Gestern war es soweit, der zweite Termin aus der Gesprächsreihe, die unter dem Motto Stomp the priest gestartet und jetzt unter dem Namen Glauben Sie (nicht) alles! fortgesetzt wird. Wie schon beim ersten Termin im Frühsommer trafen sich am Glauben Interessierte um genau darüber zu sprechen: Was glauben, was nicht glauben? Die gemütlichen und komfortablen Räume der Cigarworldlounge und der Service mit dem reichen Angebot an Tabakwaren, von dem einige Teilnehmer ebenfalls Gebrauch machten, verhalfen wie schon beim ersten mal zu einer angenehmen Gesprächsatmosphäre
Zum Thema Vorhang auf für den Himmel führte Pater Klaus Einsle mit einigen Erläuterungen und Textstellen aus seinem in Kürze veröffentlichten gleichnamigen Buch ein: Was ist eigentlich der Himmel, was können wir über ihn wissen und wieso scheint er für viele Menschen so wenig anziehend zu sein?
Den gesamten Abend Revue passieren zu lassen würde hier sicher zu weit führen, aber es war eine unglaubliche Spannbreite von Himmels-Themen, die an dem Abend angerissen wurden und die Pater Klaus wunderbar mit theologischem Fachwissen aber vor allem auch mit seiner priesterlichen Erfahrung begleitete. So erläuterte er, dass sich die Vorstellungen der meisten Menschen hinsichtlich ihrer ureigensten und tiefsten Wünsche nach Liebe, Freiheit, Heimat, Angenommensein, die Bilder die die Bibel in altem und neuem Testament vom Himmel liefert, die Berichte von Nahtoderfahrungen und die Vorstellung, dass unsere Welt ein Abbild des Himmels ist, sich zu einem konsistenten und wunderbaren Bild zusammenfügen lassen. Wer sich heute beispielsweise vorstellt, dass wir mit unseren Augen ca. 6.000 Sterne sichtbar sind, nach Berechnungen der Astronomen aber ca. 70 Trillionen Sterne existieren, dann gibt das einen Einblick in den Überfluss, den Gott geschaffen hat. Ein bisschen weniger hätte es doch auch getan aber eben nicht für Gott! Und wenn nun dieser uns geschenkte Überfluss in Pflanzen-, Tier und sonstiger Umwelt nur ein Abbild des Himmels ist, in welchem Überfluss muss da erst Himmel schwelgen?
Bei den begeisterten Berichten darüber, wie man sich, gestützt durch die oben beschriebenen vier Quellen, den Himmel vorstellen kann als den Ort, den man unbedingt erreichen möchte, stellt sich dann die Frage, warum wir eigentlich so wenig Energie daran setzen, den Himmel zu erreichen? Eine Erklärung dazu lieferte Pater Klaus in der Theologie: wenn theologisch korrekt definiert wird, dass der Himmel die ewige Anschauung Gottes ist, dann ist das für einen ganz normalen Menschen kein besonders erstrebenswerter Zustand: In Ewigkeit auf Knien Gott anbeten es mag theologisch richtig und in seiner Ausdeutung auch wunderbar sein, der Wortlaut schreckt eher ab und so ist es Aufgabe besonders der Priester, aber wie in der Diskussion hinzugefügt wurde auch von uns Laien, einfach mehr Werbung für den Himmel zu machen. Oder wann haben Sie das letzte mal eine Predigt über den Himmel gehört, die sie animiert hätte, sich um einen Platz darin zu bemühen?
Einen Einblick darin, was in den vergangenen Jahrzehnten stattdessen vermittelt wurde, konnte man sich auch durch die Vielzahl der Fragen und Diskussionsbeiträge verschaffen, die sich mit dem Gegenteil des Himmels beschäftigen: was ist denn die Hölle? Was das Fegefeuer? Und wer kommt da hin? Oft wurde also in der Vergangenheit mit der Hölle gedroht statt mit dem Himmel zu werben. Deutlich wurde noch mal: die Hölle existiert, aber das heißt nicht, dass sie unsere Motivation sein muss, in den Himmel zu kommen.
Wie man sich vorstellen kann, sind bei der Tiefe der Themen ganz unterschiedliche Fragen aufgekommen: Gibt es im Himmel Stechmücken? Hat Jesus tatsächlich ein Pferd im Himmel? Kommt der islamistische Selbstmordattentäter in den Himmel? Könnten Hitler, Stalin, Mao oder Pol Pot im Himmel sein? Wer Antworten oder Anregungen zu diesen Fragen sucht und gestern nicht dabei sein konnte, der wird sicher im in Kürze erscheinenden Buch von Pater Klaus (erhältlich hier) fündig und kann sich dann sicher ein besseres Bild vom Himmel machen und davon, wie wunderbar und erstrebenswert dieser Ort sein muss.
Stellen sich angesichts der für die Veranstaltung gewählten Location eigentlich noch zwei Fragen: Gibt es im Himmel ein Rauchverbot? Und wie mag wohl eine Cigarre im Himmel schmecken?
Noch ein kurzes Wort zur Veranstaltung selbst: im Vergleich zur ersten Veranstaltung war der Altersdurchschnitt der Teilnehmer deutlich niedriger, die vertretenen Altersstufen aber vor allem weiter gemischt. Vom über fünfzigjährigen erfahrenen Journalisten und Redakteur bis zur jugendlichen Studentin war eine ganze Spannbreite vertreten, die die Gespräche bereichert hat. Die Jüngeren lernen von den Älteren und die Älteren von den Jüngeren das war jedenfalls mein Eindruck an diesem Abend, der sicher eine Fortsetzung finden wird.
Ein Termin für die nächste Runde Glauben Sie (nicht) alles! steht noch nicht fest, dass es einen geben wird so Gott will schon. Bis dahin verabschiedete Pater Klaus uns mit den Worten Wir sehen uns spätestens im Himmel! – und spätestens seit gestern Abend wissen die Teilnehmer, dass das keine lahme Floskel, schon gar keine Drohung ist, sondern ein Ansporn: Da will ich hin und ich freue mich, die Teilnehmer von gestern und die Leser des Blogs dort wiederzusehen!
Frischer Wind
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