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Vertrauensbildende Maßnahmen

14. Dezember 2011 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Umfrage

In der Presse bin ich heute über einen Bericht gestolpert, der sich mit einer Analyse des Vertrauens der deutschen (und auch international) mit Wirtschaftsbereichen und Institutionen beschäftigt. Der sogenannte GfK Global Trust Report hat dazu im Herbst diesen Jahres rund 28.000 Interviews in insgesamt 25 Ländern durchgeführt. Gefragt wurde offenbar (die eigentliche Studie liegt mir nicht vor) nach dem Vertrauen in elf Institutionen und elf Branchen mit der Möglichkeit der Einordnung „vertraue ich voll und ganz“, „vertraue ich überwiegend“, „vertraue ich weniger“, „vertraue ich überhaupt nicht“. Als Institutionen wurden dabei Meinungen abgefragt u.a. zu Militär bzw. Armee, Medien, Kirche, Polizei, Justiz, Regierung, politische Parteien etc.

Und für die Kirche in Deutschland das Ergebnis: 40 % der Bürger halten die Kirchen für vertrauenswürdig (das heißt, sie beantworten die oben genannte Frage mit „vertraue ich voll und ganz“, „vertraue ich überwiegend“! Als ich die Zahl gelesen habe, dachte ich zuerst: und, ist das nun erwartungsgemäß, vergleichsweise viel oder wenig?

Von der Rangfolge liegen die Kirchen auf Rang 6, also im Mittelfeld. Das alleine hilft bei der Einordnung der Frage aber ebenfalls nicht weiter. Eher schon die Frage, wer denn im Ranking ganz oben steht, und das sind in Deutschland mit weitem Abstand die Polizei (85 %) und folgend Justiz und Gerichte (67 %) sowie Militär und Armee (62 %). Am unteren Ende der Skala finden sich in Deutschland die Regierung (29 %), Nichtregierungsorganisationen (27 %) und weit abgeschlagen politische Parteien (17 %) wieder.

Nun stellen sich bei der Analyse der Umfrage natürlich auch methodische Fragen, so z.B. ob man auch danach gefragt hat, in welchen Themengebieten die Institutionen Vertrauen genießen: dass bspw. die Kirchen bei der Verbrechensbekämpfung weniger Vertrauen genießen als die Polizei ist wohl unmittelbar einsichtig. Dass dagegen das Militär bei der Vermittlung von Lebenssinn eher hinter den Kirchen liegen dürfte, wäre auch kein Geheimnis. Wenn die Fragen also so neutral gestellt sind, muss man wohl davon ausgehen, dass in die Bewertung die Themen eingegangen sind, für die die jeweiligen Institutionen stehen.

Und dann ist das Bild der Kirchen allerdings dramatisch: wenn nur 40 % der Deutschen die Kirchen in – fassen wir es mal pauschal – Sinn-, Glaubens- und Moralfragen für vertrauenswürdig halten (wohlgemerkt, es geht nicht darum, dass man den Kirchen in den Antworten folgt, sondern nur, ob man ihnen in der Antwortvergabe vertraut, wobei sich das natürlich vermische kann), dann ist in der Tat etwas faul und tiefere Analyse tut not.

Nun müsste man, wenn man sich nur auf die Befragungsergebnisse beziehen will, auch noch mal fragen, wie denn die Überschneidungen innerhalb der Gruppen sind, also z.B. wie viele derjenigen, die der Polizei vertrauen bspw. der Regierung ebenfalls oder gerade nicht vertrauen? Wenn man dann betrachtet, welche parteiische und in Teilen unseriöse Rolle zum Beispiel die Medien bei der Berichterstattung über die Kirchen spielen, kann man sich leicht ausmalen, dass von den 45 % der Deutschen, die den Medien vertrauen ein erklecklicher Teil den Kirchen gerade nicht vertrauen.

Es hilft aber umgekehrt natürlich auch nichts, nach den Schuldigen außerhalb der Kirchen zu suchen, die es sicher auch geben wird. Es bleibt Fakt, dass man den Kirchen in ihren Themen offenbar nicht ausreichend vertraut, geschweige denn in Glaubens- und Moralfragen ihren Vorstellungen folgen wird. Geht es da den Kirchen vielleicht so, wie es einige Parteien von sich behaupten: haben wir ein Vermittlungsproblem?

Nun wissen wir den Heiligen Geist auf unserer Seite, wenn es darum geht, Zeugnis abzugeben. Und wir wissen, dass wir mit der Erlösung durch Jesus Christus DIE wichtige Botschaft für jeden Menschen im Gepäck haben, weshalb es hier nicht an Aufmerksamkeit fehlen dürfte. Wenn also die Unterstützung stimmt und die Botschaft entscheidend ist, und wenn man in Abzug bringt, dass es auch (den) Gegenspieler bei der Suche nach Sinn und Glauben gibt, dann bleibt die Frage: warum vertrauen uns (das heißt der Kirche) so wenig Menschen?

Ich habe mal den Satz gehört: „The greatest single cause of atheism in the world today is Christians who acknowledge Jesus with their lips and walk out the door and deny Him by their lifestyle. That is what an unbelieving world simply finds unbelievable.“ (stammt soweit ich weiß von Brennan Manning, was den Satz nicht ganz unkritisch erscheinen lässt, passt aber trotzdem sehr gut)

Vielleicht ist das der Grund – wir haben eine Botschaft, verhalten uns aber nicht so, als wir an sie glauben würden! Und diese Frage stellt sich dann uns:

Glauben wir, glaube ich eigentlich an das, was ich da erzähle, glaube ich an das, was ich mindestens jeden Sonntag in der Kirche feiere? Glaube ich, dass der unendlich große und unendlich mächtige Gott aus seiner unendlichen Liebe heraus Mensch geworden ist, ein Sklave und uns Menschen gleich, mit dem einzigen Ziel, uns und die ganze Welt zu erlösen? Glaube ich, dass Jesus Christus mich durch seinen Tod erlöst hat? Glaube ich, dass auf mich das Himmelreich wartet und ich jeden Tag meines Lebens neu die Entscheidung zwischen dem Guten und der Liebe und damit für Gott und das Himmelreich oder dem Bösen und der Sünde und damit für den Teufel und die Hölle entscheiden kann und muss? Glaube ich wirklich, dass sich der Tod Jesu in der Eucharistiefeier auf dem Altar Woche für Woche und Tag für Tag vollzieht, in meiner Gegenwart, geheimnisvoll vergegenwärtigt? Glauben ich, dass Jesus in den Tabernakeln unserer Kirchen auf meinen Besuch wartet, auf jeden Menschen, der sich ihm anvertrauen will und dem er helfen und ihn erlösen kann? Glaube ich, dass Gott uns alle liebt und uns die Kirche geschenkt hat, auch als fehlerhafte, menschenabhängige Institution, die uns auf dem Weg unseres Glaubens führt und die die Mächte der Finsternis nicht überwinden werden? Glaube ich, dass Jesus Christus bei mir ist, jetzt und jederzeit, bis zum Ende der Zeit?

Und selbst wenn ich zu alledem ohne Zweifel „ja“ sagen könnte (nicht nur aus dem theologischen Kopf heraus sondern aus tiefstem Herzen) stellt sich direkt die Frage: verhalte ich mich dann so, wie es Jesus Christus mir vorgeschlagen hat? Er hat uns ein Beispiel dafür gegeben, wie man denn als Mensch sein sollte, um sich ein Menschenleben lang darauf vorbereiten zu können, am Ende vor Gott zu stehen. Und nun kann man Jesus als Atheist vielleicht vorwerfen, dass er gar nicht Gott sei (wenn ich nicht an Gott glaube ist das ja logisch), ich kann ihm das auch als Jude oder Moslem nicht abnehmen und auch als Mensch der grundsätzlich an einen Gott glaubt. Aber eines kann man ihm in jeder Hinsicht nach den Berichten über sein Leben nicht vorwerfen: dass er nicht authentisch wäre! Er tut was er sagt, er sagt, was er tut! Er ist – wenn man so will – das größte Beispiel für Vertrauenswürdigkeit. Bestimmt haben ihn die Pharisäer nicht gemocht, aber selbst die haben ihn nicht angeklagt als einen, der sich an seinen Jüngern bereichert hat, sondern als einen, der einfach nicht aufhören wollte, das Evangelium zu verkünden und zu behaupten, der Messias, der Sohn Gottes, Gott selbst zu sein. Man glaubt ihm das entweder nicht und hält ihn deshalb für verrückt, oder es ist wahr!

Also, meine These: es fehlt an Glauben und es fehlt an Authentizität der Gläubigen und der Kirche! Und hier wird auch der Schlüssel liegen, wenn wir – die Mitglieder der Kirche und die Institution Kirche – wieder gehört werden wollen ohne großes und flächendeckendes Misstrauen!

Es ist natürlich leicht, erst mal wieder auf die Bischöfe zu zeigen und die institutionelle Seite zu zeigen: Der Umgang mit den Missbrauchsfällen, auch wenn von den Medien reißerisch und falsch dargestellt, war sicher nicht glücklich. Die Behandlung des Themas „Pius-Brüder“ zeigt kein einheitliches Bild. Der Umgang mit der Causa Weltbild verkommt langsam aber sicher zu einer Posse. Und dass Diakone, Kaplane, Pastoren, Bischöfe und der Vatikan bisweilen jeweils unterschiedliche Positionen in Glaubensfragen vertreten und kein gutes Haar am jeweils anderen lassen, angefeuert durch unterschiedliche Laiengrupperungen, ist in der Außenwirkung auch nicht gerade hilfreich. Als konservativer Katholik ist man immer wieder geneigt, die Beteiligten zur Ordnung zu rufen und einen Blick in Bibel, den Katechismus oder vatikanische Schreiben zu empfehlen: „Roma locuta, causa finita!“ Aber offenbar ist diese Art des Glaubensgehorsams der Mehrzahl der Priester und Laien zwischenzeitlich fremd geworden …

… jetzt habe ich mich doch tatsächlich auch am Fingerzeig auf „den Klerus“ beteiligt, wo doch klar sein sollte, dass der Fingerzeig auch in meine Richtung gehen sollte: stehe ich unter Freunden und Kollegen zu kirchlichen Lehraussagen? Kann ich eigentlich einer Kollegin oder einem Kollegen gegenüber argumentieren, warum die Pille nicht gottgemäß und Abtreibung Mord ist? Schaffe ich es, einem Freund von der Scheidung und Widerheirat abzuraten und finde ich dabei auch die richtigen Worte? Kann ich es aushalten, wenn am Stammtisch mal wieder zum Past-Bashing aufgerufen wird, dazwischen zu gehen und die Kugeln selbst abzufangen? Kenne ich die kirchlichen Positionen überhaupt ausreichend?

Ab Ende des nächsten Jahres hat der Papst das Jahr des Glaubens ausgerufen – der „Erfolg“ (wenn man es denn so nennen will) dieses Jahres wird sich auch daran ablesen lassen, wie sich die Kennzahl „Vertrauenswürdigkeit der Kirche“ im Zeitverlauf entwickelt. Und daran haben wir alle in dem uns gegebenen Umfeld, auch als Laie in kirchlichen Gremien, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, mit unserem Mitteln der Kommunukation und unserem täglichen Verhalten Anteil! Soll niemand sagen, für das Vertrauen in die Kirche seien nur die Bischöfe und Priester zuständig!

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Posted in: Allgemein Tagged: Gehorsam, Glauben, Jahr des Glaubens, Missbrauch, Vertrauen, Weltbild

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