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Ökumenismus: Freibier für alle!

4. September 2012 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Über ungelegte Eier zu schreiben sollte sich eigentlich für einen verantwortungsvollen Blogger verbieten, läuft man doch Gefahr ganz schnell wieder zurück rudern zu müssen. Andererseits ist es aber doch auch so, dass man schon mal die Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken muss, das sich am Horizont abzeichnet, damit es dann auch wahrgenommen wird. Ganz nebenbei kann man dabei auch seine prophetischen Fähigkeiten überprüfen, wenn es darum geht, vorauszusehen, wie sich bestimmte Themen entwickeln werden.

Es gibt also eine „neue“ Ökumeneinitiative aus deutschen Landen: unter dem fordernden Titel „Ökumene jetzt – ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ haben sich „engagierte Christen“ zusammengefunden, und einen Aufruf formuliert, der am kommenden Mittwoch veröffentlicht werden soll. Auf der bereits ins Netz gestellten Webseite findet man die Ankündigung wie folgt begründet:

Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns mit Blick auf den 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils in diesem Jahr und das bevorstehende 500jährige Jubiläum der Reformation damit, gemeinsam mit anderen engagierten Christen beider Konfessionen einen Beitrag zur Überwindung der Kirchentrennung zu leisten. Dazu haben wir einen Aufruf vorbereitet, mit dem wir als Erstunterzeichner unsere Vorstellungen verdeutlichen und als gemeinsame Initiative engagierter Christen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Sport und anderen gesellschaftlichen Bereichen öffentlich vorstellen möchten. Den Aufruf und weitere Absichten unserer Initiative werden wir im Rahmen der gemeinsamen Pressekonferenz präsentieren.
(Hervorhebungen von mir)

Unterzeichnet haben diesen noch unveröffentlichten Aufruf unter anderem Norbert Lammert, Bundestagspräsident, Prof. Dr. Hans Maier, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Annette Schavan, Theologin, Pädagogin und Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frank-Walter Steinmeier, Fraktionsvorsitzender der SPD, Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestags und Richard von Weizsäcker, Bundespräsident, um nur einige und die (mir) bekannteren unter ihnen zu nennen, im Wesentlichen also leider Menschen, über deren theologische Einschätzungen hier im Blog normalerweise keine positive Bewertung zu lesen sein wird.

Man möge mir verzeihen, wenn ich an dieser Stelle ein bisschen polemisch werde: darauf hat die Weltkirche gerade gewartet, dass ihnen ein paar deutsche Politiker und Lobbyisten erklären, wie Ökumene in ihren Augen zu funktionieren hat. Davon ausgehend, dass eine weltweite Kirchenspaltung wie die Reformation (wie man da ein 500-jähriges Jubiläum „feiern“ kann ist mir grad schleierhaft) von Deutschland ihren Ausgang nahm, nicht zuletzt auch deshalb weil es gerade die Politik war, die sich in dieses Thema aus machtpolitischen Erwägungen eingemischt hat, scheint mir die Idee, dass es ausgerechnet deutsche Politiker und Ex-Politiker sein sollen, die hier Vorschläge unterbreiten, eher abwegig.

Aber gut, sicher wird es in dem Papier ein paar wunderbare Vorschläge geben, wie sie die gesamte Christenheit bislang noch nicht gesehen hat. Zum Beispiel dazu, wie man denn ein unterschiedliches Sakramentenverständnis, und damit ein unterschiedliches Verständnis über die Präsenz Gottes in unserer Welt auf einen Nenner bringt, ohne das man die Wahrheit der Sakramente (aus katholischer Sicht) beugen muss. Proklamieren, dass es der gleiche Gott, der gleiche Glaube und die gleiche Kirche sei, in der man tätig ist, kann man leicht, dadurch lassen sich aber natürlich die Unterschiede nicht lange vertuschen, die doch darauf hindeuten, dass das Gottesbild sich unterscheidet, man in wesentlichen Aspekten etwas anderes glaubt und daher die „eine“ Kirche als „Kompromiss“ zwischen katholischen und evangelischen Positionen (wer immer letztere dann festzulegen in der Lage ist) einem potemkinschen Dorf gleicht: die Fassade nennt sich Kirche, dahinter lebt aber nicht Gott!

Jahrhunderte haben sich Theologen damit auseinandergesetzt, was an den unterschiedlichen Konfessionen „wesensverschieden“ oder eben „wesensgleich“ ist, und genau darin besteht doch – so habe ich das bislang immer verstanden – die Grundlage der Ökumene: Gleichartigkeiten nutzen ohne die Unterschiede zu verheimlichen. In der Geschichte ist das Pendel in dieser Frage immer mal wieder in unterschiedliche Richtungen ausgeschlagen, von der Überbetonung des Gleichen und Vernachlässigung des Ungleichen bis zur Überbetonung des Ungleichen und Vernachlässigung des Gleichen. Wer eine wirkliche Ökumene anstrebt, der wird es da eher halten wie unser Papst: mit jedem zu reden in Lage sein, gleiche Wesenszüge erkennen und vertiefen, darauf aufbauend zusammen arbeiten in einer außerhalb dessen gottlosen Welt … aber kein Jota von der Wahrheit abweichen. Oder mit den Worten von Kardinal Meisner (in anderem Zusammenhang getätigt): Wir können den Glauben nicht billiger machen um einer weltlichen Einheit willen, die uns dann von Gott trennt!

Was als solcher Aufruf „Ökumene jetzt“ herauskommen kann ist dagegen nur ein müder Abklatsch einer echten Auseinandersetzung: da beschäftigt sich die politische (Ex-) Prominenz „seit einiger Zeit“ mit der Überwindung der Kirchentrennung. Sie nutzen ihren Zugang zu den Medien um ihre „Vorstellungen zu verdeutlichen“ und fabulieren bislang von ihren „weiteren Absichten“. Um mal mit dem hier nicht besonders gut gelittenen Luther zu sprechen: dieser Aufruf ist „ein weltlich Ding“, und als Katholik wird man gut daran tun, sich den Aufruf kritisch anzusehen um festzustellen, wo möglicherweise gutes Neues enthalten ist, wo aber auch alte Kamellen versteckt sind (wenn ich in dem Dokument was von gemeinsamem Abendmahl lesen sollte, „werfe ich mich auf den Boden und beiße in die Auslegeware“ – jetzt mit Loriot bzw. Evelyn Hamann gesprochen) und wo man Neues auf den Tisch bringt, was dem wahren Glauben so widerspricht wie die erwähnten alten Kamellen. Katholisch-evangelisch für alle, das ist die Idee der deutschen Nationalkirche von der sich katholische Christen nur deutlich distanzieren können, ist weder Fleisch noch Fisch, ist in gewisser Weise der Wunsch nach „Freibier für alle“. Was im Normalfall angestrebt wird, ist eine Aufweichung der Positionen der katholischen Kirche, um eine Annäherung zu ermöglichen. Ich will gar nicht implizieren, dass das mit schlechtem Gewissen getan wird, aber – um es mal ganz plump zu formulieren – eine einheitliche Kirche kann nur eine katholische sein oder sie wird nicht sein.

Man darf als Optimist also durchaus gespannt sein, was der Initiatorenkreis von „Ökumene jetzt“ an Ideen einbringt, es empfiehlt sich aber eine kritische Distanz, auch und vor allem, wenn der „Vorstoߓ von den Medien als Initiative der „Kirchenbasis“ gegen die Kirchenhierarchie gefeiert werden sollte! Und als Katholik kann man weiter in vielen Dingen mit anderen Konfessionen zusammenarbeiten und zu Gott beten, dass er der von ihm gewünschten Einheit aller Christen auf die Beine hilft mit Mitteln, die uns noch fremd sind!

Fortsetzung folgt …

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Posted in: Allgemein Tagged: Richard von Weizäcker, Tags: Ökumene, Annette Schavan, Aufruf, Frank-Walter Steinmeier, Freibier, Hans Maier, Norbert Lammert, Sakramente, Wahrheit, Wolfgang Thierse

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