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Jesus lebt – und leidet!

10. April 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Osterlamm_1
Angeregt durch einen Artikel in der Tagespost von Ostern habe ich über den Film „Die Passion Christi“ nachgedacht, den ich zusammen mit meiner Frau seit einigen Jahren – quasi traditionell – zu Karfreitag anschaue. Wie in dem Artikel richtig beschrieben wird, scheiden sich an dem Film die Geister, einerseits wegen des Regisseurs, aber auch und vor allem wegen der exzessiven Gewaltdarstellung, die die Marter Christi in bis dahin – und seither – ungekannter Deutlichkeit zeigt. Dazu haben schon viele Gelehrte und weniger Gelehrte etwas geschrieben und so maße ich mir nicht an, hier das letzte Wort zu haben, möchte aber eine Facette zu dieser Diskussion hinzufügen.

In gewisser Weise unterscheiden sich die umfassenden Folterungs- und Kreuzigungsszenen des Films von denen der Geißelungsszenen. Die Schläge, die Jesus von den Tempelwächtern ertragen muss, die Demütigung der Dornenkrone durch die römischen Soldaten, die schweren Stürze unter dem Kreuz, die Kreuzigung selbst … all diese Szenen sind so eindringlich, dass sie ausgereicht hätten, diesen Film zu einem besonderen unter den Jesus-Filmen zu machen. So deutlich wie hier wird wohl in keinem Film gezeigt, was die Kreuzigung bedeutet. Und so deutlich wie hier wird wohl auch in keinem anderen Film deutlich, was es bedeutet, wenn Jesus von Veronika das Schweißtuch erhält (eine Szene, die nur der Tradition entspringt und die Mel Gibson dankenswerterweise in den Ablauf eingebaut hat). So deutlich wie hier wird wohl in keinem anderen Film deutlich, was das Gebet Jesu für seine Peiniger bedeutet. Man nimmt als „Zuschauer“ irgendwie innerlich Abstand von Rachegefühlen gegenüber den Römern und Pharisäern, die einen in einem Actionfilm wohl überkommen würden, und leidet fast körperlich mit und wünschte sich, so barmherzig mit seinen eigenen Gegnern und Feinden sein zu können.

Dagegen erscheint mir die Geißelungsszene als eher auf die Gewalt an sich fokussiert: kein Wort von Christus, nur das für den Zuschauer fast unverständliche „Wiederaufraffen“, nur um erneut gepeinigt zu werden. Nur Schmähungen seitens der Soldaten, grimmige Zufriedenheit der Pharisäer … und eben die unglaublich transparente Darstellung der Folterungen, die Jesus hat erleiden müssen. Da stellt sich die Frage: Hat es diese Darstellungen gebraucht? Wäre der Film schlechter ohne diese scheinbar nicht enden wollende Szene, an deren Ende man beinahe froh ist, wenn es dann „endlich“ zur Kreuzigung geht?

Nun, ich glaube, der Film braucht diese Szene: es braucht die Darstellung nicht nur der körperlichen Entmenschlichung Jesu („Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen.“ Jesaja 52, 14) sondern der geistlichen Entmenschlichung seiner Peiniger. Natürlich sind die in Großaufnahme dargestellten Wunden, das Reißen der Haut, der Grund, warum der Film eine Altersbeschränkung hat. Aber die Enthemmung der Soldaten, die – offenbar unter Alkohol – kein Maß mehr finden in ihrer Gewalt, die ausgeklügelte Organisation der ganzen Folterung (mit einem an einem Tisch sitzenden Aufseher) und das zustimmende Verhalten der Zuschauer, sind die eigentlichen Kontrapunkte dieser Darstellung. Wieso kommt von den Handelnden niemand auf den Gedanken, dass es schon lange genug gewesen sein sollte? Wieso schreitet erst kurz vor dem Tod ein römischer Offizier ein?

Mich erinnert das nicht zuletzt an Filme über das beinahe industrialisierte Vorgehen in den KZs und Gulags des 20. Jahrhunderts (und wie sie auch heute noch bestehen), aber auch an die alltäglichen Verbrechen, die wir heute erleben, wenn Menschen ihrem Schicksal überlassen werden, wenn man ihnen teilnahmslos anbieten will, sich doch selbst töten zu lassen (was als menschliche Form der Euthanasie verkauft wird), oder wenn man meint, ungeborene Menschen in einer Maschinerie dem Tod preisgeben zu können und das ganze als Maßnahmen der „reproduktiven Gesundheit“ verbrämen zu können. Glauben wir wirklich, dass, wenn es einen Gott gibt und dieser Gott jeden Menschen geschaffen hat und wenn dieser Gott die Liebe ist, dass ihn das unberührt lassen kann? Und neben diesen Unmenschlichkeiten sind es auch die vermeintlichen Kleinigkeiten, mit denen wir Christus Wunden beibringen, unsere alltäglichen Sünden und Unterlassungen, die sein Kreuz beschweren und ihm eine der vielen Wunden beibringt, die er ertragen musste.

Als Katholiken glauben wir, dass in der Eucharistie das Leiden und die Auferstehung jeweils vergegenwärtigt werden. Christus stirbt für uns und besiegt für uns Sünde und Tod, indem er Sünde und Tod mit sich auf das Kreuz trägt. Dann müssen wir auch glauben, dass Christus auch heute noch die Leiden erduldet, die er vor 2000 Jahren in Jerusalem erduldet hat, und dass wir mit unserem Tun Verantwortung dafür tragen.

Ich gebe zu, das sind alles „Karfreitagsgedanken“, die den österlichen Tagen nicht ganz gerecht werden. Und so endet der Film mit einer kurzen – wenn auch sehr gelungenen Darstellung – der Auferstehung. Leiden und der Tod sind nicht das Ende – das waren sie nicht für Christus und das sind sie nicht für uns! Aber der Gedanke, dass Erlösung über den Weg des Leidens führt, dass es kein „leidloses“ gelungenes Leben gibt, der Gedanke, dass Leiden Folge unserer menschlichen Verfehlungen sind, beginnend mit der Erbsünde, von der es Erlösung und Vergebung durch Christus selbst braucht … auch dieser Gedanke muss ein Teil der österlichen Gedanken sein. Losgelöst davon ist Ostern nur ein Frühlingsfest und haben die Osterhasen statt das Osterlamm das letzte Wort in der Geschichte.

Als Fazit glaube ich darum, dass die Darstellungen in dem Film notwendig sind – über die Detailtreue lässt sich streiten, aber ohne die Darstellungen in dem Film wäre die Geschichte Jesu nicht richtig filmisch verarbeitet. Jede Darstellung Jesu im Film bleibt für sich genommen unzureichend – wie sollte man all das, was Jesu Leben, Leiden und Auferstehung bedeutet auch in einem einzigen Film darstellen? – aber die von Mel Gibson gewählte Art ist ein Mosaikstein, der bislang noch gefehlt hatte. Es wäre wünschenswert, weitere Mosaiksteine zu ergänzen, um dem ganzen Bild nahezukommen … aber welche Produzent würde sich schon auf das Wagnis einlassen, die gesamte Bibel zu verfilmen?

Zu guter Letzt: vom seligen Papst Johannes Paul II. wird berichtet, er habe beim Schauen des Films gesagt „So war es!“. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen, aber eines ist auch sicher: wenn es so war, dann sollten wir es auch aushalten zu sehen – Durch seine Wunden sind wir geheilt (Jesaja 53, 5), da sollten wir doch zumindest den Blick auf seine Wunden ertragen können!

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Posted in: Allgemein Tagged: Erlösung, Die Passion Christi, Folter, Johannes Paul II, Mel Gibson, Osterlamm, Ostern

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