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Glauben Sie (nicht) alles! – Und "den Medien" gleich gar nicht?

11. April 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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Glauben Sie nicht alles

Als Katholik, zumal als Papsttreuer, ist man ja Kummer gewöhnt was die Berichterstattung über Kirchen- und Glaubensthemen in den Medien angeht. Es scheint sich alles nur um die Themen (mit wechselnder Schwerpunktsetzung) Zölibat, Frauenpriesterweihe und Homo-Ehe zu drehen, gespart wird auch nicht mit Hinweisen auf die aufgedeckten Missbrauchsfälle, die mit der Kritik an der inneren Verfassung der Kirche in Zusammenhang gebracht wird. Man steht – so könnte man meinen – medial auf verlorenem Posten.

So war ich selbst gespannt auf den Dienstagabend der Reihe „Glauben Sie (nicht) alles!“, der unter dem Thema „… oder missverstanden? Kirche in den Medien“ stand. Gut 15 Gäste diskutierten, erläuterten und tauschten ihre Erfahrungen mit den vier Hauptdiskutanten aus:

  • Birgit Kelle, freie Journalistin, Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“ und in den Medien in den vergangenen Woche meist zu familienpolitischen Themen präsent
  • Klaus Kelle, ebenfalls Journalist, Kolumnist der Rheinischen Post, an dem Abend aber vor allem als Medienberater agierend
  • Georg Dietlein, Student der Rechtswissenschaften und BWL, anschließend plant er den Eintritt ins Priesterseminar, er veröffentlicht Artikel u.a. zum Auftritt der Kirche in den Medien zum Beispiel bei kath.net oder in der Tagespost.
  • Karl-Olaf Bergmann, Pressesprecher der Priesterkongregation der Legionäre Christi und der Laienorganisation Regnum Christi

Den Abend in Gänze wiederzugeben kann eigentlich nur scheitern, sodass ich an dieser Stelle nur ein paar Themen und Thesen wiedergeben möchte. In Summe war es – für mich jedenfalls und ich hoffe auch für alle Gäste – ein interessanter Abend, bei dem das Thema „Kirche in den Medien“ aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wurde.

Dieser Effekt ergab sich direkt bei der Einstiegsfrage an die Diskutanten: Wie wird die Kirche in den Medien dargestellt, wie stellt sich die Kirche selbst in den Medien dar? Je nach Erfahrungshintergrund variierte die Einschätzung dazu von dem Verdacht, dass die Kirche und Katholiken in dieser Rolle eher als Sonderlinge betrachtet und auf diese Rolle fixiert werden – so werden eigene, eigentlich weltliche Positionen mit dem Prädikat „christlich“ versehen, mit der Intention, diese Meinung als Sondermeinung zu diskreditieren. So versteht sich auch, dass katholische Positionen strukturell bei Talkshows oder Reportagen benachteiligt werden – Vertreter dieser Positionen werden regelmäßig eingeladen um vorgeführt und lächerlich gemacht zu werden. Dagegen muss sich die Kirche bzw. deren öffentliche Vertreter auch fragen lassen, wieso sie nicht in der Lage ist, eine ausreichende Zahl an medienerfahrenen Vertretern ins Rennen zu senden und wieso sie sich bei den in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streitfragen wie der Homoehe in den Aussagen eher zurückhalten, sich in Einzelfällen sogar von Laien, die katholische Positionen vertreten, distanzieren.

Unterschieden werden muss dabei aber wohl auch zwischen der Wahrnehmung der Kirche in den großen, überregionalen Medien und lokalen Zeitungen oder Sendern. Während bei letzteren eine durchaus wohlwollende Berichterstattung vorherrscht wird die Tendenz mit zunehmender Überregionalität und entsprechend geänderten Ansprechpartnern (vom Pastor zum Bischof) kritischer. Hierauf muss die Kirche reagieren und sich entsprechend vorbereiten. Wesentlich für die Außendarstellung der Kirche in den Medien ist insofern auch die Kenntnis der Erwartungshaltung der Medien gegenüber Kirchenvertretern: auf eine Anfrage nach der Sexualmoral der Kirche kann man nicht mit einer Enzyklika antworten! So gibt es neben dem Effekt im Mainstreamjournalismus, Ideologien wie Gender Mainstreaming, Recht auf Abtreibung etc. zu propagieren auch „nicht ideologisierte“ Journalisten, denen an einer guten Berichterstattung gelegen ist, bei den Kirchenvertretern aber oft nicht fündig werden. Hierbei ist oft auch die Behäbigkeit des „Tankers Kirche“ ein Problem, die nicht schnell auf aktuelle Entwicklungen reagiert, teilweise auch Schwierigkeiten hat, mit absehbaren „Aufregerthemen“ am Ball zu bleiben. Gegenüber solchen im Grundsatz neutralen oder freundlich gestimmten Journalisten tritt die Kirche im Gegenteil oft „divenhaft“ auf und vergibt sich so Möglichkeiten, christliche, katholische Positionen kompetent zu vertreten.

Kritisch wurde auch gesehen, dass sich offizielle Kirchenvertreter offenbar einfach nicht mehr trauen, zu gesellschaftlich kontrovers diskutierten Themen Stellung zu nehmen: anstatt sich als Bischof oder anderer Kirchenvertreter ins Feuer zu stellen, treten so immer wieder Laien vor, die zudem nicht mit der Rückendeckung der „offiziellen“ Kirche rechnen können. So erscheint das ganze Auftreten der Kirche als „mutlos“, wo es durchaus Möglichkeiten gäbe, die eigenen Positionen zu vertreten. Dies schlägt sich auch in den kircheneigenen Bemühungen um Selbstdarstellung nieder: die jahrelange und noch immer nicht abgeschlossene Diskussion um einen offiziellen katholischen Fernsehsender gibt ein beredtes Beispiel dafür, wie wenig handlungsfähig sich die Institution Kirche erweist. Eigene – auch finanzielle – Möglichkeiten werden nicht genutzt, was den Eindruck einer wenig glaubensstarken und kompetenten Kirche verstärkt, wenn Journalisten bei der Suche nach Gesprächspartnern immer wieder auf Laien zurückgreifen müssen, die zwar in aller Regel wirklich überzeugt von den Positionen sind, aber nicht in allen Fällen auch in der Lage, die eigenen Positionen gewinnend darzustellen; auch mit der Medienkompetenz der Kritiker der Kirche in diesem Thema, sei es in Foren oder Blogs, ist es nicht immer allzu gut bestellt.

Bei der Beurteilung kirchlicher Medienarbeit ist – so muss einschränkend gesagt werden – aber zu berücksichtigen, dass für die normalen Medien nur „Besonderheiten“ berichtenswert sind. Der neue Papst mit seiner unkonventionellen Art ist eine solche Besonderheit, die kirchliche Lehre, in den wesentlichen Punkten seit 2000 Jahren unverändert, ist das nicht. Man kann also nicht auf Journalisten warten, die aus der christlichen Botschaft eine Nachricht machen, es muss vielmehr eine eigene „Kampagnenfähigkeit“ sichergestellt werden, mit der Kirche „Nachrichten macht“ und sich mit den wichtigen Themen der Diskussion in Medien und Öffentlichkeit stellt. Gerade hier bestand in der Runde aber auch Zweifel, ob dies überhaupt beispielsweise seitens der Bischofskonferenz gewünscht ist. Die These, dass die Kirche hier gar nicht aktiv werden will um nicht allzu kritisch in der Öffentlichkeit dazustehen bestätigt sich leider in vielen Fällen, in denen bei Medienanfragen zu Vertretern der Kirche keine Personen benannt werden.

Wenn bislang über „offizielle Kirchenvertreter“ gesprochen wurde, so kam auch die Diskussion über das Auftreten „der Katholiken“ sowie deren Abbildung in den Medien zur Sprache: wenn in Fernsehfilmen explizit Katholiken beschrieben werden, handelt es sich entweder um lustige Figuren oder problematische Darstellungen von schwulen Priestern oder schwangeren Nonnen. Katholiken selbst werden als hinterwäldlerisch und schon „ästhetisch“ in der Vergangenheit verhaftet beschrieben. Schlimm ist daran nicht nur die Botschaft selbst sondern dass Katholiken diesen Stereotypen oft genug entsprechen: Außendarstellungen von Gemeinden bis zu größeren kirchlichen Institutionen erscheinen angestaubt und wenig einladend für Interessenten. Ein offensives Marketing scheint auch hier – bis hin zur Evangelisierung und Einladung von Interessenten den Glauben näher kennenzulernen oder gar in die Kirche einzutreten – gar nicht gewollt zu sein. Da es hierbei nicht nur um die Außenwirkung der „offiziellen“ Kirche geht sondern um das Bild von Kirche auf allen Ebenen bis hin zum einzelnen Gläubigen, geht uns das Thema auch alle an: die Glaubwürdigkeit eines christlichen Zeugnisses muss auf allen Ebenen gewährleistet sein!

In einer kurzen Schlussrunde waren die Referenten noch einmal zu einem kurzen positiven Statement aufgefordert – darüber, welche Lösungen sich bei den beschriebenen Problemen anbieten und wie die Zukunft hinsichtlich der medialen Darstellung der Kirche aussehen könnte: für den einen oder anderen erwies es sich als gar nicht so einfach, tatsächlich positiv zu formulieren, dennoch wurden vor allem Vorschläge formuliert, die von der Gesamtkirche bis zu den einzelnen Gläubigen auf allen Ebenen wirksam werden können: so ist „die Kirche“, also die Institutionellen Vertreter genau so wie jeder einzelnen Katholik aufgefordert, dafür zu sorgen, dass das Außenbild der Kirche nicht von medial transportierten Stereotypen geprägt wird, entsprechende Klischees nicht bedient werden, sondern man eine Kirche aus normalen Menschen prägt, bei denen sich andere fragen: „Wieso ist der eigentlich Christ?“. Auch der Einsatz im Gebet, im Empfang der Sakramente, kurz ein auch in dieser Hinsicht christlich geprägtes Leben, bietet ein Zeugnis für andere – und stärkt nebenbei auch den Zusammenhalt unter Christen, die sich ansonsten schon recht allein auf weiter Flur vorkommen. Notwendig ist aber auch seitens der Kirche ein mutigeres Vorgehen bei der Glaubensvermittlung – Konflikte müssen nicht gesucht, dürfen aber auch nicht gescheut werden, Positionen müssen klar beschrieben und auch begründet werden. Die mediale Aufbereitung ist in dieser Hinsicht eher der zweite Schritt, dem eine Standortbestimmung und ein gemeinsames Verständnis der Glaubensinhalte auf all
en Ebenen vorangehen muss. Letztlich handelt es sich bei all den Vorschlägen um langfristige Prozesse. Die Kirche, wir alle, müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir uns mit unseren Positionen derzeit nicht in einer Mehrheitsposition befinden – das muss aber nicht bedeuten, dass dies so bleibt; das Potenzial ist da, Menschen auch weiterhin zu erreichen und einen – wenn auch langsamen – gesellschaftlichen Wandel hin zu zumindest mehr Toleranz gegenüber Glaubenspositionen zu erreichen.

Dieser Bericht ist schon lang geworden und beinhaltet dennoch sicher nicht alle Aspekte die am Dienstagabend beleuchtet wurden; die Leser dieses Blogs, die teilgenommen haben, sind daher gerne aufgefordert, in den Kommentaren Ergänzungen vorzunehmen, um anderen Lesern ein runderes Bild zu liefern. Oben beschrieben sind im Wesentlichen die mir im Gedächtnis gebliebenen Aspekte – notwendigerweise eine sehr subjektive Auswahl!

Abschließend möchte ich noch mal den Diskutanten für den Einsatz und die engagierten Beiträge danken. Ich hatte jede Menge Fragen für den unwahrscheinlichen Fall eines zögerlichen Gesprächsverlaufs vorbereitet und bis auf die Eingangsfrage keine davon benötigt – so stellen sich wahrscheinlich die „Günter Jauchs“ dieser Welt einen guten Gesprächsabend in entspannter Atmsphäre vor! Vielen Dank dafür und auch an alle anderen Teilnehmer für die interessanten Diskussionsbeiträge und das Team der Cigarwordlounge für den tollen Service!

Und natürlich wird es weiter gehen … die Planungen für die nächste Ausgabe von „Glauben Sie (nicht) alles!“ laufen für einen Termin in etwa zwei Monaten – Infos wieder hier oder über Facebook!

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Posted in: Allgemein Tagged: Birgit Kelle, Georg Dietlein, Glauben Sie nicht alles, Kirche, Klaus Kelle, Medien, missverstanden

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