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Der Hunger der Welt

15. August 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, etwas zum Evangelium des vergangenen Sonntags zu schreiben – und doch scheinen mir ein paar Aspekte so wichtig, dass ich gerne noch ein paar Worte dazu verlieren möchte. Das mache ich aber besser nicht ungestützt sondern verlasse mich mal wieder auf unseren Heiligen Vater in Rom, der vor dem Angelus in seinem Urlaubsort Castel Gandolfo eine Ansprache zu dem Evangelientext gehalten hat.

Er beschreibt darin, was es mit diesem von Jesus angekündigten „Brot des Himmels“ auf sich hat, dass die Juden der damaligen Zeit diesen Begriff identifizierten mit dem Gesetz, der Thora, die ihnen Gott durch Mose gesandt hatte. Mit seiner Aussage, dass er selbst Brot vom Himmel ist, gibt er an, …

… das „Fleisch gewordene Wort Gottes“ zu sein, mittels dessen die Menschen den Willen Gottes zu ihrer Speise machen können (vgl. Joh 4,34), die das Leben erhält und ihm eine Richtung gibt.

Man muss sich wohl in die damalige Situation hineinversetzen und kann dann vielleicht verstehen, dass viele der Juden diesen Anspruch damals für skandalös gehalten haben müssen. Sie kannten Jesus scheinbar – er war der Sohn Josefs, des Zimmermanns, da liegt die Vorstellung, dass er noch etwas anderes sein könnte, dass er der Sohn Gottes sein könnte, außerhalb ihrer Vorstellungswelt. Nun hatte aber Jesus ja nicht nur diesen Anspruch formuliert sondern durch sein Handeln auch begründet: seine Worte „mit Vollmacht vorgetragen“, auch die Wunder, wie die eben erst vollbrachte Speisung der 5000, sie machen deutlich: hier steht jemand Besonderes, Jesus ist nicht einfach ein normaler Mensch.

Aber neben ihren Erfahrungen mit dem Menschen Jesus steht den Juden damals noch etwas anderes im Weg: sie wünschen sich das Brot, dass sie körperlich satt macht, erkennen aber ihren wahren Hunger eigentlich nicht! Sie würden Jesus zu ihrem König machen, weil er dafür sorgen kann, dass sie nie mehr physisch Hunger leiden müssen, aber ihren geistlichen Hunger schätzen sie gering ein, erkennen ihn gar nicht als solchen, und Jesus vor allem nicht als den, der diesen Hunger stillen kann.

In seiner Ansprache zitiert der Papst dann den Heiligen Augustinus:

„Sie waren vom himmlischen Brot weit entfernt und unfähig, Hunger danach zu verspüren. Der Mund ihres Herzens war krank … denn dieses Brot erfordert den Hunger des Geistes“ (26,1). Auch wir sollten uns fragen, ob wir diesen Hunger wirklich verspüren: den Hunger nach dem Wort Gottes, den Wunsch, den wahren Sinn des Lebens zu begreifen. Nur wer sich von Gottvater angezogen fühlt, wer ihn anhört und sich von ihm führen lässt, kann an Jesus glauben, kann Jesus begegnen, sich von ihm ernähren und dadurch das wahre Leben finden, den Weg zu Leben, Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe.

„Brot, das den Hunger des Geistes erfordert“ – das ist eine Formulierung, die sich mir eingeprägt hat, scheint mir in mehrfacher Hinsicht hintersinnig, denn es ist nicht nur so, dass das Brot, von dem Jesus spricht, den Hunger des Geistes stillt, sondern ihn sogar erfordert – wer den Hunger des Geistes nicht verspürt, wird das Brot des Himmels gar nicht als solches entdecken!

In seiner „Einführung ins Christentum“ schreibt der Papst noch als Kardinal Ratzinger von den heidnischen Göttern: die Vergötterung der Macht, der Vergötterung des Sexus und eben der Vergötterung des Brotes – wenn man diese Begriffe, insbesondere den der Macht und den des Brotes als Bilder versteht, sieht man, dass das nicht nur heidnische Götter sind sondern „Gottheiten“ die uns auch heute zu beherrschen suchen. Und die von uns angebeteten Brote, im übertragenen Sinne aller Konsum, aller Luxus dieser Welt, auch der Neid auf das, was der Nachbar mehr hat, gepaart mit dem Streben nach Macht und Sex, sie „stillen“ nur einen physischen Hunger, der zurück kommt, vielleicht stärker als man ihn vorher gespürt hatte.

Um mal jemand anderen zu zitieren als den Papst – es gibt ein dazu passendes Lied der Toten Hosen, in dem es heißt:

Was für ’ne blöde Frage, ob das wirklich nötig ist.
Ich habe halt zwei Autos, weil mir eins zu wenig ist.
Sie passen beide in meine Garage, für mich ist das Grund genug.
Was soll ich sonst in diese Garage neben meiner Riesen-Villa tun?
Die Geräte für den Swimmingpool liegen schon im Gartenhaus
und die Spielzeugeisenbahn ist im Keller aufgebaut.

Jeden Sonntag zähle ich mein Geld, und es tut mir wirklich gut,
zu wissen wieviel ich wert bin, und ich bin grad hoch im Kurs.
Ich hatte mehr Glück als die meisten, habe immer fett gelebt.
Und wenn ich wirklich etwas wollte, hab‘ ich’s auch gekriegt!

Warum werde ich nicht satt?

Ich bin dankbar für mein Leben, hab vieles mitgenommen.
Aus allen Abenteuern immer heil herausgekommen.
Jede Menge Parties und Drogen sowieso.
Und auch mit den Frauen war meistens etwas los.
Ich habe wirklich tolle Freunde, man kümmert sich sehr nett.
Und auf dem Friedhof ist der beste Platz reserviert für mich.

Warum werde ich nicht satt?

Diese verzweifelte Frage – Warum werde ich nicht satt? – sie ist eigentlich ein gutes Zeichen, denn sie weist auf den Hunger des Geistes hin, den eben materielle Güter nicht stillen können. Es ist also in vielen Fällen nicht so, dass der geistige Hunger gar nicht verspürt wird, er wird nur mit dem weltlichen Brot vorübergehend gestillt und betäubt – oder man versucht, in allerlei esoterischen Anstrengungen, diesen Hunger zu stillen. Es ist ja nicht so, dass die Suche nach Transzendenz gar nicht vorhanden wäre, aber man begnügt sich halt mit dem esoterischen Abfall, allerlei Religionsfetzen die einem das Leben nicht zu unangenehm machen, möglichst wenig das Leben bestimmen – Meditationstechniken ist ein Wort, das sehr schön beschreibt, worum es geht: auf der verzweifelten Suche danach, dass mein (geistiger) Hunger gestillt wird, suche ich nach einfachen Techniken.

Jesus dagegen, er fordert von uns keine Technik! Er fordert keine bestimmte Art des persönlichen Gebetes, bei dem man sich als Ungeübter das Kreuz bricht. Er fordert etwas viel anspruchsvolleres: er fordert, ihm zu glauben, an ihn zu glauben und ihm also nachzufolgen. Der Papst zitiert wieder Augustinus:

Augustinus schreibt auch: „Der Herr … sagte, er sei das Brot vom Himmel; damit forderte er uns auf, an ihn zu glauben. Denn vom lebendigen Brot essen bedeutet, an ihn zu glauben. Und wer glaubt, isst und wird auf unsichtbare Weise gesättigt, wie er auch auf ebenso unsichtbare Weise neu geboren wird [zu einem tieferen, wahreren Leben]. Er wird in seinem Inneren neu geboren, wird ein neuer Mensch“

Christus stillt den geistlichen Hunger der Welt, er ist es selbst, an den wir glauben müssen, um gesättigt zu werden, nicht nur vorübergehend wie durch Brot, Sex und Macht, sondern für immer. Und das muss auch Inhalt unserer Mission als Christen sein: wir dürfen und sollen Menschen in materieller Not helfen, aber wenn wir dabei nicht auf Christus verweisen, werden wir unserem Auftrag nicht gerecht. Wenn wir bei humanitären Aktionen nur auf die Menschen schauen und selbst nicht zum Boten Gottes werden, ist unsere Leistung fast sinnlos: „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ (Deuteronomium 6, 5) ist nicht umsonst das erste Gebot und als wichtigstes auch von Jesus bekräftigt. Die Einhaltung dieses Gebotes führt richtig verstanden dazu, dass man auch seinen Nächsten liebt, wie sich selbst, aber diese Liebe zum Nächsten wird ohne die Liebe zu Gott immer nur zweitklassig bleiben.

Bleibt am Ende eine wesentliche Erkenntnis: Bringen wir den Menschen nur weltliches Brot, springen wir in unserem Bemühen, den Menschen zu helfen zu kurz. Auch wenn das in vielen Fällen nicht gerne gesehen wird: unser Auftrag ist in erster Linie, das geistliche Brot zu vermitteln und den geistlichen Hunger aufzudecken, erst dann muss es uns (und das muss es tatsächlich auch) um das körperliche Wohl der Menschen gehen!

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Posted in: Allgemein Tagged: Sexualität, Anbetung, Benedikt XVI, Brot, Brot vom Himmel, Castel Gandolfo, Macht, Papst, Tote Hosen, Warum werde ich nicht satt

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