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Unendliche Geduld

9. April 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Eine Tugend, die nicht besonders hoch im Kurs steht, vielleicht nie besonders hoch stand, ist die Geduld – ich selbst neige auch zur Ungeduld, besonders weil ich einen etwas unangenehmen Charakterzug aufweise: ich lege Wert auf eigene Pünktlichkeit, bin lieber fünf Minuten vorher bei einem Termin und fühle mich schlecht, wenn ich mich selbst absehbar verspäte – angekommen macht es mich wahnsinnig, wenn das später Kommende in einen Termin schlurfen … nun ja, kein wirklich angenehmer Charakterzug, vielleicht mit Ausnahme für diejenigen, die genau so ticken.

Dieser etwas eingeschränkte Blick auf – ich nenne es mal – zeitliche Geduld wird noch schärfer, wenn es um Geduld geht, die sich auf Eigenschaften anderer Menschen bezieht: es gibt Menschen, die einfach – körperlich oder geistig – ein bisschen langsamer sind als andere. Es gibt Menschen, deren Fähigkeiten mit dem, was wir erwarten – ob zu Recht oder zu Unrecht – nicht mithalten können. Es gibt Menschen, von denen wir etwas erwarten, vielleicht und vor allem im persönlichen Bereich, und nicht abwarten mögen, bevor unsere Anforderungen erfüllt sind. Womöglich haben wir auch die Einstellung, dass diese Menschen uns etwas „schulden“ und unsere Ungeduld insofern mehr als berechtigt ist – wir glauben, einen Anspruch darauf zu haben, dass Menschen sich so verhalten, wie wir es gerne hätten! Und wenn nicht? Dann geben wir – kurze – nicht weiter artikulierte Fristen: wenn er nicht bis dahin … dann kann er mir gestohlen bleiben! Dann eben nicht, soll sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! Irgendwann ist auch meine Geduld am Ende – jetzt reicht’s! Und von unserem Umfeld werden wir in nicht wenigen Fällen darin auch bestärkt: Du hast ausreichend Geduld gezeigt, jetzt ist es an der Zeit, dein Recht einzufordern! Wer in einer solchen Situation dem anderen immer wieder entgegen geht erscheint als nachgiebig, zu weich, letztlich steht er auf dem Verliererplatz.

Wie anders dagegen Gott – und wie schön, dass uns am vergangenen Barmherzigkeitssonntag unser Papst an diese „Selbstverständlichkeit“ Gottes erinnert hat. Bei seiner Predigt zum Evangelium in dem es um den Zweifel des Apostels Thomas geht, machte er deutlich, wie sehr Gottes Art eigentlich von unserer menschlichen Art abweicht – wobei es alles andere als unmöglich ist, Gott in dieser Hinsicht zu folgen:

Thomas traut nicht dem, was die anderen Apostel ihm sagen: „Wir haben den Herrn gesehen“; […] Und was ist die Reaktion Jesu? Geduld: Jesus lässt den eigensinnigen Thomas in seiner Ungläubigkeit nicht fallen; er gibt ihm eine Woche Zeit, verschließt nicht die Tür, sondern wartet. Und Thomas erkennt seine Armseligkeit, seine Kleingläubigkeit. „Mein Herr und mein Gott“: Mit diesem einfachen, doch glaubensvollen Ruf antwortet er auf die Geduld Jesu.

In der Predigt verweist er auch auf Petrus, der sich nach seinem Verrat an Jesus ganz auf dessen Barmherzigkeit verlassen kann. Papst Franziskus „übersetzt“ den Blick, den Jesus dem Petrus zuwirft mit den Worten „Petrus, hab’ keine Angst wegen deiner Schwachheit, vertraue auf mich!“ Er vergleicht diese Geduld Jesu mit unseren Verfehlungen und unserem manchmal mangelnden Bemühen der Umkehr auch mit den Vorkommnissen bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus:

Er geht mit ihnen, und nicht nur das! Geduldig erklärt er ihnen, was in der Schrift über ihn geschrieben steht, und bleibt, um mit ihnen Mahl zu halten. Das ist der Stil Gottes: Er ist nicht ungeduldig wie wir, die wir oft alles und sofort wollen, auch von den Menschen. Gott hat Geduld mit uns, denn er liebt uns, und wer liebt, der versteht, hofft, schenkt Vertrauen, gibt nicht auf, bricht die Brücken nicht ab, weiß zu verzeihen.

Zuletzt thematisiert der Papst diese Geduld des Vaters auch im Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ – eigentlich vom „Barmherzigen Vater“. Wo sonst aus der Perspektive des jüngsten Sohnes berichtet wird, wie er sein vom Vater ererbtes Vermögen durchbringt, beschreibt er die Geduld des Vaters, der jeden Tag auf die Rückkehr des Sohnes wartet, jeden Tag und jederzeit bereit, ihn wieder aufzunehmen:

Und der Vater? Hatte er seinen Sohn vergessen? Nein, niemals. Er ist dort, sieht ihn von weitem, erwartete ihn jeden Tag, jeden Moment: Immer hatte er ihn als Sohn in seinem Herzen, obwohl dieser ihn verlassen hatte, obwohl er das ganze Erbe, das heißt seine Freiheit vergeudet hatte. Mit Geduld und Liebe, mit Hoffnung und Barmherzigkeit hatte der Vater nicht einen Moment aufgehört, an ihn zu denken, und sobald er ihn von ferne erspäht, läuft er ihm entgegen und umarmt ihn zärtlich – mit der Zärtlichkeit Gottes – ohne ein einziges Wort des Vorwurfs: Er ist zurückgekehrt! Und das ist die Freude des Vaters.

So, das ist der Anspruch, den wir auch an uns stellen müssen, diese Geduld mit Menschen zu haben, die uns – vermeintlich – Unrecht tun. Gott selbst ist bereit, uns jeden Tag wieder bei sich aufzunehmen, auch wenn er weiß, und wenn auch wir wissen, wie sehr wir uns von ihm entfernt haben.

Ein großer deutscher Theologe, Romano Guardini, sagte, dass die Geduld Gottes auf unsere Schwäche antwortet und dies die Rechtfertigung unserer Zuversicht, unserer Hoffnung ist (vgl. Glaubenserkenntnis, Würzburg 1949, S. 28). Das ist wie ein Zwiegespräch zwischen unserer Schwachheit und der Geduld Gottes. Ein Dialog – wenn wir diesen Dialog führen, schenkt er uns Hoffnung.

Und wie ist das mit uns: dürfen unsere Freunde, Bekannte, Kollegen, Verwandte, darauf bauen, dass wir immer Geduld mit ihnen haben? Dürfen sie – wie wir auf Gottes Geduld und Barmherzigkeit hoffen – auf unser Warten hoffen, dürfen sie hoffen, dass wir sie immer wieder aufnehmen? Bleibt dieser Dialogweg offen, von uns zu unseren Mitmenschen?

Zu Beginn seines Pontifikats (naja, eigentlich ist es das immer noch) hatte der Papst mehrfach darauf hingewiesen: Gott wird nicht müde, uns zu verzeihen, wir werden nur müde, ihn um Verzeihung zu bitten. Seine Barmherzigkeit und Geduld – so muss man wohl sagen – ist aber auch nicht ohne jeden Preis zu haben: der Preis ist unser „Mut […], zu ihm zurückzukehren“. Das verlangt eigentlich nicht viel, nur eben das Vertrauen in ihn als Gott. Wartet Gott wirklich auf mich, wird er mir vergeben? So zu fragen ist zwar menschlich berechtigt, macht Gott und seine Barmherzigkeit aber kleiner als sie ist, reduziert sie quasi auf ein menschliches Maß. Zu Unrecht:

Meine Sünde ist so groß, meine Entfernung von Gott ist wie die des jüngeren Sohnes aus dem Gleichnis, mein Unglaube ist wie der des Thomas; ich habe nicht den Mut umzukehren, zu meinen, Gott könne mich aufnehmen und warte ausgerechnet auf mich.

Doch Gott wartet gerade auf dich, er verlangt von dir nur den Mut, zu ihm zu gehen. Wie oft habe ich in meinem seelsorglichen Dienst die Worte gehört: „Pater, ich habe viele Sünden“; und meine Einladung war immer: „Keine Angst, geh zu ihm, er erwartet dich, er wird alles tun.“ Wie viele weltliche Angebote hören wir in unserer Umgebung, aber lassen wir uns vom Angebot Gottes ergreifen – es ist eine herzliche Liebkosung. Für Gott sind wir keine Nummern, wir sind ihm wichtig, ja, wir sind das Wichtigste, das er hat; auch wenn wir Sünder sind, sind wir das, was ihm am meisten am Herzen liegt.

Dieser Absatz macht unsere Zweifel deutlich, die letztlich wohl jeden Menschen in mehr oder minder großem Umfang befallen. Meint Gott es wirklich ultimativ gut mit mir? Oder hat er – wie ich bei anderen Menschen – irgendwann die Nase voll von mir? Wenn ich beginne, das zu glauben, dann reduziere ich Gott auf ein menschliches Maß. Es ist nicht so, dass Gott einfachhin alles vergibt, er erwartet unsere Reue und daraus gespeist den Mut, zu ihm zu kommen. Doch dann ist seine Barmherzigkeit und seine Geduld nicht menschlich limitiert – sondern göttlich unendlich.

Nebenbei ist diese Predigt auch ein wunderbarer Erlebnisbericht des Papstes aus seiner Zeit als „einfacher“ Seelsorger, den er noch mit folgendem Zeugnis ergänzt:

In meinem persönlichen Leben habe ich viele Male das barmherzige Antlitz Gottes, seine Geduld gesehen. Bei vielen Menschen habe ich auch den Mut beobachtet, in die Wunden Jesu hineinzufassen und ihm zu sagen: Herr, da bin ich, nimm meine Armut an, verbirg meine Sünde in deinen Wunden, wasche sie rein mit deinem Blut. Und ich habe immer gesehen, dass Gott es getan hat, dass er aufgenommen, getröstet, gewaschen, geliebt hat.

Wie wunderbar, einen Papst zu haben (und ich meine das nicht in Abgrenzung zu seinen Vorgängern), der sein Zeugnis nicht allein auf die Theologie gründet (das auch) sondern auch auf seine persönliche Erfahrungen mit Gott selbst. Er begründet nicht (nur) theologisch sondern mit seinen Erfahrungen:

Liebe Brüder und Schwestern, lassen wir uns von der Barmherzigkeit Gottes einhüllen; vertrauen wir auf seine Geduld, die uns immer Zeit lässt; haben wir den Mut, in sein Haus zurückzukehren, in den Wunden seiner Liebe zu wohnen und uns von ihm lieben zu lassen, seiner Barmherzigkeit in den Sakramenten zu begegnen. Wir werden seine so schöne Zärtlichkeit spüren, wir werden seine Umarmung spüren und auch selber fähiger sein zu Barmherzigkeit, Geduld, Vergebung und Liebe.

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Posted in: Allgemein Tagged: Barmherzigkeit, Franziskus, Geduld, Papst

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