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Betrachtungen zur Fastenzeit: Gebet

21. Februar 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Betrachtungen zur Fastenzeit

Für einen Katholiken, eigentlich für jeden Christen, gehört das Gebet zu seinen normalsten Verrichtungen. Vielleicht ist das Gebet, das Gespräch mit einem Gott, der sich ansprechen lässt, auch für die meisten anderen Religionen ein wesentlicher Teil des Lebens, wenn die Formen auch anders sind und aus christlicher Sicht vielleicht unverständlich anmuten. Die großen Weltreligionen vertrauen aber wohl alle darauf, dass man mit der Kontaktaufnahme zu Gott (oder den Göttern) einen neuen Zustand erreicht, etwas ändert in der Beziehung zwischen sich und Gott. Ein Gott, der sich nicht ansprechen lässt, mit dem ich nicht irgendwie in Kontakt treten kann, und sei es über archaisch anmutende Rituale wie Tieropfer, der bleibt für einen Menschen nur eine Bedrohung, ein unberechenbares Wesen. Zumindest für den christlichen Glauben ist diese Gottessicht sicher nicht angemessen: Gott nimmt Kontakt zu uns auf, will unsere Antwort, will unser Gespräch, er ist sogar soweit gegangen – unsere Antwort bereits kennend – selbst Mensch zu werden, unter anderem damit wir leichter mit ihm in Kontakt treten können.

Für einen Atheisten ist das Gebet, logischerweise, eine weitgehend sinnlose Angelegenheit, die einen Wert höchstens aus einer psychologischen Wirkung ziehen kann – „Wenn es dir hilft!“ ist eine Replik, die man von dieser Seite oft im Hinblick auf den Glauben und das Gebet bekommt. „Wenn ich es nur tue, weil es mir hilft und nicht weil ich es glaube, dann tue ich es nicht, weil ich ohne Glauben nicht beten kann!“ ist eine legitime Antwort, die mir aber meist auf die Schnelle nicht einfällt. Ich glaube bei Manfred Lütz habe ich mal den Hinweis gehört, dass das Gebet aus psychologischer Sicht für einen Atheisten eine höchst interessante Sache sei, rede dort doch jemand mit einem Wesen, dass es nach eigener Überzeugung gar nicht gibt. Andererseits sei die Sicht eines Atheisten für einen Gläubigen aus psychologischer Sicht ebenfalls hochinteressant, streitet der doch ab, dass es jemanden gibt, mit dem ich doch regelmäßig spreche. Man kommt sich da kaum näher, ohne den eigenen Glauben (oder Unglauben) zumindest auf den Prüfstand zu stellen.

Aber glaubt, wer an Gott glaubt wirklich auch an die Kraft des Gebetes? Wie gesagt, eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, aber … kann ich Gott wirklich zutrauen, mir und meinen Sorgen und Bitten zuzuhören. Im heutigen Evangelium (Matthäus 7, 7-12) geht es nicht zuletzt auch darum:

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten. […]

Das scheint – eigentlich – logisch: ich würde mein Kind, wenn es mich um etwas bittet, das es braucht, doch nicht abweisen oder ihm Böses wollen, da wird doch Gott nicht gegen mich sein, wenn ich ihn um etwas bitte, was ich brauche?

Aber mein Misstrauen, der Urgrund der Sünde als Abwendung von Gott, sitzt tief, tiefer als ich mir das selbst eingestehen möchte. Oder wieso bete ich bei einem todkranken Freund nicht mehr um die wundersame Heilung sondern um einen gnadenvollen Tod? Wieso bete ich nicht um gutes Wetter bei der Familienfeier? Wieso versuche ich die Dinge alle selbst in der Hand zu haben – sie höchstens ein bisschen durch Gebet zu unterstützen? Ich würde meinem Sohn, wenn er darum bittet, ein Brot geben und keinen Stein, und ich würde mir um sein Vertrauen zu mir Sorgen machen, wenn er beim Hineinbeißen zögerte in der Annahme, ich könnte ihm auch einen Stein gegeben haben. Und Gottes Geschenke wende ich hin und her, versuche sicherzugehen, dass es wirklich gut für mich ist und verbringe dann den Großteil meines Lebens damit, mein Brot zu sichern, ohne das Gott darin eine Rolle spielt. „Unser tägliches Brot gib uns heute“ bete ich jeden Tag mehrmals im Vaterunser – aber glaube ich wirklich, dass Gott diese Bitte annimmt und sie erfüllen wird? Und um die Frage nach dem Stein und dem Brot weiter zu spinnen: wenn ich Gott schon nicht zutraue, mich mit dem einfachsten und notwendigsten zu versorgen, wie meine ich dann, ihm mein Glück, meine Familie, meine Kinder, mein Leben anzuvertrauen?

Natürlich, es gibt heiligere Menschen als mich, die Gott um Genesung gebeten haben oder die um eine Arbeitsstelle gebeten haben, oder, oder oder … und ihre Bitte wurde nicht erfüllt. Nicht jede – ich nenne es lieber – Forderung an Gott wird auch von ihm erfüllt. Gott ist kein Cola-Automat: „Gebet rein, Wunscherfüllung raus“ – Gott ist aber auch kein Orakel „Gebet rein – und was raus kommt weiß man nicht, ehe es passiert“. Gott antwortet auf Gebete – ich muss aber zuhören, und mein Zuhören muss über die Frage, ob meine Bitte erfüllt wird, hinausgehen. Denn ich erfülle meinem Sohn auch nicht jeden Wunsch, würde ihm keine Schlange geben, selbst wenn er mich darum bittet. Vielleicht gebe ich ihm dann einen Fisch, den er braucht, statt einer Schlange die ihm schadet. Mag sein, dass ihn das unzufrieden macht, mag sein, dass er bockig wird, meckert und mich gemein nennt – aber selbst „um des lieben Friedens willen“ werde ich ihm dann keine Schlange geben.

Das Beten, das für einen Katholiken, eigentlich für jeden Christen, zu seinen normalsten Verrichtungen gehören sollte, ich muss es immer wieder neu lernen: lernen, dass ich um alles bitten kann, lernen aber auch auf die Antwort Gottes zu hören, aus den Antworten lernen, mehr zu werden wie Jesus, der uns zu beten gelehrt hat. Er hat Gott gebeten, dass der Kelch des Leidens an ihm vorüber gehen möge – aber er hat auch Gottes Antwort akzeptiert als das wahre Geschenk, das es für uns ist. Das ist keine Art zu vertrauen, wie ich sie jemandem vorschreiben kann sondern die sehr individuell ist: Einen Menschen der selbst todkrank ist auf die Weisheit Gottes zu verweisen, kann grausam sein, vor allem, wenn dessen Vertrauen in Gott nicht allzu hoch ist. Aber ich selbst, ich kann lernen auf Gott zu vertrauen, ihm mein Gebet anzuvertrauen in dem Bewusstsein, dass er es gut entscheiden wird – und in diesem Gebet auch die Wünsche desjenigen berücksichtigen, dessen Vertrauen in Gott erschüttert ist oder nie bestanden hat. Mein Gebet für den anderen, im Vertrauen, dass Gott auch hierauf gut antworten wird, ist dann ein höchster Akt der Nächstenliebe: ich spreche darin für denjenigen zu Gott der das, aus welchen Gründen auch immer, selbst nicht kann. Dieses Brot, diesen Fisch, von dem dieser Mensch leben kann, schenke ich ihm – und um wie viel mehr wird unser Vater im Himmel unsere Bitte erfüllen, wenn wir sie für einen anderen aussprechen?

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