Na guck, denke ich, lese die Headline noch mal und frage mich: ein kirchenfreundlicher Artikel in der ZEIT? Gleichlautende Berichte in der Welt, Spiegel, Stern, Münchner Abendzeitung, etc.pp. Haben die Mainstreammedien nun den Schwenk vollzogen und werfen sich nun für die katholische Kirche in die Bresche? Und wenn sie das tun, ist es dann nicht an der Zeit, diesen Blog aufzugeben, noch bevor er so richtig gestartet hat? Denn wenn sich die geballte Medienmacht demnächst für Kirche und rechten Glauben einsetzt, dann ist so ein kleiner unbedeutender Blog doch ziemlich entbehrlich und ich kann mich um Frau, Kinder und Berufslaufbahn kümmern. Schade eigentlich, ich habe diesen Blog gerne geschrieben, hat mir selbst Spaß gemacht, wenn ich auch zum Glück einen direkten Erfolg nicht sehen kann. Aber noch während ich darüber nachdenke, was ich denn in meinem letzten Beitrag schreiben soll, ob der lustig oder doch eher schwermütig werden soll, wem ich für Unterstützung danken soll, fällt mir auf: mit dem Titel Das wertvollste Unternehmen aller Zeiten ist gar nicht unsere Mutter Kirche gemeint, sondern … Apple wie profan!
Okay, man könnte annehmen, dass man als Unternehmen in Zeiten der Sprachpanscherei eben nicht mehr eine Unternehmung meint, die Menschen eben unternehmen sondern nur noch Firmen im rechtlichen Sinne. Da fällt die Kirche weltweit gesehen, nicht als deutsche Körperschaft öffentlichen Rechts eher raus. Aber hätte man, wenn man die katholische Kirche in die Betrachtung aufgenommen hätte, diese nicht als das wertvollste Unternehmen sehen können, würde sie nicht zumindest zu den wertvollsten Unternehmen zählen?
Da stellt sich dann die Frage: was ist denn das wertvoll? Der Duden beschreibt den Begriff wertvoll wie folgt:
> von hohem [materiellem, künstlerischem oder ideellem] Wert, kostbar
> sehr gut zu verwenden, nützlich und hilfreich
Dass die Kirche einen hohen ideellen Wert hat, wäre sicher auch den meisten Atheisten begreiflich zu machen, schließlich kümmert sie sich abgesehen von der Evangelisierung auch um weltlich-humanitäre Belange. Dazu kommt noch, dass seitens von Gläubigen, vielleicht sogar von Gläubigen anderer Religionen, sicher zugestimmt wird, dass sich die Kirche verdient macht um die Bewahrung gesellschaftlicher Werte in der Welt, selbst dann, wenn man sie nicht immer teilen würde. Hoher ideeller Wert ist also wohl anzunehmen bei der Kirche!
Künstlerischer Wert nun ja, in ihrer Zeit hat die Kirche Kunstwerke hervorgebracht oder inspiriert, von deren künstlerischen (und heute auch materiellen) Wert, die aktuellen Künstler nur träumen können. Wer einmal durch den Vatikan und seine Museen gestreift ist, kann ermessen, welchen künstlerischen Wert der von der Kirche vermittelte Glaube hervorgebracht oder zumindest begünstigt hat und das schon ohne Berücksichtigung der großen und kleinen Kunstwerke in den vielen Kirchen weltweit. So kann man also sagen: auch künstlerisch ist unsere Kirche wertvoll!
Materieller Wert? Das ist ein Thema, das viele Gläubige freut und die Atheisten aufs Messer reizt: die Liegenschaften und Besitztümer der Kirche! Nun gut, die sind in ihrem Unterhalt teuer und jeder Kirchenvorstand weiß ein Lied davon zu singen, dass Kirchenliegenschaften nicht immer ein echtes Asset sind, sodass man also bei diesem Kriterium Abstriche machen muss. Aber sicher ist die Kirche auch materiell nicht ganz wertlos und zusammen mit den beiden anderen Kriterien könnte sie es schon auf die vorderen Plätze der wertvollsten Unternehmen der Welt schaffen.
Gut zu verwenden, nützlich, hilfreich? Das scheinen eher Kriterien für Gegenstände zu sein, und passt insofern vielleicht vergleichbar auf ein iPhone (auch wenn es da unterschiedliche Einschätzungen zu gibt) oder ein Gebet (dito) und nicht so sehr auf Apple und die Kirche. Aber auch hier: die Kirche hat Leistungen im Angebot (Sakramente, Gebet, Geistliche Begleitung, Caritative Hilfen …) gegen die ich jedes iPad in die Ecke pfeffer. Prädikat: sehr wertvoll!
Und bis hierher haben wir noch gar nicht vom Eigentümer gesprochen! Die Kirche ist nicht abhängig von einem kreativen und kommunikativen Menschen, innovativ und charismatisch, aber eben sterblich wie Steve Jobs (Gott sei seiner Seele gnädig) oder seine Nachfolger, sondern ihr Eigentümer ist Gott selbst! Und nicht nur, dass der versprochen hat, dass die Mächte der Unterwelt diese Kirche nicht überwältigen werden, er hat auch noch versprochen, bei seiner Kirche zu bleiben bis zum Ende der Welt! Das ist mal Nachhaltigkeit, die jedes High-Tech-Unternehmen blass aussehen lässt! Soviel zu aller Zeiten! Oder wer wollte die Hand dafür ins Feuer legen, dass es das Unternehmen „Apple“ auch in 100 Jahren noch gibt? Die Kirche soviel ist für uns Gläubige sicher wird es dann noch geben und amüsiert die Meldung zur Kenntnis nehmen, dass die Firma Space-Analytics aus Nord-Szuzusi, früheres Kambodscha (Namen frei erfunden) als wertvollstes Unternehmen gehandelt wird. Und dann wird sich ein anderer Blogger (falls es dieses Medium dann noch gibt und es noch eine Rolle spielt) fragen, wieso es auch diesmal nicht die Kirche ist, die als das wertvollste Unternehmen aller Zeiten gekürt wird?
Je länger ich also darüber nachdenke, ist die Kirche gegenüber Apple doch klar im Vorteil: Die katholische Kirche IST das wertvollste Unternehmen aller Zeiten! Aber wieso titelt man hier und heute mit Apple?
Immerhin, Focus-Online titelt korrekt: Das teuerste Unternehmen aller Zeiten (gemessen am Börsenwert) so kann das schon eher hinkommen! Mein Weltbild und mein Bild von deutschen Medien sind wieder hergestellt! Weiter machen mit dem Bloggen und der Evangelisierung! Ein Glück?!
Anonymous
Mir gefallen solche Unternehmungen wie „Apple“ besser. Sie stürzen irgendwann zusammen und hinterlassen nur wenige verwertbare Spuren und weniger Schaden.
Papsttreuer
So unterschiedlich sind die Sichtweisen :-)