Ab und zu schreibe ich hier im Blog Beiträge, die ein Ergebnis der mir selbst hochgehenden Hutschnur sind. Dazu gehört mit Sicherheit auch der letzte zur Frage der Sonderkonditionen der Bahn zum Marsch für das Leben und zur Kritik an Lebensschützern, wie sie ihnen in den Diskussionen zu diesem Thema und bei jeder entsprechenden Veranstaltung entgegen schlägt. Wie ich auch geschrieben habe, dienten meine Erläuterungen zu diesen Vorwürfen der Abtreibungsbefürworter auch dazu, mich selbst abreagieren zu können. So sind auch Tonfall und Wortwahl im Einzelfall zu verstehen sie sind Reaktion auf die anscheinende Selbstverständlichkeit, mit der man in manchen Kreisen über das Lebensrecht ungeborener Kinder hinwegzugehen scheint und die absurden Vorwürfe, die man den Schützern dieser Kinder macht, um sich nicht mit den Inhalten auseinandersetzen zu müssen.
Nun habe ich zu Hause den größten Fan meines Blogs sitzen, meine Frau, die mich für einzelne Beiträge immer mal wieder lobt, von der ich andererseits aber auch erwarten darf, dass sie mir auch ehrlich die Meinung sagt, wenn der Beitrag mal nicht so gelungen war. Am Samstag war es also wieder soweit, dem Lesen meines Beitrags folgte ein eher nachdenkliches Schweigen gefolgt von einer wohlmeinenden und vor allem bedenkenswerten Kritik in zwei Punkten: der Wortwahl und des darin zum Ausdruck kommenden Urteils über die von mir geschmähten Kritiker der Bahn und (vermeintlichen) Abtreibungsbefürworter.
Ja, die Wortwahl hat sich über den Beitrag entwickelt und hat sicher zum Ende den Stil persönlicher Angriffe angenommen, die ich sonst in meinen Blogbeiträgen zu vermeiden versuche. Als Christen sollten wir auch in diesem Punkt mit gutem Beispiel vorangehen und uns nicht zu unfairen Angriffen hinreißen lassen, auch wenn uns umgekehrt unfaire Angriffe treffen. Das hat so meine persönliche Sicht nicht nur damit zu tun, dass wir aufgefordert sind, auch die linke Wange hinzuhalten, wenn man uns auf die rechte schlägt, sondern damit, dass ich glaube, dass wir als gläubige Katholiken einfach die besseren Argumente haben und sie auch nutzen sollten: Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? (Römer 8, 31b) schreibt Paulus. Wir müssen also nicht Angst haben, mit unseren Argumenten zu unterliegen. Sie mögen nicht angenommen werden, aber die besseren sind sie dennoch und sie werden sicher nicht dadurch besser, dass wir sie in persönlich, ich möchte sagen, unflätige Angriffe verpackt. Das alles sind Gedanken, die man sich bestimmt machen muss, BEVOR man die Argumentationen formuliert, und die ich mir beim Schreiben und Veröffentlichen des letzten Beitrags nicht gemacht habe. Ohne dies rechtfertigen zu wollen, möchte ich aber doch kurz erläutern, dass ich den Beitrag aus dem Grund nicht anpasse, weil er auch deutlich macht (unter Ergänzung dieses Beitrags deutlich machen soll), wo die Grenzen unserer Kompromissbereitschaft als Christen liegen müssen. Wer mich ob meines Glaubens angreift, diesen Glauben vielleicht sogar verunglimpft, der darf damit rechnen, dass ich mich mit seiner Position auseinandersetze. Das Ermorden von Kindern im Mutterleib ist dagegen etwas, bei dem jedes Gewissen aufschreien muss und auch wenn das Gewissen hoffentlich nicht nur vom Gefühl abhängt, so hat ein schmerzendes Gewissen doch auch emotionale Wirkungen. Für jedes ermordete Kind haben auch wir als Christen Mitverantwortung, weil wir es nicht geschafft haben, es zu schützen: wir haben zuwenig argumentiert, wir waren nicht zur Stelle um zu helfen, wir haben die Rechte des Kindes (und auch der Frau, wenn sie mehr oder weniger unfreiwillig die Schwangerschaft abgebrochen hat) zuwenig verteidigt. Jeder einzelne von uns mag wenig Verantwortung tragen, aber als Kirche, als mystischer Leib Christi haben wir versagt wenn also meine Worte als Ausdruck auch der Hilflosigkeit gegenüber dem vieltausendfachen Tod ungeborener Kinder verstanden werden, so relativiert sich hoffentlich deren in Teilen ungeeignete Auswahl.
Bedeutender als die Frage der Wortwahl scheint mir aber die Frage nach der dahinter liegenden Mentalität, wie sie jedenfalls verstanden werden kann. Ist das nicht ein unbarmherziges Urteil gegen betroffene Frauen, Männer, Ärzte, Verwandte etc.? Wie man sich denken kann, ist das nicht so gemeint, kann aber so verstanden werden. Ich muss an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich davon überzeugt bin, dass der Umstand einer Abtreibung ein Beweis für das Wirken des Teufels in unserer Welt ist. Selbst Menschen, die das Abtreiben von Kindern freigeben wollen, lehnen doch wenn sie einigermaßen gesund sind den Mord an bereits geborenen Menschen ab, und was die Gesellschaft am meisten verabscheut ist die Gewalt gegen und der Mord an Kindern.
Wenn nun also in Umkehrung hierzu der Mord an ungeborenen Kindern legitimiert werden soll, so liegt offensichtlich eine Störung im Gewissen vor, eine innere Argumentation macht sich breit, die das Geschehen erklärbar und eben legitim machen soll. Der Teufel bedient sich unseres freien Willens, insofern ist der Begriff Opfer vielleicht nicht ganz korrekt gewählt, aber mit zunehmender spiritueller Heimatlosigkeit, mit zunehmendem physischen und psychischem Druck, bringt einen der Teufel eben doch dazu, Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun würde (wer regelmäßig zur Beichte geht, weiß das und kennt auch die Gnade, die Gott für uns hat). So glaube ich, dass auch Frauen, die abgetrieben haben, und den Schmerz darüber nicht nach außen zeigen, sich vielleicht sogar verhärten und ihr Tun als ihr gutes Recht deklarieren, in ihrem Inneren wissen, dass sie schuldig geworden sind. Sie sind so in der Tat Opfer Opfer einer Welt, die ihnen falsche Werte immer wieder vorexerziert und zu der ein zu frühes, zu spätes, überzähliges, nicht finanzierbares Kind nicht kompatibel ist. Sie brauchen also unsere Hilfe, unser Gebet und wo möglich unsere tatkräftige Unterstützung, letztlich ein Umfeld, dass ihnen klarmacht, dass sie und ihr Kind in der Welt erwünscht sind!
Genau so steht es wohl auch um Männer, die ihre Frauen oder Freundinnen zur Abtreibung raten oder gar (direkt oder indirekt) zwingen, die eine Abtreibung fordern, oder sie durch das Verlassen der schwangeren Frau fördern. Sind diese Männer von Grund auf böse? Die Art der Frage impliziert die Antwort: natürlich nicht! Aber auch sie bewerten das Kind als vermeidbares Übel, sind in Sorge, ob sie die Verantwortung für ein Kind übernehmen können, scheuen den Wechsel des Lebensstils, der doch von (auch sexueller) Freiheit geprägt sein soll, von Selbstverwirklichung oder Karriere dem stellt sich ein kleines, auf Hilfe der Eltern, auch des Vaters angewiesenen Kindes, vehement in den Weg. Wenn also auch bei ihnen zumindest vordergründig das Gewissen nicht anschlägt, liegt das sicher auch an deren Umfeld, vielleicht Eltern oder Freunden, die raten sich kein Kind anhängen zu lassen und auch diese Ratgeber haben wieder Gründe für ihre Worte, die einen Baustein zur Entscheidung zur Abtreibung bilden. Und wie die Frauen, so brauchen auch diese Männer unser Gebet und unsere tatkräftige Unterstützung, hier vor allem die Wertschätzung für den Mut, zu einer Frau und ihrem Kind zu stehen, auch wenn das eigene Leben ganz anders geplant war.
Und neben der Mutter und dem Vater und ihrem Umfeld von Eltern und Verwandten und Freunden sind auch noch andere beteiligt: eine Abtreibungsindustrie, die den Schwangerschaftsabbruch als legitimes medizinisches Mittel preist, Geld verdient mit der Not der Eltern getragen aber wieder von Menschen, Ärzten, Krankenschwestern, Verwaltungspersonal, Management etc. Auch sie geleitet durch eine Welt, die ihr Gewissen zu ersticken droht, die ihnen eingibt, mit ihrem Handeln tatsächlich Frauen und Familien zu helfen ein Trick des Teufels, den Mord an ungeborenen Kindern als Tat der Nächstenliebe zu kaschieren. Und es gibt sicher auch Menschen, die diese Tätigkeiten wegen des Geldes aufnehmen aber nachdem die sich sicher nicht zum Auftragsmörder machen lassen würden, muss auch hier eine Gewissensbeeinträchtigung vorangeschritten sein, die den Blick auf den wahren Inhalt ihres Berufes verstellt.
Dazu kommt eine Gesetzgebung, die sich der Freiheit (jedenfalls in dieser Hinsicht) der Menschen keine Grenzen zu ziehen in der Lage sieht vielleicht als Ausgleich für andere Freiheiten, die man nicht zugestehen mag. So werden Abtreibungen nicht nur aus dem Wunsch, leidende Frauen nicht auch noch zu bestrafen, straffrei gestellt sondern auch noch finanziert. Und auch hier: es ist keine anonyme Gesetzgebung, es sind Menschen, die hier tätig sind, die (hoffentlich) meinen, mit alldem etwas Gutes zu tun.
Kein Wunder also, wenn heute in vielen Fällen angenommen wird, dass die Abtreibung eine normale und private Angelegenheit wäre, in die sich andere nicht einmischen dürfen der Teufel hat ganze Arbeit geleistet und bringt uns immer wieder dazu, Dinge zu tun, auf die wir ein Anrecht zu haben glauben, die wir aber bei gut ausgebildetem Gewissen, oder auch nur, wenn wir intensiver darüber nachdenken, nicht nur aus Nützlichkeitserwägungen sondern mit einem Blick für das Spirituelle und Heilige, niemals tun würden. Wenn wir also als Christen aufgefordert sind, das Evangelium zu verkünden und damit eben nicht nur eine Schrift oder Lehre, sondern Jesus Christus, dann ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben, den verstellten Blick auf die Wahrheit in dem Fall eben auf die Wahrheit, dass bei einer Abtreibung ein wehrloser ungeborener Mensch getötet wird, die Wahrheit, dass die betroffenen Frauen ebenfalls als Opfer aus diesem Töten hervorgehen, die Wahrheit, dass in Wirklichkeit die ganze Gesellschaft unter den Abtreibungen (nicht weil wir weniger werden, sondern weil diese nicht geborenen Menschen als Individuen fehlen) und deren Folgewirkung der Verrohung leidet wieder freizuräumen!
Blogbeiträge wie mein letzter sind dazu nur bedingt geeignet, vielleicht aber ergibt sich in Kombination mit diesem Beitrag ein vollständigeres Bild, eine vollständigere Botschaft, eine die anklagt, aber nicht verurteilt, eine, die Alternativen anmahnt und aufzeigt, niemanden persönlich an den Pranger stellen will und doch einen menschenunwürdigen Missstand anprangert! Auf facebook gibt es eine wunderbare Gruppe Gebet für die Ungeborenen in der nicht nur zum Gebet für diese unschuldigen, noch nicht geborenen Menschen sondern auch für ihre Eltern und ihr Umfeld, die ganze Gesellschaft, aufgerufen wird, zu der wir ebenfalls gehören. Ein gutes Beispiel für das, was ich meine. Beten wir also für Kinder, ihre Mütter und Väter, deren Familien und Freunde und für uns, dass wir es gemeinsam schaffen, diesen Kindern zu ihrem Recht auf Leben zu verhelfen!
Und abschließend noch ein besonderer Dank an meine Frau, meinen größten Fan, für das regelmäßige Lesen und Verbreiten meiner Beiträge, auch für die konstruktive Kritik – dieser Blog wäre ohne Dich nicht das, was er ist!
Klaus Kelle
Es ist immer gut, auf seine Frau zu hören, Felix!