Ab und zu ist man als Christ, egal wie tief der Glaube reicht, in der Gefahr, ein wenig den Kontakt zu Gott zu verlieren verlieren ist dabei vermutlich schon zuviel gesagt, denn schließlich wird uns Gott niemals loslassen. Aber so wie man auch mit einem Menschen zusammen sein kann, der sich um einen bemüht, ohne selbst Kontakt zu ihm zu haben, so kann es auch mit Gott geschehen: Er ist da, er bemüht sich um mich, aber ich nehme ihn nicht wahr, weil . ja, warum eigentlich?
Vielleicht liegt einer der Gründe in einer gewissen Routine gepaart mit mangelndem Vertrauen?
Was meine ich: es kann ja sein, dass ich ein reges Gebetsleben habe, also zeitlich intensiv bete, auch regelmäßig, vielleicht zu festen Gebetszeiten (Laudes, Vesper, Komplet, Angelus, Tischgebete ) und so meinen Alltag durchdringe mit Gebet. Aber bin ich dann wirklich davon überzeugt, dass ich auch mit Gott spreche? Ist Gott in meinen eigenen Augen, nicht in seinen im Gebet wirklich anwesend? Ich habe letztlich in einem deutschen Lobpreislied den Satz gehört: Ich hab heut keine Lust zu beten, können wir nicht einfach reden? Wie passend, diese Frage zu stellen, wenn das Gebet vermeintlich nicht mehr funktioniert, ich nichts höre von meinem Gesprächspartner, der manchmal so weit weg erscheint den einen oder anderen in dem Fall vielleicht sogar der Zweifel überkommt, ob da überhaupt jemand ist, der zuhört? Die Routine im Gebet, die etwas anderes ist, als die notwendige Treue in Phasen der Trockenheit, kann also tatsächlich vom Glauben wegführen wenn gleichzeitig auch noch das Vertrauen fehlt!
In schwierigen Situationen, vor wichtigen Entscheidungen oder wenn ich glaube, mit einer Situation nicht (allein) klarzukommen, höre ich im Gebet oft die Frage (geht es eigentlich Vielen so, dass Gott mit ihnen über Fragen kommuniziert?): Vertraust Du mir? Diese Frage brauche ich, denn sie stellt mir genau das vor Augen, was mir dann fehlt: Vertrauen! Wenn ich doch an Gott glaube, wenn er die Liebe ist und alles für mein Seelenheil tun würde, sogar seinen einzigen Sohn hingegeben hat, damit niemand, der an ihn glaubt, zugrunde geht (vgl. heutiges Tagesevangelium, Johannes 3, 16) dann sollte ich ihm doch auch vertrauen, dass er mich durch schwere Zeiten führt?
Und so ist manchmal eine andere Frage wesentlicher: Weißt Du, dass Du mir vertrauen kannst?, oder um noch einen drauf zu packen: Habe ich Dein Vertrauen jemals enttäuscht? Also fragen wir uns: Hat Gott unser Vertrauen jemals enttäuscht? Die Kunst ist, auf diese Frage wie aus der Pistole geschossen mit Nein zu antworten! Das Nachdenken, in welchen Situationen Gott mich möglicherweise enttäuscht haben könnte (verbunden mit der Frage des gläubigen Katholiken, warum ich diese Situation dann falsch interpretiert habe, weil Gott mich ja eigentlich nie enttäuschen könnte), weist schon auf genau den Hintergrund seiner Frage hin: Weißt Du, bist Du in Deinem tiefsten Innern sicher und überzeugt, besteht für Dich kein Zweifel, dass Du mir vertrauen kannst?
Dieses Vertrauen nährt sich einerseits aus Erfahrungen, aber die sind fehleranfällig (Bislang war alles gut, aber wer weiß, wie es weitergeht?), denn es sollte sich eigentlich aus dem Glauben selbst nähren. Gott lässt mich nicht im Stich, niemals, auf gar keinen Fall! Ich kann ihm ohne Wenn und Aber, bedingungslos und in jeder noch so kritischen Situation meines Lebens vertrauen! DAS ist Glauben, und das ist es, worauf wir alle hin arbeiten: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. (Lukas 17, 6) Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein. (Matthäus 17, 20).
Wäre es nicht wunderbar, einen solchen Glauben zu haben? Ich kann leider nicht von mir behaupten, ihn in jedem Fall zu haben, ich arbeite daran und hoffe auf Gottes Gnade, dass er ihn mir schenkt und mir dabei hilft, dieses Geschenk auch freudig anzunehmen. Und mit diesem Gedanken, mit dieser Gewissheit über den Weg, lasse ich dann Gott hoffentlich auch nicht mehr los mein Gebet wird ein anderes sein, als das an einen entfernten Gott, von dem ich doch nicht hundertprozentig überzeugt bin, dass er meine Gebete hört! Ich werde wissen, dass Gott im Gebet und in jeder Situation meines Lebens bei mir ist, wie es auch ein Mensch ist, der neben mir steht, mit dem Unterschied, dass ein Mensch mich möglicherweise enttäuschen kann, Gott aber niemals!
Und: Vertrauen Sie Gott? Wissen Sie, dass Sie Gott vertrauen können? Wissen Sie, dass Gott Sie noch niemals enttäuscht hat?