Es ist April, das Osterfest (nicht die Osterzeit) ist bereits vorbei, Jesus Christus, der geboren wurde von der Jungfrau Maria, der gelitten hat unter Pontius Pilatus und gekreuzigt wurde, gestorben ist und begraben wurde und hinabgestiegen ist in das Reich des Todes er ist auferstanden! Das ist jedenfalls das, was wir glauben als Christen, als Katholiken zumal. Oder glauben sollten denn das ist eine Kurzbeschreibung, die zum Widerspruch reizen muss. Alles was davor im Glaubensbekenntnis zu Jesus gesagt wurde, ist eigentlich irgendwie zu argumentieren.
Aber jetzt nach seinem irdischen Tod ist er wieder da? Ich finde, es ist kein Wunder, dass die Jünger auf dem Weg nach Emmaus zunächst mal traurig zweifelten und auch Jesus selbst nicht erkannten, rechneten sie doch nicht mehr damit, ihn überhaupt zu sehen. Es ist kein Wunder, das der Apostel Thomas das damals nicht direkt geglaubt hat und erst mal seine Finger in die Wunden Jesu legen wollte. Es ist kein Wunder, dass viele die Geschichten der Frauen von der Auferstehung Jesu für Geschwätz hielten. Aber zu dem Thema haben sich schon andere eingehend geäußert, nehmen wir das alles zunächst mal an, glauben wir einfach, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und durch Tod und Auferstehung den Tod besiegt und uns gerettet hat. Aber wenn das Glaubensbekenntnis nach der Glaubensformel auferstanden von den Toten direkt mit dem aufgefahren in den Himmel (das Thema des kommenden Monats) fortfährt, dann kann es auch sinnvoll sein, sich mal mit der Zeit dazwischen auseinanderzusetzen. Es sind ja einige Geschichten, die darüber in den Evangelien berichtet werden: die Erscheinung Jesu vor Maria aus Magdala und der anderen Maria (Matthäus 28, 1-10, Markus 16, 1-9, Lukas 24, 1-11, Johannes 20, 11-18), die Erscheinung vor den Emmausjüngern (Markus 16, 12-13, Lukas 24, 13-35), die Erscheinung vor den elf (Matthäus 28, 16-20, Markus 16, 14-18, Lukas 24, 36-53, Johannes 20, 19-23), die Erscheinung auch vor Thomas (Johannes 20, 24-29) und die Erscheinung am See (Johannes 21).
Allen diesen Geschichten ist gemein, dass sie uns naja, jedenfalls mich ein bisschen ratlos hinterlassen. Das liegt aber womöglich nicht so sehr an den Geschichten selbst sondern an den gängigen Interpretationen dazu aufgeladen mit Betrachtungen über den Glauben, das Nichtverstehen, die Zweifel und die sanften Erläuterungen Jesu, um die Jünger auf die richtige Fährte zu führen. Die folgenden Überlegungen das sei nur ganz kurz vorab gesagt, sind nicht alle auf meinem Mist gewachsen, sondern haben sich durch die Lektüre eines Freikirchlers, John Eldredge, gebildet, der in verschiedenen seiner Veröffentlichungen versucht, den Charakter Jesu zu beschreiben (wer Eldredge liest, muss aushalten, dass er an mehr als einer Stelle an den Kirchen und der Religion mäkelt; wer das ausblenden kann stößt aber auch auf eine Fundgrube von interessanten Gedanken zu Jesus und den Evangelien).
Die Frage, die man sich bei all den Exegesen zu den Erscheinungen Jesu stellen kann ist: Sind diese Auslegungen naheliegend? Nehmen wir die Erscheinung vor den Emmausjüngern: Da sind diese beiden Jünger, am Boden zerstört, ihrer erhofften Zukunft beraubt. Nichts war es mit der Befreiung durch den Messias, nichts war es mit ihrer Hoffnung, endlich von der Last der Römer, auch von der Last der jüdischen Gesetze erlöst zu werden. Und jetzt tritt Jesus auf wie zufällig schlendert er des Weges und tut so, als gehe ihn das alles nichts an und wisse er auch von nichts. Und die Jünger erkennen ihn zunächst nicht, was einerseits aufgrund der Situation nachvollziehbar aber doch recht ungewöhnlich ist. Man kann wohl annehmen, dass Jesus einfach nicht so ausgesehen hat wie früher, ihn umgekehrt aber kein leuchtend-verklärter Leib verraten hat. Er sah einfach nicht aus wie Jesus. Woran sie ihn dann erkennen ist das Brechen des Brotes, dann fällt ihnen auch auf, was er unterwegs gesagt hat. Aus Jesu Sicht betrachtet oder zumindest den Versuch gemacht warum hat er sich da so verhalten, wie er es getan hat? Wollte er ihnen, so legen Exegesen und Predigten zu dieser Evangelienstelle nahe, eine Lektion erteilen in der richtigen Erkenntnis Gottes? Wollte Jesus dadurch auch uns eine Botschaft über das Nichtsehen Gottes vermitteln? Erinnern wir uns an die Situation: Jesus ist den ganzen Weg seines Lebens gegangen, bis hin zum Tod am Kreuz. Er ist in das Reich des Todes hinabgestiegen und hat die dort Gefesselten aller Zeiten befreit. Er hat den Tod endgültig besiegt, der nun keine Macht mehr über die von ihm geliebte Menschheit aller Generationen haben wird. Welcher Stimmung wird er hier wohl gewesen sein? Kann es sein, dass er einfach bester Laune war? Kann es sein, dass er so glücklich war, wie es kein Mensch zu sein vermag? Kann es dann sein, dass sein Versteckspiel mit den beiden Emmausjüngern gar keine erneute, und sind wir mal ehrlich nicht ganz in die Situation passende, Katechese sein sollte, sondern genau das: ein kleines Versteckspiel? Ein Necken, bevor er sich ihnen wirklich gezeigt hat? Ich meine zumindest eins: Es kann sein!
Oder sein Auftreten bei den Zehn (ohne Thomas): plötzlich tritt er in ihre Mitte, im geschlossenen Raum plopp da ist er und sagte zu ihnen Friede sei mit Euch! Okay, würde heute jemand in der Straßenbahn auf mich zukommen und sagen Der Friede sei mit Dir und nicht zufällig einen weißen Priesterkragen tragen, würde ich annehmen, in ein unangenehmes Gespräch eines Verwirrten gezwungen zu werden. Die korrekte, zeitgemäße Wiedergabe wäre aber eher Hallo, ich hoffe, es geht Euch gut! Kann es sein, dass Jesus, nachdem er sich zur Verbreitung des Evangeliums ohnehin den Aposteln gegenüber zeigen wollte, das auch durch ein kleines Spiel getan hat? Plopp da bin ich, hi! Das muss der Bedeutung der Situation keinen Abbruch tun, würde nur ein bisschen über Christus offenbaren, was in den meisten Exegesen, von bildhaften Darstellungen historischer Meister ganz zu schweigen, nicht vorkommt. Jesus war bester Laune, er hatte für die Menschen, in Gehorsam gegenüber seinem Vater, den Tod besiegt. Kann es sein, dass er sich mit dem Essen des Fisches einfach einen Scherz erlaubt hat? Ich meine zumindest eins: Es kann sein!
Wenn man den Gedanken mal zulässt, dann fängt man beim zweiten Auftauchen vor den Elf, diesmal im Beisein von Thomas, unwillkürlich an zu lachen. Ich glaube Euch immer noch nicht sagte Thomas und plopp Da bin ich, hi! Der Würde der Situation würde das keinen Abbruch tun, Thomas jedenfalls ist sich dessen sicher bewusst bei seinen Worten Mein Herr und mein Gott! Irgendwie kann ich mir Jesus in diesen Situationen auch gut breit grinsend vorstellen nicht weil er die Jünger veräppeln will, sondern weil er einfach sagen wir es mal so ausgelassen ist, wenn es nicht Gott wäre könnte man auch übermütig sagen! Könnte es nicht sein, dass Jesus wirklich in erster Linie ausgelassen war und erst in zweiter Linie tiefschürfend? Ich meine zumindest eins: Es kann sein!
Und dann der Kracher: sein Erscheinen am See! Die Jünger immer noch voll Zweifel sie gehen fischen, das was sie gelernt haben und anscheinend das einzige was ihnen noch bleibt und das nachdem (!) sie den Auferstandenen gesehen haben! Und jetzt steht Jesus am Ufer, wird von ihnen wieder nicht erkannt (ob er wohl genau so ausgesehen hat, wie sie ihn kannten?) und er fordert sie auf, noch mal rauszufahren zum Fischen. Und keiner versteht den Wink, nicht mal Petrus! Ich kann mir Jesus tatsächlich etwas feixend am Ufer stehen sehen: Oh Simon, wir werden noch viel Spaß miteinander haben. Als sie an Land kommen, ausgezehrt vom Fischfang und der Anstrengung die große Zahl an gefangenen Fischen an Land zu ziehen, sicher hungrig und müde, vielleicht frierend vor Nässe, hat ihnen Jesus auf einem Kohlefeuer Fisch gebraten, Petrus läuft ihm im triefendnassen Obergewand entgegen als er ihn erkennt. Natürlich, Jesus nimmt sich Petrus später für ein paar klare Worte zur Seite, aber wie glauben wir denn wird diese Situation ausgesehen haben? Feierliche Verbeugung, gemessene Schritte und ausgewählte Worte (im Hintergrund Orgel- oder Harfenklang)? Mag ich nicht glauben, ich glaube eher an eine zünftige Wiedersehensfeier! Gelächter, alte Geschichten, vielleicht auch ein etwas zögernder, seiner Verfehlungen bewusster Petrus, aber ein milde augenzwinkernder und eben bestens gelaunter Jesus. Ha, wie muss sich das anfühlen, mit einem gutgelaunten Jesus am Ufer vor einem Kohlefeuer zu sitzen, köstlichen Fisch zu essen (von Jesus selbst zubereitet, der wird wissen, was schmeckt), sich über alte Zeiten und die Zukunft zu unterhalten. Und dann kam vielleicht die Frage auf: Wie viele Fische mögen wir wohl gefangen haben? Und vielleicht ist einer auf die Idee gekommen: Lasst sie uns zählen, das glaubt uns sonst sowieso keiner. Und so versuchen sie teils noch zappelnde, jedenfalls glitschige am Ufer liegende Fische zu zählen sie werden lachen, prusten, wieder von vorne anfangen bevor Jesus mit verschmitztem Grinsen sagt Hundertdreiundfünfzig. Sie schauen sich an, meinen kurz, das jetzt aber wirklich nachzählen zu wollen, bevor sie einsehen, wer das gerade gesagt hat. Ganz ehrlich: Das ist eine Szene, bei der ich wirklich gerne dabei gewesen wäre! Kann es sein, dass diese Szene auch deshalb aufgeschrieben wurde, damit wir uns das vorstellen können und sie nach zweitausend Jahren noch gemeinsam mit den Jüngern genießen? Ich meine zumindest eins: Es kann sein!
Ich glaube, all die tiefschürfenden Exegesen und Predigten über die Auferstehungsgeschichten haben ihren Wahrheitsgehalt. Jesus wird gewusst haben, dass wir uns über diese Situationen schwerwiegenden Gedanken machen werden, da konnte er sie auch direkt in die richtige Richtung lenken. Aber könnte es sein, dass Jesus zwischen Auferstehung und Himmelfahrt auch einfach einen Riesenspaß mit einen Jüngern hatte? Ich meine zumindest eins: Es kann sein!
(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf Das Ja des Glaubens, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)