Habe ich doch gestern in einer ruhigeren Phase des EM-Viertelfinalspiels in facebook vorbeigeschaut und konnte meinen Augen nicht trauen da versuchen doch ein paar Leute sowas wie einen shit-storm gegen die Deutsche Bahn loszutreten. Was ist geschehen verdoppelt die Bahn die Preise? Verbietet sie das Mitnehmen von Hunden und Katzen in der ersten Klasse? Geht man gar eine Zusammenarbeit mit der syrischen Staatsbahn ein? Nein, alles falsch, die Bahn tut, was ihre Aufgabe ist: sie befördert weiter Menschen ohne Ansehen der Person, des Geschlechts, der Staatsbürgerschaft, politischer Einstellung etc.
Und sie betreibt Marketing, und dazu gehört, ab und zu Sondertarife einzuräumen, die ihr betriebswirtschaftlich sinnvoll erscheinen. So kann man als Fußballfan in Sonderzügen günstiger zum Auswärtsspiel der eigenen Mannschaft reisen oder zu besonderen Events in fernen Städten das ist für die Bahn auch deshalb sinnvoll, weil sie damit Kunden gewinnt, die sonst vielleicht gar nicht auf den Gedanken gekommen wären, mit der Bahn zu fahren sondern wie immer Auto oder Flugzeug genommen hätten. Durch einen Sonderpreis angezogen, kann man erleben, dass eine Fahrt von sagen wir Köln nach Berlin eine wesentlich entspanntere Art zu Reisen ist als sich mit dem Auto in den Stau zu stellen oder zu versuchen, herauszufinden, welcher Flughafen in Berlin gerade geöffnet ist (sorry, lieber Berliner, dieser kleine Seitenhieb musste sein).
Jetzt aber stellt man ein Kontingent verbilligter Tickets für Teilnehmer des Marsches für das Leben, der am 22.09.2012 in Berlin stattfinden wird. Hoffentlich wieder mehr Menschen als in den jeweiligen Vorjahren werden sich aufmachen und Zeugnis geben dafür, dass auch ungeborene Menschen ein Recht auf Leben und auf Schutz vor Abtreibung haben, und (als weiterer Schwerpunkt) auch alte und kranke Menschen ein Recht haben, Teil dieser Gesellschaft zu sein und sich damit gegen Bestrebungen zur Legalisierung der Euthanasie in Europa einsetzt (man muss sich mal vorstellen, dass man nach den Erfahrungen im dritten Reich für sowas wieder demonstrieren muss). Diese Demonstration geht den Abtreibungsbefürwortern seit Jahren schon gegen den Strich und so kommt es immer wieder mal zu Zwischenfällen wie denen, dass man den Teilnehmern die weißen Kreuze, die sie zum Gedenken an Abtreibungsopfer durch die Straßen Berlins tragen, entreißen und in die Spree werfen (man könnte auch sagen, die Teilnehmer tätlich angreifen, sie bestehlen und ihr Eigentum zerstören). Daneben muss man sich als Teilnehmer in jedem Fall gefallen lassen, sich als homophob, faschistisch und patriarchalisch beschimpfen zu lassen, ewiggestrig, einem veralteten Weltbild verhaftet (siehe dazu auch das von mir im letzten Jahr geschossenes Foto, das ich als Titel dieses Beitrags verwendet habe).
Und diese Bande macht nun also Stimmung gegen die Bahn: sie unterstütze mit den Sondertickets eine verfassungsfeindliche Veranstaltung, die sich gegen die freiheitliche Grundordnung und gegen das Recht der Frauen auf Abtreibung richte. In diesen Vorwürfen ist so viel Unsinn drin, dass man sich Sorgen machen muss, dass diejenigen, die sie erheben ja auch wählen dürfen, dass ich sie einfach auch um mich selbst abreagieren zu können hier kurz auseinandernehmen möchte, jedenfalls ein paar von ihnen:
Lebensschützer sind homophob: Was Lebensschutz mit Homophobie zu tun hat, konnte mir bislang noch niemand erklären. Wahr ist natürlich, dass unter den Lebensschützern ein hoher Anteil von Christen aber auch Anhängern anderer Religionen sind, die sich für eine schöpfungsgemäße Sexualität einsetzen. Diese Einschätzung wiederum als homophob zu bezeichnen, spricht Bände über die Unkenntnis der christlichen Lehre zur Unterscheidung von Sünde und Sünder, könnte aber der Grund sein, warum man meint, die Lebensschützer mit Menschen in einen Topf werfen zu müssen, die Homosexuelle verfolgen und diskriminieren (was in Deutschland wohl kaum mehr vorkommt, werden doch jedes Jahr in jeder größeren Stadt die Straßen für den CSD gesperrt, soweit scheint die Homophobie doch nicht gediehen zu sein).
Lebensschützer sind patriarchalisch: Dieser Vorwurf entspringt wohl dem alten Denken, dass man sich als Mann aus dem Thema Abtreibung gefälligst rauszuhalten habe, da es doch um Körper und Leben der Frau geht, die schwanger ist und sie am Ende selbst entscheiden muss über Tod und Leben des ungeborenen Kindes und auch die Konsequenzen tragen muss. Zwischenzeitlich, nach einigen Jahren Emanzipation sollte auch in Kreisen der Abtreibungsbefürworter angekommen sein, dass man auch als Mann Verantwortung für die gezeugten Kinder übernimmt! Die Schwangerschaft selbst können Männer den Frauen natürlich nicht abnehmen (da können die Genderstrategen noch so zetern, die Natur ist einfach gegen sie), aber ansonsten gehört die Verantwortung für die Kinder zu den Selbstverständlichkeiten für Männer. Dazu gehört aber natürlich auch das ungeborene Kind, für das man Verantwortung trägt und so ist es wohl auch legitim, wenn man sich als Mann zum Schutz der Kinder einsetzt ganz abgesehen von dem eigentlich schlagenderen Argument, das aber unter Abtreibungsbefürwortern nicht viel Gehör finden wird, dass es egal ist, ob ich Mann oder Frau bin: zum tausendfachen, millionenfachen Mord an ungeborenen Menschen darf (!) niemand schweigen!
Lebensschützer sind Faschisten: Herrlicher Vorwurf, weil völlig sinnfrei! Wikipedia schreibt zur Faschismustheorie:
Faschismus kann definiert werden als eine Form des politischen Verhaltens, das gekennzeichnet ist durch eine obsessive Beschäftigung mit Niedergang, Demütigung oder Opferrolle einer Gemeinschaft und durch kompensatorische Kulte der Einheit, Stärke und Reinheit, wobei eine massenbasierte Partei von entschlossenen nationalistischen Aktivisten in unbequemer, aber effektiver Zusammenarbeit mit traditionellen Eliten demokratische Freiheiten aufgibt und mittels einer als erlösend verklärten Gewalt und ohne ethische oder gesetzliche Beschränkungen Ziele der inneren Säuberung und äußeren Expansion verfolgt.
(Robert O. Paxton: Anatomie des Faschismus)
Es gibt sicher auch noch andere Definitionen, aber diese scheint mir sprechend genug zu sein, um die Frage zu rechtfertigen: Haben sie denen ins Gehirn gesch – was soll denn Lebensschutz mit Faschismus zu tun haben? Die einzige Opferrolle, die Lebensschützer beklagen und für deren Rechte sie sich einsetzen sind ungeborene Menschen, Babys im Mutterleib, denen aus unterschiedlichsten Gründen das Recht zu leben verweigert werden soll. Irgendetwas völkisches daraus abzuleiten bezeugt wiederum nur die Zwanghaftigkeit im Denken der Lebensrechtsverweigerer. Nun ja, vermutlich aber ich habe einigen dieser selbsternannten Antifaschisten beim Marsch für das Leben zusehen dürfen, ich würde da keine intellektuellen Höchstleistungen erwarten ist der Vorwurf des Faschismus nur ein Totschlagargument, mit dem man den Diskurs mit den Lebensschützern ablehnt frei nach dem Motto: mit Nazis rede ich erst gar nicht!
Lebensschützer wenden sich gegen das Recht der Frau auf Abtreibung: Liebe Abtreibungsbefürworter, ganz langsam und zum mitlesen: es gibt in Deutschland kein Recht auf Abtreibung! Abtreibung ist in Deutschland im Gegenteil verboten! Allerdings bleibt Abtreibung unter bestimmten Bedingungen straffrei. Dem Gesetzgeber ist also im Grundsatz klar, dass seine Pflicht, die Bürger zu schützen sich auch auf ungeborene Babys bezieht (wie es das Bundesverfassungsgericht auch immer wieder erhärtet hat). Die Straffreiheit kommt also eigentlich nicht so zustande, dass man das mit dem Verbot nicht so genau nehmen will, sondern aus der sicher nachweisbaren Tatsache, dass Frauen, die ihr Kind abtreiben lassen, sich oft in einer Notlage befinden, für die sie keinen Ausweg sehen (und für die ihnen die Gesellschaft auch oft keinen Ausweg bietet), sie die Entscheidung zur Abtreibung also gegen das eigene Gewissen fällen und mit den physischen und psychischen Folgen der Abtreibung (man spricht auch vom Post-Abortion-Syndrom) selbst ein Leben lang zu kämpfen haben. Da muss man als Staat nicht auch noch strafend eingreifen (wenn man es schon nicht geschafft hat, der Frau zu helfen und sie vor psychischen wie handfestem Druck ihres Umfelds und der Gesellschaft zu schützen). Der Anspruch auf ein Recht auf Abtreibung zeigt, wie sehr dieser hehre Ansatz, den der Gesetzgeber hoffentlich gehabt hat, nach hinten losgegangen ist für den Mord am Kind im Mutterleib soll die darunter leidende Mutter nicht auch noch bestraft werden das ist das Gegenteil der Mein-Bauch-gehört-mir-Philosophie“ der Abtreibungsbefürworter. Es bleibt dabei: die Rechtsbrecher sind diejenigen, die abtreiben und Abtreibung fördern (und von Frauen teilweise fordern), nicht diejenigen, die sich für das Leben der vom Staat unzureichend geschützten Kinder einsetzen!
Nun bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Abtreibungsbefürworter nicht durchsetzen, wir können nur hoffen und beten, dass die Bahn vor diesem Mob mit seinen Scheinargumenten nicht einknickt es sei hier aus diesem Grund auf einen offenen Brief eines anderen Blogschreibers an den Bahnchef verwiesen, lesens- und unterstützenswert. Und ja, auch wenn es uns manchmal schwerfällt: beten wir nicht nur für die ungeborenen Kinder sondern auch für Mütter, die vor der Entscheidung stehen, ob sie das Kind bekommen wollen, beten wir auch für Mütter, die sich gegen das Kind entschieden haben, und beten wir auch für diejenigen, die uns da auf dem Marsch für das Leben beschimpfen – sie sind alles Gottes Geschöpfe und sie haben mal mindestens ein Recht: das Recht auf unser Gebet!
Und lassen wir doch das wirtschaftliche Kalkül der Bahn aufgehen: fahren wir mit der Bahn zum Marsch für das Leben wir sehen uns im ICE aus Köln nach Berlin!