Im Jahr des Glaubens ist es bestimmt auch notwendig, sich mit den Dingen zu beschäftigen, an die wir nicht glauben wollen, die wir eigentlich nicht glauben können, weil sie unsere Glaubensfähigkeit einfach übersteigen mit einem Wort: unglaublich sind.
Eigenartigerweise wird das Wort unglaublich in aller Regel nicht für Sachverhalte benutzt, die beispielsweise durch wissenschaftliche Forschung widerlegt wäre. Als Beispiel: Die Erde ist eine Scheibe ist widerlegt, damit eigentlich auch nicht mehr glaubend anzunehmen, eben unglaublich. Stattdessen wird das Wort meist dann verwendet, wenn etwas erwiesen ist, es aber dennoch unsere Vorstellungskraft übersteigt. Wieder ein Beispiel: Unsere Milchstraße enthält nach wissenschaftlichen Schätzungen etwa 100 bis 300 Milliarden Sterne. egal ob es ein paar hundert Milliarden mehr sein sollten: Unglaublich! Und eben doch die Wahrheit!
In eine Art Zwischenkategorie fallen dagegen so was wie Wunder. Jesus hat mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen 5.000 Männer gespeist. Komischerweise wird für derartige Äußerungen umgangssprachlich ebenfalls oft der Begriff unglaublich gewählt, wobei die Konnotation dabei schon einen Zweifel andeutet.
Für uns Katholiken passen die beiden Arten der Begriffsverwendung natürlich ganz gut zusammen: wahre aber unsere Vorstellungskraft übersteigende Sachverhalte sind eben unglaublich. Und vieles was wir in der Bibel über Gott lesen, was wir über Jesus wissen und glauben, was wir über Wunder im Namen Gottes erfahren, ist schier unglaublich wahr aber unsere Vorstellungskraft übersteigend und damit eben genau das Gegenteil: zu glauben oder noch besser nur zu glauben. Wir können uns die Zahl der Sterne in der Milchstraße oder im Universum nicht vorstellen, genau so wenig wie wir uns vorstellen können, wie aus den paar Broten und Fischen genug Essen für ein paar Tausend Leute wurde oder wie Maria Jesus als Jungfrau empfangen hat. Der einzige Unterschied bei diesen unglaublichen Sachverhalten besteht nur darin, dass das eine durch die enge wissenschaftliche Brille nachgewiesen ist, das andere durch den Glauben, das Glaubenswissen.
Für den atheistischen Wissenschaftler ist das freilich Grund genug, diese unglaublichen, durch den Glauben bewiesene Gewissheiten als nicht zu glauben zu begreifen: was ich im Labor nicht nachstellen kann, was ich nicht messen oder zumindest theoretisch nachvollziehen kann, ist nicht nur unglaublich sondern nicht zu glauben. Für den Gläubigen sind dagegen Mikroskop, Teleskop und Laborutensilien und Astrophysik keine ausreichenden Werkzeuge, die Welt und das, was in ihr an unglaublichen vorgeht zu betrachten und zu bewerten. Für den Gläubigen ist dagegen eine wissenschaftliche Bewertung auch durch den Glauben zu verifizieren. Da wird es dann spannend: Was, wenn der Glaube und Wissenschaft sich widersprechen? Was, wenn die Wissenschaft das, was geglaubt wird, widerlegt? Was, wenn der Glaube den wissenschaftlichen Nachweis nicht wahrhaben will, nicht im Glauben folgen kann?
Die Lösung, die wir als Katholiken haben, ist so pragmatisch wie einfach: Das kann nicht passieren! Die Betrachtungsobjekte von Glauben und Wissenschaft sind so grundlegend anders, dass sie sich nicht ins Gehege kommen können (dass sie das in der Vergangenheit in wenigen Einzelfällen getan haben, tut dem keinen Abbruch). Als Gläubiger kann ich damit leben, dass man wissenschaftlich betrachtet der Schöpfung des Universums immer näher kommt, wenn gleichzeitig die Wissenschaft anerkennt, dass sie den auslösenden Faktor eines ersten Gliedes dieser Kette, eine überwissenschaftliche Macht, wie sie Gott darstellt, weder beweisen noch widerlegen kann. Es wird meinen Glauben nicht umstoßen, wenn man eines Tages feststellen und nachweisen sollte, dass es die vielzitierten und unglaublichen außerirdischen Zivilisationen gibt. Es wird meinen Glauben nicht umstoßen, wenn man die unglaublichen Lücken in der Evolutionstheorie wissenschaftlich schließen kann. So wenig wie es meinen Glauben umwirft, wenn man nachweist, dass unsere Sonne in unglaublichen ca. 5 Milliarden Jahren nach einem kurzen (naja, kurz ) Aufbäumen, in dem die Erde vernichtet wird, erlöscht.
Und trotz alledem: Gott hat die Welt wunderbar erschaffen (ob in sechs Tagen oder Milliarden von Jahren ist in göttlicher Sicht unglaubliche Pfennigfuchserei)! Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, geboren durch die Jungfrau Maria, er hat uns die Frohe Botschaft verkündet, seine Sünden auf sich genommen, ist für uns gestorben und auferstanden, hat den Heiligen Geist gesandt, uns zu erinnern und zu stärken und wir am Ende der Zeit als Richter neben Gott auftreten uns zu richten. Wissenschaftlicher Gegenbeweis? Keiner? Hätte ich auch nicht erwartet!
Das eine so unglaublich wie das andere, nur dass die Instrumente zum Nachweis jeweils andere sind, und wir tun gut daran, uns in der Wahl der Mittel nicht mit der weltlichen Laborausstattung zufrieden zu geben!
Oh, apropos unglaublich: mit Hilfe einer neun Gigapixel-Aufnahme des Infrarot-Surveyteleskops VISTA haben Astronomen jetzt einen Katalog von mehr als 84 Millionen Sternen erstellt, die sich im Zentralbereich unserer Milchstraße befinden. Er enthält damit zehnmal mehr Sterne als frühere Kataloge.
Hier das Bild mit einem Link zu der unglaublichen zoombaren Aufnahme: