Es geistert wieder herum, das Bild von der Kirche, die sich von den Oberen zu lösen gedenkt, einer Kirchenorganisation, die ihre Mitglieder schon lange hinter sich gelassen hat und der es nur anzuraten sei, jetzt aber schnell, schnell, dem Zeitgeist hinterherzuhecheln Es ist Sinus-Zeit in der katholischen Kirche in Deutschland.
Treffend hat dies wie meistens Alexander Kissler im Cicero dargestellt. Die Studie selbst ist methodisch in höchstem Maße zweifelhaft, arbeitet mit 100 Befragten, je 10 aus einem sogenannten Sinus-Milieu. Kissler zitiert das Sinus-Institut mit der sprechenden Aussage, die Ergebnisse der Studie seien nicht repräsentativ im statistischen Sinne, aber gültig im Sinne inhaltlicher Relevanz und Typizität. Wer da nicht laut lachen muss, hat in Statistik in Schule und Studium offenbar gepennt. Übersetzt heißt das nichts anderes, als das man in den jeweiligen Milieus Stimmungen wie die wiedergegebenen durchaus findet. Das sind dann die Hedonisten, die der Kirche kaum noch was abgewinnen können, das Prekariat, das in Teilen mit der Kirche nichts mehr zu tun haben will, die Traditionellen, die durchaus den kulturpolitischen Wert der Kirche sehen, aber die Positionen oft nicht teilen. Das Gesamtbild ist dann: Der Kirche laufen die Gläubigen davon! Das Problem dabei ist nur: das Ganze ist statistisch gesehen nicht nachgewiesen, es sind eben nur Menschen in den jeweiligen Milieus, die das so sehen, was schade genug ist, aber es sind keine ganzen Milieus, die der Kirche von der Fahne gehen sondern nur Teile daraus schlimm genug, aber keiner weiß, wie schlimm.
Einfachst zu widersprechen ist den Ergebnissen, wenn man bedenkt, dass Millionen Menschen fiebernd den Papstbesuch in Deutschland verfolgt haben. Offenbar gibt es eine gesellschaftlich relevante Gruppe von Menschen, ich zähle mich dazu, die der Kirche auch mit ihren Moralvorstellungen, ihren von Christus und aus der Bibel abgeleiteten Regeln folgen wollen und dem Papst vertrauen, ihn in gewisser Weise, einem lebenden Menschen angemessen, auch verehren. Die sind ganz offenbar aber in der Studie nicht zu Wort gekommen was kein Wunder ist, wenn man eine Stichprobe mit n=10 je Milieu vorsieht und die Papsttreuen sich möglicherweise über alle Milieus gleichmäßig verteilen und nur eine relevante Größenordnung, aber keine Mehrheit bilden.
Kissler kommt im Titel seines Beitrags zu dem Schluss, die Kirche sei im Blindflug. Eigentlich so meine ich ist es aber noch schlimmer: wenn die Kirche statistisch gesehen blind wäre, könnte sie auf ihren eigentlichen Kompass setzen, nicht Statistiken und Umfrageergebnisse sondern auf Christus selbst. Jetzt aber glauben möglicherweise einige Bischöfe, sie hätten einen besseren Kompass: Man muss doch auf solche Umfragen reagieren, vielleicht die Botschaft anpassen, sich mehr von der römischen Linie lösen?! Dieser Schluss ist die große Gefahr, die eine derartige Studie birgt: der durchschnittliche deutsche Bischof ist kein Statistiker und wird die Ergebnisse möglicherweise überbewerten und ist so nicht im Blindflug sondern mit einem falschen Kompass unterwegs, der ihn statt zum sicheren Hafen Gottes auf die nächste Felswand zuleitet.
Das stellt am Ende aber eine ganz andere Frage in den Raum: Cui bono? Zu wessen Nutzen sind solche Studien? Sie sind Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die die katholische Lehre sowieso für überkommen halten, denen die Entwicklungen in den vergangenen Jahren, die erst in die Misere geführt haben, noch nicht weit genug gehen, die den Geist des Konzils den sie in sich selbst vertreten sehen predigen um nur ja nicht den wirklichen Heiligen Geist (und damit den wirklichen Geist des Konzils) zu bemühen, die lieber eigene Kirchenwege weite ausgetretene Pfade gehen wollen, als die engen und steinigen Wege, die die Weltkirche und mit ihr der Papst vorschlägt. Wer jetzt eins und eins zusammenzählt, wird sich die Frage stellen, wer also eine solche methodisch irrelevante aber mit explosiven Botschaften versehene Studie in Auftrag gibt? Und wer dann weiter denkt fragt sich, wer eigentlich für die anderen Entwicklungen, zuletzt die fragwürdige Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche mit einem ganz offensichtlich nicht geeigneten Partnerinstitut, verantwortlich zeichnet?
Mich schrecken ehrlich gesagt die möglichen Antworten, denn sie passen nur zu gut ins Bild einer Kirche, die nicht katholisch, schon gar nicht römisch-katholisch ist! Was den wirklich Gläubigen bleibt, ist zu schauen, wer aus den Reihen der Verantwortlichen den einfachen Lösungen widerspricht und wer auf den Zeitgeistzug aufzuspringen gedenkt – und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen!
Gast auf Erden
Mich schrecken ehrlich gesagt die möglichen Antworten, denn sie passen nur zu gut ins Bild einer Kirche, die nicht katholisch, schon gar nicht römisch-katholisch ist!
Keine Bange! Nach allen Anzeichen, Einstellung der Aufarbeitung der Verbrechen an Kindern, Verweigerung von Hilfe für Opfer, vor allem Frauen, gnadenloses feuern von Putzfrauen, die angeblich die katholische Moral nicht hochhalten und zähes vertuschen und verteidigen von Verbrechen an Kindern … ach das hatten wir schon, na gut, der Schluss ist: Sie bekommen Ihre kleine, sehr feine, wahrhaft römisch-katholische Kirche, die sich im Alleinbesitz der göttlichen Wahrheiten wähnt. Das war die gute Nachricht. Die schlechte kennen Sie schon.
Papsttreuer
Lieber „Gast auf Erden“,
das ist ja alles ziemlich wirres Zeug, was sie da zusammengeschrieben haben – kein wahres Wort und eine Dokumentation geballten Unwissens – und hat noch dazu mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun. Der Grund, warum ich diesen Unsinn frei schalte ist denn auch nur der, genau das deutlich zu machen, denn ansonsten gilt bei solchen Kommentaren: Don’t feed the troll!
Ich bete für Sie!
Ester
very good!