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Liturgie des Lebens – Leben als Liturgie

13. Juli 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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KirchenjahrKatholisch

Derzeit lese ich – nicht so sehr aus innerer Überzeugung für den „alten“ Messritus sondern eher aus generellem Interesse – Martin Mosebachs „Häresie der Formlosigkeit“ (nebenbei bemerkt sind dort einige wirklich bedenkenswerte Aspekte generell zur Liturgie angesprochen). Berichtet wird dort auch von den Mönchen eines französischen Benediktinerklosters in Fontgombault und deren Tagesablauf. Darin steht der wie ich finde aufrüttelnde Hinweis darauf, dass der liturgische Tagesablauf der Mönche, also im Wesentlichen Gebets- und Messzeiten, und eigentlich nicht liturgische Abläufe der Arbeits-, Essens- und Freizeiten auf eine Art ineinandergreifen, die kaum eine Unterscheidung erlaubt, was hier liturgisch und was nicht liturgisch gemeint ist. Der ganze Tag als Liturgie – ein Gedanke, der mich fesselt! Sollte ein solcher Tagesablauf nicht für alle Menschen Vorteile habe, nicht nur für Priester und Mönche?

Sicher, der enge Begriff der Liturgie steht dem ein bisschen entgegen. Kathpedia beispielsweise definiert:

Die Liturgie (aus dem griech. liturgeia = Tun des Volkes) ist der öffentliche Gottesdienst der Kirche. Sie umfasst insbesondere die Feier der Sakramente, vor allem der Eucharistie und das Stundengebet. Liturgie ist der gemeinschaftliche, amtliche Gottesdienst im Unterschied zur privaten Frömmigkeit.
Quelle: Kathpedia

Diese enge Definition der Liturgie legt nahe, dass im Rahmen des normalen „Katholikenlebens“ eigentlich nur die Heilige Messe als Liturgie betrachtet werden kann, während bereits das tägliche Gebet als private Frömmigkeit betrachtet werden müsste.

Weiter fasst den Begriff der Liturgie der Katechismus der katholischen Kirche:

1069 Das Wort „Liturgie“ bedeutet ursprünglich „öffentliches Werk“, „Dienst des Volkes und für das Volk“. In der christlichen Überlieferung bedeutet es, daß das Volk Gottes teilnimmt am „Werk Gottes“ [Vgl. Joh 17,4]. Durch die Liturgie setzt Christus, unser Erlöser und Hoherpriester, in seiner Kirche, mit ihr und durch sie das Werk unserer Erlösung fort.

1070 Im Neuen Testament bezeichnet das Wort „Liturgie“ nicht nur die Feier des Gottesdienstes [Vgl. Apg 13,2; Lk 1,23 gr], sondern auch die Verkündigung des Evangeliums [Vgl. Röm 15,16: Phil 2,14-17 und 2,30]und die tätige Nächstenliebe [Vgl. Röm 15,27; 2 Kor 9,12; Phil 2,25]. Bei all dem geht es um den Dienst an Gott und den Menschen. In der Liturgiefeier ist die Kirche Dienerin nach dem Vorbild ihres Herrn, des einzigen „Liturgen“ [Vgl. Hehr 8,2.6 gr], indem sie in Gottesdienst, Verkündigung und Liebesdienst am Amt Christi als Priester, Prophet und König teilnimmt. […]

Gebet und Liturgie

1073 Die Liturgie ist auch Beteiligung am Gebet, das Christus im Heiligen Geist an den Vater richtet. In ihr findet alles christliche Beten seine Quelle und seinen Abschluß. Durch die Liturgie wird der innere Mensch in der „großen Liebe“, mit der Vater uns in seinem geliebten Sohn „geliebt hat“ (Eph 2,4), verwurzelt und auf sie gegründet [Vgl. Eph 3,16-17.]. Diese „große Tat Gottes“ wird dadurch, daß man ‚jederzeit“ „im Geist betet“ (Eph 6,18), gelebt und verinnerlicht.

Diese „Definition“ wenn auch nicht so konkret und nicht ganz leicht zu lesen, geht mehr in die zum Anfang von mir skizzierte Richtung: Liturgie ist eben nicht nur die Heilige Messe und auch nicht nur – öffentliches oder privates – Gebet. Verkündigung des Evangeliums und tätige Nächstenliebe, der Dienst an Gott und den Menschen, passt genau so in diesen etwas weiter gefassten Begriff der Liturgie.

Nun sind solche definitorischen Fragen ja im Grunde gar nicht interessant, ist es doch egal, ob ich persönliches Gebet als Liturgie definiere oder nicht, Hauptsache ich habe ein Gebetsleben. Wesentlich wird der Unterschied zu einer Definition, die das ganze Leben zu einer einzigen Liturgie macht, dann, wenn ich versuche, diese Liturgie in meinem Leben öffentlichkeitswirksam werden zu lassen. Öffentlichkeitswirksam wiederum nicht, um sich selbst ins Rampenlicht zu stellen, sondern um damit Zeugnis zu geben vom Glauben, Zeugnis geben vom Evangelium, Zeugnis von der Liebe Gottes.

Praktisch beschreibt Martin Mosebach das Handeln der Mönche – von der Liturgie und dem Gebet im engeren Sinne, über das gemeinsame Essen bis zur persönlichen Arbeit – genau in dem Sinne als Liturgie: es gibt keine Handlung, die auch von außen betrachtet nicht irgendwie wichtig wäre, und dieses „von außen betrachtet wichtig“ ist ein Ergebnis dessen, dass sich beschriebenen Mönche ihrem Handeln die entsprechende Priorität zuordnen. So gibt es keine nebensächlichen Tätigkeiten, sondern nur solche, die Liturgie sind – sonst haben sie im Leben der Mönche keine Berechtigung!

Diese Art zu leben scheint mir auch für Laien, die nicht im Kloster sondern in der Welt leben, nachahmenswert. Natürlich stehe ich als Laie in einem anderen Stand, der eigene Erfordernisse hat und Anforderungen an Priester oder Mönche fast ausschließt: Meine berufliche Tätigkeit würde mit sieben täglichen Gebeten deutlich kollidieren (wenn sich auch die Frage stellt, wie viel denn geht und ab wo die „Ausrede“ anfängt, die ich mir aus Bequemlichkeit zulege), Schweigen nach der Komplet würde meine Frau mir übelnehmen etc. pp. Aber das Prinzip ist vielleicht deutlich geworden: das Leben als Liturgie, die Liturgie des Lebens!

Deutlich wird das Prinzip vielleicht auch in der Unterscheidung zu meinem eigenen Leben, wie es im Moment ist und sich hoffentlich noch ein bisschen entwickelt: wer kennt nicht das Gefühl, wenn er aus einem hektischen Berufsalltag kommt, zum Feierabend noch ein bisschen einkauft und dann – wenn es gut läuft, und die Zeit und die Messzeiten es zulassen – noch einen Sprung in die Kirche macht, entweder um den Herrn im Tabernakel zu besuchen oder vielleicht sogar eine Heilige Messe. Der Bruch ist klar: das eine ist Alltag, das andere die Liturgie! Das soll nicht heißen, dass das in sich schlecht wäre, aber mich beschleicht das Gefühl, es könnte noch besser gehen, in etwas so, dass ich den Tag auf diese liturgische (i.e.S.) Zeit hinarbeite, mir bei meiner Arbeit bewusst mache, dass ich plane, am Abend noch einen „Abstecher zum Herrn“ zu machen, dieses Bewusstsein Einfluss auf mein Handeln nimmt, das damit zur Liturgie (i.w.S.) wird, die nur ihren Höhepunkt in Messbesuch oder Gebet findet. Und dieser Höhepunkt reißt dann auch nicht ab, sondern die Liturgie geht auch nach Messe und/oder Gebet weiter, nachdem ich mich dort gestärkt habe.

Gehen wir jetzt noch mal wieder einen Schritt zurück, lesen wir einen oben bereits zitierten, entscheidenden Absatz aus Katechismus mit anderen Augen:

Durch die Liturgie setzt Christus, unser Erlöser und Hoherpriester, in seiner Kirche, mit ihr und durch sie das Werk unserer Erlösung fort.

Wenn das, und das wäre meine Annahme, auch auf die eben beschrieben Liturgie im weiteren Sinne zutrifft, erkennen wir, dass durch unsere „Lebensliturgie“ nicht in erster Linie wir selbst wirken, sondern Gott durch diese unsere Liturgie wirkt, zu der uns der Heilige Geist inspiriert.

‚Die Kirche kann das Mysterium des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus eben deshalb feiern und anbeten, weil zuerst Christus selbst sich ihr im Kreuzesopfer geschenkt hat’ (Sacramentum caritatis, 14). Die Kirche lebt von dieser Gegenwart und ihr Seinsgrund besteht darin, diese Gegenwart auf der ganzen Welt zu verbreiten
(Benedikt XVI., Ansprache vom 15.04.2010)

Dem einen oder anderen mag das zu „globalgalaktisch“ werden, aber nur so kann in der Lebensliturgie auch der Lebenssinn eines gläubigen Katholiken entdeckt werden: die „Gegenwart [Christi] auf der ganzen Welt zu verbreiten“ ist eben der Grund für unsere Lebensliturgie, die „Dienst an Gott und Dienst an den Menschen“ sein muss, sonst ist es keine.

Ich möchte nicht missverstanden werden: von alldem, von einer Einheit all meiner Handlungen vom Gebet über die Messe und den Sakramentenempfang bis hin zu den alltäglichen Verrichtungen des Lebens, bin ich selbst noch ein ganzes Stück entfernt. Aber mir scheint es ein erstrebenswertes Ziel zu sein, aus meinem alltäglichen Leben eben eine ganzheitliche Liturgie zu machen, die von Gott stammt und an der ich teihaben darf, zu der er mich einlädt!

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Posted in: Allgemein Tagged: Häresie der Fornlosigkeit, Dienst, Glauben, Katechismus, Liturgie, Martin Mosebach

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