An dieser Stelle vielleicht noch mal ein kleiner Rückblick, um den folgenden Beitrag in Zusammenhang zu stellen: wir haben als Blogger gemeinsam nachgedacht über den Glauben als Begriff oder wenn man so will Konzept, dann über Gott, als den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Anschließend betrachteten wir Jesus Christus, [als] seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und seinen Lebensweg, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Zuletzt haben wir in einem im Vergleich kurzen Abstecher den Heiligen Geist betrachtet. Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist, das war sie, die Dreifaltigkeit, schwer bis gar nicht zu verstehen, jedenfalls nicht in seiner vollständigen Tiefe. Vom Ausgangspunkt Ich glaube aus betrachtet, haben wir damit die verschiedenen Aspekte des Glaubens im Sinne von nicht wissen, für wahr halten und Vertrauen auf Gott hin beleuchtet. Damit steht eigentlich so sollte man meinen fest, an wen denn Christen glauben.
Und jetzt: Ich glaube an die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen!
Ich weiß nicht, aber bei mir bildet sich da auf Anhieb erst mal ein Knoten im Hirn. An Gott zu glauben, an seine Existenz, seine Merkmale für wahr zu halten, ihm zu vertrauen wenn er Gott ist, dann hat er genau das verdient und ich kann ihm zwar widersprechen aber besser kann ich ihm als Antwort auf seine Liebe folgen. Er ist eben Gott, oder, da fängt man nicht lange an zu diskutieren?! Aber die Kirche? Die Existenz der Kirche ist sicher offensichtlich, daran brauche ich also nicht zu glauben, ich weiß, dass es sie gibt. Aber ihr zu vertrauen, wie ich Gott vertraue? Und dann der formulierte Anspruch: heilig und allumfassend (katholisch)? Und die Mitglieder betrachten sich als eine Gemeinschaft der Heiligen wenn ich Mitglied der Kirche bin und im Glaubensbekenntnis bete, dass ich an diese Gemeinschaft der Heiligen glaube, betrachte ich mich dann nicht selbst als Heiligen? Ist das nicht allzu vermessen? Und über die Fehler der Kirche der Vergangenheit haben wir da noch gar nicht gesprochen. Auch wenn der in den Trivialmedien verbreitete Unsinn über Millionen verbrannter Hexen, Kreuzzüge die eher Schlachtfesten glichen und in Kerkern darbende, als Ketzer verunglimpfte Wissenschaftler wie Galileo Galilei, genau das ist, nämlich Unsinn, so wird umgekehrt niemand behaupten können, dass die handelnden Personen in der Kirche niemals Fehler gemacht haben, immer sündenfrei gelebt hätten. Wir sprechen hier von gut zweitausend Jahren Kirchengeschichte, und man muss gar nicht an die Päpste oder Bischöfe bzw. den Klerus denken, der sich ab und an danebenbenommen hat, es reicht den ganz normalen Gläubigen vor Augen zu haben um an der Heiligkeit der Kirche, an der Heiligkeit dieser Gemeinschaft Zweifel anzumelden.
Wer so argumentiert, wie ich das oben getan habe, dem liegt aber andererseits auch die Bedeutung der Kirche noch recht fern. Das Problem: zu beschreiben, zu definieren, was Kirche ist, ist entweder schrecklich kompliziert oder so theologisch aufgeblasen, dass es der Normalsterbliche, der sich möglicherweise mal mit der Kirche beschäftigen möchte, gar nicht begreift. Diese theologischen Definitionen mögen richtig sein, sie helfen aber kaum beim Verständnis dessen, was Kirche bedeutet, und warum sie heilig ist. Ein von mir gerne benutztes Attribut für die Kirche ist der mystische Leib Christi sehr treffend, bestimmt richtig und völlig unnütz, wenn ich einem Außenstehenden, der Kirche und dem Glauben Fernstehenden, zu erklären versuche, was denn Kirche eigentlich ist. Für den Gläubigen, der mehr über den christlichen Glauben erfahren will, ist es sicher notwendig, sich mal mit derartigen Definitionen auseinanderzusetzen, aber das ist eher Stoff für Fortgeschrittene, und die meisten von denen, die sich als aktive Christen verstehen und sicher fast 100 % der außerhalb des Glauben stehenden sind eben Anfänger. Ich bin weit davon entfernt, den Kollegen Bordat zu korrigieren ob seiner fulminanten Betrachtung zur Kirche in diesem Blog (die ich wirklich jedem ans Herz legen möchte) aber hilft diese Art der Betrachtung im Alltag, in der Evangelisierung?
Wenn ich mich heute hinstelle und behaupte, dass die Kirche heilig ist, dann schlagen mir die üblichen Argumente, angereichert um aktuelle Themen entgegen: Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Unterdrückung, Machtspiele, restriktive Sexualmoral, Benachteiligung von Frauen, Missbrauchsskandal, Vatikanbank die Liste ist schier endlos und enthält neben vielem in dem ein Körnchen Wahrheit steckt auch viel Unwissen über den Glauben. Die Kirche ist eben nicht in erster Linie eine Institution, die Regeln aufstellt und geführt wird von Menschen, die Fehler begehen, Sünden begehen, sie ist eine von Jesus selbst gegründete Gemeinschaft von Gläubigen. Die kirchenkritische Initiative Wir sind Kirche! wäre, würden sie nicht kirchenfeindliche Politik betreiben und Glaubenswahrheiten negieren, mit ihrem Namen schon auf dem richtigen Weg (noch nicht angekommen).
Wer heute sagt ich gehe in die Kirche wird verstanden als jemand, der ein Gebäude aufsucht, vielleicht noch als jemand, der eine Messe besucht oder beten geht. Wenn in den Nachrichten über die Kirche berichtet wird, dann ist eben die Institution gemeint, deren weltliche Ausprägungen (Bischofskonferenz, Lobbyarbeit etc.) zutage treten. Und doch, als gläubiger Mensch weiß ich, dass da mehr sein muss. Als Christ gehe ich eben nicht in die Messe wie andere Leute zum Fußball oder zum Frühschoppen. Wenn ich den Papst im Fernsehen sehe, dann ist er für mich eben nicht nur ein Staatsoberhaupt eines Ministaates. Und wenn jemand den Glauben der Kirche kritisiert, dann ist das eben nicht das gleiche, als ob jemand meine politische Einstellung zu Sozial- und Wirtschaftsthemen in Frage stellt. Hier geht es um mehr hier geht es darum, dass Jesus selbst, Gott selbst, eine Kirche gegründet hat, in der Menschen tätig sind, mit dem Ziel, sie zu ihm zu führen.
Die Kirche existiert um zu evangelisieren das haben sowohl Papst Benedikt (in einer Predigt) als auch Papst Franziskus (in einer seiner Betrachtungen im Buch Offener Geist und gläubiges Herz: Biblische Betrachtungen eines Seelsorgers) so prägnant zum Ausdruck gebracht. Darüber definiert sich die Kirche. Hilft sie Armen? Steht sie Kranken bei? Hält sie der Gesellschaft in Moralfragen einen Spiegel vor? Werden in ihr die Sakramente gefeiert? Das alles sind hoffentlich zutreffende Attribute, aber wenn man so will doch nur Mittel zum Zweck: der Zweck der Kirche, der Grund ihrer Existenz ist es, zu evangelisieren, also Menschen das Evangelium zu verkünden um sie zu Christus zu führen. Verkürzt mag man vielleicht sagen: Kirche ist da, wo das passiert, wo Menschen zu Christus geführt werden. Und Heiligkeit bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, wie es in der Welt teilweise gesehen wird, ein besonders asketisches Leben zu führen, ein Leben in Armut oder unter Entbehrungen, sondern ein Leben, das andere Menschen zu Gott führt. Das ist übertragen wir die Zweckbeschreibung der Kirche ruhig eine Definition der Heiligkeit: der Zweck der Heiligkeit ist es, Menschen zu Christus zu führen.
Damit ist, man mag mir diesen Logiktrick verzeihen, alles Handeln, was Menschen zu Christus führt, kirchliches Handeln, alles, was von ihm wegleitet ist dann eben nicht kirchlich. Kirche führt Menschen zu Christus oder sie ist keine! Damit ist die Kirche per Definition heilig, und die Menschen in ihr, in dem Augenblick in dem sie Menschen zu Christus führen, sind es ebenfalls. Mein Leben so zu gestalten, dass ich in jedem Augenblick durch mein Zeugnis, meine Taten, meine Worte, auch meine Unterlassungen und mein Schweigen, Menschen zu Christus führe, das ist Heiligkeit. Der Anspruch ist nicht niedriger, macht aber hoffentlich deutlicher, wie das gemeint ist, dass die Kirche die Gemeinschaft der Heiligen ist.
Von hier aus lässt sich nun die Theologie von Kirche wieder aufrollen und den Beweis sollen dann andere führen führt der Weg in genau die katholische Kirche, wie sie in der Welt existiert. Alles andere sind Umwege, auf denen man zu Gott gelangen kann, denn sein Erbarmen ist grenzenlos. Doch wenn wir über die von Jesus Christus gegründete Kirche sprechen, dann meinen wir die katholische Kirche. Ihre Vertreter auch die bisherigen Päpste mögen dann Fehler haben, aber die sind nicht der Kirche anzulasten, die heilig bleibt. Die Gläubigen mögen nicht in jedem Augenblick ihres Lebens heilig sein, aber als Mitglieder der Kirche, die Mensche zu Christus führen, sind sie es doch. Daran glaube ich, an die heilige, katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen!
(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf „Das Ja des Glaubens„, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)