Beim Papsttreuen zu Hause werden sich in Kürze zwei Hände voll pubertierende Jugendliche einfinden, die sich auf den Weg machen, um am Ende das Sakrament der Firmung zu empfangen meine Frau hat sich als freiwillige Firmkatechetin gemeldet und das macht mich auch zu so etwas wie einen Firmkatecheten (wenn auch weniger freiwillig aber mit nicht weniger Herzblut). Da dachte ich, es wäre doch gar nicht schlecht, wenn man schon Menschen auf dieses Sakrament vorbereiten soll, ein bisschen mehr darüber zu erfahren: was ist denn eigentliche die Firmung, was bedeutet sie, wie (um das mal so zu benennen) funktioniert sie?
Und wie immer kurz vor dem Jahr des Glaubens: Hauptquelle ist der Katechismus! Demnach, und wahrscheinlich nicht ganz überraschend, gehört die Firmung zu den Sakramenten der christlichen Initiation, also zur Aufnahme in die Kirche:
1212 Durch die Sakramente der christlichen Initiation – die Taufe, die Firmung und die Eucharistie – werden die Grundlagen des ganzen christlichen Lebens gelegt. Durch die Gnade Christi beschenkt, erhalten die Menschen Anteil an der göttlichen Natur. Dabei besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Werden und Wachsen des natürlichen Lebens und mit seiner Stärkung. In der Taufe wiedergeboren, werden die Gläubigen durch das Sakrament der Firmung gefestigt und in der Eucharistie mit dem Brot des ewigen Lebens gestärkt. So werden sie durch die Sakramente der christlichen Initiation immer tiefer in das Leben Gottes hineingenommen und kommen der vollendeten Liebe immer näher“ (Paul VI., Ap. Konst. Divinæ consortium naturæ“) [Vgl. OICA pranotanda 1-2].
(Hervorhebungen durch mich)
Die Firmung reiht sich also in die anderen beiden Sakramente Taufe und Eucharistie ein: den Start übernimmt die Taufe, eine Festigung erfolgt durch die Firmung, die laufende Stärkung durch die Eucharistie. Es ist also nicht notwendig, bereits als Jugendlicher gefirmt zu werden, es fehlt dann aber ein Baustein an der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. Vor diesem Hintergrund wird auch nicht gefirmten Erwachsenen bspw. die Übernahme einer Patenschaft bei einer Taufe versagt: wie soll jemand ein Kind auf dem Glaubensweg mit anleiten, der selbst nicht ausreichend geistlich gefestigt ist?
Zum Sakrament der Firmung schreibt daher der Katechismus auch:
1285 Zusammen mit der Taufe und der Eucharistie bildet das Sakrament der Firmung die Sakramente der christlichen Initiation“, deren Einheit bewahrt werden muß. Den Gläubigen ist also zu erklären, daß der Empfang der Firmung zur Vollendung der Taufgnade notwendig ist [Vgl. OCf prænotanda]. Durch das Sakrament der Firmung werden [die Getauften] vollkommener der Kirche verbunden und mit der besonderen Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet; so sind sie noch strenger verpflichtet, den Glauben als wahre Zeugen Christi in Wort und Tat zugleich zu verbreiten und zu verteidigen“ (LG 11 ) [Vgl. OCf prænotanda ].
Hoppala, die Spende die man erhält stellt also nicht so sehr einen Anspruch dar (mein Kind soll gefirmt werden) sondern eine Verpflichtung, die die Eltern in dieser Form kaum noch für ihre Kinder aussprechen können, wie sie es in der Taufe tun. Dort werden sie mit der erstmaligen Taufgnade ausgestattet, die die Eltern ihnen über die Taufe auch zukommen lassen wollen in der Firmung steht die eigene Entscheidung mehr im Vordergrund, sodass es sicher richtig ist, sie nicht zu früh zu spenden.
In einer Handreichung des Netzwerks katholischer Priester werden deshalb auch die Firmkandidaten aufgefordert, sich und die eigenen Beweggründe gründlich zu prüfen. Dort heißt es zum Beispiel:
Die Firmung stärkt einen im Glauben und hilft einem, mutig zu Jesus Christus und seiner Kirche zu stehen.
Wenn Du jetzt schon weißt, dass Du nach der Firmung weniger für Jesus und seine Kirche tust, dann bist Du auf dem falschen Weg.
Wir brauchen junge Menschen, die etwas wissen über unseren heiligen Glauben.
Aber wir brauchen vor allem junge Menschen, die auch überzeugt sind, von dem was sie über unseren heiligen Glauben wissen.
Wir brauchen junge Menschen, die bereit sind, den katholischen Glauben zu leben.
Das ist eben nichts, was man nebenbei mal absolvieren sollte, sondern eine Entscheidung, die man treffen sollte und die die Eltern nicht für einen treffen können! Das wird vermutlich einer der Hauptknackpunkte bei der Katechese sein: die Beweggründe für die Kandidatur zur Firmung aufzudecken, notfalls zu reinigen, vor allem aber auch konsequent zu sein und so die Jugendlichen auf dem Weg zu einem konsequenten Leben anzuleiten.
Wie immer aber, wenn Gott an uns hohe Ansprüche stellt er gibt uns auch das Rüstzeug mit, mit dem wir den selbst anerkannten Anspruch gerecht werden können. So steht wieder im Katechismus:
1303 Darum führt die Firmung zum Wachstum und zur Vertiefung der Taufgnade:
– Sie verwurzelt uns tiefer in der Gotteskindschaft, die uns sagen läßt: Abba, Vater!“ (Röm 8,15);
– sie vereint uns fester mit Christus;
– sie vermehrt in uns die Gaben des Heiligen Geistes [Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht];
– sie verbindet uns vollkommener mit der Kirche [Vgl. LG 11];
– sie schenkt uns eine besondere Kraft des Heiligen Geistes, um in Wort und Tat als wahre Zeugen Christi den Glauben auszubreiten und zu verteidigen, den Namen Christi tapfer zu bekennen und uns nie des Kreuzes zu schämen [Vgl. DS 1319; LG 11; 12].[ ]
1305 Dieser Charakter“ vervollkommnet das in der Taufe empfangene gemeinsame Priestertum der Gläubigen. Der Gefirmte erhält die Macht, öffentlich den Glauben an Christus wie von Amtes wegen [quasi ex officio] mit Worten zu bekennen“ (Thomas v. A., s. th. 3,72,5, ad 2).
Unseren Glauben zu bekennen, auch in der Lage zu sein, ihn zu be-kennen, was voraussetzt ihn auch zu kennen, diese Aufgabe übernehmen wir mit der Firmung und die entsprechende Ausrüstung erhalten wir von Gott durch die Firmung unseren Teil geben wir dazu, indem wir Ja sagen und uns bemühen, diese Gaben auch anzunehmen und zum Beispiel die Katechese als Möglichkeit des Kennenlernens des Glaubens begreifen. Nun ja, jetzt bin ich in die Ich-Form gefallen, obwohl es doch etwas ist, was ich den Firmkandidaten nahebringen muss. Es ist aber eben auch ein Anspruch an jeden Gefirmten, sich weiter der Gaben des Heiligen Geistes zu bedienen und sie in ich möchte sagen Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist auszubilden, zu stärken, zu vertiefen, durch Gebet, Sakramentenempfang und natürlich das Studium von Veröffentlichungen unserer Kirche und das ganze ein Leben lang.
Da stellt sich dann aber die Frage für mich noch in Unkenntnis der Personen der Firmkandidaten wie man denn dem Anspruch an die zu Firmenden gerecht werden will? Es verbietet sich offenbar, einfach all diejenigen zu firmen, die die Zeit der Katechese abgesessen haben, aber welchen Anspruch darf man, sollte man, oder muss man an die Kandidaten anlegen? Der Katechismus schreibt dazu zweierlei:
1307 Nach der lateinischen Tradition ist das Unterscheidungsalter“ der gegebene Zeitpunkt, um die Firmung zu empfangen.
Interessanterweise wird der Begriff des Unterscheidungsalters im Katechismus nicht weiter erläutert, und auf die Schnelle habe ich auch keine andere Definition gefunden; es ist aber wohl so, dass es hier darum geht, dass der Jugendliche selbst erkennen können muss, was gut ist und was nicht, quasi zur Unterscheidung der Geister in der Lage sein soll. Sinn- und Werteorientierung, die nicht mehr rein auf den Aussagen der Eltern beruhen, also eine selbstständige Beschäftigung mit den anstehenden Glaubensthemen muss man voraussetzen können.
Da kann man also in der Regel kein festes Alter für die Firmung vorgeben, hängt die Firmfähigkeit doch von der geistlichen Reife ab. Dazu erläutert der Katechismus:
1308 Wenn zuweilen von der Firmung als dem Sakrament der christlichen Mündigkeit“ die Rede ist, sollte man das Alter des Erwachsenseins im Glauben nicht dem Alter des natürlichen Erwachsenseins gleichsetzen. Auch sollte man nicht Vergessen, daß die Taufgnade eine ungeschuldete und unverdiente Erwählungsgnade ist, die nicht einer Bestätigung“ bedarf, damit sie wirksam ist. Der hl. Thomas von Aquin erinnert daran:
Das leibliche Alter ist nicht maßgebend für das der Seele; darum kann der Mensch auch im Kindesalter das geistige Vollalter erlangen, von dem das Buch der weisheit (4,8) sagt: Ehrenvolles Alter besteht nicht in einem langen Leben und wird nicht an der Zahl der Jahre gemessen. Daher kommt es, daß viele im Kindesalter wegen der empfangenen Kraft des Heiligen Geistes tapfer bis aufs Blut für Christus gekämpft haben“ (s. th. 3,72,8, ad 2).
(Hervorhebung durch mich)
Wenn also heute Jugendliche im 8. oder 9. Schuljahr zur Firmung eingeladen werden, geht man davon aus, dass sie in aller Regel ein ausreichendes geistliches Alter erreicht haben werden. Das aber ist sicher durch den Katecheten auch zu prüfen; was uns zum zweiten Punkt im Katechismus hinsichtlich der Anforderungen an die Firmung bringt:
1309 Die Vorbereitung auf die Firmung muß darauf hin zielen, den Christen zu einer engeren Einheit mit Christus, zu einer lebendigeren Vertrautheit mit dem Heiligen Geist, seinem Wirken, seinen Gaben und seinen Anregungen zu führen, damit er so die apostolischen Verpflichtungen des christlichen Lebens besser auf sich nehmen kann. Deshalb wird sich die Firmkatechese bemühen, den Sinn für die Zugehörigkeit zur Kirche Jesu Christi – sowohl zur Weltkirche als auch zur Pfarrgemeinde – zu wecken. Letztere hat bei der Vorbereitung der Firmlinge eine besondere Verantwortung [Vgl. OCf prænotanda 13Vgl. Apg 1,14].
Das ist sowohl eine Anforderung an die Katechese als auch an die Kandidaten! Umformuliert müsste es ja heißen, dass die zu Firmenden zu einer engeren Einheit mit Christus und einer lebendigeren Vertrautheit mit dem Heiligen Geist, seinem Wirken, seinen Gaben und seinen Anregungen kommen wollen, dass sie die apostolischen Verpflichtungen des christlichen Lebens auf sich nehmen wollen, dass sie den Sinn für die Zugehörigkeit zur Kirche Jesu Christi sowohl zur Weltkirche als auch zur Pfarrgemeinde zu erkennen sich bemühen!
Neben der Vermittlung von Glaubensinhalten, für die man sich aller möglichen didaktischen Mittel bedienen kann und sollte, neben dem, dass man sich als Katechet fragen muss, ob man willens und in der Lage ist, den Glauben auch authentisch und richtig zu vermitteln und auch auf kritische Fragen zu Antworten in der Lage ist, stellt sich die Frage, ob die Kandidaten willens und in der Lage sind, die Inhalte auch anzunehmen, sich damit auseinanderzusetzen, auch kritisch nachzufragen (es macht ja keinen Sinn, geistliche Reife zu verlangen und kritische Nachfragen mit mangelnder Reife abzuurteilen) und dann die Entscheidung zu treffen, ob sie gefirmt werden wollen oder nicht.
So glaube ich, dass die Entscheidung zur Firmung von zwei Seiten zu treffen ist: Einerseits vom Firmkandidaten, der auf Grundlage umfassender Information und gestärkt durch geistliche Reife in der Lage ist einzuschätzen, ob er diese größere Nähe zu Gott eingehen will. Andererseits von der Kirche, vertreten durch die Bischöfe und Gemeindepriester, unterstützt durch die Katecheten, ob sie eine nennen wir es mal so Firmfähigkeit feststellen können oder nicht. Dabei muss man sicher darauf achten, dass man eine Ablehnung der Firmung durch den Kanditaten nicht als Glaubensabfall missdeutet, der er auch sein kann, aber auch nachvollziehbarer Zweifel, den es erst auszuräumen gilt, bevor man sich bewusst entscheidet. Andererseits muss man sicherstellen, dass eine Ablehnung der Firmung durch die Kirche nicht als Strafe missverstanden wird (oder gar so gemeint ist), sondern als Verschiebung dieser Entscheidung auf einen Zeitpunkt hin, der für den Kandidaten und die Kirche besser geeignet ist.
Jetzt habe ich ganz viel theoretisches Zeugs zusammengeschrieben und bin doch nicht sicher, wie der Firmkurs werden wird. Ich bin gespannt, ob ich den Anforderungen gerecht werden kann, bin gespannt, wie sich die Firmkandidaten darstellen werden, bin gespannt, ob eine klare Linie durchhaltbar sein wird oder ob Situationen auftreten können, die weitere Alternativen erfordern.
Das alles weiß ich nicht und ich kann nur dafür beten, dass ich dem Heiligen Geist nicht im Weg stehe, wenn er die Jugendlichen in aller Freiheit an sich ziehen möchte! Für das Gebet der Leser dieses Blogs wäre ich auch dankbar und halte gerne auf dem Laufenden und lasse alle Interessierten an meinen Erfahrungen teilhaben.
Für Ihr/Euer Gebet in dieser Sache und auch für Tipps von erfahrenen Firmkatecheten: Vergelts Gott!
Noch eine kleine Anmerkung: dieser Beitrag ist ziemlich „theologielastig“ und ich bin kein Gelernter dieses Fachs sonder nur interessierter Laie. Sollte ich also irgendwo in der Einschätzung der Firmung „schief“ oder gar falsch liegen, bin ich für einen Hinweis dankbar!
(Gilt natürlich auch für alle anderen Blogbeiträge)
sia b
viel Kraft bei der Arbeit an diesem Werk… Firmvorbereitungen sind immer ein ziemliches Abenteuer und können wirklich nur vom Gebet getragen werden, um Frucht zu bringen!
Neben dem Be-Lehren ist mir aber aufgefallen, dass das persönliche Zeugnis viiiiel wichtiger ist und die Jugendlichen (gerade auch die abgeneigten -wenn überhaupt) mehr anspricht. Das wiederum bedarf aber des Aufbaus einer wirklichen Freundschaft, die über einwöchige Treffen hinausgeht… UND: Gern gesehen sind -im wahrsten Sinne des Wortes- auch gute Filme wie Fireproof, the Peaceful Warrior, A walk to remember, Valvation, oder Butterfly Circus. Sie sind unterhaltsam und geben Impulse für die Begegnung und mehr…
LG &Gutes Gelingen. Ich bete!