In meinen letzten beiden Einträgen ging es schon mal um die Liebe und die Ehe, wobei die Ehe als Sakrament und nicht im zivilrechtlichen Sinne gemeint war. Während der erste Beitrag sich eher mit den theologischen bzw. kirchenrechtlichen Aspekten von Scheidung und Wiederverheiratung befasst hat (Die Ehe – unauflöslich?) war es mir ein Bedürfnis in einem weiteren Artikel über die einer Ehe zugrundeliegenden Liebe zu schreiben (Liebe ist
). Mit dieser Liebe, einer Mischung aus Agape und Eros, die auf den anderen hin gerichtet ist, das Wohl des anderen und nicht den eigenen Vorteil oder die eigenen Ziele verfolgt, eine Liebe, die nicht nur Gefühl sondern eine tägliche Entscheidung für den anderen ist, sollten die besten Voraussetzungen für eine Ehe gelegt sein
aber natürlich ist das kein Garant dafür, dass eine Ehe auch ein Leben lang hält. Und Garantien kann niemand abgeben, wenngleich ich behaupten möchte, dass wenn beide das gleiche Verständnis dieser Liebe haben und diese unter den Schutz des Ehesakramentes stellen, eigentlich nichts schief gehen sollte
eigentlich!
Aber man kann natürlich schon etwas tun, damit eine Ehe erst gar nicht in die Richtung rutscht, dass sich die Frage einer Trennung stellt. Und dazu hätte ich eine Reihe von Vorschlägen zu machen. Bevor nun jemand nach meinen Erfahrungen fragt: ich bin zwar verheiratet, aber noch nicht allzu lange, ich kann also kein Patentrezept für eine 30-jährige Ehe abgeben. Aber einige Dinge erscheinen mir logisch, andere zwingend, und natürlich kann man auch aus Erfahrungen anderer Menschen lernen, die lange verheiratet sind und sich offenbar noch immer lieben wie am ersten Tag (nicht zu verwechseln mit verliebt sein obschon man sich auch dieses Gefühl bewahren kann). Vor Augen habe ich ein älteres Ehepaar aus unserer Gemeinde, das ich persönlich gar nicht kenne, von dem ich darum auch nicht sagen kann, welches ihr Geheimrezept ist, aber: wenn man diese beiden, die dem Alter nach gut eine Goldene Hochzeit haben feiern können, sieht, wie sie gemeinsam, langsam und bedächtig, sich gegenseitig bei den schweren Türen helfend, in die Kirche gehen, demütig zur Kommunion treten, sich an der Hand haltend und anlächelnd dann bin ich sicher, dass die ein paar der Dinge, die ich aufführen möchte bewusst oder unbewusst beherzigen!
Das gemeinsame Gebet zur Regel machen
Solange man zusammen beten kann, wird man sich nicht trennen ist eine Formulierung, die ich mal von einem Priester gehört habe. Das hat zwei Komponenten: wenn ich mich nicht mehr dazu durchringen kann, gemeinsam mit dem anderen zu beten, ist höchste Gefahr im Verzug! Gemeint ist aber ein anderes: das gemeinsame Gebet erlaubt einen Blick in die Seele des Partners, so wie wir im Gebet auch Gott Einblick gewähren (wenn der auch diesen Einblick immer schon hat). Ein Gebet vor dem Abendessen oder gemeinsam mit den Kindern, in denen man auch den Tag Revue passieren lässt und Gott für diesen Tag dankt das ist ein Ritual, dass ich nicht mehr missen möchte!
Das eigene Gebetsleben pflegen
Auch das persönliche Gespräch mit Gott ist wichtig und die eigene Ehe als wesentlicher Bestandteil des Lebens sollte dort immer ein Thema sein. Es gibt eine Vielzahl an Stellen in den Evangelien, in denen berichtet wird, dass Jesus einen ruhigen Ort aufsuchte um zu beten und wir glauben doch nicht im Ernst, das im Gegensatz zu Jesus nicht nötig zu haben? Und das gilt ganz generell und im Besonderen auch für Probleme und Entscheidungen in der Ehe! Stellen Sie Ihre Ehe jeden Tag neu unter den Schutz Gottes er wird sich Ihren Bitten kaum entziehen!
Die geistliche Leitung oder Begleitung
Lassen Sie doch ihre Ehe durch einen oder mehrere Priester begleiten. Es schadet sicher nicht, wenn Sie einen Priester finden, der für Sie und ihren Ehepartner betet und auch wenn Priester nicht verheiratet sind: durch ihre Begleitung vieler Ehepaare haben sie oft einen viel größeren Erfahrungsschatz als man gemeinhin glaubt. Angebote dazu gibt es in vielen Gemeinden oder auch von Orden, die sich um die Familienarbeit kümmern. Ratschläge und Hinweise von Priestern sind das kann ich aus tiefstem Herzen sagen Gold wert (und im Gegensatz zu einem Paartherapeuten auch noch kostenlos!)
Warum nicht auch in der Ehe weiterbilden?
Im unserem Beruf suchen wir die Herausforderung und um ihr gewachsen zu sein, versuchen wir uns weiter zu bilden: durch entsprechende Literatur oder Seminare etc. Und wir glauben wirklich für die immer neuen Herausforderungen einer Ehe einfach so immer gerüstet zu sein? Also, ran an die Bücher, bspw. von Stacy und John Eldredge (die Bücher habe ich alle gelesen und kann sie nur empfehlen), und ran an Seminare für Eheleute. Solche Ehetage sind nicht nur was für Paare mit expliziten Problemen sonder auch zur Prophylaxe bestens geeignet. Die Veranstaltungen von Liebe Leben beispielsweise kann ich wärmstens empfehlen, zumal sie auch von Priestern begleitet werden. Wer solch eine Unterstützung (durch Priester und geschulte Laien) nicht in Anspruch nimmt, weiß nicht, was er verpasst und hat im Falle einer Trennung in der Tat noch nicht alles versucht!
Zeit füreinander nehmen
Eine Stunde am Tag, ein Abend in der Woche, ein Tag im Monat, ein Wochenende im Jahr
so ungefähr sollte wohl die Faustregel gelten, die sich ein Ehepaar für sich (ohne Störung durch Fernseher oder andere Aktivitäten, ohne das Kümmern um Kinder, Eltern oder andere) nehmen sollte. Okay, das ist nicht immer zu machen: meine Frau und ich haben einen sieben Monate alten Jungen, der lässt das nicht immer zu (obwohl er uns schon sehr viel Freiraum gönnt, wenn ich das mit anderen Eltern und Kindern vergleiche) aber die Faustregel gilt trotzdem. Oder umgekehrt: wie soll denn eine Ehe funktionieren, in der man die Zeiten, in denen man alleine ist nur noch vor dem Fernseher und von mir aus beim gemeinsamen Spiel und Sport verbringt?
Dem anderen vertrauen
Sie [die Liebe] erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand (1. Korinther 13, 7). Wie könnte man die Einstellung besser beschreiben, die ich hier meine. Wenn der Partner weint, dann setzt er das Weinen nicht als Waffe ein, wenn der Partner müde ist, dann weil er zu viel gearbeitet hat oder anderweitig belastet ist fragen Sie ruhig nach den Gründen, vielleicht können Sie helfen, aber vermuten sie niemals NIEMALS einen falschen Beweggrund. Birgt das ein Risiko? Ja sicher, aber wer hat denn gesagt, eine Ehe sei einfach? Ich glaube in einem Buch von John Eldrege (hatte ich ja schon erwähnt, sowieso für Männer eine wunderbare christliche Quelle, auch als Freikirchler) habe ich mal gelesen (nur sinngemäß, ich müsste suchen, um die Stelle zu finden): Wieso lasse ich mich darauf ein, meiner Frau zu vertrauen, wieso kümmere ich mich um sie, wann immer es ihr schlecht geht, egal wie es mir geht, warum bin ich immer für sie da auch mit dem Risiko, dass sie mal nicht für mich da sein könnte? Warum? Weil ich so ein Mann sein will!
Dem anderen vergeben
Gehören Sie zu den Menschen, die nie einen Fehler machen? Glück gehabt, aber vergeben Sie Ihrem Partner trotzdem seine Fehler. Punkt! Ausrufezeichen!! Immer!!! Alles!!!! Nein, keine Ausnahmen!!!!! (Zum zugehörigen Risiko lesen Sie bei Dem anderen vertrauen)
Last but not least: Ich liebe Dich!
Es gibt ja Menschen, die das für übertrieben halten, aber ich glaube, diese drei Worte sollten die häufigste Wortfolge in einer Ehe sein, weit vor Bis heute Abend!, Was gibts zu essen? oder „Gute Nacht!“ zusammengenommen. Gerade wir Männer neigen zur Ansicht, dass die Ehefrau doch wissen müsste, dass wir sie lieben, schließlich haben wir sie ja geheiratet und kommen jeden Tag nach Hause! Im Ernst: sagen Sie es und meinen Sie es! Es macht sicher nichts, es einmal zu viel zu sagen, aber hoffentlich sagen Sie es nicht das entscheidende mal zu wenig! Und noch ein Tipp an die Männer (ich glaube, wir haben in dem Feld die meisten Schwächen): machen Sie Ihrer Frau Komplimente! Was sie tut, tut sie auch für Sie, da ist ein Dank und ein Kompliment immer angebracht.
Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster: Sind Sie gemeinsam mit ihrem Ehepartner in der Lage, diese Vorschläge einzuhalten? Dann wird die Ehe auch weiter halten! Haben Sie Schwierigkeiten, die Ratschläge zu befolgen? Dann sollten Sie anfangen daran zu arbeiten!
Zu guter letzt, weil er so schön ist, noch ein Ratschlag, den ich mal von einem Priester an einen Mann, der in Trennung von seiner Frau lebte gehört habe:
Priester: Lieben Sie Ihre Frau?
Mann: Ich weiß nicht.
Priester: Dann sollten sie noch heute damit anfangen!