Wozu Google-News und der News-Alert alles gut ist man bekommt auch Nachrichten mit, die eigentlich gar keine sind. Aber auch das kann eine Botschaft sein. Ich habe einen News-Alert zu Kardinal Meisner eingerichtet, um auf dem Laufenden darüber zu sein, was man unserem geliebten Erzbischof nun wieder in die Schuhe schieben will (wenn man sich beeilt, kriegt man ihn noch wegen der drei EHEC-verseuchten Gurken aus Spanien dran, wegen Inquisition und so). Nachdem in der vergangenen Woche immer mal wieder von der Schülerdemonstration gegen den Kardinal berichtet wurde (für meine Begriffe eher ein erschreckender Hinweis auf den Bildungsnotstand in Deutschland, wenn schlecht- oder fehlinformierte Kinder sich Zeit für so was nehmen), der es gewagt hat, einem Theologen die Lehrerlaubnis zu entziehen, der gegen die Morallehre und angebliche Bigotterie der katholischen Kirche wettert, war ich auf den Text hinter der Titelzeile des Kölner Statdtanzeigers Grüne Jugend und dem Headlineuntertext Für Gott sind alle gleich: Die Grüne Jugend hat am Rande eines Pontifikalamts zu mehr Toleranz in der katholischen Kirche aufgerufen gespannt.
http://www.ksta.de/html/artikel/1306503206369.shtml
Eigentlich müsste ich hier was über Herrn Berger schreiben. Allerdings müsste ich, um mir ein rechtes Urteil zu erlauben, wohl dann auch sein Buch lesen, und das werde ich sicher nicht tun. Aber nun mal unabhängig davon, ob er seine persönliche Homosexualität propagiert, der katholischen Kirche eine bigotte Haltung zur Sexualität unterstellt, oder einfach nur als Lehrer seinem Dienstherrn gegens Schienbein treten wollte, lässt mich dieser Artikel vor dem Hintergrund der Art der Berichterstattung aufhorchen.
Die (teilweise nicht näher beschriebenen) Fakten:
Ort des Geschehens: in und vor der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Spich (Stadtteil von Troisdorf, 12.817 Einwohner lt. http://de.wikipedia.org/wiki/Spich)
Anlass: Pontifikalamt zum 150-jährigen Bestehen der Pfarrei
Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Köln, feiert die Heilige Messe in einer gutbesuchten Kirche (über die Zahl der Messbesucher macht der Artikel leider keine Aussage, ich schließe das nur aus den Bildern)
Robert Wend, Sprecher der Grünen Jugend in Troisdorf (http://www.gj-troisdorf.de/) mit seinem Gast David Berger, Theologe ohne Lehrerlaubnis, und 2 (in Worten: zwei) weitere Demonstranten
Nun hätte man, den Fakten angemessen, einen Artikel darüber schreiben können, dass sich der Kardinal die Zeit nimmt, mit den Bürgern von Spich das Jubiläum ihrer Gemeinde zu feiern. Oder man hätte aus der Predigt des Kardinals weiter zitieren können, in der er (laut diesem Artikel) darüber sprach, dass es notwendig sei, in der Kirche wieder mehr über Gott zu sprechen (komisch, über Gott habe ich von Herrn Berger noch wenig gehört) das alles wäre wahrscheinlich, so mag sich der Autor gedacht haben, ein Artikel geworden, den die Welt nicht lesen will. Nagut, dann schreibt er halt über die 4 verlorenen Schafe vor der Tür der Kirche, erweckt den Eindruck, dass der Kardinal nicht mit ihnen reden wollte (die Art der Organisation lässt sich dem Artikel ebenfalls nicht entnehmen) und lässt ansonsten Herrn Berger und seine drei Kombattanten zu Wort kommen. Was für eine Asymmetrie zwischen Realität und Berichterstattung was für eine Chuzpe, die Leser für so dumm zu halten, das nicht zu bemerken!
Nebenbei: Für Gott sind alle gleich und Wo hört Deine Nächstenliebe auf? waren die beiden Transparente, die man mit vier Leuten neben der Regenbogenflagge noch so eben halten konnte. Dazu sollte man vielleicht anmerken: Vor Gott sind wir alle gleich, ob wir für Gott alle gleich sind, sollten wir schon ihm überlassen. Möglicherweise ist da das Unterscheidungsmerkmal die Liebe auf der einen, die Sünde auf der anderen Seite? Und ob und wo die Nächstenliebe von Kardinal Meisner, der hier wohl dreist geduzt wird, aufhört, kann ich nicht beurteilen, aber ob man es als besonderen Akt der Nächstenliebe begreifen könnte, wenn man jemanden, der Kindern durch seine meinungsgesteuerte Ausbildung geistlichen Schaden zufügt, einfach weiter gewähren ließe, muss ich doch stark bezweifeln.
Beten wir also für Herrn Berger, Herrn Wend und andere verlorenen Schafe: sie werden uns vermutlich nicht zuhören, aber gegen ein Gebet für sie und ihr Seelenheil können sie nicht wehren und der Herr hört uns zu!
Schließen möchte ich mit einem Denkanstoß aus Psalm 141,5: Der Gerechte mag mich schlagen aus Güte: Wenn er mich bessert, ist es Salböl für mein Haupt; da wird sich mein Haupt nicht sträuben Wie schade, dass wir (mich eingeschlossen) heute alle Schläge, die uns treffen, erstmal als ungerecht empfinden und als Angriff auf unsere Meinungsfreiheit, umgekehrt von uns ausgeteilte Schläge aber für gerecht halten!