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Dunkelmänner – Historische Fakten und aktuelle Bezüge

6. Februar 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Dunkelmänner

Ist die Kirche eine Ansammlung von Dunkelmännern mit finsteren Absichten, war sie das vielleicht immer schon und es wird heute nur deutlicher als in den Zeiten des vermeintlich finsteren Mittelalters? Das war eine der impliziten Fragen, um die es gestern bei der dritten Veranstaltung der Reihe „Glauben Sie (nicht) alles!“ in der Cigarworldlounge in Düsseldorf ging, diesmal in den Räumen der Casa del Habano – für eine entspannte Gesprächsatmosphäre war also wie immer gesorgt.

Spannend waren aber die historisch und theologisch fundierten Positionen, die Michael Hesemann in gut zweieinhalb Stunden vorstellte und mit den Teilnehmern diskutierte. Herrn Hesemann danke ich nicht nur generell für sein Kommen und seine Bereitschaft, einige Kernpunkte aus seinem Buch „Die Dunkelmänner: Mythen, Lügen und Legenden um die Kirchengeschichte“ zu erläutern, sondern dies auch noch gesundheitlich durch eine schwere Erkältung angeschlagen zu tun – ein Zustand in dem ich selbst als Cigarrenraucher eine solche Lounge eher meide! Herzlichen Dank also an Herrn Hesemann auch noch mal an dieser Stelle!

Michael Hesemann zog dann an dem Abend auch einen spannungsreichen Bogen über Kirchenepochen und –entwicklungen: Beginnend mit einer Erläuterung, warum die Worte des neuen Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard-Ludwig Müller, von einer aufkommenden „Pogromstimmung“ gegen Katholiken auch historisch vor dem Hintergrund der Verfolgung der katholischen Kirche im Dritten Reich nicht unberechtigt ist, beleuchtete er einzelne Stationen der Kirchengeschichte – von der Kanonbildung der Evangelien (bereits Ende des 1. Jahrhunderts abgeschlossen ohne politische Einflussnahme und unter Nutzung von Quellen der Zeitzeugen Jesu) über die Inquisition (zu ihrer Zeit ein Fortschritt, der bedeutete, dass Ketzereivorwürfe tatsächlich durch eine Untersuchung zu bestätigen waren jenseits von Gottesurteilen oder ähnlichem) bis hin zur Frage, welche Rolle Papst Pius XII. im Rahmen der Judenverfolgung durch die Nazis im Dritten Reich spielte (durch die Rettung Hunderttausender Juden in Deutschland, den deutschen Vasallenstaaten und Italien bzw. Rom). Erstaunlich dabei war für mich – und diese Rückschau kann nur eine persönliche sein – wie weit kirchliche Glaubensaussagen über Jesus selbst oder die Entwicklung der Kirchengeschichte historisch gesichert sind und doch durch Trivialwissenschaftler oder modernistische Theologen immer wieder erfolgreich in Frage gestellt werden.

Als Beispiel sei an dieser Stelle nur genannt, in welch massiven Umfang sich die katholische Kirche und Papst Pius XII. persönlich gegen das Naziregime in Deutschland und für den Schutz der verfolgten Juden eingesetzt hat, was auch von israelischen jüdischen Historikern bestätigt wird. Wenn heute also noch Fehlinformationen über den Papst durch das noch immer aufgeführte und in Schulen gelesene Theaterstück „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth oder durch Historiker wie John Cornwell („Hitlers Papst“) kursieren, muss man sich die Frage stellen, warum sich an dieser Stelle nicht die Wahrheit durchsetzt? Einen möglichen und recht einfachen Hintergrund beleuchtete und diskutierte Hesemann mit den Teilnehmern: Mit kirchenkritischen Büchern und Veröffentlichungen ist schlicht mehr Geld zu verdienen als mit Büchern, die den Papst und die Kirche verteidigen. Ein Grund dafür mag in der Einsicht liegen, dass sich die Menschen heute nicht von einer moralischen Instanz wie der Kirche vorhalten lassen wollen, dass sie „sündige Menschen“ sind und daher mit gewisser Befriedigung auf die Fehler „der Kirche“ verweisen.

Das trifft auch – in einer besonderen Weise – auf eigentlich glaubende protestantische Theologen zu (Bultmann wurde insbesondere zitiert), die durch eine „Entmythologisierung“ der Bibel zu einem immensen Glaubensverlust beitragen: wer Jesus Christus seine Sohnschaft Gottes nicht zugestehen mag, wer vollbrachte Wunder und Prophetien bishin zur Auferstehung ablehnt, für den bleibt nur noch eine „intellektuelle Philosophie“, die mit Gott selbst nicht mehr viel am Hut hat.

Glücklicherweise – wie ich finde – blieben die Aussagen von Herrn Hesemann aber auch nicht unwidersprochen. „Glücklicherweise“ nicht deshalb, weil ich sie für falsch hielte, aber die ganze Konzeption der Veranstaltungsreihe „Glauben Sie (nicht) alles!“ zielt ja nicht darauf ab, sich in einer katholischen Gesinnung zu bestätigen, sondern diese auch in Frage zu stellen und offene Punkte zu klären. Die Frage also, ob „die Kirche“ nicht auch Fehler begangen habe, muss man, wenn man sie als rein weltliche Institution betrachtet, bejahen, als mystischer Leib Christi allerdings kann sie keine Fehler machen, ist makellos, wenngleich Menschen, einzelne Individuen als Mitglieder dieser Kirche durchaus Fehler machen, Sünden begehen – nicht jeder Papst ist heute ein Verteidigung wert! Andererseits ist die katholische Kirche heute wie keine andere Glaubensrichtung, von politischen Ideologien ganz abgesehen, in der Lage, Menschen hervorzubringen, die durch den Heiligen Geist inspiriert ein heiligmäßiges Leben geführt haben, beispielhaft sein nur Mutter Theresa von Kalkutta oder Papst Johannes Paul II. genannt.

Dass auch andere Religionen ihren Anteil an der Wahrheit haben, wurde ebenfalls diskutiert, genau so wie die Fragestellung, ob denn beispielsweise in Fragen der Abtreibung – ja, auch die Diskussion um die Vorfälle um eine mutmaßlich vergewaltigte Frau in Köln wurden angerissen, genauso wie der Umgang mit dem Theologen Martin Lohmann im deutschen Fernsehen – nicht das Gewissen der Frau zu respektieren sei und wie sich katholische Einrichtungen demgegenüber zu verhalten haben. „Wo katholisch drauf steht muss auch katholisch drin sein!“ war die griffige Formel, auf die es Michael Hesemann als Fazit brachte: Mit der Glaubwürdigkeit der Kirche, soweit sie auch in den Augen vieler gelitten haben mag, wird es vorbei sein, wenn sie ihren eigenen Grundsätzen aus Gründen der Gesellschaftsakzeptanz nicht mehr treu bleibt.

Zu diesem Bild der Kirche gehört – wieder das Stichwort „Entmythologisierung“ – auch der sogenannte Volksglaube, ein Begriff der allenthalben von vielen Theologen herablassend bis arrogant verwendet wird. Gerade unter Jugendlichen stehen diese Aspekte der Kirche wieder hoch im Kurs, wie der Erfolg der Weltjugendtage oder auf regionaler Ebene der Zulauf zu den „Nightfever“-Veranstaltungen beweist, in denen es ganz wesentlich um Gebet und Anbetung geht. „Die Kirche wird in Zukunft eine betende und anbetende Kirche sein, oder sie wird gar nicht sein!“ war quasi das Schlusswort von Herrn Hesemann, der an dem Abend sicher einiges zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben hat.

Herr Hesemann hatte zu Beginn des Abends angekündigt, aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit nach seinem Vortrag die Veranstaltung vorzeitig verlassen zu müssen – die Nachfragen und Diskussionen, die notwendigen Vertiefungen haben dann aber doch dazu geführt, dass das „offizielle“ Programm bis 22:30 Uhr lief – zweieinhalb Stunden Austausch über Glauben, Religion und Kirche, die wohl niemanden gelangweilt haben, und die auch beweisen, dass man sich auch in Zeiten von Jauch, Lanz und Co. zu diesen Themen gesittet, kontrovers und konstruktiv austauschen kann ohne den anderen persönlich anzugreifen oder lächerlich zu machen.

Da dieser Beweis erbracht ist, wird der Abend sicher wiederum eine Fortsetzung finden. Geplant ist zurzeit ein zweimonatlicher Rhythmus, über den ich natürlich hier im Blog berichten werde. Herrn Hesemann im Besonderen, allen Teilnehmern des gestrigen Abends aber ganz allgemein, sei noch mal gedankt für einen geistreichen Abend, den ich hier nur bruchstückhaft wiedergeben kann und der hoffentlich einige dazu führt, dass nicht alles geglaubt wird, was über die Kirche berichtet wird.

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Posted in: Allgemein Tagged: Dunkelmänner, Glauben Sie nicht alles, Kirchengeschichte, Michael Hesemann, Stomp the priest

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