Vorgestern waren es zwei Monate her, dass meine Frau und ich im örtlichen Krankenhaus im Kreissaal der Geburt unserer Tochter entgegen fieberten. Kinder, wie die Zeit vergeht! Oder besser: wie die Zeit mit Kindern vergeht!!!
Damit endeten jetzt auch zwei Monate Elternteilzeit, auf die ich mich mit meinem Arbeitgeber geeinigt habe. Das Konstrukt: in der Elternzeit bin ich lediglich zu 40 % im Einsatz gewesen, bekomme natürlich auch nur 40 % des Gehalts, von dem Gehaltsverlust wird ein Teil durch den Staat ausgeglichen. Ziel dieser Elternzeit ist es, die neue Familiensituation zu stabilisieren, natürlich auch, in den ersten Monaten die Entwicklung der Kinder verfolgen zu können. Ersterer Punkt wird vor allem dann wichtig, wenn schon ein Kind im Haus ist, das sich nicht selbst versorgen kann unser Sohn ist im Januar zwei Jahre alt geworden und kann das natürlich noch nicht. Einige Männer so hört man nutzen die Zeit für einen ausgedehnten Urlaub, für Renovierungsarbeiten am Haus oder auch keine schlechte Idee für den Jakobsweg. Alles nicht schlecht, aber eigentlich nicht im Sinne des Erfinders.
Meine Frau und ich haben die Zeit daher wirklich dazu genutzt, den Tagesablauf zu organisieren, sicher auch mal das eine oder andere mit dem Sohn zu unternehmen, was man sonst auf das Wochenende verschoben hätte, aber eben kein Urlaub, keine wirklichen Besonderheiten wenn man mal von der Besonderheit eines neuen Familienmitglieds absieht.
Nun gibt es ja Männer, die Kindererziehung generell für Frauensache halten, die zum Abwasch so lange mit Einmalhandschuhen hantieren, bis ihre Frauen entnervt aufgeben und die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich selbst halte es da eher mit einer anderen Sicht: jeder übernimmt einen Teil der Aufgaben, die ihm besser liegen, und das was niemandem liegt, das teilt man auf oder lagert es aus. Kochen kann ich selbst nicht (ich sage immer, dass ich Nudeln weich und Eier hart kochen kann, aber das wars im Wesentlichen), dafür muss meine Frau weder Rasenmäher noch Werkzeug in die Hand nehmen. Der Rest wird aufgeteilt. Das Kind Haushalt hat eben unterschiedliche Bedürfnisse, warum sollten die nicht von dem erledigt werden, der das jeweils am besten kann (und idealerweise auch noch gerne macht).
Und Kinder (also echte) haben eben auch unterschiedliche Bedürfnisse, sie brauchen dazu habe ich hier im Blog schon einiges geschrieben – eine Mutter und einen Vater, und das deshalb, weil sie von ihnen unterschiedliche Dinge erwarten können. Kinder egal ob Junge oder Mädchen, jeweils nur auf andere Art bekommen von der Mutter (hoffentlich) Trost und vom Vater (hoffentlich) Stärke. Nur Stärke wird zur Härte, nur Trost wird zur Weichlichkeit, die Kombination ist es, die es ausmacht. Und genau in dieser Kombination passen Frau und Mann eben ideal als Mutter und Vater zusammen.
Das ganze gilt natürlich nicht nur für eine vorübergehende Ausnahmezeit wie die Elternzeit, sondern immer. Gerade bei der Geburt eines zweiten Kindes braucht aber das erste vielleicht umso mehr Zuwendung, wie wunderbar ist es dann, wenn die Betreuungskapazität zumindest übergangweise mal eben (fast) verdoppelt werden kann! Die Zeit mit unserem jetzt Großen war eine meiner wichtigsten Aufgaben, aber auch Entlastung meiner Frau von all den Aufgaben, die ich irgendwie übernehmen kann (ans Kochen hat sie mich dankenswerter Weise nicht gelassen). Ich will das hier nicht aufbauschen, es sind nur zwei Monate gewesen und meine Frau wird sich die nächsten drei Jahre um Kindererziehung und Haushalt kümmern während ich im Beruf unterwegs bin, und versuche, abends nicht zu spät nach Hause zu kommen. Aber dennoch, wenn sonst nichts, lernt man als Mann zumindest den Respekt vor dem, was frau an ganz normalen Tagen durchmacht und meistert:
Das schreiende Kind am Morgen während das andere die Windel voll hat, der Große will frühstücken während die Kleine gerade wieder eingeschlafen ist, wenn die Kleine wieder wach wird, will sie auch bespaßt werden, der Große hat sich aber gerade überlegt, dass er sich gemeinsam ein Kinderbuch ansehen will, die Kleine hat wieder Hunger und der Große pirscht sich heran um zu testen, ob die Kleine bei einem Patscher auf den Kopf immer noch anfängt zu weinen, der Große will Mittagessen während die Kleine Magenschmerzen plagen, anschließend braucht der Große seinen Mittagsschlaf während die Kleine wieder bespaßt werden will, Einkäufe zu erledigen, andere Arbeit im Haus oder ehrenamtliche Tätigkeit in der Kirche, der Versuch sich mal hinzulegen oder eine Zeitung oder ein Buch zu lesen wird zu einem Terminstress denn dann wacht der Große auch schon wieder auf, nach dem Schlaf energiegeladen und will was unternehmen Wenn mann dann abends nach Hause kommt und Haus und Familie in einem geordneten Zustand vorfindet ist das eigentlich ein kleines logistisches Wunder! Das zu erkennen ist neben der gerade in den ersten Wochen nach der Geburt auch medizinisch sinnvollen Entlastung ein besonderer Wert dieser zwei Monate gewesen.
Und diese Erkenntnis adelt auch die eigene Arbeit! Denn nehmen wir mal eine etwas katholische Haltung ein idealerweise nähern wir uns unseren Ehefrauen (oder als Frauen eben den Männern) als dienende Wesen. Wir wollen, dass es ihnen gut geht, wir begleiten sie idealerweise ein Leben lang auf dem Weg zur Heiligkeit und die kleinen Schritte dahin führen über den Abwasch, das Rasenmähen, den Windelwechsel und den Nagel in die Wand schlagen, den Gang zum Kinderarzt und eben auch die berufliche Arbeit um das notwendige Geld nach Hause zu bringen. Alles gleichwertig, alles gleich wertig!
Wer jedenfalls als Mann nach einer Elternzeit noch behauptet, das bisschen Haushalt sei doch nicht so schwer (für die Älteren unter uns man erkennt die Liedzeile?), der muss die Zeit vielleicht auf dem Jakobsweg oder bei der Renovierung verbracht haben, nicht aber bei der Wahrnehmung seiner Rolle als Vater.
Meine Frau und ich haben uns auf ein wie man heute sagen würde traditionelles Rollenmodell geeinigt, wie es einer Ursula von der Leyen und einem Dieter Hundt graue Haare wachsen lässt. Ich gehe zur Arbeit, meine Frau, gut ausgebildet in ihrem Beruf, bleibt zu Hause und betreut die Kinder und macht den Haushalt (mit oben beschriebenen Ausnahmen). Wir halten das für die Kinder für die beste Variante, respektieren auch jede andere Entscheidung anderer Eltern, die dennoch nicht das Optimum für die Kinder darstellen kann. Zum Glück ist das Einkommen ausreichend, dass wir es damit gut auch zu viert schaffen können und meine Frau hält mir zu Hause den Rücken frei! Wir sind überzeugt, dass unsere Kinder die Betreuung durch uns Eltern, vor allem durch ihre Mutter, bis mindestens zum dritten Lebensjahr weit dringlicher brauchen, als eine Vorkindergartenbildung zusammen mit Kindern aus den unterschiedlichsten Milieus unter Leitung im Zweifel überforderter Betreuerinnen (deren Leistung ich an dieser Stelle nicht klein reden will, aber das was eine Mutter 1:1 an Betreuung schafft und an Liebe gibt, kann sie 1:5 oder noch schlechter, nicht leisten, von der fehlenden emotionalen Bindung an die Kinder mal ganz abgesehen). Vielen erscheint das heute anachronistisch, die Debatte um das Betreuungsgeld in den vergangenen Monaten (und laufend) macht das mehr als deutlich und auch in unserem Bekanntenkreis stoßen wir bisweilen auf Befremden. Aber diese Überzeugung bringt uns genau zu dem oben beschriebenen Lebensstil. Mir als Mann tut es da gut, auch zu wissen, was meine Frau als Mutter beruflich/berufen macht, uns beiden tut es gut, uns aufeinander verlassen zu können und den anderen wahrzunehmen als jemand, der ihm dient und versucht, soviel wie möglich für ihn zu tun. Und zusammen haben wir die Aufgabe, für unsere Kinder da zu sein, ihnen zu dienen, sie zu begleiten auf einem Weg, der hoffentlich zur Heiligkeit führt unseren Beitrag dazu wollen wir jedenfalls leisten. Und um das deutlich zu sagen: Wer den größten Anteil der Zeit mit den Kindern verbringt, tut auch am meisten in diesem Punkt und verdient sich dadurch einen eigenen Schatz im Himmel der mehr wert ist, als die monatliche Zahlung auf das Konto!
Meine Frau, wie alle Mütter dieser Welt, die für ihre Kinder da sind, sich für sie aufopfern, sie auf diesem Weg die ersten Schritte tragen und ihnen helfen sie dann alleine zu gehen, sie alle leisten mehr als jeder finanzielle Beitrag auszugleichen in der Lage wäre sie leisten einen Dienst an den Kindern, an unserer Zukunft und daran, dass diese Welt über die Kinder hoffentlich ein bisschen besser wird als sie es heute ist. Auch wenn dieser Beitrag ich habe ihn gerade noch mal gegengelesen an der einen oder anderen Stelle vielleicht etwas nüchtern wirkt: Er ist eine Liebeserklärung an meine Frau (und in gewisser Hinsicht an alle Mütter)! Du machst das toll und ohne Dich würde unser Leben einfach nicht gehen und unsere Familie keine sein!
Papsttreue
Puuh, das treibt mir die Tränen in die Augen! Danke!
Muttimagda
Danke für die guten Worte!! Wo hört man heute noch solches von Vätern? Schade, dass die Familien so zerstört werden und dann wundert man sich über überlastete Mütter und psychisch kranke Kinder!
Papsttreuer
Vielen Dank für den Kommentar! Ich glaube aber, es gibt mehr Männer die so ticken als man glaubt, man hört nur seltener von ihnen.
Gottes Segen für Sie!
Mamavon4
Vielen Dank für Ihren Artikel! Er spricht uns aus dem Herzen, wir machen es auch so. Wir haben 4 Kinder, ich bin zu Hause bei den Kindern und wir sehen, wie ihnen die Zeit gut tut. Leider isr das Wort „dienen“ überhaupt nicht mehr aktuell, trifft aber sehr gut den Geist in einer funktionierenden Familie. Ich wünsche Ihnen alles Gute mit Ihrer Familie.