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Miezen in Aufruhr!

21. August 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Also gut, man kommt in diesen Tagen ja nicht darum herum, sich mit dem sogenannten „Punk-Gebet“ einer russischen Band, deren Namen ich hier nicht nennen werde und nur im Titel des Beitrags leicht verfremdet auftauchen lassen möchte, zu beschäftigen. Das liegt einerseits an der Berichterstattung in Deutschland die – Sommerloch hin, Eurokrise her – offenbar kein besseres Thema findet, als sich der armen verfolgten Punkerinnen anzunehmen, als ob davon die Zukunft Europas abhängen würde. Und das liegt andererseits an der sprungbereiten Betroffenheit die, sicher mit dem ersten Punkt zusammenhängend, sich hierzulande breit macht.

Angesichts der offensichtlichen Gleichschaltung der meisten Print-, Radio- und Fernsehmedien hierzulande, werde ich immer skeptisch, wenn sich die allesamt einig sind über die Verteilung der Farben schwarz und weiß in einem solchen Themengebiet:

Weiß: ein paar unbedarfte und unschuldige Punkerinnen, die ihrem Ärger über den russischen Staat und deren Verflechtungen mit der orthodoxen Kirche Luft machen wollen mit einem etwas (Achtung Wortwitz!) unorthodoxen Gebet, das sie in einer Moskauer Kirche an die Jungfrau Maria senden und diese bitten, Russland von Putin zu befreien.

Schwarz: Der ewige russische Machthaber, von dem man nie so genau weiß, ob er gerade (wie aktuell) Präsident oder Ministerpräsident ist, der sich schon seit Jahr und Tag einen Dreck um die Demokratie in seinem Lande schert und lieber reiche Oligarchen hofiert (solange sie systemtreu sind) und sich von der orthodoxen Kirche stützen lässt; ein – in Abwandlung eines Wortes eines unbekannt gebliebenen Bundeskanzlers – „lupenreiner Dikator“.

Und wie muss man das ganze nun aus katholischer Sicht sehen? Muss man dem nicht zustimmen, ist es denn nicht so, dass Putin ein Quasi-Diktator ist, den die Kirche stützt und gegen den man sich nur mit derartigen Mitteln zur Wehr setzen kann?

Zunächst mal muss man feststellen, dass Putin in seine Ämter immer wieder gewählt wurde, und sich – wohl auch mit Unterstützung der orthodoxen Kirche – die Mehrzahl der Russen gar keinen anderen Staatschef (egal in welcher Rolle) wünschen. Sicher, die Demokratiebewegung in Russland hat keinen leichten Stand, um nicht zu sagen: die werden unterdrückt. Das ist aber ganz offenbar kein Geheimnis und wird von den Leuten, vermutlich mit unterschiedlichen Intentionen, so akzeptiert. Jedenfalls von der Mehrheit. Da Demokratie im Wesentlichen – im Westen wie im Osten – die Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit darstellt (es sei denn die Minderheit bringt die Mehrheit dazu, für ihre Sache einzustehen), ist dem eigentlich nichts entgegenzusetzen.

Dazu kommt, dass das Vergehen, das der Punkband zur Last gelegt wird, auch hierzulande eine Straftat darstellt. Nun werden die hierzulande für die entsprechende Störung in Ansatz gebrachten 1-2 Jahre Freiheitsentzug meist nicht in Ansatz gebracht, was aber mehr über den Zustand der deutschen Justiz aussagt, die sich beharrlich weigert, die Zielsetzung von Strafgesetzen auch mal durchzuziehen als über den der russischen Justiz. Ich bin kein Jurist, aber wenn das Strafmaß, das seitens der Gerichte für derartige Fälle normalerweise tatsächlich in Ansatz gebracht wird, sich deutlich von dem unterscheidet, was der Gesetzgeber eigentlich vorgesehen hat, dann scheint mir irgendwas nicht zu stimmen, entweder die Gesetze oder die Gerichtsentscheidungen.

Um sich ein Bild zu machen muss man auch das betreffende Umfeld berücksichtigen: die Band hat ihren Protest von der Straße in die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau verlegt, das zentrale Gotteshaus der russisch-orthodoxen Kirche. Man kann das vergleichen, als wenn sich ein Trupp von Stunksitzungs-Aktivisten überlegt hätte, ihr blasphemisches Unterhaltungsprogramm im Vatikan zum Vortrag zu bringen. Und der Vergleich ist auch hinsichtlich der Art des Protestes durchaus vergleichbar: es geht ja nicht darum, dass ein Transparent enthüllt wurde mit der Aufforderung an die russisch-orthodoxe Kirche sich von der russischen Macht zu entflechten, nein, diese Damen bitten in kräftigen Worten, dass Putin „verjagt“ würde und beschimpfen dabei Präsident, Kirche und Gemeinde mit dem Begriff der „Gottessch…“ (das eine große deutsche Tageszeitung den Begriff verniedlichend mit „Göttlicher Dreck“ übersetzt ist sicher Teil der schwarz/weiß-Systematik der Medien in unserem Land).

Ich hoffe, es ist zum Ausdruck gekommen, dass es sich hier nicht um ein paar Mädels handelt, die in ihrer Not die Hilfe der Kirche beanspruchen möchten und von einem übermächtigen Staatsapparat in die Knie gezwungen werden? Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass man mit allem, was in Russland passiert, einverstanden sein muss. Nach allem was ich lese, ist Putin in der Tat nur so lange Demokrat, wie es ihm nutzt und wird schnell zum Autokraten, wenn er dies für notwendig hält. Und man darf sicher auch die Frage stellen, ob das Strafmaß an sich in Ordnung ist, auch eingedenk der Tatsache, dass ein paar Jahre in russischen Gefängnissen sicher eine andere Hausnummer sind als bei uns in Deutschland. Hieraus aber das Bild einer politisch verfolgten Musikertruppe zu generieren, wie es jetzt nicht nur Medien sondern auch unsere Bundeskanzlerin tun, wird der Sache ebenso nicht gerecht.

Wenn die russisch-orthodoxe Kirche heute selbst zu Milde gegenüber den Verurteilten aufruft, dann ist das genau die Art, wie wir sie auch von unserer katholischen Kirche bei einem ähnlichen Zwischenfall erwarten dürften. Wenn umgekehrt, wie jetzt geschehen, Nachahmungstäter im Kölner und im Stephansdom meinen, sie müssten auch hierzulande das Augenmerk auf die Geschehnisse in Russland lenken und dabei nicht nur das Gebet der Gäubigen, und die Sakralität der Räume sondern zumindest im Kölner Dom auch den Verlauf einer heiligen Messe stören, zeugt das nur von der geringen Fähigkeit der sogenannten Demonstranten, die Ereignisse richtig einzuschätzen.

Will ich mit alldem nun die Schwarz/Weiß-Systematik umdrehen, schwarz den Punkerinnen zuordnen und weiß Putin und der russisch-orthodoxen Kirche? Darum geht es mir natürlich nicht, was ich nur deutlich machen wollte (und ich hoffe, es ist auch deutlich geworden) ist, dass die politische Einschätzung von Präsident Putin und seine eventuellen Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche keine Legitimation dafür liefern, ein Gotteshaus in dieser Weise in den Schmutz zu ziehen und sich in einer Art zu äußern, die das Heiligste für viele Menschen , die Kirche, die sakralen Orte, Orte in denen Christus (nach katholischen und soweit ich weiß auch orthodoxen Verständnis) persönlich und leibhaftig anwesend ist, zu beleidigen. Blasphemie in diesem Sinne und politischen Protest auf eine solche Art zu vermischen, wird weder den Religionen noch dem politischen Protest gerecht! Beten wir also für einen politischen Prozess, der keine solchen Agitationen hervorbringt und sie – aus Sicht der Oppositionskräfte – auch nicht notwendig macht!

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Posted in: Allgemein Tagged: Christ-Erlöser-Kirche, Kölner Dom, Pussy Riot, Putin, russisch-orthodoxe Kirche, Stephansdom

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