Stattdessen setzt er auf auf bilaterale Abkommen -z.B. künftig mit Großbritannien, in denen die Vereinigten Staaten der eindeutig und weitaus gravierendere Partner sind und die Spielregeln diktieren wollen.
Im Falle der Nichtwillfährigkeit des kleinen Partnerstaates kann man seitens USA dann andere kleinere Staaten gegen diesen ausspielen.
Die EU sollte das Spiel durchschauen und sich nicht auseinander bringen lassen, sondern im Gegenteil zu mehr Geschlossenheit finden, um gegen den „Großen Bruder“ USA bestehen zu können.
Die Abschottung gegen Einwanderung aus Mexiko durch Errichtung einer Mauer scheint Trumps nächstes Ziel zu sein.
Für problematisch erachte ich zudem seine derzeitige Haltung in Sachen Klimaschutz.