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Er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer

18. Januar 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Oblinger

Eigentlich hatte ich geplant, mich in diesem Blog nicht politisch zu äußern, einmal weil mir das nicht der geeignete Rahmen erscheint und ich bei politischen Einschätzungen nicht mal ansatzweise nachweisen könnte, mich dabei „papsttreu“ zu äußern. Zum anderen erscheint mir Politik ein von allen Seiten derart schmutziges Geschäft, dass ich hier nicht die Lanze für die eine oder andere politische Richtung brechen möchte. Ab und an vermischt sich aber Kirchenleben und Politik auf eine Art, die mich dazu bringt, diese Selbstbeschränkung aufzubrechen. Vor diesem Hintergrund bitte ich diesen Beitrag zu lesen und – wenn politisch anders orientiert – gerne zu kommentieren oder zu kritisieren, es aber nicht unserer Mutter Kirche anzulasten, was ich schreibe.

Ich möchte aber gerne mit einer Glaubenssicht beginnen: ein gutes Beispiel dafür, was kirchlicherseits Demut und Gehorsam bedeutet, bietet derzeit ein Pfarrer aus der Diözese Augsburg. Wie er in der Augsburger Allgemeinen zitiert wird: „Selbstverständlich werde ich mich an die Weisungen der Diözese halten.“ Diese Selbstverständlichkeit mag deshalb verwundern, weil der Pfarrer in der gleichen Stellungnahme feststellt, dass der den Grundlagen dieser „Weisung“ deutlich widerspricht, er sich keiner Schuld bewusst ist. Ich komme gleich noch dazu, was da eigentlich passiert ist, möchte aber den Spannungsbogen gerne noch ein bisschen aufbauen.

Denn schließlich tut der Pfarrer hier genau das, was er in seinem Gehorsamsgelübde geschworen hat: er hört auf seinen Bischof, selbst dann, wenn er die Meinung nicht teilt. Das ist heute auf allen Ebenen der Kirche nicht mehr selbstverständlich: wenn man bedenkt, wie sich einzelne Bischöfe winden, dem Aufruf des Papstes zur „Entweltlichung“ zu entsprechen und sich darin überschlagen, den Heiligen Vater bewusst misszuverstehen, dass er doch wohl nicht gemeint haben könne, sich aus der Welt zurückzuziehen. Wie sehr sie sich zieren, sich vom unsäglichen Weltbild-Verlag zu trennen. Und wie sehr sie sich andererseits engagieren im „Dialogprozess“ mit schismatischen Kirchenkritikern, die mit immer gleichen Forderungen nach Frauenordination, Revision der Sexualmoral etc.pp. eine Glaubenskrise verstärken, als ob eine Diskussion über diese Themen der Wahrheit dienlich sein könnte. Und in gleicher Weise setzt sich das auf den tieferen Ebenen, bei Pfarrern wie bei Laiengremien fort.

In einer Version der „Litanei der christlichen Demut“, die besonders für Ordensleute gedacht ist, aber auch für Laien lesens- und betenswert steht dazu: „Dass ich meinen Vorgesetzten, auch bei Meinungsverschiedenheiten, die Boten Gottes sehe – gib mir dazu Deine große Demut und Deine große Liebe, o Jesus!“ (für Laien: mit „Vorgesetzten“ sind hier natürlich geistliche Vorgesetzte gemeint). Der besagte Pfarrer aus Augsburg hat sich das wohl zu Herzen genommen und folgt nun der Weisung seines Bischofs, ohne dessen Bewertung zu teilen. Was für ein Beispiel für uns!

Was ist nun passiert: der betreffende Priester, Pfarre der Gemeinde Ichenhausen, Georg Oblinger, hat in der Vergangenheit immer mal wieder Kolumnen in der „Jungen Freiheit“ veröffentlicht. Diese Zeitung wird im rechten politischen Spektrum angesiedelt und wurde zeitweise mal vom NRW-Verfassungsschutz beobachtete. Diese Beobachtung wurde zwischenzeitlich als rechtswidrig untersagt, was zu zwei Dingen führt: die Tatsache der Beobachtung gibt Gegnern ein Argumentationsmittel in die Hand, dass bei denen doch was faul sein muss. Befürworter sehen sich hingegen bestätigt, dass die Zeitung sich zwar konservativ und national orientiert positioniert, das alles aber auf dem Boden der Verfassung. Gegner aus dem linken Spektrum ficht das natürlich nicht an, kann man doch immer noch so argumentieren, dass „rechte Ideologie durch die Blume vermittelt“ werde, wie ein Rechtsextremismusforscher der Universität Augsburg zitiert wird. Gedankenkontrolle kann man eigentlich nicht besser fordern als so: sie sagen es nicht, aber sie meinen es, und deshalb sind sie zu verurteilen!

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat nun Oblinger untersagt, weiter in der Jungen Freiheit zu publizieren. Wie die Augsburger Allgemeine in ihrem Artikel richtig zusammenfasst, schrieb Oblinger in der Jungen Freiheit „gegen gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, die Pille und Abtreibung.“ Darüber hinaus zeigte er aber auch klare Kante hinsichtlich seiner Christus-, Kirchen- und Papsttreue und gegen Kirchenkritiker, die unsere Kirche lieber heute als morgen protestantisieren wollen. Die AA schreibt weiter:

„Wir brauchen eine Kirche, die eine ganz klare Meinung in der Öffentlichkeit vertritt“, sagt Oblinger. Bequemlichkeit dürfe kein Kriterium sein, Kirche müsse auch, wenn es notwendig ist, provokant sein.

Jetzt fragt sich, warum ihm verboten wurde, für die „Junge Freiheit“ und – wie man liest – auch für andere Publikationen zu schreiben? Ist es der ausgewiesen konservative Charakter der Zeitung? Anders gefragt: dürfte er auch nicht für die Welt, für Bild, Süddeutsche oder taz schreiben? Man muss dem Bericht entnehmen, dass es genau darum geht. Eine Zeitung steht im Feuer der (linken) Medienkritik, wird von aggressiven Linken immer wieder attackiert (zuletzt durch die Veröffentlichung von Kontaktdaten der Autoren auf linksextremen Seiten, initialisiert durch die Hacker-Organisation Anonymous) – da scheint schon die Autorenschaft unabhängig vom Inhalt der Beiträge politisch nicht mehr opportun zu sein! Wohlgemerkt, Oblinger schreibt nicht für ein rechtsextremes Szene-Hetzblatt für irgendwelche Rechtsterroristen, es ist eine Wochenzeitung, die nur dem linksorientierten Medientrend bislang widerstanden hat (und damit nebenbei bemerkt branchenuntypisch Auflagensteigerungen erzielt).

Oder sind es am Ende vielleicht doch die Inhalte, die den Bistumsvertretern aufstoßen und die sie nicht weiter veröffentlicht wissen möchten? Vielleicht sind es solche Zitate in der Jungen Freiheit, die man lieber nicht lesen möchte:

Papst Benedikt XVI. warnte kürzlich in seiner Freiburger Konzerthausrede vor den „kirchlichen Routiniers, die in ihr nur noch den Apparat sehen, ohne vom Glauben berührt zu sein“. Der Papst hat damit gezeigt, daß er bestens über die Lage der Kirche informiert ist, denn solche Kräfte sind in der katholischen Kirche in Deutschland tatsächlich am Werk. Sie sind gefährlich, denn sie wirken zerstörerisch. Sie wollen eine andere Kirche als jene, die Christus gestiftet hat. Diese Kräfte müssen unbedingt gestoppt werden, je eher, je besser.

Wer sich hier angesprochen fühlt, und das dürften sowohl unter Laien als auch unter Klerikern nicht wenige in Deutschland sein, der fühlt sich natürlich auch angegriffen, und wer dann auch noch politisch korrekt quasi einen Maulkorb „gegen rechts“ verfügen kann, nutzt die Gelegenheit gerne. Ich möchte das Thema auch nicht zu hoch aufhängen, aber wo es gerade heute im Tagesevangelium stand:

Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. (Markus 3, 2)

In der Reihe derjenigen, von denen hier gesprochen wird, möchte ich nicht stehen, was mich auch immer wieder mal daran hindert, mich kritisch zu Bischöfen zu äußern, denn so möchte ich Christus nicht gegenüber stehen:

Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz. (Markus 3, 5a)

Meine Hoffnung ist, dass all dies Bischof Zdarsa nicht bekannt ist und er „nur“ schlecht beraten wird von „Revolutionskräften“ innerhalb der Kirche, die eine andere Kirche wollen und ihre Pfründe schwinden sehen. Und meine Hoffnung liegt in Priestern, die sich trotz ungerechtfertigter Vorwürfe zwar hinter ihre eigene Meinung (und die der Kirche) aber auch hinter ihren Bischof stellen!

Nachtrag: hier der zugehörige Artikel der Webseite der Jungen Freiheit: http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M557a332cf38.0.html – hier wird Oblinger auch so wiedergegeben: „Der Gehorsam fange dort an, wo man anderer Meinung sei.“ – Wunderbar einfach und doch so richtig!

2. Nachtrag: http://kath.net/detail.php?id=34813

Anmerkung: Ich selbst bin regelmäßiger Leser der Jungen Freiheit, teile nicht alle Meinungen, die dort vertreten werden, zumal sie in Teilen auch sehr kirchenkritisch sind, freue mich aber über die Erweiterung des politischen Spektrums der Medienlandschaft. André Lichtschlag, Herausgeber des libertären Magazins „eigentümlich frei“ bezeichnete die Junge Freiheit in einem Gruß zum Zeitungsjubiläum auch mal als „katholischer als es der Rheinische Merkur je war“. Ich möchte jedenfalls nicht in einem Umfeld leben, in dem einem die Autorenschaft für oder das Lesen in einer solchen Zeitung, negative Konsequenzen einbringt!

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Posted in: Allgemein Tagged: Augsburger Allgemeine, Demut, Gehorsam, Junge Freiheit, Lichtschlag, Oblinger, Ungehorsam, Zdarsa

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