Nachdem ich in einigen Einträgen schon mal über die Eucharistie und die Beichte gesprochen habe, dachte ich, es sei wohl an der Zeit auch mal die Grundlagen zu legen und das christliche Leben beginnt für die meisten wohl mit der Taufe.
Da ist dann auch schon der erste Dissens mit der Welt, die das in vielen Teilen heute anders sieht: kann man, sollte man, darf man überhaupt heute ein Kind, ein Baby taufen lassen? Wäre es nicht besser, es könnte sich selber entscheiden, und wäre es dann nicht auch besser zu warten, bis es diese Entscheidung treffen kann?
Dieser Vorschlag hat seine eigene Logik und aus meiner Erfahrung zwei Ursachen, die in der Einstellung der Eltern zur Taufe bzw. zur Kirche begründet liegen. Eine davon möchte ich schnell abhandeln, da ich hoffe, dass sie auf nicht allzu viel Zustimmung stößt, wenn ich auch glaube, dass sie zahlenmäßig den größeren Teil darstellt: es ist die Verklausulierung dafür, dass man sich mit dem Thema Glauben lieber nicht auseinandersetzen möchte. Soll das Kind doch später selber entscheiden und dabei aus eigenen Erfahrungen schöpfen. Der Argumentation kann man nur dann etwas abgewinnen, wenn das Kind dann auch die Chance hat, diese Erfahrungen zu machen. In einem unchristlichen Haushalt, in dem das Kind nichts über den Glauben und über die Kirche erfährt, in dem nicht gebetet wird, keine Messe besucht wird in einem solchen Umfeld wird sich das Kind nur noch aus Zufall für die Taufe entscheiden. Der Herr wird auch Wege finden, diese Kinder anzusprechen, aber die Voraussetzungen sind schon mal schlechter. Und mit dieser Entscheidung, es später mal dem Kind zu überlassen und sich dann anderen Themen zuzuwenden (zum Beispiel es ungefragt in einem Kindergarten anzumelden oder im Fanclub eines Sportvereins), raubt man dem Kind eigentlich die Chance, sich tatsächlich zu entscheiden. Aber nehmen wir mal an, dass der Wunsch nach einer Erwachsenentaufe nicht nur dieser Bequemlichkeit sondern einer echten Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn der (Klein-) Kindertaufe entspringt.
Auch in diesem Fall handelt es sich so glaube ich um eine Fehleinschätzung der Taufe an sich. Denn die Frage, die sich stellt: Ist es meine Entscheidung, getauft zu werden? Bin ich derjenige, der sich der Taufe zuwendet? Oder ist es nicht eher Gott selbst, der uns dieses Sakrament anbietet, und das wir dann annehmen können oder nicht? Die Taufe ist ja nicht der Eintrittsritus in einen Verein, sondern ein Bund zwischen Gott und Mensch, mit dem der Getaufte in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird besser könnte man vielleicht sagen in die Gemeinschaft der Heiligen, damit es nicht doch nach Verein klingt und mit dessen Eingehen der Täufling zum neuen Leben geboren wird. So ist die Taufe also ein Geschenk Gottes (das es ein Sakrament ist, verdeutlicht das noch), das man als Christ seinem Kind in jedem Fall zugestehen sollte. In der Tat kann es sich dann als Heranwachsender oder Erwachsener dann immer noch gegen den Glauben und die Mitgliedschaft in der Kirche entscheiden. Die Taufgnade, die Gott mit der Taufe schenkt und auch nicht wieder nimmt, bleibt dem Täufling dann erhalten und so wäre es umgekehrt vielleicht sogar für einen Katholiken eine gute Idee, sein Kind taufen zu lassen, bevor es sich zu einem späteren Zeitpunkt dagegen entscheidet und diese Gnade nicht annimmt. Die Startvoraussetzungen sind auf diese Art in jedem Fall besser.
Liebt denn nun Gott ein ungetauftes Kind weniger als ein getauftes? Die Emotionalität dieses Arguments angesichts eines süßen unschuldigen Babys ist sicher treffend. Kann es sein, dass der gute Gott, der die Liebe selbst ist, mein Kind nur deshalb weniger liebt, weil ich es nicht taufen lasse? Eigentlich spricht aus dieser Sprache die Angst vor der Konsequenz der eigenen Entscheidung, denn wenn das so wäre, dann wäre ich ja mitverantwortlich für diesen Mangel an Liebe und diesen Fehler suche ich dann doch lieber bei Gott, denn er wäre dann doch ungerecht. Zunächst mal glaube ich, dass die gefürchtete Konsequenz wirklich real ist: wenn ich meinem Kind die Taufgnade wider bessern Wissens (oder Wissen Könnens) vorenthalte, möchte ich mich dafür lieber auch nicht verantworten müssen vielleicht trifft darauf auch im übertragenen Sinne Lukas 17, 1-2 zu: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Trotzdem bleibt die Frage natürlich berechtigt: liebt Gott ungetaufte Kinder (und Erwachsene) weniger als getaufte? Vermutlich ist diese Frage in der Form kaum befriedigend zu beantworten, jedenfalls dann nicht, wenn ich die Entscheidung Kindstaufe ja oder nein davon abhängig mache. Denn letztlich ist die Taufe ein Sakrament und in diesem Sinne ist klar: sie bewirkt eine Änderung, die ohne die Taufe nicht stattfinden würde. Die Taufgnade, die uns befähigt heilig zu werden, erhalte ich also in der Taufe und nur dort, und ein ungetaufter Mensch hat eben diese nicht erhalten. Trotzdem bleibt auch dem Ungetauften der Weg zum Heil nicht vollends verschlossen, wie in Lumen Gentium geschrieben steht: „Wer das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluss der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen“ (LG 16). Gott liebt also auch Ungetaufte, aber warum sollte ich dem Kind Steine in Weg legen und ihm die Gnade nicht zugestehen, ihm den Weg ins Paradies quasi beschleunigen? Die Antwort, dass Gott auch Ungetaufte liebt, darf also nicht zur Beantwortung der Frage, ob ich mein Kind taufen lassen soll, herangezogen werden.
Zu guter letzt, da ich vor kurzem aus einer baptistischen Sicht und von einem Zeugen Jehovas so was gehört habe: Jesus sei doch auch erst als Erwachsener getauft worden und habe die Kinder gesegnet und nicht getauft. Bei diesem Argument bleibt mir regelmäßig die Spucke weg: biblisches Halbwissen souverän vorgetragen. Richtig ist, dass Jesus als Erwachsener getauft wurde und Kinder gesegnet (und nicht getauft) hat, die Konsequenz einer Ablehnung der Kindertaufe ist dabei aber abenteuerlich: denn im neuen Testament kommt die Taufe nur an zwei wesentlichen Stellen vor: bei Johannes dem Täufer (Matthäus 3, 13-17; Markus 1, 9-11; Lukas 3, 21-22) und in dem Taufauftrag Jesu (Matthäus 28, 19). Natürlich hat Johannes Jesus erst als Erwachsenen getauft, vorher gab es diese Art der Taufe überhaupt nicht (und beschnitten wurde Jesus übrigens schon als Kleinkind). Dabei hat diese Taufe auch noch eine andere Qualität hat als die von Christus gestiftete Taufe die noch heute gilt: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Mit anderen Worten: nach seinen eigenen Maßgaben ist Jesus aus weltlicher Sicht gar nicht getauft worden, und er hat auch nicht getauft (Johannes 4, 1-2). Wenn schon, könnte man darüber die Taufe an sich in Frage stellen, wenn Jesus nicht den Auftrag gegeben hätte: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Wohin führt das im Fazit? Zu meinem Plädoyer für die Taufe im Allgemeinen und für die Kindertaufe im Besonderen. Und zu Unverständnis, wenn christliche Eltern ihre Kinder nicht taufen lassen wollen eine Entscheidung, die nur aus Unkenntnis oder noch schlimmer Bequemlichkeit getroffen werden kann. Die Taufgnade seinem Kind zu verwehren sollte eigentlich für jeden Christen eine Misshandlung darstellen, als ob man ihm Nahrung verweigerte mit dem Argument, man solle das Kind entscheiden lassen, was es essen wolle!