Vor einiger Zeit hatte ich bereits einen Beitrag einer guten Freundin der Familie veröffentlicht, die sich im Umfeld von Familie, Erziehung und Kirche ebenfalls umtut – bislang aber noch vor dem Schritt, einen eigenen Blog zu schreiben, zurückschreckt. Gerne übernehme ich also den folgenden Text und hoffe, dass er den Lesern dieses Blogs gefällt – und es die Autorin ermutigt, selbst auch regelmäßig ihre Gedanken zu veröffentlichen. Ich danke jedenfalls für den schönen Beitrag, und dass ich ihn auf dem Blog veröffentlichen darf!
Um eines vorwegzunehmen: ich schätze jede Erzieherin bzw. ausgebildete Pädagogin, die mit Hingabe wertvolle Arbeit für und mit unseren Kindern macht! Dennoch einige Gedanken aus meinem Alltag:
Heute war wieder der erste Tag im Kindergarten meines Sohnes. Und wie üblich beschäftigte ich mich heute Nachmittag mit einer ganzen Reihe Elternbriefen zum Jahresbeginn: Organisatorisches, Personelles und Einblick in das pädagogische Konzept unseres Kindergartens, das ich im übrigen voll und ganz unterstütze. Unter anderem wird erklärt, welche Kompetenzen Kinder beim sog. Frühstücksbüffet erwerben bzw. weiterentwickeln können- Stickpunkt:
Bildung für nachhaltig Entwicklung kurz BNE. Da steht unter anderem (wörtlich zitiert):
die Kinder holen sich einen Teller und bedienen sich selbst. Die übrigen Zutaten des Buffets steht den Kindern ebenfalls frei zur Verfügung; sie lernen im Laufe der Jahre, ihr Marmeladenbrot selbst zu bestreichen, die Menge an Käse zu nehmen, die sie auch wirklich essen mögen, und sie lernen auch, sich an Neues heranzuwagen, wenn es z.B. dunkle Karotten oder Mangos etc. gibt. Ganz unbewusst schulen die Kinder hier wichtige Kompetenzen wie z.B. die Gestaltungskompetenz (ich belege meinen Teller selbstverantwortlich mit Nahrungsmitteln) oder die positive Identifikation mit sich selbst (ich habe es geschafft, mir Haferflocken zu quetschen oder die passende Menge an Milch über mein Müsli zu geben). Durch das richtige Halten des Messers, der richtigen Kraftdosierung und der dafür benötigten Handlungsplanung beim Bestreichen des Marmeladenbrotes kommen noch einige Fähigkeiten hinzu, die bei dieser Tätigkeit intensiv gefördert werden. Die jüngeren Kinder erleben die älteren dabei als Vorbild und werden in ihrer Eigenmotivaton stark angeregt. Selbstverständlich bekommen sie pädagogische Unterstützung von der Erzieherin, die in der Küche die Kinder beim Essen und beim Drumherum begleitet
Nein! Was soll ich sagen: die Kinder lernen im Laufe der Jahre ihr Marmeladenbrot selbständig zu streichen?! Und dafür bedarf es den Kindergarten?! Fast jede Mama die ich kenne, hat es bisher geschafft, dass ihr Kind spätestens mit Erreichen der Volljährigkeit sein Brot selbst schmieren kann!! Gestaltungskompetenz nennt sich das heute also, dass sich mein Kind den Teller selbst gestalten kann. Aha-wieder was gelernt.
Und Eigenmotivation durch ältere Kinder? Das läuft doch in einer Familie mit mehreren Kindern meist auch von alleine, oder? Und die Einzelkinder? Sind manchmal sogar ehrgeiziger als Kinder mit Geschwistern, wage ich zumindest mal zu behaupten. Was mich aber ärgert: leistet der Staat (Kindertageseinrichtungen, Institutionen) diese Arbeit wird es von der Politik hochgelobt und mit hochtrabenden Worten angepriesen z.B. als BNE, pädagogische Kompetenz usw. Was eine Mama den ganzen Tag zu Hause tut-nämlich genau diese Arbeit- ist selbstredend, nicht erwähnenswert und absolut nicht adäquat gelohnt!
Weiter aus dem Elternbrief (teils wörtlich). Bei der Kinderkonferenz, bei der Kinder selbst Vorschläge einbringen können, was am Erlebnistag gemacht werden kann (das ist eine partizipative Methode!), werden Mut bzw. positive Identifikation mit sich selbst, Vertrauen oder Emotionen, Wir-Gefühl, Sozialerfahrung, Offenheit und Lebensfreude angesprochen bzw. vertieft.
Meiner Meinung nach alles Dinge, die sich im Verband gut funktionierende Familie von alleine etablieren, sofern sich Elter 1bzw. Elter2 (gendergerecht und emanzipiert!) fürsorglich mit liebendem Herzen um ihre Sprösslinge kümmern. Und das tut immer noch die Mehrheit aller Eltern, ob sie nun arbeitet oder auch nicht.
Vor Jahrzehnten war diese wertvolle pädagogische Arbeit selbstverständlich, es brauchte keine hochtrabenden Begriffe. Man hatte Herz und Verstand dabei. Warum muss der Kindergarten zunehmend Aufgaben übernehmen, die ureigenes Terrain von Mutter und Vater ist? Abgesehen davon halte ich es für kritisch, dass das Frühstücksbuffet jetzt auch bei uns im Kindergarten für die unter 3-jährigen eingeführt wurde, welch personelle Zeitvergeudung und Stress für die Erzieherinnen! Mit Verlaub: ein 1-jähriges Kind braucht Klarheit, ist schon gefordert (wenn nicht überfordert) mit der Krippensituation Warum verlangen wir von Kleinstkindern Gestaltugntungskompetenz wenn sie das doch eigentlich noch überfordert? Oder diskutieren sie ,liebe Mamas, stundenlang am Frühstückstisch mit ihrem 1-jährigen Kind darüber, wie es sich seinen Teller gestalten will? Gestaltungskompetenz-meinetwegen-aber bitte doch altersgerecht!
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: ich schätze unseren Kindergarten und sein Konzept sehr. Doch werden meines Erachtens wertvolle Ressourcen vergeben. Wie viel Zeit könnte man sparen, müsste nicht jedes Handeln einer Erzieherin in pädagogische Kompetenz und Konzepte übersetzt werden! Sind unsere Erzieherinnen nicht sowieso schon am zeitlichen Limit? Personalmangel ist ja bekanntlich an der Tagesordnung in vielen Einrichtungen (und übrigens im gleichen Elternbrief Thema, die Elternschaft fordert immer wieder längere Öffnungszeiten, was der Kiga aus Personalmangel heraus nicht leisten kann).
Liebe Mamas und Papas! Ihr macht einen tollen Job: Streit schlichten- Sozialkompetenz. Grenzen setzen- Frustrationstoleranz üben. Tischgespräch- Kommunikation und Rücksichtnahme. Sorgen anhören- Vertrauen fördern. Eincremen nach dem Baden- Förderung der Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung des Ich. Basteln-Gestaltungskompetenz. Waldspaziergang- Sinne und Wahrnehmung schulen
Ihr seid die besten Pädagogen aber -im Unterschied zu professionellen Erzieherinnen- liebendes pädagogisches Personal! Und Liebe ist der beste Garant für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder. Seid selbstbewusst und haltet Euch vor Augen, was Ihr alles täglich tut! Ihr macht das gut so. Und jede alltägliche Mühe ist wertvoll (und ja- lässt sich in Fachchinesisch übersetzen).
Wenn der Staat Eure Mühe und Kompetenz nicht schätzt- dann haltet Euch selbst vor Augen, was Ihr alles könnt und leistet. Die beste Kompetenz habt Ihr selbst, liebe Eltern!
Ich halte Kindergärten durchaus für wertvoll, aber nur als Unterstützung und keinesfalls als Ersatz für die zwei wertvollsten pädagogischen Konzepte überhaupt: Zeit und Elternliebe!
gast
ok- habe mir einen Ruck gegeben: seit ein paar stunden existiert mein eigener Blog!
http://familiy2013.myblog.de/
gast
da hat sich ein Fehler eingeschlichen…besser: http://family2013.myblog.de/
Eugenie Roth
Absolut korrekt, liebe Gastschreiberin! Vergelt’s Gott!