Eigentlich neige ich nicht dazu, mich intensiv zum Tod von Hollywood-Größen zu äußern. Meist ist dabei zu viel Pathos im Spiel, wenig differenziert wird plötzlich jemand aufgrund seiner schauspielerischen Leistung zum Heiligen erhoben, es werden seine wohltätigen Aktionen (so vorhanden) aufgezählt und Schauspielerkollegen berichten, wie sehr sie der Tod des Freundes getroffen hat. Das alles mag seine Berechtigung haben, findet aber nicht unbedingt seinen Platz in diesem Blog.
Heute mache ich eine Ausnahme: James Gandolfini ist gestern im Alter von nur 51 Jahren gestorben. Einigen mag der italienischstämmige Schauspieler aus seinen diversen Filmrollen wie in True Romance, Schnappt Shorty (Get Shorty) oder Die letzte Festung (The Last Castle) bekannt sein, mir ist er vor allem im Gedächtnis aus seiner „Paraderolle“ des Tony Soprano in der HBO-Serie „The Sopranos“.
Die Frankfurter Allgemeine beschreibt sehr schön, warum einem Fan dieser Serie der Tod von Gandolfini – ohne ihn persönlich gekannt zu haben oder viel über sein Privatleben zu wissen – nahegehen kann:
Man muss, um sich anschaulich zu machen, wie nahe dieser kluge und komplizierte Schauspieler James Gandolfini einem treuen Zuschauer der Sopranos kam, vielleicht mal versuchen, die Erfahrung in ein anderes Medium zu übersetzen: 86 Folgen, jede davon um die fünfzig Minuten lang: Das ist, als hätte man dreißig bis vierzig Spielfilme mit Gandolfini gesehen; es ist, als hätte man einen Roman von viertausend Seiten gelesen. Wer die Sopranos gesehen hat, weiß mehr von Tony Soprano als irgendein Balzac-Leser je über Lucien de Rubempré wird wissen können.
Man mag also sagen, man trauere eher um Tony Soprano, den Mafiaboss mit Panikattacken (wer die Serie nicht kennt: sie hat ihre lustigen Moment ist aber keine Komödie) der sicher nicht als „Heiliger“ gewertet werden kann, als um den Schauspieler. Und trotzdem: alles, was ich über James Gandolfini bislang gelesen habe, klingt so bescheiden sympathisch, dass man ihm diesen Nachruf sicher gönnt.
Der Herr sei seiner Seele gnädig – er möge in Frieden ruhen!
P.S. Für Fans der „Sopranos“ hier noch die finale Szene der letzten Episode!