Nun ist der Streit um den Weltbildverlag also auch bei den Mitarbeitern angekommen. Verständlich, dass sie sich um ihre Arbeitsplätze sorgen. Und umso unverständlicher wie die Gewerkschaft verdi derzeit das Thema ausschlachtet um Mitglieder zu gewinnen oder sich in den Medien präsent zu machen. Im Weltbild Verdi Infoblog ist nachzulesen, welche Aktionen angelaufen und geplant sind, um für die Gewerkschaft nicht zwingend für die Mitarbeiter möglich viel an Profilgewinn herauszuholen.
Skeptisch stimmen dabei Forderung wie die nach einem Zukunftstarifvertrag, der im Wesentlichen eine Garantie des derzeitigen Status Quo der Mitarbeiter festschreiben soll. Eine solche Garantie gäbe es im normalen Geschäftsverlauf natürlich nicht und so ist bei einem Verkauf ebenfalls nicht zu rechnen. Ein solcher Vertrag würde auch wie die ebengalls angekündigten Streiks zu einer Verschlechterung der Verhandlungsposition der Verkäufer, mithin der beteiligten deutschen Bistümer, führen. Dass man sich seitens verdi als Gegenargument auch der Befassung der Thematik durch pseudokatholische Internetseiten wie kreuz.net oder der Berichterstattung durch eine straff konservative Zeitung wie die Preußische Allgemeine beruft, zeigt an, auf welche Schlammschlacht mit unsachlichen Argumenten man sich vorzubereiten hat.
Dass (angeblich) bei der Betriebsversammlung vom Montag weder einer der eingeladenen Bischöfe hat blicken lassen noch ein kirchlicher Vertreter aus dem Aufsichtsrat, stimmt allerdings nachdenklich: solches Vorgehe ist man gewerkschaftsseitig eher von Unternehmervertretern bekannt, die die harte Linie fahren wollen. Ein solches Verhalten steht den Kirchenvertretern dagegen nicht gut zu Gesicht.
Natürlich, guter Rat ist teuer, wenn die Situation so verfahren ist, wie sie sich jetzt darstellt: die Beteiligungen der deutschen Bistümer an Weltbild und anderen Konzernunternehmen sind einigermaßen unübersichtlich, eine Kontrolle der Geschäftsführung hat das belegen wohl die Gründe für den Ausstieg der Bistümer aus dem Verlag nicht stattgefunden, Weltbild ist darüber zu einem wirtschaftlich erfolgreichen aber eben nicht katholischen Unternehmen geworden, die Entscheidung ist getroffen, den Verlag nicht umzudrehen sondern ihn zu verkaufen und jetzt steht man vor der Frage, wie man gerecht mit den betroffenen Mitarbeitern umgehen will oder besser muss!
Hier, wie an jeder Stelle ist doch die Frage, die sich die betroffenen Bischöfe stellen müssen: Was würde Jesus tun? Da hilft der Hinweis wenig, dass Jesus vermutlich gar nicht erst in diese Zwickmühle geraten wäre, sich nicht vom Mammon hätte abhängig machen lassen und in einem von ihm gesteuerten Unternehmen die in Rede stehenden Geschäftspraktiken nicht zur Anwendung gekommen wären! Das alles ist richtig, aber Geschichte und wenn heute die Kirche als Eigentümer von Weltbild im schlechten Licht dasteht und weltliche Mächte dieses schlechte Licht zu ihren Gunsten auszunutzen versuchen, kann uns Katholiken das auch nicht egal sein.
Daher mal ein theoretischer Vorschlag (theoretisch deshalb weil dieser Beitrag an berufener Stelle wohl kaum gelesen wird aber wer weiß?!): Wenn der Verlag sich nicht umdrehen lässt und ein Verkauf unausweichlich ist, wird uns (ich spreche bewusst von uns als Kirche und nicht von der Kirche oder den Bistümern nichts anderes übrig bleiben, als den Verlust, den die Mitarbeiter zu befürchten hätten, über einen Kaufpreisverlust zu bezahlen. Ja, das sind Kirchensteuergelder und in der Presse werden die Bischöfe auch dafür zerrissen werden. Aber nachdem sich die Mitarbeiter in der Vergangenheit auf die kirchliche Steuerung des Unternehmens haben berufen dürfen, sollten sie nun auch das Recht haben, nachdem diese Steuerung fehlgeschlagen ist, nicht schlechter gestellt zu werden, als sie es am normalen Arbeitsmarkt waren. Das wird Geld kosten, der Verkauf droht trotz erfolgreichem Produkt zu einem Verlustgeschäft zu werden, aber wenn wir Jesus ernst nehmen, der uns nicht verurteilt, uns aber deutlich auffordert, fortan nicht mehr zu sündigen, wird uns nichts anderes übrig bleiben als in diesen sauren Apfel zu beißen.
Eine Fortführung des Status Quo ist jedenfalls verständliche Sorge der Mitarbeiter hin, wirtschaftliche Verluste bei einem Verkauf her keine Option!