Was für eine fulminante Predigt unseres Papstes im Marienheiligtum Aparecida im Umfeld des Weltjugendtages! Leider bekommt man in Deutschland wenig vom Weltjugendtag mit (wenn man sich nicht aktiv um Informationen bemüht), daher drohen die Ansprachen und Predigten des Papstes unterzugehen vielleicht kann ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass das nicht geschieht. Vielleicht ist es auch das Ziel vieler Medien, die das Pontifikat von Papst Franziskus noch immer gegen Papst Benedikt ausspielen wollen, seine direkten und scharfen Worte nicht zu weit zu verbreiten man müsste sonst eingestehen, dass zwar in der Mentalität nicht aber in der Theologie dieser beiden Päpste ein nennenswerter Unterschied besteht.
In Aparecida wies nun Papst Franziskus zunächst mal auf die wesentliche Rolle Marias im Leben eines jeden Christen, für die Kirche, hin:
Wenn die Kirche Christus sucht, klopft sie immer am Haus der Mutter an und bittet: Zeige uns Jesus“. Von ihr lernt man die wahre Jüngerschaft. Und das ist der Grund, warum die Kirche immer auf den Spuren Marias in die Mission geht.
Kirche, Jüngerschaft Jesu, Marienorientierung und Mission jedem scheinbar modernen und aufgeklärten Theologen wird ganz blümerant werden angesichts solcher Worte!
Der Papst fährt dann fort in einem bewährten Dreiklang wie es schon sein Vorgänger vielfach getan hat, so hat es sich auch Papst Franziskus zu eigen gemacht, jeweils drei Aspekte eines Themas zu beleuchten: im Normalfalls ausreichend, um das Thema weitgehend zu durchdringen und doch nicht zuviel um den Überblick und das Verständnis zu verlieren (diese Beobachtung stammt, das muss ich zugeben, nicht von mir, ich habe sie glaube ich mal bei kath.net ich meine von Armin Schwiebach gelesen und finde sie regelmäßig bestätigt). In seiner gestrigen Predigt erinnert der Papst nun an drei Verhaltensweisen, die einem Christen eigen sein sollten keine theologischen Kenntnisse, die er haben sollte sondern tatsächlich gelebte Verhaltensweisen, die notwendig sind zur Mission, die notwendig sind, um unseren jungen Menschen die Werte zu vermitteln, die sie zu Erbauern einer gerechteren, solidarischeren und brüderlicheren Nation und Welt machen: die Hoffnung bewahren, sich von Gott überraschen lassen und in der Freude leben.
Die Hoffnung bewahren
Die Hoffnung ist für Papst Franziskus ein wesentliches Verhaltensmerkmal des Christen. Unter Hoffnung versteht der Papst dabei nicht einen naiven Optimismus, sondern das sichere Bewusstsein, dass Gott an unserer Seite steht. Die Welt ist voll von Entmutigungen, aber wenn Gott an unserer Seite steht, können wir wenn man so will sicher hoffen:
Angesichts der Entmutigung, die es im Leben geben und die bei denen aufkommen könnte, die für die Verkündigung des Evangeliums arbeiten oder die sich bemühen, den Glauben als Familienvater und -mutter zu leben, möchte ich mit Nachdruck sagen: Habt stets diese Gewissheit im Herzen: Gott geht an eurer Seite, in keinem Augenblick verlässt er euch! Verlieren wir niemals die Hoffnung! Löschen wir sie niemals in unserem Herzen aus!
Gleichzeitig muss man sich, und das unterscheidet die christliche Hoffnung von einem weltlichen Optimismus, der von den wahren Gegenspielern nichts weiß, darüber im Klaren sein, dass es den Drachen das Böse gibt, der uns vom wahren Weg abzubringen und in die Fänge allerlei Götzen zu treiben versucht. Aber Gott ist in diesem Kampf immer der Stärkere sich dies bewusst zu machen, wappnet uns gegen diese Versuchungen. Der Papst weist dabei darauf hin, dass es auch unser Beispiel der gelebten Hoffnung ist, dass die Jugend überzeugen kann von unserem Glauben:
Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns Lichter der Hoffnung sein! Lasst uns eine positive Sicht der Wirklichkeit haben! Fördern wir die Großherzigkeit, welche die jungen Menschen kennzeichnet, begleiten wir sie auf ihrem Weg, Protagonisten des Aufbaus einer besseren Welt zu werden: Sie sind ein mächtiger Antrieb für die Kirche und für die Gesellschaft.
Sich von Gott überraschen lassen
Angesichts der Anfechtungen und Entmutigungen erscheint uns das erfolgreiche Eingreifen Gottes aber manchmal gar nicht mehr realistisch. Letztlich ist das aber nur ein Zeichen mangelnden Glaubens, der Gott gar nicht zutraut Gott zu sein:
Wer ein Mann, eine Frau der Hoffnung ist der großen Hoffnung, die uns der Glaube schenkt , weiß, dass Gott auch inmitten der Schwierigkeiten handelt und uns überrascht.
So braucht es also eine innere Einstellung, die im Glauben an Gott sich auch auf Überraschungen einstellt, die Gottes Möglichkeiten nicht aus falsch verstandenem Realismus limitiert. So wie Gott auch in anderen Bereichen unser Mitwirken zwar nicht braucht aber doch wünscht, so erwartet er eben auch von uns, uns immer wieder bewusst zu machen, dass er Gott ist und in seinem Möglichkeiten nicht limitiert. Ich selbst nenne als Beispiel immer, dass Gott, wenn er nicht wollen würde, dass ein fallender Bleistift nicht herunterfällt, das eben verhindern würde (er will das nur meist nicht, weswegen dieses Kunststückchen bislang nicht funktioniert hat). Diese Einstellung, sich von Gott überraschen zu lassen, resultiert dabei aus und verstärkt gleichzeitig die Hoffnung, aus der wir leben:
Gott setzt immer in Erstaunen, wie der neue Wein im Evangelium, das wir gehört haben. Gott hält immer das Beste für uns bereit. Aber er verlangt, dass wir uns von seiner Liebe überraschen lassen, dass wir seine Überraschungen annehmen.
In der Freude leben
Aus beiden eben beschriebenen Verhaltensweisen folgend und mit ihnen gemeinsam auftretend steht auch die nennen wir es mal so Außenwirkung des Glaubens. Wenn wir die oben beschriebene Hoffung haben, wenn wir uns auf die Überraschungen Gottes einlassen und mit ihnen rechnen, dann herrscht in unserem Herzen Freude, und wir können gar nicht anders, als Zeugen dieser Freude sein.
Sünde und Tod sind besiegt. Ein Christ kann nicht pessimistisch sein! Er hat nicht ein Gesicht wie einer, der in ständiger Trauer zu sein scheint. Wenn wir wirklich in Christus verliebt“ sind und spüren, wie sehr er uns liebt, wird unser Herz in einer solchen Freude entbrennen“, dass sie alle ansteckt, die in unserer Nähe leben wie Benedikt XVI. sagte: Der Jünger weiß nämlich, dass es ohne Christus kein Licht, keine Hoffnung, keine Liebe und keine Zukunft gibt“
Vielleicht ist das so eine Art Lackmustest des Glaubens, unseres eigenen und derer in unserem Umfeld: wer traurig oder pessimistisch ist, der kann in seinem Herzen eigentlich nicht den Glauben an Gott haben. Natürlich ist Vorsicht angesagt: eine Trauer, ein Pessimismus kann auch ein vorübergehendes Phänomen sein (von einer medizinischen Depression soll hier sowieso nicht die Rede sein), ist aber dann ebenfalls das Ergebnis eines vorübergehend eingebrochenen Vertrauens an die Größe und Möglichkeiten Gottes.
An meinem Arbeitsplatz hängt ein Zitat, dass dem Heiligen Franziskus zugeordnet wird: Bemüht Euch, immer Freude zu haben, denn es steht dem Diener Gottes nicht gut an, vor seinem Bruder oder einem anderen Traurigkeit oder ein besorgtes Gesicht zu zeigen. Ich bin dazu mal gefragt worden, ob das nicht eine aufgesetze Fröhlichkeit hervorrufe und in der Tat: wer Freude nur imitiert weiß offenbar auch nichts, von der Hoffnung, die Gott schenkt. Wer sich aber von der Hoffnung getragen weiß und Gottes Überraschungen anzunehmen bereit ist, der wird auch ein frohes Gesicht zeigen und so ein Zeugnis dieser Hoffnung geben.
Die gesamte Predigt ist auf kath.net im Wortlaut nachzulesen