In den Medien, katholischen, sogenannten katholischen und offen antikatholischen wimmelt es dieser Tage noch von Rückbetrachtungen auf den viertägigen Papstbesuch im vergangenen Monat. Da stellt sich die Frage: braucht es noch einen Rückblick mehr, und braucht es den unbedingt in diesem Blog? Nein, notwendig ist das nicht, und wer sich in den vergangenen Tagen schon sattgelesen hat, darf hier auch gerne zu lesen aufhören, da bin ich nicht beleidigt. Vielleicht ist aber ein persönlicher Rückblick doch für den einen oder anderen interessant?
Vielleicht ist es gut, den Rückblick aufzuteilen: die Phase vor dem Besuch des Papstes, den Papstbesuch selber und schließlich die letzten 2 Wochen seit dem Besuch
Der Papstbesuch: die Vorbereitung
Niemand kann in unserer Republik sagen, der Papstbesuch sei gänzlich an ihm vorbeigegangen. Kirchenvertreter, Medien, Politik, alle haben Sie im Vorfeld etwas zum Besuch zu sagen gehabt, insbesondere Erwartungen formuliert, die der Papst doch bitte erfüllen solle, damit man seinen Besuch als Erfolg werten könne. Da waren sie also wieder, sattsam bekannte Themen, zu denen sich die Kirche schon seit langem geäußert hat, deren Beantwortung eine Gesellschaft des Relativismus und der mangelnden Demut nicht in der Lage ist zu akzeptieren. Also alles wieder auf den Tisch: Frauenpriestertum, Ökumenische Anforderungen wie das gemeinsame Abendmahl, Zulassung von verheirateten viri probati zum Priestertum, Aufhebung des Zölibats, der Umgang der Kirche mit Homosexuellen und anderen abweichenden sexuellen Orientierungen, Abtreibung, Verhütung und künstliche Befruchtung die Liste ist so alt wie endlos. Und die Liste stellt eine ebenso einfache wie offenbar erfolgreiche Trickkiste dar: wenn ich die Erwartung an den Papst so hochschraube, dass ich sichergehen kann, sie nicht erfüllt zu sehen, weiß ich schon im vorhinein, dass ich enttäuscht werde. Trommelfeuer aus atheistischen Ecken wie denen der Linken, Kritik an der Rede des Papstes im Bundestag (um die sich der Papst nicht bemüht hat, dessen Einladung er aber auch nicht ausschlagen konnte, so er denn seinen Evangelisierungsauftrag erfüllen will) taten ihr übriges: die Bevölkerung war vorbereitet, dass ein alter Mann mit verstaubten Ansichten käme um die Demokratie in Deutschland zu schwächen und mit dem Ziel, über kurz oder lang wieder einen Kirchenstaat auszurufen. So weit so bekannt und so unpersönlich! Denn was mich selbst angeht, habe ich dieses sturmreif schießen natürlich mitbekommen, aber es hat nichts an meiner Verbundenheit zum Papst geändert. Vielleicht gibt es noch mehr Menschen als ich, bei denen eher das Gegenteil eingetreten ist: die Verbundenheit mit unserem heiligen Vater, der in seinem Alter die Strapazen auf sich nimmt, unser Land zu besuchen, wohlwissend, welche Kritik und teilweisen Beleidigungen ihm hier entgegenschlagen würden, hat sich nur noch gesteigert. Noch kritischer als bisher beobachte ich seither unsere Medien und Politiker, wie auch das eine oder andere Kirchengremium bzw. dessen Vertreter, die in weitem Maße die hässliche Fratze der gleichgeschalteten Medienlandschaft und Politik gezeigt haben, die nach außen hin Toleranz predigen, aber nicht in der Lage sind, abweichende Meinungen auch nur anzuhören, geschweige denn, ihnen den gebührenden Raum in der Berichterstattung einzuräumen. Das ist es, was unsere Demokratie schädigt. Ganz abgesehen davon, dass ich es für mich persönlich bedenklich halte, wenn ich Volksvertreter mit der Lupe suchen muss, die auch nur in der Lage sind, fair mit den Überzeugungen der Kirche, des Papstes und damit letztlich meinen Überzeugungen umzugehen! Was kirchen- und papsttreuen Gläubigen da entgegengeschlagen ist, müsste einen zum Auswandern bewegen, wenn man denn in anderen Ländern besseres erwarten würde.
Der Papstbesuch: ein Segen für die Kirche und unser Land
Was für ein Kontrast, wenn man dann den Papst in Deutschland durch Anwesenheit oder in katholischen Medien erleben durfte. Petrus der Fels war hier und hat allen Zielgruppen, mit denen er zusammengetroffen ist, eine Botschaft hinterlassen. Wenn man so will hat er nicht Erwartungen erfüllt (die nicht erfüllbar sind) sondern die Erwartungen Gottes weiter gereicht, die wir alle zu erfüllen haben. Das Zusammenspiel Kirche Gesellschaft ist damit wieder vom Kopf auf die Füße gestellt: nicht die Gesellschaft (Politik, Medien, Laienvertreter) formulieren Anforderungen an unsere Mutter Kirche sondern die Kirche, als von Christus gegründete Vertreterin Gottes, formuliert vom Heiligen Geist beseelt die Anforderungen an eine in weiten Teilen aus den Fugen geratene Welt, die es ermöglichen, wieder zurückzukehren zum Vater. Das tut sie nicht aus Eigeninteressen, da könnten sich Papst und Kirche einfachere Wege wählen, sondern um der Wahrheit willen.
Mir scheint, so schlägt es mir aus persönlichen Gesprächen und auch aus vereinzelten Berichterstattungen entgegen: die Botschaft ist angekommen! Ein Parlament ist nicht dazu da, das Wahre und Gute zu definieren und den demokratischen Strömungen anzupassen, es ist dazu da, dieses Wahre und Gute zu schützen. Die Ökumene ist nicht für einem Zusammenschluss von kirchlichen Richtungen auf Kompromissebene und ohne Rücksicht auf die von Christus geoffenbarte Wahrheit da, sondern dazu, dem Ringen um die Wahrheit Ausdruck zu verleihen, die Gemeinsamkeiten ohne Leugnung der Unterschiede zu nutzen um der Welt so den Glauben nahezubringen, der unverwässert zu verkünden ist. Laienvertreter, Priester und Bischöfe sind nicht dazu da, Forderungen an die Kirche zu stellen und sich eine eigene Wahrheit aus Versatzstücken des Evangeliums und des Zeitgeistes zu zimmern, sondern dazu, das Evangelium zu verkünden und es in Gänze zu verkünden. Sollte dieser Rollenwechsel gelingen (Zweifel sind angebracht, aber Gott ist auf der Seite der Kirche), kann auch die katholische Kirche in Deutschland geeint werden und bleiben. Gelingt dies nicht, so steht eine Spaltung wie sie mit unterschiedlichen Intentionen immer wieder kolportiert wird in der Tat zu befürchten. Und umgekehrt ist der Papstbesuch ein Segen auch insofern, als dass wir alle, ob Laien oder Priester, Diakone und Bischöfe, nicht mehr an seinen Äußerungen vorbeikommen ohne uns in offenen Widerspruch zum Heiligen Vater zu setzen.
Der Papstbesuch: die Ruhe nach dem Sturm!
Was zu erwarten war, ist natürlich eingetreten: allenthalben zeigt man sich enttäuscht über den Papstbesuch: immer noch keine Frauen als Priester, Priester dürfen noch immer nicht heiraten, Kondome sind weiterhin nicht erlaubt etc.pp. Ansonsten scheint mir aber eine gespenstische Ruhe einzukehren: vielleicht und hoffentlich aus Respekt vor den Worten des Papstes, um nicht allzu schnell Konsequenzen zu ziehen. So mag bspw. die Frage, inwieweit mit Entweltlichung der Kirche auch der Abschied von der Kirchensteuer gemeint sein könnte, einer eingehenderen Betrachtung zu bedürfen, als dass man schnell zur Tat schreiten könnte. Gespenstisch ist die Ruhe aber deshalb, weil man auch die Befürchtung haben kann, man wolle an allen angesprochenen Stellen nach dem erhebenden Besuch des Papstes nun direkt zur Tagesordnung übergehen. Dann wäre der Besuch des Heiligen Vaters nicht viel mehr als ein zwar wohliges aber doch nur kurzes Strohfeuer gewesen und wir Katholiken müssten uns weiterhin darauf einstellen, dass sich das Klima um uns herum, in der Kirche wie in der Welt, weiter abkühlt. Wir alle können natürlich, im Rahmen unserer jeweiligen Möglichkeiten, etwas dazu beitragen, dass das nicht passiert, aber es braucht weiter einen langen Atem. Die Fragen, die ich mir dabei stelle, sind bspw.: welchen Einfluss werden die Inhalte der Ansprachen des Papstes auf den Dialogprozess innerhalb der Kirche haben, der letztens gestartet ist? Wie sollten sich zukünftig katholische Politiker verhalten, die ihrem Glauben treu bleiben wollen (und wie beurteile ich als Wähler das Verhalten von Politikern im Licht der Papstworte)? Und natürlich: welchen Einfluss haben die Worte des Papstes auf mich selber, auf meinen Umgang mit dem Glauben, von dessen Krise der Papst gesprochen hat, und damit auch im Umgang mit meinem Nächsten, innerhalb und außerhalb der Kirche? Wir alle sind angesprochen, uns einen Reim auf das zu machen, was der Papst uns bei seinem Besuch hinterlassen hat. Niemand muss direkt eine Antwort geben können, aber wir alle dürfen die Chancen, die sich mit den aufrüttelnden Worten verbinden, nicht ungenutzt verstreichen lassen!
Zu guter letzt
wird auch viel darüber spekuliert, ob Papst Benedikt in seiner Amtszeit wohl noch mal zu einem Besuch nach Deutschland kommt? Als sein Heimatland wird er ja vielleicht noch mal in einem eher privaten (wie privat das beim Papst sein kann) zu Besuch sein, aber es darf bezweifelt werden, dass er erneut unser Land besucht, schließlich warten auch andere Länder auf seine Stärkung und wir können uns glücklich schätzen, dass er uns in der bisherigen Amtszeit bereits dreimal besucht hat. Wie dem auch sei: wünschen und dafür beten darf man ja! Ich selbst habe ihn ungern wieder gehen lassen, sind seine Worte doch so voller Liebe und Weisheit gewesen, wie man sie heute selten hört. Es ist wie mit einem lieben Besuch, den man lieber noch länger bei sich behalten hätte, bei dem man weiß, dass man sich irgendwann trennen muss, aber sich innerlich doch verbunden bleibt und den man nur weinenden Auges gehen lässt. Das soll kein Nachruf auf den Papst sein, aber wir hatten seine Besuche nötig, und hätten ihn gerne noch hier behalten.
Gott segne unseren Heiligen Vater und schenke ihm ein langes Leben, Gesundheit, stärke seinen Glauben und seine Schaffenskraft … und schenke uns allen, dass wir von seiner Weisheit und seiner Glaubensstärke profitieren dürfen!