So, jetzt ist es passiert, ich habe die Rubrik Meine Frau meint eingeführt (hoffentlich mit einer passenden Grafik auf der linken Seite?) unter der ich Themen aufführe, von der meine Frau meint, ich sollte mal darüber schreiben.
Und eines der neuen Themen ist ein historisches: der Bau der Berliner Mauer, begonnen am 13. August 1961, der den Beginn, wenn auch nicht den Höhepunkt der deutschen Teilung und der Unterdrückung der deutschen Bevölkerung in dem damals sowjetisch besetzen Teil Deutschlands darstellt das so zu schreiben, ist leider heute schon kein Allgemeingut mehr, wird doch Stichwort Ostalgie diese Teilung immer wieder verbrähmt. Der Begriff des sogenannten antifaschistischen Schutzwalls, eine geradezu Orwellsche Wortschöpfung, tut noch heute ihren Dienst. Erst gestern habe ich in einem Fernsehbericht gehört, dass die Mauer für das DDR-Regime notwendig gewesen ist, damit die Wirtschaft des Landes nicht schon zu Beginn der 60er-Jahre ausgeblutet wäre das ist sicher richtig, stellt aber nur den kleinsten Teil der Mauer da: es ging schlicht darum, Menschen ihrer Freiheit zu berauben, denen klar war, dass das System, das sie beherrschen will, ein Unrechtssystem war!
Was hat das nun alles in einem katholischen Blog zu suchen? Ist das ein katholisches Thema? Man könnte jetzt schreiben, dass es ein Unrecht, eine Sünde ist, den Menschen seiner Freiheit zu berauben, aber das wäre ein ziemlich kurzer Beitrag (auch nicht schlecht) und eigentlich nicht der Rede wert. Was mir daran auffällt ist, dass der eine oder andere schon mal versucht, christliche Moralvorstellungen wie die Liebe zum Nächsten mit dem Sozialismus zu kombinieren, bis zu der Frage, ob Jesus vielleicht dann nur ein Revoluzzer und im Grunde ein Vorläufer Che Guevaras war? Und genau dem möchte ich widersprechen und der beste Beweis, dass dem nicht so ist, ist die Berliner Mauer!
Schon bei den Zehn Geboten kommt es zu einer Fehleinschätzung: es sind Gebote, die kann man in ein Gesetz fassen und daraus ein ganzes Gesetzeswerk zusammensetzen; ein bisschen verkürzt vielleicht das, was die jüdische Religion ausmacht. Ein Gesetzeswerk auf der Basis göttlicher Gebote, das kann man sicher schlechter machen, aber es sind keine Gesetze. Wie uns Christus noch deutlicher vor Augen führt, sind die Gebote, seine Erläuterungen und Forderungen dazu, seine Seligpreisungen in der Bergpredigt, die Folgerungen und Botschaften aus seinen Gleichnissen, keine Gesetze: es sind Mittel, mit denen er uns auf dem Weg zu sich, auf dem Weg zu Gott, weiter hilft. Die Einhaltung der Gebote sind, wenn man so will, der Königsweg zu Gott aber sie sind keine Gesetze, von denen Gott fordert, dass wir sie einhalten! Das Christentum ist eine, nein es ist DIE Religion der Freiheit, weil wir keinen Gott haben, der uns zu irgendwas zwingt. Er macht Vorschläge und er wirbt um deren Einhaltung er wirbt um mein Verständnis, dass ich seine Liebe brauche, dass es für mich gut ist, ihn zu lieben. Aber so ist das mit der Liebe die kann nicht erzwungen werden, und wir haben alle Freiheit, diese Liebe abzulehnen oder nicht zu erwidern. Dabei kennt Gott unseren Freiheitsdrang, er kennt auch unsere Schwächen, uns lieber anderen Dingen als ihm zuzuwenden, auch und vor allem Dingen, die unserem Verhältnis zu ihm schaden. Darum ist das Wort Fleisch geworden, ist sein Sohn zu uns gekommen und hat unsere Sünden, die nichts anderes sind als Abwendungen von Gott, mit auf das Kreuz getragen und uns zusätzlich mit der Beichte noch ein Instrument an die Hand gegeben, mit dem wir unsere Sünden, seien sie kleiner oder größer, auf ihn zu werfen und dann auch ad-acta legen zu können.
Ganz im Gegensatz dazu der Sozialismus: von außen her geht es um Gleichheit und Gerechtigkeit, es geht aber vor allem darum, den dafür ohne Gottes Hilfe notwendigen neuen Menschen zu schaffen. Ich glaube, es ist ein Zitat von Michael Klonovsky: Wer den neuen Menschen will, muss den alten umbringen! und das ist genau das, was der Sozialismus tut: er verlangt den neuen Menschen, er bestraft das nicht neuer Mensch sein. Seine Freiheit reicht nur soweit, wie man sich an seine Regeln hält. Wenn ich den Sozialismus hier mit Begriffen wie er personalisiere, so geschieht das bewusst, denn der Sozialismus ist als eine Ideologie letztlich ein Ersatz für Gott. Wer Gott nicht wahrhaben und/oder ihm nicht folgen will, der sucht einen anderen Anker. Der Sozialismus ist so einer, aber naturgemäß kein guter. Der Mensch, der gebeten wird, gut zu sein, der wird es vielleicht werden, der Mensch der gezwungen wird (scheinbar) gut zu sein, wird sich wehren. So muss der Sozialismus mit Repressionen arbeiten, wo Gott mit Freiheit arbeitet. Er muss mit Mauern arbeiten, wo Gott mit Liebe arbeitet.
So ist die Berliner Mauer eben kein Fehler im System des Sozialismus gewesen, sowenig wie es das Repressionssystem Nordkoreas oder Kubas ist, sondern notwendige Konsequenz der Suche nach dem Guten außerhalb von Gott. Darauf muss man vielleicht noch hinweisen: den Gründern des Sozialismus möchte ich gar nicht allen den guten Willen absprechen, aber hier wie so oft: Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht! Und wenn ich von den Gründern des Sozialismus spreche, dann bewusst auch in Abgrenzung zu ihren heutigen Protagonisten: die verbliebenen sozialistischen Systeme zeigen eine vollständig pervertierte Form von Gleichheit und Gerechtigkeit, ihren Diktatoren muss man heute selbst den guten Willen absprechen, den Kims und Castros dieser Welt geht es heute nur noch um den Machterhalt um jeden Preis! Aber auch das: kein Fehler im System sonder systemimmanent!
Und um es abschließend mal ganz provokant zu fragen und zu antworten? Ist der Sozialismus böse? Ja, er ist das Gegenteil von gut, man muss von einer Erfindung der Hölle sprechen, weil er den Menschen Freiheit verspricht und Unfreiheit gibt, weil er persönliche Wohlfahrt verheißt und Mangel produziert! Um mit Joseph Ratzinger zu sprechen: der Sozialismus hat Steine für Brot gegeben! Jeder Christ, jeder Katholik mithin, muss Gerechtigkeit und Wahrheit in der Welt wollen, aber kein Christ und kein Katholik kann gleichzeitig (wirklicher, nicht einfach nur verführter) Sozialist sein!
templarii
Es ist einfach phantastisch wahnsinnig dass man das umständlich erklären muss. Wahnsinn wie absurd diese Situation ist. Vor allem für mich als Nachfahre von Osteuropäern und Slaven. Die Kommunisten haben so viele Kulturen ausgelöscht, so viele Menschen ermordet dass es schon fast „minus mal minus ergibt plus“ macht. Es ist so eine grosse Menge dass die Menschen es ignorieren wollen und alles wegreden.
In der DDR haben die Stasi Leute Bauern verhaftet weil sie den Soll nicht erreicht haben – dabei waren die Bauern schlicht erkrankt. Der Staat und der Glauben an diesen ist einer der Tiere aus der Apokalypse finde ich.
Mörder und grausame Folterer ohne Niveau.
Templarii
cathnet
Was in der DDR stattgefunden hat, war kein Sozialismus sondern sogenannter „real existierender Sozialismus“ bzw. Realsozialismus. Insofern ist es schon ein Denkfehler, wenn man die Werte des Sozialismus mit denen der DDR vergleicht. Die DDR hatte eher ein kommunistisches System und keinen Sozialismus, denn dann hätte das Ziel eine egalitäre Gesellschaft sein müssen und dem war bekanntermaßen nicht so. Somit muss auch die abschliessende Frage lauten: „War das Regierungssystem der DDR oder das System des Warschauer Paktes böse?“ Dem Sozialismus würde man sonst vermutlich unrecht tun, wobei wir das nicht wissen können, solange er nicht mal irgendwo existiert.
Im Übrigen bin ich in der DDR aufgewachsen und konnte von Mangel nichts bemerken. Wir hatten sicherlich nicht alles im Überfluss, aber hungern musste keiner. Und wenn man sich die heutige Gesellschaft global betrachtet mal anschaut, dann stellt man leider fest, dass genau dieser Überfluss der westlichen Welt die Probleme im Rest der Welt zu grossen Teilen verschuldet.
Jedes System hat 2 Seiten und einfach zu pauschalisieren dass der Realsozialismus ausschliesslich schlecht war, erscheint mir da nicht ganz richtig. Heutzutage werden wir in weitaus grösserem Ausmaß überwacht als es die Stasi jemals konnte. Wir sind abhängig von einem Finanzsystem, das auf viel subtilere Weise unterdrückt als es das DDR-Regime getan hat und das ganz nebenbei auch noch die Armen ausbluten lässt.
Und was ist das für Freiheit in der ich mich kaum einen Schritt bewegen kann ohne dass dies irgendwo registriert wird? Wenn man kein Geld an Freunde in armen Ländern überweisen kann ohne dass man gleich unter Terrorverdacht gerät, weil es sich evtl. um ein muslimisches Land handelt? Oder ist eine Bundesregierung, die die USA bei Menschenrechtsverletzungen unterstützt, wirklich besser? Mal ein paar Stichworte aus den Nachrichten der letzten Jahre zum Thema Bundesregierung: CIA-Geheimgefängnisse, Bereitstellung unserer Infrastruktur für von den USA ausgehende Angriffskriege, Teilnahme an Angriffskriegen und Besatzungen, verdachtslose Vorratsdatenspeicherung, diverse Gesetze die vom Verfassungsgericht gekippt werden mussten, versuchte Manipulation der Presse, Belügen der Bürger bezüglich der Liquidität der Banken. So gibt es noch einige Punkte, die man aufzählen könnte und bei denen man sich die Frage stellt, ob unsere Regierung wirklich soviel besser ist als das DDR-Regime.
Wir können uns noch frei bewegen (wenn auch vollständig überwacht), aber Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Demonstrationsrecht, die Grundpfeiler von Freiheit darstellen, sind schon lange nicht mehr gegeben. Äußert man eine negative Meinung über einen Politiker, kann dieser dies unterbinden indem er gerichtlich dagegen vorgeht. Fragt man Journalisten warum bestimmte Themen nicht in den Medien auftauchen, erfährt man, dass eine gewisse Einflussnahme „von oben“ existiert. Und wenn Leute, die nach Frankfurt fahren, die Stadt nicht betreten dürfen, weil sie an einer Demonstration teilnehmen könnten, dann hat das auch wenig mit Demonstrationsfreiheit zu tun.
Wer über die DDR schimpft, macht es sich meiner Meinung nach zu leicht, denn unsere heutige Gesellschaft ist noch genauso weit von Freiheit entfernt wie die DDR. Wir sollten aus der Vergangenheit lernen und versuchen es in Zukunft besser zu machen. Aktuell tut unsere Gesellschaft das nicht und Anstrengungen Einzelner in diese Richtung gehen in Super-Star, Super-Nanny und sonstigen Gehirnweichmachern unter oder verschwinden zwischen den alltäglichen Sorgen der Menschen. Von Freiheit sind wir jedenfalls noch genauso weit entfernt wie die DDR und das sollte uns Christen noch viel mehr wurmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Kampf gegen das Böse noch lange nicht gewonnen ist und dass der Verführer viele Gesichter hat. Das alte hiess Realsozialismus, das neue nennt sich Finanzsystem, auch als Mammon bekannt. Der Dämon wurde mit dem Beelzebul ausgetrieben und das ist sicher nicht der Weg von Jesus.
Papsttreuer
Danke zunächst mal für den ausführlichen Kommentar, dazu aber ein kleiner Hinweis –
Zitat: „Wer über die DDR schimpft, macht es sich meiner Meinung nach zu leicht, denn unsere heutige Gesellschaft ist noch genauso weit von Freiheit entfernt wie die DDR. Wir sollten aus der Vergangenheit lernen und versuchen es in Zukunft besser zu machen.“
Mit dem Schimpfen über die DDR bzw. den Sozialismus möchte ich nicht ausdrücken, dass in unserer heutigen Gesellschaft alles besser wäre. Die Mauern, die wir heute haben, sind oft von den Menschen selbst gebaut oder – Stichwort „Sicherheit statt Freiheit“ – sogar gewünscht. Was ich von manchen Entwicklungeng in Politik und Gesellschaft heute halte, hatte ich nur schon recht oft dokumentiert, das Thema Sozialismus/Kommunismus versus Katholischer Glaube dagegen nicht. Da hat man wenig gelernt. Da sind wir uns also einig.
Widersprechen möchte ich aber in einer Hinsicht: mag sein, dass in der DDR ein „real existierender Sozialismus“ geherrscht hat, aber so wie ich das sehe, hat noch jeder Versuch, Sozialismus oder Kommunismus als Gesellschaftsform in einer real existierenden Tragödie geendet, in der Brot statt Steinen gegeben wird, nicht physisch sondern geistlich, sodass der Hunger in diesen Ländern, wie allerdings auch in der „real existierenden Marktwirtschaft“, der wirklich wichtig ist, nicht gestillt wird und – systemimmanent – auch nicht gestillt werden kann.
Liebe Grüße und Gottes Segen
Der Papsttreue
Templarii
Lieber Templarii,
bitte bei den Kommentaren ein bisschen die Etikette wahren – das Thema ist kein leichtes, besonders nicht für diejenigen, die in irgendeiner Art beteiligt und betroffen waren. Das können Sie besser, das weiß ich aus anderen Kommentaren und Ihrem vorzüglichen Blog.
Daher der Kommentar hier nur gekürzt:
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Sie sind mir ja einer. Als erstes die Lüge des „es war ja kein richtiger Sozialismus“. Doch das war es. Dies war der Sozialismus, Kommunismus, Stalinismus, Trotzkismus und all die anderen verlogenen Kommunistischen Versionen.
Die DDR war genauso wie die Nazi-Diktatur nur ohne Krieg. Sie plaudern irgendwelche altbekannten Vorwürfe gegenüber dem Westen heraus ohne zu kapieren dass sehr viele dieser Nagativitäten im Sozialismus selbstverständlich waren. Geheimgefängnisse, Geheimdienste die alles überwachen, Blockwarte, Meinungskontrolle und so weiter. […] Wissen Sie eigentlich wie viele Menschen in der DDR gefoltert, gebrochen und ermordet worden sind? Oder in der Sowjetunion oder in all den anderen 100 Ländern in denen „nie der richtige Sozialismus entstanden ist“?
Der Kommunistische Staat ist die Supernanny per exellance. Die Totalitären Tendenzen der jetzigen Strukturen basieren auf dem Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer Sklavenstaaten. Die Täter sind in den Westen geflohen und zwar direkt in die Bürokratie und Politik. Und dort pflegen sie ihre Menschenfeindlichen Ideologien.
Bis in die 90er hinein hatten viele Menschen furchtbare Angst vor dem KGB und anderen Geheimdiensten. Und das überall auf der Welt. Ganze Kulturen wurden ausgelöscht oder auf dem Erdball gejagt. Religion und Kultur wurden niedergetrampelt und zu blutiger Masse zermanscht.
[…]
Sie reden sich die gefährlichste, unterdrückerischte, bösartigste und tödlichste Diktatur der Weltgeschichte zurecht. Niemand hat mehr Menschen ermordet als Sozialisten. Niemand auf der Welt. Hunger, Armut und Umweltzerstörung gab es in der Sozialistenwelt ebenso. Nur erschien diese Meldung natürlich nicht in der „Pravda“ der Sowjetunion.
[…]
Templarii