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Was „ich“ nicht bin

10. Januar 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Es ist ja manchmal gar nicht so einfach, zu beschreiben, wer oder was man ist. Diese Frage erinnert mich an eine Szene aus dem recht amüsanten Film „Die Wutprobe“ (kein filmisches Kleinod, aber kurzweilig, wenn dann unbedingt im englischen Original ansehen) in der „das Opfer“ Dave Buznik von seinem „Agressionstherapeuten“ Dr. Buddy Rydell gefragt wird, wer er sei und dieser verzweifelt versucht, diese Frage zu beantworten, nur um immer wieder zu hören, dass er nicht nach seinem Namen, nach seinem Beruf, nach seinem Familienstand etc. gefragt wurde, sondern danach, wer er SEI!

Im Evangelium von Johannes (1, 19-28) wird diese Frage, wer er denn sei, an Johannes den Täufer gestellt. Und wenn man es recht bedenkt, beantwortet er die Frage erst am Schluss höchst indirekt, denn wichtig ist ihm bei der Beantwortung der Frage eher, wer er nicht ist: „Ich bin nicht der Messias.“ Er verneint auch die Frage, ob er denn Elia oder der Prophet sei. Erst auf Nachfrage bekennt er seine wahre Rolle („Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn! wie der Prophet Jesaja gesagt hat.“) und stellt sich ins rechte Verhältnis zu dem von ihm benannten Herrn („ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.“)

Vielleicht, so scheint mir, ist auch für jeden, der das Evangelium verkünden möchte, für jeden, der Zeugnis für seinen Glauben abgeben möchte, die wesentliche Frage nicht, wer er ist (Katholik, apostolischer Laie, Priester … Blogger?) sondern wer er nicht ist – mithin, wer derjenige ist, den er verkündet und mit dem er nicht verwechselt werden darf. Ich bin als Apostel, als derjenige, der sich von Christus zur Evangelisierung aufgefordert fühlt, eben nicht Christus. Ich bin als Verkünder des Evangeliums nicht wert, meinem Herrn, die Schuhe aufzuschnüren, sondern sollte mich an Johannes dem Täufer orientieren in seiner Demut, die nichts anderes tut, als eben auf den Messias verweisen. Bekannt dürfte das Abbild von Johannes von Johannes Grünewald auf dem Isenheimer Altar sein, auf dem er mit einem überproportional großen Zeigefinger auf Jesus weist – der wahre Apostel weist also von sich weg und auf Christus, der falsche macht sich selbst zur Botschaft.

Das erfordert an sich schon Demut, und als Blogger muss ich zugeben, dass es schon verführerisch ist, für eine Knallerformulierung mal die Wahrheit ein bisschen zu beugen – mal abgesehen von Bestrebungen zu Zugriffszahlen und Verlinkungen, „Likes“ und positive Kommentare in Facebook. Etwas platt könnte man formulieren: der Apostel „verlinkt“ auf Jesus, damit der „geliked“ wird – ein Lob für einen selbst, eine Anerkennung oder eben ein „Like“, ohne das damit jemand näher zu Christus gebracht wird, hat nicht nur keinen Wert sondern ist im Zweifel sogar kontraproduktiv. Wer zu sehr auf den Apostel schaut, wird von Christus abgelenkt!

Und sind wir mal ehrlich, es kommt noch dicker, denn schließlich ist es ja Christus selbst, dem wir nacheifern. Johannes stellt sich als unwürdig dar, Jesus die Schuhe aufzuschnüren dar – und was hat der getan? „Er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich“ (Philipper 2, 7). Ich habe mich bei der Formulierung ab und an schon gefragt, was denn diese Begrifflichkeit „Sklave“ hier bedeutet? Wenn Jesus Sklave ist, wessen Sklave ist er dann? Sicher nicht der Sklave der Menschen – er ließ sich behandeln wie ein Sklave, ist den Menschen – vielleicht besser: der Welt – aber nicht gefolgt. Nein, als Mensch war er ein Sklave Gottes, poetischer kann man vielleicht auch sagen, Sklave der Liebe und der Wahrheit.

Wenn wir es also wagen sollten, uns mit Johannes dem Täufer zu vergleichen, sicher einer der größten – und zu wenig beachteten – Heiligen der Bibel, dann ordnen wir uns ein als Menschen, die nicht würdig sind, dem Sklaven die Schuhe aufzuschnüren. Sicher, diese Analogiekette ist gewagt und von den unterschiedlichen Autoren der Bibel wohl auch nicht gewollt, sie macht aber trotzdem deutlich, welche Rolle wir als Christen und Apostel einnehmen sollten – und vor allem, welche nicht! Das mag auch dann helfen, wenn man für christliche Positionen im Hinblick auf die Wahrheit, auf Gerechtigkeit, auf Liebe, auf Werte und Familie angefeindet werden. Es ist keine Wahl, die wir treffen – wir sind Diener des Sklaven dieser Wahrheit, und wir dürfen uns glücklich schätzen, von Gott für diese Rolle ausgewählt zu sein.

Eher schon wird andersrum ein Schuh draus: wenn ich für meine Positionen nur noch Anerkennung und Lob ernte, dann kann ich ziemlich sicher sein, dass ich vom rechten Weg abgekommen bin, mich von der Wahrheit entfernt habe: Johannes der Täufer wurde für die Wahrheit enthauptet, Jesus wurde für die Wahrheit gekreuzigt, unzählige Apostel und andere Märtyrer wurden für die Wahrheit verbrannt, von Löwen zerrissen oder sonst wie bestialisch ums Leben gebracht – da wollen wir nicht ernsthaft erwarten, dass eine Welt, die nicht nur nicht an „unseren“ sondern an gar keinen Gott glaubt, deren einziger Gott, wenn wir davon sprechen wollen, das Individuum ist, das sich selbst zum Gott zu machen versucht, uns mit offenen Armen aufnimmt? Freilich, nicht jeder Widerspruch gibt uns Recht, aber generelle Zustimmung sollte uns skeptisch machen, ob wir wirklich noch auf Christus, auf Gott, auf die Liebe, die Wahrheit verweisen – oder nicht viel eher auf uns und unsere Rolle in der Welt!

Also noch mal zurück zur Ausgangsfrage: was bin ich als Christ oder Apostel – oder was bin ich eben nicht? Ich bin nicht die Botschaft, ich habe eine Botschaft, die ich vermitteln darf. Diese Botschaft stammt nicht von mir, sie stammt aus der Bibel, aus dem Evangelium, von Jesus, von Gott (was vermessen klingt und auch ein hoher Anspruch ist, ist tatsächlich eine Voraussetzung: Wenn ich nicht glauben würde, dass es Gottes Botschaft ist, wieso verkündige ich sie dann und laufe Gefahr, Menschen vom rechten Weg abzubringen?). Damit bin ich ganz sicher nicht Jesus, ich bin nicht der Messias, ich bin nicht mal der Prophet – ich bin einer, der dem Sklaven der Wahrheit, dem Gottesknecht, nicht die Schuhe aufzuschnüren würdig ist und von ihm doch für würdig befunden wird, seine Botschaft in der Welt durch Zeugnis – in Worten und Taten – zu verbreiten.

Diese Selbsteinschätzung – so hoffe ich – wird mir helfen, mich selbst, meine Arbeit als Blogger und Apostel immer mal wieder zu relativieren, wird vielleicht auch anderen helfen, sich selbst in Frage zu stellen – und kann auch denjenigen nutzen, die sich mit Aposteln konfrontiert sehen, die eher sich selbst als Christus ins Rampenlicht stellen. Rampenlicht mag helfen, Christus zu verkünden, Rampenlicht selbst ist nicht das Problem, aber wenn der Schatten dieses Apostels Christus verdunkelt, ist es Zeit, sich wieder Jesus selbst zuzuwenden.

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Posted in: Allgemein Tagged: Johannes der Täufer, Apostel, Evangelisierung, Evangelium, Jesus, Liebe, Sklave, Wahrheit

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