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Hilfe, Warnung oder Urteil?

20. Juni 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 6 Minuten
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In den vergangenen Wochen bin ich mehrfach wegen einiger von mir verfasster Beiträge oder verlinkter Artikel in Facebook in Diskussionen verwickelt worden, die mich – angesichts der Teilnehmer, die mir in Teilen deutlich und aggressiv widersprechen – tatsächlich betroffen machen. Kurz gesagt wird mir – und mit mir auch den Autoren von mir verlinkter Artikel – Hetze gegen Homosexuelle und Weltfremdheit hinsichtlich meines Familienbildes vorgeworfen. Da ich – zumindest bei einigen der Kommentatoren – durchaus den guten Willen voraussetze, sich ein „gerechtes“ Urteil zu bilden, möchte ich diese negativen Bewertungen meiner Beiträge nicht einfach auf sich beruhen lassen. Es geht an vielen Stellen um nicht mehr und nicht weniger als die Wahrheit, das Seelenheil – verstanden als das ewige Leben in Gottes Angesicht – der Menschen und die Frage, wie man die Wahrheit verbreiten kann und darf. Im sogenannten „Waldschlösschen-Appell“ (siehe dazu auch diesen Beitrag) werden ja in gezielter Weise Meinungsäußerungen als Hetze und Diskriminierung bewertet, was dazu führen kann, dass zukünftig bestimmte Meinungen nicht mehr geäußert werden dürfen.

Andererseits wiegt der Vorwurf der Diskriminierung und Hetze schwer. Wikipedia, eine Quelle, die ich in diesem Zusammenhang mit Vorsicht genieße, definiert dazu vergleichsweise neutral:

Im gesellschaftlichen Sinn bezeichnet man als Hetze unsachliche und verunglimpfende Äußerungen zu dem Zweck, Hass gegen Personen oder Gruppen hervorzurufen, Ängste vor ihnen zu schüren, sie zu diffamieren oder zu dämonisieren.

Ein historisch bedeutsames Beispiel ist die Judenhetze der Nationalsozialisten, die die schrittweise Ausgrenzung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben in Deutschland mit sorgfältig durchdachten Mitteln der Propaganda vorantrieb, z.B. durch die Zeitung Der Stürmer. Bedeutend für den politischen Repressionsapparat der DDR war der Straftatbestand der so genannten „Boykotthetze“ bzw. „staatsfeindlichen Hetze“. Er wurde jedoch nicht zur Bekämpfung tatsächlicher Hetze angewandt, sondern zu dem Zweck missbraucht, Meinungsfreiheit zu unterdrücken, indem opponierende Äußerungen jedweder Art gegenüber der Politik der SED-Diktatur als „Hetze“ kriminalisiert und mit schweren Strafen belegt wurden.

Nach dieser Diktion ist Hetze sicher kein Vorgehen, dass für einen Christen gangbar ist. Andererseits stellt sich direkt die Frage, wer denn definiert, was tatsächlich Hetze ist? In dem obigen Artikel wird ja auch deutlich die Gefahr aufgezeigt, die aufsteigt wenn bestimmte gesellschaftliche Gruppen die Deutungshoheit über die Bewertung einer Aussage als „Hetze“ für sich reklamieren, seien es nun die Regierung oder einflussreiche gesellschaftliche Gruppen.

Hinsichtlich des christlichen Glaubens besteht nun die Gefahr, dass negative Bewertungen von Handlungen als „Sünde“ von Betroffenen als Hetze verstanden werden und solche Bewertungen dann, ausreichende Lobbyarbeit der Gruppen vorausgesetzt, mit dieser Bewertung diffamiert werden. Da nutzt es offenbar wenig, wenn Katholiken und andere Christen immer wieder auf den Unterschied zwischen Sünde und Sünder hinweisen, darauf, dass man mit den Bewertungen aus Bibel, Überlieferung und Lehramt nur auf Bewertungen aufmerksam macht, die Gott uns überliefert hat und die dazu geeignet sind, Irrwege (also von Gott weg führende Lebensläufe) aufzuzeigen und damit Umkehr zu ermöglichen. Die Zehn Gebote, die konkretisierenden Worte Jesu z.B. in der Bergpredigt, überlieferte Botschaften von Propheten und zuletzt eben auch der Kirche im Rahmen ihres Lehramtes, sollten so einerseits als Hilfen für ein in den Augen Gottes gelingendes Leben oder als Warnung vor einer – vielleicht in den ersten Schritten unbewussten – Abwendung von Gott gewertet werden. Besonders muss man dabei berücksichtigen, dass Christen, die diese Wahrheiten aussprechen, die Wahrheit und die Ewigkeit im Blick haben. Ich hatte an anderer Stelle schon mal beschrieben, dass man die Hölle vielleicht dadurch charakterisieren kann, dass das ein Ort ist, dem man selbst einem absolut verhassten Menschen nicht zumuten wollen würde. Das Aussprechen der Wahrheit sollte daher aus Liebe zu den Menschen geschehen, bei denen man die Gefahr der Abwendung von Gott erkennt. Was es nicht ist, nicht sein kann und nicht sein darf, ist ein Urteil über bestimmte Personen oder Personengruppen.

Gerade das Gegenteil wird aber oft – von Betroffenen wie von der Öffentlichkeit – wahrgenommen: Die Bezeichnung eines Lebenswandels als nicht der Schöpfungsordnung entsprechend, die Wertung einer Handlung als Sünde, wird als Urteil, Verurteilung, Diskriminierung und Hetze empfunden. Das kann zwei Ursachen haben: Einerseits ist die Wortwahl – da muss auch ich meine Beiträge kritisch prüfen – nicht immer geeignet, zwischen dem Sünder und der Sünde zu unterscheiden. Wenn dann noch aus vermeintlich christlicher Sicht Aussagen wie „Gott hasst Schwule“ verbreitet werden, dann ist das nicht nur nicht christlich sondern wertet differenziertere Darstellungen, wie wir sie in der Lehre der Kirche, zum Beispiel im Katechismus finden, ab und diese werden in einen Topf geworfen mit solchen „Parolen“. Wer hier als Betroffener nicht sauber unterscheidet, welche Aussage von wem getroffen wurde (und ich kann gut verstehen, dass es Empfindlichkeiten gibt, die ihrerseits eine solche Differenzierung verhindern), der wertet dann nicht nur letztere Aussage sondern auch kirchliche Lehraussagen, selbst originär biblische Aussagen als diskriminierend und eben Hetze.

Andererseits besteht in der Welt generell ein Unwille, sich dem „Urteil“ Gottes zu beugen, wie ich meine zu beobachten nur zum Teil aus einem bewussten Unglauben („Es gibt Gott gar nicht, also schreibt er mir auch nichts vor“), in den meisten Äußerungen erkenne ich aber eher einen Unwillen, wahrhaben zu wollen, dass mein eigenes Leben überhaupt dem göttlichen Willen widersprechen könnte. Man wähnt sich als Mensch, der niemanden ermordet und niemanden bestiehlt, schon als gerecht und meint, andere Gebote als „der damaligen Zeit geschuldet“ nicht mehr beachten zu müssen. Ein besonders großes Einfallstor für diesen Irrglauben öffnet sich dabei ganz offenbar im Bereich der Sexualität. „Wenn zwei verantwortliche Menschen etwas einvernehmlich tun, kann es doch nicht Sünde sein!“ ist eine gängige Aussage. Kann es eben doch, und die Bibel gibt mehr als ein paar wenige Hinweise, wieso das so ist. Ob es also um Ehebruch, voreheliche Sexualität, Verhütung, Antreibung oder das derzeit fast allgegenwärtige Thema Homosexualität geht: man wähnt sich im Recht, seinen Begierden zu folgen, die doch – „Gott hat mich doch so geschaffen“ – keine Sünde darstellen können bzw. dürfen. Wer dem nun widerspricht, und sei es differenziert und ohne Zwang auszuüben, in Liebe und in dem Bestreben, die ewige Seele des anderen zu retten, der gerät schnell in den Verdacht, über den anderen bereits zu urteilen und gegen ihn zu agitieren bzw. zu hetzen.

Gibt es für diesen „Spagat“ zwischen den Ansichten eine Lösung? Ich bin – das muss ich zugeben – nur sehr begrenzt optimistisch. In den Worten des Katechismus, in den Worten der Kirche zu den oben beschriebenen Themen findet sich kein Urteil über einen Menschen, es ist von Gottes Barmherzigkeit, von der Möglichkeit zur Umkehr und göttlicher Vergebung die Rede, von notwendigem Respekt und Mitleid. Und doch sehen viele das Zitieren dieser Texte bereits als Hetze an, wo es doch „nur“ Glaubensaussagen sind oder eben Meinungsäußerungen. Viele verschließen sich vor der Wahrheit, was nicht nur für den Bereich der Sexualität gilt sondern auch in anderen Bereichen, in denen man, auch viele konservative Katholiken, ich selbst, die Wahrheit ungern hören will. Wer mir Hetze vorwirft, der darf auf Antwort hoffen, ist das doch ein Vorwurf, der – sollte er zutreffen – auch eine Abwendung meinerseits von Gott darstellen, Umkehr notwendig machen würde. Jedoch, ich kann differenzierter zu formulieren und die Liebe mehr zum Ausdruck zu bringen versuchen – von der einmal erkannten Wahrheit kann ich, darf ich nicht abweichen! Die Wahrheit nicht zu sagen, meinem Nächsten wider besseren Wissens nicht auf dem Weg zu Gott zu helfen und nicht vor Abwegen zu warnen, das ist etwas, für das ich mich eines Tages vor unserem Schöpfer verantworten muss. Nicht umsonst bezeichnet die katholische Kirche das „Sünder zurechtweisen“ als eines der sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit.

Bestrebungen, dieses „Sünder zurechtweisen“ als Hetze zu diskreditieren und sogar rechtlich zu sanktionieren, beschränkt nicht nur die Meinungsfreiheit, sie stellt einen Christen auch vor die Gewissensfrage, ob er nun Gott oder dem staatlichen Gesetz folgen muss. Kein Zweifel, für was sich ein Christ auch unter Inkaufnahme rechtlicher Konsequenzen entscheiden muss. Meine Hoffnung besteht aber, dass es nicht so weit kommen wird, und Religions- wie Meinungsfreiheit nicht auf diese Weise beschnitten werden. Ausgemacht ist das aber noch lange nicht und wir tun gut daran, genau zu beobachten, zu bewerten und entsprechend zu reagieren, wie sich unsere Gesellschaft in dieser Frage entwickelt.

Nachwort: Zum Lesen empfohlen dazu Ezechiel 33, 1-9:

Das Wort des Herrn erging an mich:
Menschensohn, sprich zu den Söhnen deines Volkes und sag zu ihnen: Wenn ich über ein Land das Schwert kommen lasse und das Volk in dem Land aus seiner Mitte einen Mann wählt und ihn zu seinem Wächter macht und wenn dieser Wächter das Schwert über das Land kommen sieht, in das Widderhorn bläst und das Volk warnt und wenn dann jemand den Schall des Horns zwar hört, sich aber nicht warnen lässt, sodass das Schwert kommt und ihn dahinrafft, dann ist er selbst schuld an seinem Tod. Denn er hat den Schall des Horns zwar gehört, sich aber nicht warnen lassen; deshalb ist er selbst schuld an seinem Tod. Wenn er sich jedoch warnen lässt, dann hat er sein Leben gerettet.

Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht in das Widderhorn bläst und das Volk nicht gewarnt wird und wenn das Schwert kommt und irgendeinen dahinrafft, dann wird dieser zwar wegen seiner eigenen Schuld dahingerafft, aber ich fordere für sein Blut Rechenschaft von dem Wächter.

Du aber, Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter; wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen. Wenn ich zu einem, der sich schuldig gemacht hat, sage: Du musst sterben!, und wenn du nicht redest und den Schuldigen nicht warnst, um ihn von seinem Weg abzubringen, dann wird der Schuldige seiner Sünde wegen sterben. Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut.

Wenn du aber den Schuldigen vor seinem Weg gewarnt hast, damit er umkehrt, und wenn er dennoch auf seinem Weg nicht umkehrt, dann wird er seiner Sünde wegen sterben; du aber hast dein Leben gerettet.

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Posted in: Allgemein Tagged: Hetze, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Wahrheit

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