Nachdem ich mich in den letzten Blogeinträgen immer mal wieder ein wenig echauffiert habe, nun mal wieder ein versöhnliches Thema (ganz ernst gemeint, ich gehe mit besten Absichten in diesen Eintrag!!!)
Letztens war ich um 6:30 Uhr wieder mal zur ersten Messe im Kölner Dom. Wie viele Wochentagsmessen sind auch diese eher minimalistisch, aber deshalb nicht weniger schön. Bei diesen Messen ist der Organist ist noch nicht da, es wird in aller Regel nicht gesungen, gepredigt auch nicht, Abwechslung, wenn mans denn so nennen will, bringen die Lesungen und vielleicht noch das Hochgebet. Und trotzdem gehe ich gestärkt aus diesen Heiligen Messen heraus und bin der Gedanke kommt mir gerade jetzt erfüllter, als bei mancher übergestalteter Sonntagsmesse, in der ein Liturgieteam sich mal so richtig austoben und ein Laie seine Art der Predigt ausprobieren durfte. Über letztere Arten von Messen werde ich nicht weiter schreiben, sonst werde ich meinem Eingangsstatement untreu
Aber was macht denn nun eine gute Messe aus? Die Predigt ist es nicht, die Musik ist es nur am Rande, die Menge der Teilnehmer ist es sicher nicht
Vielleicht ist es dieses gängige, aber unscheinbare Sakrament, dass in tausenden Kirchen täglich gespendet wird und dessen Bedeutung vielen gar nicht bekannt ist, und denjenigen denen es bekannt ist, ist es wohl gar nicht immer ganz klar, was es bedeutet, und da schließe ich mich explizit mit ein. Ein befreundeter Priester hat mir mal berichtet, dass er keine Eucharistie unbeeindruckt feiert, dass aber auch er Schwierigkeiten hat, wenn er nur Messbesucher ist. Die Bedeutung präsent zu halten fällt also selbst Priestern nicht leicht, und ich rede hier nicht von Priestern, denen die Ehrfurcht vor der Eucharistie abhanden gekommen ist (über die zu schreiben verbietet sich wieder wegen meines Eingangssatzes).
In meiner Jugend in Westfalen kursierte ein Witz oder Spruch, der die sprachlichen Besonderheiten des angrenzenden Ruhrgebiets auf die Schippe nahm: Sach ma die Tante, auf watte demnächs gehs! Auf Kommion! Natürlich möchte ich mit meinem Blog keine Mundartbesonderheiten verballhornen, finde aber, dass dieser (wohl keineswegs ganz fiktive) Dialog einiges über das Verständnis der Eucharistie aussagt! Theologisch ist die Eucharistie gar nicht so leicht zu erklären, daher versuch ich es erst gar nicht bzw. weise schon mal vorab darauf hin, dass ich gerne Korrekturen entgegennehme, falls ich mich an der einen oder anderen Stelle nicht korrekt ausdrücken sollte. Wesentlich ist die korrekte Beschreibung dessen, was wir Eucharistie nennen trotzdem, vor allem wenn seitens Kirchenkritikern darauf gedrängt wird, andere christliche Konfessionen oder auch wiederverheiratete Geschiedene zur katholischen Kommunion zuzulassen. Wenn nichts passierte, könnte es einem evangelischen Christen ja egal sein, ob er zur Kommunion gehen darf oder nicht, vielleicht fühlt er sich ein bisschen peinlich berührt, wenn er dem Marsch der Gemeinde zum Priester nicht folgen darf. Aber kritisch wäre das alles nicht, würde man nicht schon instinktiv an der Form der Liturgie merken, dass hier offenbar mehr passiert als das Verteilen kleiner geschmacksneutraler Brotstückchen an die Gemeinde.
Was passiert also in der Eucharistiefeier: der Priester nimmt Brot und Wein, spricht die Wandlungsworte und verteilt das Brot in der Gemeinde. So sieht das jedenfalls von außen aus. Es passiert aber natürlich unglaublich viel mehr: während der Wandlung wird das Kreuzesopfer Jesu vergegenwärtigt. Vergegenwärtigt heißt dabei nicht, wie umgangssprachlich oft falsch übersetzt, dass man sich nur an das Opfer und vielleicht auch an das Abendmahl erinnert, sondern dass das Opfer genau in dem Augenblick stattfindet, nicht als Wiederholung oder als Kopie (wie oft von Kritikern gemutmaßt wird in dem Satz, dass Jesus doch schon mal gestorben sei und wiederauferstanden und dass damit das Wiederholen dieses Opfers nicht dem österlichen Gedanken entspricht, dass Jesus nach seiner Auferstehung nicht mehr stirbt), sondern als in die Gegenwart holen des Ereignisses von damals. Das Kreuzesopfer findet also in jeder Eucharistiefeier statt, dabei passiert dann aber mit Brot und Wein eine Verwandlung, die die besondere Ehrfurcht vor der Eucharistie erklärt: Das Brot verwandelt sich in den Leib und der Wein in das Blut Christi genannt wird der Vorgang Transsubstantiation, das heißt, das Wesen, die Substanz von Brot und Wein werden geändert, während die äußerlichen Merkmale gleich bleiben. In der Eucharistie wird dadurch Christus in Brot und Wein präsent (so spricht man auch von der Realpräsenz Christi in der Eucharistie). Diese Verwandlung ist dauerhaft und so kann also Christus in der Form der Eucharistie in den Tabernakeln dieser Welt wohnen (etwas profaner könnte man auch aufbewahrt werden) und in dieser Form auch angebetet werden.
Wenn also wahr ist, dass Christus in der gewandelten Hostie präsent ist (und das ist es, was wir als Katholiken glauben), dann gebührt diesem vermeintlichen Stück Brot auch die entsprechende Ehrerbietung. So erklärt sich das Knien der Gemeinde bei der Wandlung in der Heiligen Messe, so erklären sich die liturgischen Vorschriften zum Umgang mit der Eucharistie, so erklärt sich der Widerwillen einiger Katholiken, mich eingeschlossen, gegenüber der zugelassenen Form der Handkommunion und so erklärt sich auch, warum die Kirche sich so schwer damit tut, jemanden zu dieser Mahlfeier zuzulassen, der daran nicht glaubt oder der sich im Zustand der schweren Sünde befindet.
Dieses frühere Stück Brot ist also der Leib Christi, es ist damit auch Gott, Gott wie er sich so klein macht, wie man es sich nur vorstellen kann, damit wir ihn erreichen können. Und Gott ist die Liebe, ist das absolut Gute, da sollte man doch meinen, dass klar ist, dass man hier keine Kompromisse macht. Ich habe selbst Respekt davor, wenn Religionen Heilige Orte bestimmen, die nicht von jedem betreten werden dürfen, und auch wenn ich nicht daran glaube, würde ich aus Respekt vor diesem Glauben, es eben lassen. Das ist dann auch der Respekt, den wir als Katholiken erwarten dürfen von denjenigen die sagen: nein, das ist nicht Gott, das ist ein Stück Brot, mithin nur ein Symbol, ein Bild, das ihr als Katholiken anbetet. Dort liegt der fundamentale Unterschied: die einen betrachten die Eucharistie als Gott, die anderen betrachten die Anbetung der Eucharistie als Götzendienst. Gott oder Götze, dazwischen liegen Welten und damit wohl auch die Grenzen der Ökumene, wenn sie sich denn partout nicht als Rückkehr zum katholischen Glauben verstehen mag aber ich vergallopiere mich schon wieder!
Diese Wandlung, dieses Vergegenwärtigen des Kreuzesopfers Christi, dass er für mich erbracht hat, dabei auch die Feier der Auferstehung, das Warten auf die Wiederkunft Christi, das Verzehren des Leibes Christi, das ist ein so großes Geschenk, dass nun die Frage nach dem Wesentlichen einer Messe gut beantwortet werden kann. Die Eucharistie, von Jesus selbst gestiftet, um nicht nur geistlicher Weise sondern in Gestalt von Brot und Wein bei uns sein zu können, bis zum Ende aller Zeit, ist eine Wegzehrung, die den Höhepunkt der Messe und des Tages darstellt. Was danach an weltlichen Dingen kommt, kann nur noch weniger werden! Und die Eucharistie ist es denn auch, die jeden Katholiken milde stimmen kann gegenüber liturgischen Missständen, Selbstverwirklichungen von Laienvertretern in der Messe (ups, ich werden meinem Vorsatz wieder untreu) und auch manchmal wenig prägnanten oder gar langweiligen Predigten.
Und mein Rat an jeden, der unter so was leidet: Freuen Sie sich auf die Eucharistie, freuen Sie sich, den Herrn im gewandelten Brot empfangen zu können und freuen Sie sich auch über alle Gelegenheiten zur eucharistischen Anbetung (die bislang von den Liturgieexperimentatoren gemieden werden) und nehmen Sie sie wahr als Zeit, in der man Gott Auge in Auge gegenüber steht (oder besser kniet) und mit ihm sprechen oder auch gemeinsam schweigen kann! Freuen Sie sich auf das alles auch ich werde weiter in diesem Punkt an mir arbeiten!