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Das Jahr des Glaubens – Kurzschluss im Hirn: Ganz Gott und ganz Mensch

10. Februar 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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In der Betrachtung des Glaubensbekenntnisses sind wir angekommen in den Tiefen des katholischen Glaubens – ausgehend vom Glauben an sich, vom Glauben an Gott, vom Glauben an Jesus als Gottes Sohn sind es nun zwei Sätze, die sich scheinbar widersprechen:

[Ich glaube an Jesus Christus,]
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria

Wie in der Einführung zum Thema schon beschrieben ist: da muss man vielleicht ein paar Momente drüber nachdenken, bevor man sich ans Tippen einer Betrachtung begibt.

Es sind für mich eigentlich drei Aspekte, die sich aufdrängen und die heute zum Widerspruch fast auffordern:

1) Der Heilige Geist wird hier eingeführt und noch nicht näher erläutert (das kommt erst zu einem späteren Zeitpunkt), der jedenfalls auch Gott ist. „durch Gott empfangen“ wäre also auch keine falsche Darstellung – und die beschreibt, was schon vorher besprochen wurde, dass Jesus eben auch Gott ist. Gott empfangen durch Gott?

2) Geboren ist Jesus auch – ganz wie ein Mensch, in einem Höhle in der Nähe von Bethlehem, in einfachsten Verhältnissen, wurde in Windeln gewickelt und war die ersten Monate bis Jahre seines Menschenlebens erst mal hilflos. Jesus ist gleichzeitig Mensch – mit allem was einen Menschen ausmacht?

Ich möchte eines nicht unterschlagen: Die Jungfrau Maria! Maria spielt im katholischen Glauben eine wesentliche Rolle als Mittlerin. Hier wird sie jedoch einfach nur als Jungfrau beschrieben. Die Zeugung Jesu muss also etwas anderes sein als die Zeugung eines normalen Menschen – und die Geburt auch: Trotz Zeugung und Geburt ist Maria Jungfrau geblieben? Da ich aber annehme, dass sich viele der Bloggerkollegen, die „marianischer“ sind als ich, dieses Themas annehmen, möchte ich das hier nicht weiter vertiefen und nur bei den beiden anderen Fragen die Person Mariens streifen.

So, jetzt stehen die drei Punkte da, und wen sie nicht langweilen, der muss jetzt mit mir da durch!

Gott empfangen durch Gott?

Zunächst mal ist die Beschreibung „empfangen durch den Heiligen Geist“ mal eine Klarstellung in Richtung dieser Welt: Nein, Jesus war nicht einfach ein begnadeter Redner, Sozialreformer, kein sanfter Revolutionär, schon gar kein gescheiterter Reformer gegen das damalige religiöse Establishment. Er ist nicht einfach als normaler Mensch geboren, es fehlte – mal ganz biologisch betrachtet – einfach der Mann dazu. Die Exegeten gehen heute davon aus, dass Maria nicht nur noch nicht mit Josef verheiratet war sondern sich auch sonst ganz Gott verschrieben hatte. Ihr Plan (von Gott inspiriert) war also von vorneherein, keinen Mann zu „erkennen“, keine Kinder zu zeugen, selbst wenn sie mit Josef schon verheiratet gewesen wäre. Dieser Mensch kommt anders zur Welt als jeder andere Mensch bisher und seither. Die Zeugung von Johannes dem Täufer mag beispielsweise wundersam sein, war seine Mutter doch eigentlich schon zu alt, aber er ist auf sehr herkömmliche Art und Weise gezeugt worden.

Es geht hier also nicht in erster Linie um die Geburt eines Menschen, sondern um das Eintreten Gottes in unsere Welt. Joseph Ratzinger hat in einem seiner Bücher (ich glaube es war die „Einführung in das Christentum“, bin aber nicht mehr sicher) mal formuliert, Gott sei der „wesentlich Unsichtbare“. Wir können ihn mit unseren normalen Sinnen nicht erkennen! Wir können glauben, dass es ihn gibt, wir können sein Wirken auch wahrnehmen, aber sehen tun wir ihn nicht und er rempelt uns auch nicht an, wenn wir im Supermarkt an der Kasse stehen. Aber für die Zeit Jesu auf der Erde hat er genau das geändert: die Menschen konnten ihn sehen, sie konnten ihn hören – Gott wird erfahrbar. Gott – und nicht ein Mensch, der einen besonderen Draht zu Gott hat, besonders fromm war oder besonders charismatisch!

„Entmythologisierung“ ist das Stichwort mit dem viele Exegeten heute an die Bibel herangehen und damit Jesus – manche explizit, manche eher implizit und vielleicht aus Versehen – seine Gotteigenschaften streitig machen wollen. Man will weismachen, dass man auch guter Christ sein könne, wenn man nicht daran glaubt, dass Jesus Gott war. Aber genau das geht eben nicht, weil wir einen wesentlichen Aspekt Gottes gar nicht wahrnehmen, wenn wir Jesus seine Gottheit absprechen. Im apostolischen Glaubensbekenntnis ist diese Gottheit fast vertraut, vorausgesetzt gedacht, im „großen“ Glaubensbekenntnis steht dazu ein ganzer Absatz, der das klar machen will:

Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.

Es wird einen Grund haben, warum die Verfasser des Nicänum es so ausgiebig formuliert haben!

Jesus ist gleichzeitig Mensch

Jetzt wird’s kompliziert – oder eben auch nicht, kommt drauf an, wie man sich dem Thema nähert, analytisch, logisch oder mit dem Glauben, dass Gott zu allem in der Lage ist? Was mich unter anderem begeistert an Jesus ist seine wunderbares Talent, uns zu zeigen, wie das geht, Mensch zu sein. Natürlich, er hat Wunder vollbracht, wie sie kein „normaler“ Mensch zustande bringt. Aber er war eben auch ganz Mensch, einfach weil er sich dazu entschieden hat. Er wurde geboren in einer kleinen Höhle in der Nähe von Bethlehem, lag dort mangels anderer Einrichtung in einer Krippe, wurde in Windeln (vermutlich waren es wohl nur entsprechend zerrissene alte Kleider) gewickelt. Er konnte zu Beginn seines Lebens … so gut wie nichts! Nicht sprechen, nicht laufen, nicht besonders weit sehen – schreien, essen und schlafen war sein Tagesablauf. Ehrlich gesagt wünsche ich mir manchmal, den Gesichtsausdruck der Weisen aus dem Morgenland zu sehen, als sie Jesus das erste mal gesehen haben – war es Überraschung, vielleicht im ersten Moment Enttäuschung? Die Bibel berichtet darüber nichts, aber sie werden wohl mit Sicherheit mit etwas anderem gerechnet haben.

Und das wird über die kommenden Jahre so weiter gegangen sein: Jesus lernt seine Mutter und seinen Ziehvater zu erkennen, lernt sie bewusst anzulächeln, lernt langsam nach einer lallenden Phase die ersten Worte, Mama zu sagen oder Papa, er lernt zu krabbeln, sich an Gegenständen hochzuziehen, fällt immer wieder um, weil seine Beinchen ihn noch nicht tragen können und sein Gleichgewicht noch nicht ausgeprägt ist. Er lernt an der Hand von Josef und Maria die ersten Schritte zu machen – und fällt um, wenn sie ihn loslassen. Er lernt alleine zu laufen, erst noch etwas ungelenk, dann immer sicherer, mutiger – und stürzt und schürft sich das Knie auf, sicher mehr als einmal. Es gibt eine Szene im Film „Die Passion Christi“ in der beim Sturz Jesu unter dem Kreuz in einer Rückblende gezeigt wird, wie Maria dem gestürzten und weinenden kleinen Jungen Jesus wieder aufhilft wie das eine Mutter eben tut: ihn tröstet, seine Wunde – war wohl nur ein kleiner Kratzer – versorgt. Und diese Entwicklung geht sein ganzes Leben so weiter.

Eine der unglaublichsten Feststellungen habe ich mal in einem Buch des Freikirchlers John Eldredge gelesen: Jesus hat nicht nur so getan als ob er ein Mensch wäre („He didn’t pretend to be human“). Wenn berichtet wird, dass er von einer Situation überrascht wird, dann war er überrascht. Wenn berichtet wird, dass er traurig war, dann war er traurig. Er war wirklich hungrig und hat nicht nur um des Gesellschaftslebens so getan als müsse er essen. Mich erstaunt das immer wieder aber nur so wird auch aus der Passion eine konsistente Geschichte: er hatte Angst, er hatte Schmerzen, er hat gelitten, er hat geblutet, er … ist gestorben. Diese Punkte kommen alle noch zu einem späteren Zeitpunkt im Glaubensbekenntnis zur Betrachtung, aber diese folgenden Punkte sind nicht sinnvoll zu erklären, wenn man an diesem Punkt nicht verharrt und ihn auf sich wirken lässt. Jesus war ganz Mensch!

Und auch hier ein kleiner Exkurs in das große Glaubensbekenntnis:

Für uns Menschen
und zu unserm Heil
ist er vom Himmel gekommen.
Hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.

Der finale Satz dieses Absatzes ist wichtig: Er hat nicht Menschengestalt angenommen, er ist nicht nur zu uns Menschen gekommen: er ist Mensch geworden – und gleichzeitig, siehe oben, eines Wesens mit dem Vater geblieben. Ich möchte nicht von meinem beschränkten theologischen Geist auf andere schließen, aber: Wer dabei keinen Kurzschluss im Gehirn bekommt, hat es glaube ich – genau wie ich – nicht wirklich verstanden! Das ist es, warum wir die Sätze des Glaubensbekenntnisses mit der geprägten Formel „Ich glaube“ beginnen!

(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf „Das Ja des Glaubens“, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)

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Posted in: Allgemein Tagged: Gott, Gottmensch, Heiliger Geist, Ja des Glaubens, Jahr des Glaubens, Maria, Mensch

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