In zwei Beiträgen (im April und im Juli diesen Jahres) hatte ich mich schon mal zum diesjährigen Marsch für das Leben in Berlin geäußert. In strategischer zeitlicher Nähe zur am kommenden Sonntag stattfindenden Bundestagswahl, gehen wieder hoffentlich einige Tausend Lebensschützer vom Berliner Kanzleramt zur Hedwigskathedrale für das Lebensrecht auf die Straße. Wenn alles glatt geht gebucht sind die Bahntickets jedenfalls werde ich auch dabei sein!
In der vergangenen Woche veröffentlichten die Organisatoren eine Pressemitteilung über die Unterstützung, die der Marsch von Seiten der Bischöfe erfährt. Unter dem Titel Bischöfe unterstützen Marsch für das Leben werden u.a. der Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Kardinal Woelki, und der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, mit ihren Äußerungen zitiert. Insgesamt unterstützen den Marsch nach Angaben der Veranstalter auch der der Bischof von Eichstätt Dr. Gregor Maria Hanke OSB, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer, Dr. Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meissen, Dr. Konrad Zdarsa, Bischof von Augsburg, Dr. Werner Thissen, Erzbischof von Hamburg, Dr. Felix Genn, Bischof von Münster sowie der Erzbischof von Freiburg, Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Nun sind die Veranstalter des Marsches für das Leben sicher in erster Linie dankbar für die Unterstützung und müssen auch ein wenig Diplomatie walten lassen hinsichtlich ihres Umgangs mit Unterstützern. Diese Notwendigkeit habe ich als Hobbyblogger nicht, und ich frage mich, ob es wirklich sein kann, dass auch in diesem Jahr die Beteiligungsquote deutscher Bischöfe beim eigentlich Marsch wieder bei 0,0 liegen wird? Es stimmt, der Marsch ist grundsätzlich weltanschaulich neutral und bündelt alle Kräfte, die sich für das menschliche Leben, speziell zu dessen Beginn und Ende, einsetzt. Es mag auch sein, dass sich unter die Marschteilnehmer Vertreter politischer Richtungen mischen, deren Begründung für den Lebensschutz eher aus einer völkischen Sicht stammen. Den Organisatoren selbst liegt aber einfach der Schutz von Ungeborenen und Kranken am Herzen, überwiegend motiviert aus einem christlichen Menschenbild. Sie zu unterstützen, notfalls auch als Ausgleich für Applaus aus der falschen Ecke, sollte eine Selbstverständlichkeit für die Hirten der Kirche, und nichts anderes sind nach katholischer Auffassung die Bischöfe, sein. Dem kann man sich nicht einfach durch ein kurzes Schreiben entziehen, für ein solches Thema muss man raus auf die Straße!
In Deutschland werden jährlich rund 100.000 Ungeborene im Mutterleib getötet, nur ein verschwindend geringer Anteil aufgrund medizinischer oder kriminologischer Indikation (siehe Hinweise dazu auch hier). Dagegen nicht auf die Straße zu gehen, dagegen nicht laut und vernehmlich die Stimme zu erheben, für das Recht dieser Kinder auf Leben nicht zu kämpfen, sich nicht einzusetzen für Mütter und Eltern, denen von der Gesellschaft nahegelegt wird, sie seien ohne Kinder besser dran dafür werden wir uns eines Tages rechtfertigen müssen. Und gleiches gilt für Tendenzen, das Leben an seinem Ende durch Sterbehilfe und Euthanasie zu verkürzen. Da reicht es nicht, einmal im Jahr einen Brief an die Organisatoren des Marsches für das Leben zu schreiben, da braucht es ein mutiges Mit-, ein mutiges Vorangehen unserer Hirten. Es gibt unter den Bischöfen sicher den einen oder anderen, der sich aufgrund seines Alters und gesundheitlichen Zustands den Weg nach Berlin nicht mehr antun will. Jeder andere muss sich fragen, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, seine Herde alleine auf den Straßen Berlins ziehen zu lassen.
Man merkt, meine Einstellung hinsichtlich der aufgeworfenen Fragen ist wenig optimistisch: ich rechne nicht mit der aktiven Teilnahme von deutschen Bischöfen und werde gerne über löbliche Ausnahmen berichten. Das darf uns, die wir uns für das Leben einsetzen wollen, aber auch nicht abhalten, mit umso mehr Energie für das Lebensrecht ungeborene Kinder, Kranker und Alter zu kämpfen. Ich freue mich also auf viele Teilnehmer, ob Laien, Priester oder Bischöfe, Christen oder Anders- oder Nichtgläubige, die ein Zeichen setzen wollen, gerade am Tag vor der Wahl, für das Leben!
JuergenPB
Just heute meldet idea: Kein Gottesdienst im Berliner Dom für Lebensrechtler
Hintergrund: Die Hedwigskathedrale steht wegen einer anderen Veranstaltung nicht zur Verfügung. Ausweichort sollte der Berliner Dom sein, doch beim ev. Dom wollen nun die Verantwortlichen nicht mitmachen.
http://www.idea.de/detail/menschenrechte/detail/lebensrechtler-duerfen-nicht-im-berliner-dom-gottesdienst-feiern-25865.html