So, die im letzten Beitrag kurz erwähnten Exerzitien sind seit gestern Mittag beendet ein Triduum, wobei der Name ein bisschen ungenau ist. Wie unser Priester wir hatten die Freude, von Pater Michael Luxbacher LC durch die Tage geführt zu werden meinte, es seien eher biblische Tage, wie bei der Auferstehung in der Nacht vom Samstag zum Sonntag nach Karfreitag: Beginn am Freitag Abend und Ende am Sonntag Mittag machen kaum drei Tage aus, besonders wenn man bedenkt, dass die meisten nach Feierabend in die Exerzitien aufgebrochen sind, was schon ein bisschen Zeit benötigt, bevor man im intensiven Gespräch mit Gott gelandet ist.
Nun sind Exerzitien zwar von außen betrachtet Auszeiten, im Glaubensleben aber eher Hoch-Zeiten, sodass ich mich schwer tue mit diesem ersten Begriff. Es geht ja auch nicht um eine Flucht aus der Welt sondern unter anderem um eine Beschäftigung mit der Welt, und darum, sie im Licht des Glaubens zu sehen oder noch wichtiger Im Licht des Glaubens den Kompass für die Welt neu zu norden.
Wären Exerzitien eine eher buddhistische Auszeit, dann würde ich mich heute unversehens wieder in der Situation wiederfinden, hier einen Blogbeitrag über seit Freitag aufgekommene (oder zumindest thematisierte) Inhalte zu schreiben:
Das Betreuungsgeld wurde entschieden und die Opposition läuft an mehreren Fronten Sturm gegen dieses Instrument der Familienförderung, mit dem seltsam anmutenden Argument, es sei familienfeindlich und haha, aus dem Mund von Sozialdemokraten, Grünen und Linken wirtschaftsfeindlich, mit einem Wort des unsäglichen SPD-Kanzlerkandidaten (der sich in meinen Augen mit seinem Populismus immer weiter unwählbar macht) Schwachsinn. In gewissem Maß stichhaltig ist dagegen das Argument, dass die Regierungsparteien von dem Betreuungsgeld wohl selbst wenig überzeugt sind und nur der CSU ein bisschen Wahlkampfschub verschaffen wollen. Als bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Äußerung derer von Merkel zu bestaunen, die huldvoll proklamiert, dass sie auch diejenigen nicht an den Pranger stellen wolle, die ihre Kinder ein paar Jahre in dem für sie besten Umfeld, nämlich zu Hause, betreuen wollen schönen Dank Frau Bundeskanzlerin, dass meine Frau und ich nicht von Ihnen an den Pranger gestellt werden sollen!
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, hat sich, bereits zu Beginn der vergangenen Woche, zur seelsorgerischen Begleitung von Suizidwilligen geäußert und in seiner Rede mal wieder deutlich gemacht, in welchen Riesenschritten er sich von Christus entfernt und sich offenbar eine eigene Wohlfühltheologie bastelt, die in den Medien gut ankommt nur mit der Schöpfung und dem von Gott geschenkten Leben nicht mehr viel zu tun hat. Kurz gesagt, und sicher zu kurz, ist für ihn die Sterbehilfe im Rahmen einer Seelsorge und wenn es der Suizident denn wirklich, wirklich will, schon auch in Ordnung. Die Tagespost zitiert ihn, wenn wer sagt Gleichwohl wird es Situationen geben, in denen auch Christen die Entscheidung von Menschen für ein selbstbestimmtes Sterben gegen ihre eigene Überzeugung respektieren und ihnen einen mitfühlende und seelsorgerliche Begleitung nicht verweigern. […] Wenn ein Mensch intensiv darum bittet, dann mache ich mir nach der reinen Lehre auch die Hände schmutzig. [… Stehe es] Spitz auf Knopf […] dann sind wir für die Menschen da und nicht für die Sauberkeit unserer Position. Der Fuldaer katholische Bischof Heinz Josef Algermissen hat im Hinblick auf diese theologische Bankrotterklärung darauf hingewiesen, dass es sich bei den Äußerungen um eine schwere Belastung der Ökumene handele.
Die Grünen haben in einer Urwahl die Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl bestimmt und dabei überraschenderweise die Christin und Mitglied im Rat der EKD, Katrin Göring-Eckardt, neben Jürgen Trittin nominiert, die bislang in den Medien als aussichtslos dargestellt wurde. Ob es sich dabei um politisches Kalkül handelt, sich auch im Wählerumfeld der christlichen Parteien umzutun darf sicher gefragt werden (vor allem, wenn man den zweiten Kandidaten betrachtet), es mag den einen oder anderen aber freuen, dass es in dieser Rolle die Dauerempörte Claudia Roth zerbröselt hat (die allerdings weiterhin Grünen-Chefin bleiben will, für einen Abgesang auf ihre politische Karriere ist es wohl noch zu früh)
Das alles und noch viel mehr Themen eignen sich bestimmt für einen Blogbeitrag, ich möchte hier aber nicht den Ereignissen hinterher hecheln (schon gar nicht nach den erbaulichen Exerzitien) daher will ich es mit der Nennung bewenden lassen (eine Aussage lässt sich meiner Kommentierung sicher sowieso entnehmen). Stattdessen mache ich eben mein eigenes Thema, das ein bisschen ein Meta-Thema ist, weil es mich seit dem Wochenende verfolgt: Sind es eigentlich die richtigen Themen, mit denen wir uns, mit denen ich mich beschäftige? Ist es hilfreich (der Begriff nicht hilfreich ist in der Politik ein bisschen abgenutzt, ich will das Wort aber trotzdem verwenden) für die Leser dieses Blogs, wenn ich hier etwas dazu schreibe, wie Frau Merkel oder Herr Steinbrück das Betreuungsgeld sehen? Ist es hilfreich, wenn ich mich über Claudia Roth echauffiere? Ist es hilfreich, wenn ich darauf hinweise, dass Präses Schneider sich langsam aber sicher vom christlichen Glauben verabschiedet? Da stellt sich die Frage: Was will ich denn unter hilfreich verstehen? Wenn ich darunter verstehe, aktuelle Geschehnisse aus dem Blickwinkel des Glaubens zu kommentieren, möglichst pointiert, damit das auch zu einer hübschen Anzahl an Zugriffszahlen führt, dann könnten Blogbeiträge über die genannten Themen hilfreich sein. Wenn ich dagegen, ganz im Sinne des Jahres des Glaubens, darunter verstehe, Glaubensinhalte auf anziehende Art wiederzugeben, Zeugnis zu geben für unseren Glauben, im besten Sinne Werbung zu machen, die Leser auf einen wundervollen Glauben neugierig zu machen dann könnten die Themen und deren pointierte Kommentierung auch kontraproduktiv sein. An anderer Stelle hatte ich mir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie denn dieser Blog, nicht nur aber vor allem im Hinblick auf das Jahr des Glaubens sein sollte und diese Einschätzung hat sich während der Exerzitien noch mal verstärkt und sich zu einem Vorsatz verstärkt
Jeder katholische Blog, auch einer, die sich der pointierten Kommentierung verschrieben hat, kann gut sein, dieser hier aber ist meiner und nur dann gut wenn er Verständnis für unseren Glauben schafft, im Idealfall neugierig auf unseren Glauben, Lust auf unseren Glauben macht. Das heißt nicht, dass ich mich nicht mehr mit Themen wie Betreuungsgeld, antikirchliche Politik oder wesentliche Glaubensfragen wie die nach dem Leben und Tod beschäftige aber eben genau damit und nicht mit Frau Merkel, Frau Roth oder Herrn Schneider (und schon gar nicht mit dem Versuch, sich auf deren Kosten zu profilieren). Abirrungen vom Glauben muss man auch weiterhin benennen, wenn man sie sieht, aber im Vordergrund muss immer die klare Alternative stehen. Anders gesagt: nicht die Abgrenzung zum Unglauben außerhalb und innerhalb der Kirche ist hilfreich sondern die Hinführung zum Glauben! Trennendes zur Welt oder zu anderen Konfessionen gehört dabei thematisiert, ist aber nicht das Thema selbst.
Warum schreibe ich das alles, gehören solche Selbstbeschäftigungen denn zu den Themen, die hilfreich sind? Von Hernán Cortés, dem spanischen Eroberer, wird berichtet, dass er nach der Landung an der Ostküste Mexikos seine Schiffe verbrennen ließ. Grund war, dass er seinen Männern, und auch sich selbst, den Rückweg versperren wollte, um sie zum Weiterziehen zu motivieren. Nun will ich mich hier nicht in eine Linie mit diesem spanischen Conquistador sehen, aber bei einem Blog muss sich der Autor sicher an seinen Worten messen lassen. Also schreibe ich es hier lieber, um mich selbst ein bisschen unter Druck zu setzen. Außerdem mag diese Klarstellung auch für Leser hilfreich sein, die lieber katholische hard-facts, nicht aber meine persönliche Meinung lesen möchten. Letztere wird natürlich weiterhin durchscheinen, das kann bei einem Thema wie dem Glauben kaum anders sein, will man sich nicht auf die Paraphrasierung der Bibel, des Katechismus und von Papstworten beschränken. Kern ist aber die Botschaft, die frohe Botschaft, Seine (!) Botschaft von der ich hoffe aber nie sicher sein kann, dass sie sich von meiner nicht unterscheidet!