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Noch ein Problem der Kirche

23. Januar 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Problem

In einem Artikel vor gut einer Woche hatte ich schon mal darauf hingewiesen, dass die Vertreter der Kirche auf dem Holzweg sind, wenn sie glauben, dass sie durch „Wohlverhalten“ positive Pressereaktionen erreichen könnten oder auch nur mit einer fairen Berichterstattung rechnen (Artikel Die Kirche hat ein Problem!). Nun hat neben der unterbrochenen (nicht abgebrochenen) Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche noch ein anderes Thema das Licht der veröffentlichten Meinung erblickt: der Umgang katholischer Krankenhäuser und Kliniken mit vergewaltigten Frauen (sieh auch hier). Bemerkenswert ist dabei nicht, dass der konkrete Fall kaum eine Rolle zu spielen scheint: es ist beispielsweise noch immer von einer „möglichen Vergewaltigung“ die Rede; es wird immer wieder von unterlassener Hilfeleistung gesprochen, was die Staatsanwaltschaft in Köln bereits abschlägig beurteilt hat, weil die Versorgung der betroffenen Frau bereits gesichert war, es gibt also kein rechtliches Problem und das moralische ist eher überschaubar. Vordergründig geht es auch immer mal wieder um die Frage, ob in Fällen einer Vergewaltigung auch ein katholisches Haus einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen habe, über dieses bereits entschiedene Thema müssen wir uns aber auch keine Gedanken machen.

Dagegen geht es in den diversen Diskussionen in Kommentarspalten der Zeitungen und in sozialen Netzwerken eher um die Frage, was der Kirche in solchen Fällen alles zuzutrauen wäre. Da wird munter verglichen mit den Missbrauchsfällen der Kirche, mit dem Fall der in Irland nach einer Fehlgeburt verstorbenen jungen Frau, mit dem Fall des Umgangs eines in Brasilien durch Vergewaltigung schwanger gewordenen jungen Mädchens. Da wird munter gemutmaßt, wie man denn in einem solchen Krankenhaus mit Fällen umgehen würde, wenn es im Interesse der Kirche wäre, beispielsweise bei einer Vergewaltigung durch einen Priester. Im großen und ganzen führt ein gefährliches Halbwissen aus Dan-Brown-Romanen, sogenannter humanistischer Ideologie, Bibelunkenntnis und der schlichten Weigerung einen Glauben auch nur zur Kenntnis nehmen zu wollen, der meiner persönlichen „Entfaltung“ im Wege zu stehen scheint, dazu, dass „der Kirche“ jede, wirklich jede, Schlechtigkeit zugetraut wird während Erklärungen oder Bitten um Entschuldigung als relativierend bis unverschämt wahrgenommen werden.

Mit „der Kirche“ werden in den entsprechenden Foren und Diskussionsbeiträgen auch längst nicht mehr nur die offiziellen Vertreter der katholischen Kirche bezeichnet, hier geht es um die Katholiken im Ganzen. Ich selbst hatte mich eine Weile in einen „shitstorm“ auf der Facebookseite des Erzbistums Köln eingemischt, versucht zu argumentieren, Glaubensinhalte und Rechtsfragen zu trennen, aber bis auf eine rühmliche Ausnahme, die ich nicht unterschlagen will, argumentfreie Beschimpfungen geerntet. Das Bild in den Köpfen der meisten dieser Menschen (gesamtgesellschaftliche Mehrheitsverhältnisse mag ich daraus noch nicht ableiten, ich bin da aber wenig optimistisch) ist klar und betongefestigt: die katholische Kirche ist der Hort des Bösen, die Kirche arbeitet gegen das Wohl der Menschen, die Kirche verhindert jede Verbesserung in ihrem Umfeld und ist lediglich an Machterhalt und –ausbau interessiert. Einfache Mitglieder der Kirche sind entweder verirrte Geister, denen wahlweise Geisteskrankheit oder Trunkenheit unterstellt wird oder – wie die Bischöfe und romtreuen Priester – Unholde, die „ihre Kirche“ schützen koste es was es wolle und eine vorgestrige Ideologie festigen und dabei allen anderen Menschen ihre eigenen Überzeugungen von einem gelungenen Leben überstülpen wollen.

Die Frage mag in der jetzigen Situation akademisch sein, aber: Wie konnte es dazu kommen: Vom geschätzten Ort des Glaubens und der Nächstenliebe zum Gottseibeiuns der säkularen Welt?

Die Zielsetzung scheint zunächst mal klar: religiöse Einstellungen, jedenfalls jene, die wie viele katholische Glaubensaussagen dogmatisch daherkommen, sollen diskreditiert werden. Wenn von Toleranz gesprochen wird, meint das in den meisten Fällen eine Freiheit von festen Positionen. Eine „Institution“, die sich die Bewahrung der Wahrheit auf die Fahnen geschrieben hat, stört da natürlich. Und da der Glaube für den durchschnittlichen säkularen Glaubenskritiker schwer zu fassen ist (ich müsste widerlegen, was weder beweis- noch widerlegbar ist), muss es über die Diskreditierung der handelnden Personen gehen. Über die Personen den Glauben angreifen – Alexander Kissler schreibt dazu im Vatican-Magazin:

Sie, die Profiteure sind eines weitgehend deregulierten Diskursfeldes, wollen neue Tabus verordnen. Die Gläubigen sollen die Klappe halten, sollen sich flüchten ins Unsichtbare, ins Private, in die Innerlichkeit.

Es soll für den Gläubigen peinlich sein, über seinen Glauben zu sprechen, geschweige denn ihn zu vertreten. Bei einem Glauben der Liebe und der Hoffnung ist das naturgemäß schwer, also bleibt nur der Vorwurf, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden (als wenn das jemals anders gewesen wäre) und für eine Institution einzutreten, die gar nicht das vertritt, was man selbst glaubt. Dass Toleranz auch bedeuten kann, dass nicht Glaubende die Artikulierung der Glaubensaussagen auch aushalten müssen (wie es die Gläubigen aushalten müssen, wenn der Glaube in Frage gestellt wird), ist dann gar nicht mehr zu thematisieren: es werden indiskutable Positionen vertreten, mit denen man sich nicht mehr auseinandersetzen muss! Warum nicht? Wegen Papst, Inquisition, Missbrauch und Bevölkerungsexplosion, Erbsünde und Gedöns!

Das soll kein Gejammer sein und ist auch keins: es ist die nüchterne Feststellung, dass es der Welt weitgehend gelungen ist, die Institution Kirche und mit ihr die Glaubensaussagen zu diskreditieren. Ein falsch verstandener Humanismus, der jede menschliche Regung, jeden Instinkt und jeden Trieb als gleichwertig zu moralisch hinterfragten Handlungen stellt, hat diesen Brückenschlag hergestellt, dem sich selbst gestandene Katholiken manchmal nicht entziehen können. Die Aufgabe eines Gläubigen ist es nun, mit dieser Feststellung umzugehen – jammern hilft sowenig wie negieren: wenn ich heute in der Öffentlichkeit für die katholische Glaubenslehre eintrete, auch in den Fällen, die unangenehm oder – aus Sicht des Nichtglaubenden – sogar unbarmherzig wirken können, muss ich mit Gegenwind rechnen, muss ich damit rechnen, dass versucht wird, mich aus dem Diskurs auszuschließen. Das heißt nicht, dass wir diesen Ausschluss provozieren sollten – wir haben eine Botschaft, die wir weitergeben wollen, dazu eignen sich Katakomben nur bedingt – sollten uns aber auch nicht verwundert die Augen reiben, wenn es denn passiert.

Eines müssen wir uns aber auch – um auf die Frage zurück zu kommen, wie es soweit kommen konnte – hinter die Ohren schreiben: Nichts ist ein besseres gefundenes Fressen für die Kirchenfeinde als Kirchenvertreter, und als solche sollten wir uns alle betrachten, die sich nicht an den eigenen Glauben halten. Wenn wir nicht ganz im Zeichen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe handeln, wenn andere Prioritäten sich in den Vordergrund schieben und gute Absichten in den Hintergrund treten lassen, dann ist das nicht nur eine Abwendung von Gott, die unser Gewissen belasten müsste. Jede Sünde ist auch ein Ärgernis, weil sie geeignet ist, Menschen von Gott und seiner Kirche fernzuhalten oder sie von ihr zu entfremden. Das trifft auf Kirchenvertreter, die im Licht der Öffentlichkeit stehen besonders zu, gilt aber für jeden Gläubigen, von dem in der Gemeinde gesagt werden kann: Sehr ihr, der ist auch nicht anders als die anderen!

Zum Schluss zum Thema, auch um noch mal deutlich zu machen, wie dieser Beitrag zu verstehen ist, ein Zitat von Blaise Pascal, das ich letztlich im Schott gefunden habe:

Es macht Freude, in einem sturmgepeitschten Schiff zu sein, wenn man sicher ist, dass es nicht untergehen wird.

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Posted in: Allgemein Tagged: Glaube, Hoffnung, Katholisch, Liebe, Medien, Missbrauch, Problem

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