Der Papst hat – viele Medien, auch solche, die dem Papst sonst nicht wohlgesonnen sind, haben darüber berichtet, ich selbst natürlich auch – zu einem Gebets- und Fastentag am Samstag aufgerufen: für den Frieden in Syrien. Wer beobachtet, wie sich Regierungschefs der führenden Nationen der Welt gerade in Sakt Petersburg zu diesem Thema „beharken“, kann ermessen, wie weit der Teufel sich vorwagt, um einen Krieg zu schüren und wie notwendig eine solche Aktion des Papstes ist. Man stelle sich vor, eine Milliarde Katholiken, vielleicht noch eine weitere Milliarde Christen anderer Konfessionen, Juden, Muslime und Atheisten guten Willens, setzten sich am morgigen Samstag für den Frieden ein: durch ihr Gebet, ihr Gedenken an den Frieden, durch das Entzünden einer Kerze – und durch ihr Fasten: die Botschaft wäre so deutlich, dass sie auch Regierungschefs, die wild entschlossen sind zu Vergeltungsaktionen, hoffentlich zum Nachdenken brächten!
Worauf ich wirklich nicht gekommen wäre, ist die Kritik an dieser Aktion, die jetzt aus einigen konservativ-katholischen Ecken kommt: Wie solle das mit dem Fasten denn gemeint sein, Fasten sei doch eine Bestärkung der persönlichen Beziehung zu Gott, kein Mittel, ihn zu einem Handeln zu „erpressen“. Gott sei doch kein Automat, sonst müssten doch alle anderen Gebete – in guter Absicht geäußert – ebenfalls in Erfüllung gehen. Und überhaupt: am Samstagabend diesen Gebets- und Fastentag nach der Vorabendmesse vor dem Allerheiligsten fortzusetzen – das ist liturgisch dann doch schon Sonntag und damit per definition kein Fastentag …
Hm, so eine Geschichte habe ich doch schon mal gehört, nur andersrum:
Als er ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.
(Markus 3, 1-6)
Oder hier:
In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren – wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat(Matthäus 12, 1-8)
Hilft Beten? Ich hoffe, die betreffenden Autoren sind sich einig, dass Beten nicht ohne Konsequenzen bleibt, auch wenn wir Gott durch unser Gebet zu nichts zwingen wollen und können. Kann ich mit Fasten mein Gebet „verstärken“? Sicher kann ich auch dadurch Gott zu nichts zwingen, aber ich kann meinem Beten Nachdruck verleihen, zur Not auch nur für die Außenwirkung (die dann in Ordnung ist, wenn sie nicht meinem eigenen Ruhm dient). Und Gott ist auch Opfern gegenüber nicht abgeneigt, wenn sie denn von Barmherzigkeit zeugen. Und letztlich: Ist Fasten für den Zweck der Liebe und des Friedens auch am (liturgischen) Sonntag erlaubt? Meint einer der Kritiker tatsächlich, ein Fasten für den Frieden wäre Gott allein deshalb nicht wohlgefällig, weil es am Vorabend eines Sonntags passiert? Mein jemand, wir brächten den Frieden in Syrien dadurch in Gefahr, dass wir an einem Sonntag dafür fasten?
JuergenPB
»Meint einer der Kritiker tatsächlich, ein Fasten für den Frieden wäre Gott allein deshalb nicht wohlgefällig, weil es am Vorabend eines Sonntags passiert?«
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Wenn der Sonntag per se kein Fasttag ist und das Fasten der Sonntagsheiligung widerspricht, dann ist Fasten am Sonntag eine Sünde.
Somit wäre die Frage so zu stellen: »Meint einer der Kritiker tatsächlich, Sündigen für den Frieden wäre Gott allein deshalb nicht wohlgefällig, weil es am Vorabend eines Sonntags passiert?«
Sündigen ist nie gottgefällig!