12 Comments

  1. Man könnte Ihnen noch eine ganz Flut von Bibelzitaten um die Ohren hauen, die Sie dann auch wieder zugunsten Ihres Libertarismus zurechtbiegen könnten. Nur! Nichts davon ist mit dem Evangelium vereinbar. „Tu was du willst“ ist nicht von ungefähr das erste Gebot der Santansbibel!

    • Liebe(r) Mamon,

      leider scheinen Sie meinen Beitrag überhaupt nicht vollständig gelesen zu haben: an keiner Stelle deute ich auch nur an, dass „Tu was du willst“ eine Option wäre! Gott hat uns in der Geschichte sehr deutlich gezeigt, was ihm gefällt und was nicht, und wenn Jesus immer auch wieder von der Konsequenz der Hölle spricht, dann sollten wir das ernst nehmen. Wenn Sie mal durch diesen Blog sehen, werden Sie immer wieder auf diese und andere Themen stoßen.

      Aber die Entscheidung für Gott treffen wir in Freiheit! Etwas ganz anderes ist ein Staat, der gesetzlich ein bestimmtes Verhalten erzwingt, durch Steuern enteignet und mit den Steuermitteln z.B. die jährlich hunderttausendfache Tötung von Kindern im Mutterleib finanziert. Ich versuche, Christus zu folgen, wenn aber der Staat sich an dessen Stelle setzen will, was jede Ideologie, von den Faschisten über die braunen bis zu den roten Sozialisten, propagiert, verliert er den Anspruch auf Gehorsam!

    • Starke Worte, die man sich in einer Demokratie leicht erlauben kann! Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gott zusteht! Wie wollen Sie in denn mit Ihrem elitären Libertarismus dafür Sorge tragen, dass ALLE Bedürftigen in einem Staat Hilfe bekommen. Aber klar, zuerst einmal ist ja jeder für sich selbst verantwortlich… Ich mache mir die Welt wiedewiedewie sie mir gefällt… Ob das eine so gottgefällige Haltung ist? Und töten wir Europäer nicht mit unserer Wirtschaftsmacht und unserem immensen Reichtum, die auf der Ausbeutung der Welt über viele Jhd beruhen, nicht viel mehr Kinder?! Sie machen es sich ja so leicht!

    • @Mamon:

      Starke Worte, die man sich in einer Demokratie leicht erlauben kann!
      Nein, leider nicht mehr wirklich. Wäre der Blogbetreiber »Papsttreuer« bspw. Politiker, würde er bereits medial zur Sau gemacht werden wie seinerzeit Sarrazin. Man kann heute leider längst nicht mehr sagen, was man denkt — außer man tut’s anonym und ist unwichtig genug, daß einen der Geheimdienst deshalb nicht fertigmacht.

      Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gott zusteht!
      Gutes Zitat — aber was wollen Sie damit sagen? Daß das Füttern des ineffizienten Nanny-Staates durch konfiskatorische steuern deshalb gerechtfertigt ist? Darf ich Ihre geneigte Aufmerksamkeit darauf lenken, daß maßgebliche katholische Moraltheologen, wie z.B. der Hl. Alphons von Liquori, Steuern, die mehr als 10% des Einkommens ausmachen, als moralisch nicht rechtfertigbar bezeichneten und dem davon Belasteten faktisch das Recht auf Hinterziehung solch exzessiver Steuern einräumte. Heute beträgt die offizielle Abgabenquote in den meisten EU-Staaten zwischen 40% und 50% der Einkommen. Und wenn man die indirekten Steuern dazurechnet, noch deutlich mehr. Und das wollen Sie rechtfertigen?

      Wie wollen Sie in denn mit Ihrem elitären Libertarismus dafür Sorge tragen, dass ALLE Bedürftigen in einem Staat Hilfe bekommen. Aber klar, zuerst einmal ist ja jeder für sich selbst verantwortlich…
      Mit dem Satz haben Sie’s erfaßt. Jeder ist für sich verantwortlich, dann die Angehörigen, dann die Gemeinde, und zuletzt erst der Staat. SO sähe die Solidaritätshierarchie aus. Nicht bürokratisch nieselnder Geldregen über »Anspruchsberechtigte«.

      töten wir Europäer nicht mit unserer Wirtschaftsmacht und unserem immensen Reichtum, die auf der Ausbeutung der Welt über viele Jhd beruhen, nicht viel mehr Kinder?!
      »In der Marktwirtschaft ist niemand arm, weil einige Leute reich sind. Der Reichtum der Reichen ist nicht die Ursache der Armut anderer Leute. Der Vorgang, der einige Leute reich macht, ist im Gegenteil die Begleiterscheinung des Vorgangs, der vieler Leute Bedürfnisse befriedigt.« (Ludwig von Mises)

      Sie machen es sich ja so leicht!
      SIE machen es sich leicht! Libertäre hingegen machen es SICH keineswegs leicht. Denn sie drängen auf Selbstverantwortung — und die fängt eben bei sich selbst an.

      Wäre nicht schlecht, wenn auch SIE bei SICH anfangen würden …

    • Die „Satansbibel“ steht nicht in meinem Regal.Aber eine „Flut von Bibelzitaten“ wird sie enthalten. Auch Jesus hat sie sich bei seinem 40-tägegen Fasten in der Wüste „um die Ohren hauen“ lassen müssen. „Tu was Du willst“ ist ein verfälschtes
      Plagiat aus den Schriften des hl. Augustinus, wo es heißt: „Liebe – und tu was Du willst!“ Dieser „kleine Unterschied“ macht aus Selbstvergötzung grenzenlose Freiheit. Und diese Freiheit und Weite ist katholisches Markenzeichen. A propos: „Neurechts“ ist auch etwas, was bisher nicht zu meinem Wortschatz gehört hat.Es steht offenbar für für Schubladendenken, das ganz und gar nicht katholisch ist. Dazu gehört auch – wie ich beobachtet habe – eine „Ökumene gegen Rechts“. Die Anleitung hierzu ist gewiss auch in der „Satansbibel“ enthalten. Was durch sie erreicht wird ist Spaltung und Fanatismus.

  2. @Papsttreuer:

    Nun bin ich zwar weder so religiös (wobei das »so« sich sowohl auf den vermuteten Intensitätsgrad, wie auch die »Richtung« bezieht), und schon gar nicht so papsttreu ;-) wie Sie — dennoch: Ihrem Artikel kann ich manches (nicht: »alles«) abgewinnen!

    Die Tiraden religionsferner Libertärer in Kauf nehmend, verlinke ich deshalb Ihren Artikel. Auch der eine oder andere meiner Leser soll sich ein paar Gedanken machen. Das schadet nie …

  3. Eine lustige Diskussion. „Freiheit die ich meine…“

    Aus befreiungstheologischer Sicht ist das natürlich ziemlicher Käse.

    1. Die Verknüpfung von Freiheit und Privateigentum ist schonmal ein Grundfehler. Eigentum wird vom Christentum natürlich nicht abgelehnt. Aber es ist nicht Ausdruck von Freiheit, sondern Beschränkung der Freiheit.
    Und zwar in zweifacher Hinsicht:

    1.1 Erstens verpflichtet das Eigentum den Eigentümer zum Teilen. Siehe Sankt Martin. Eigentum an sich ist kein Wert, wer aber welches hat, muss verantwortlich damit umgehen, und das heißt im Wesentlichen, sein Eigentum den anderen (also der Gemeinschaft und vor allem den Bedürftigen) zur Verfügung stellen. Nennt sich Kommunitarismus und ist sehr christlich. Es läuft darauf hinaus, dass es am Ende nur noch wenig Privateigentum und ganz viel Gemeineigentum gibt. Also das Gegenteil von Privatisierung.

    1.2 Ein zweiter Aspekt, unter dem das Eigentum als Beschränkung der Freiheit aufzufassen ist, ist der geistliche. Wer Eigentum hat, hängt daran sein Herz. Je mehr er sein Herz an sein Eigentum hängt, umso stärker ist er versucht, es zu vermehren, häufig sogar weit über den persönlichen Bedarf hinaus. Umso mehr Waffen schafft er sich folgerichtig an, um seinen Besitz gegen neidische Nachbarn zu verteidigen. Und das führt dann alles in allem zu Unterdrückung, Ausbeutung, Kriegen usw.
    Je weniger der Christ sein Herz an Besitztümer hängt, desto freier ist er. Am Ende führt das dazu, dass ihm sein persönliches Eigentum ziemlich gleichgültig wird. Dadurch wird er dann frei und fähig, sein Eigentum zu verschenken (siehe Punkt 1.1).

    Das Verhältnis von Eigentum und Freiheit ist im Christentum also genau umgekehrt wie im Kapitalismus. Der Kapitalist ist (oder fühlt sich) umso freier, je mehr Eigentum er hat, möglichst in fungibler Form (also Geld). Das schafft Möglichkeiten. Je mehr Möglichkeiten er hat, desto freier ist er, um sich seine Wünsche zu erfüllen.

    Im Christentum ist diese Art von Freiheit eher nebensächlich. Man sucht nicht so sehr nach Möglichkeiten, sich seine Wünsche zu erfüllen, sondern nach Möglichkeiten, innerlich frei zu werden von diesen Wünschen und stattdessen Christus nachzufolgen. Dazu braucht man wohl manchmal auch Geld, aber im Prinzip verachtet man es, oder sagen wir: Man betrachtet es mit Indifferenz als Mittel zum Zweck und gleichzeitig mit einer gewissen Reserviertheit oder auch Abscheu, weil man ja weiß, dass viel zu viele Menschen ihr Herz ans Geld verlieren und damit auch ihre Freiheit zur Nachfolge einbüßen.

    2. Ein zweiter Punkt, der aus befreiungstheologischer Sicht als falscher (nicht christlicher) Ansatz gelten muss, ist die liberale Definition, wonach die eigene Freiheit da endet, wo die Freiheit des anderen beginnt. Das ist bloße Ellenbogenfreiheit. Dieser Freiheitsbegriff setzt Rivalität voraus, Kampf jeder gegen jeden um möglichst viele Ressourcen und eigenen Lebensraum. Erfolgreich ist dann derjenige, der sich möglichst viel Freiraum verschafft, um seine eigenen Interessen zu verwirklichen und seinen Reichtum auszukosten. Mit Ellenbogen eben. Es gibt dann womöglich noch irgendwelche Regelungsinstanzen, um offensichtliche Benachteiligungen und allzu große Ungleichheit zu verhindern (Staat, Moral, Leviathan usw.), aber die Dynamik der Rivalität ist schon im Freiheitsbegriff vorgezeichnet und bedingt ein unaufhebbares Gegeneinander.

    Der christliche Begriff von Freiheit ähnelt hier sehr viel stärker dem Freiheitsbegriff der anarchistischen Tradition. Der Anarchist sagt: Ich bin so lange unfrei, bis alle anderen auch frei sind. Er denkt also prinzipiell im Miteinander und nicht im Gegeneinander. So ähnlich ist das auch beim Christen. Er sieht im Nachbarn nicht den potentiellen Gegner, sondern den potentiellen Nächsten. Und den muss der Christ ja lieben wie sich selbst.

    3. Als dritten Punkt könnte man noch die Frage der Gleichheit thematisieren. Ungleiche Verteilung des Reichtums ist ja eine Schlüsselfrage in der Diskussion um „soziale Gerechtigkeit“. Die Debatte um die Ungleichheit war ja auch einer der Auslöser der aufklärerisch-bürgerlichen Umwälzungen des 18. Jh. (Rousseau usw.), steht also am Anfang des Liberalismus.

    Hier ist der Christ wesentlich gelassener als der Marxist. Für beide steht zwar die Solidarität im Mittelpunkt ihres Wertesystems, aber während der Marxist meint, Gleichheit auf Teufel komm ‚raus verwirklichen zu müssen (und dass diese Realisierungsversuche zu wahrlich teuflischen Zuständen führten, wissen wir ja alle), kann der Christ mit einer gewissen Ungleichheit durchaus leben, materiell wie ideell. Das könnte man noch weiter ausführen, es versteht sich aber denke ich von selbst. Es liegt vermutlich an dem unter Punkt 1.2 Ausgeführten Umstand, dass der Christ den Reichen nicht so sehr beneidet, sondern bemitleidet.

    • Lieber Jorge,

      zunächst mal danke ich für die umfangreiche und durchdachte Antwort. Ganz offensichtlich, das macht nicht nur dieser sondern auch andere Kommentare, die mich erreichen, deutlich, habe ich aber einen Punkt nicht deutlich genug gemacht. Wenn darauf hingewiesen wird, dass „Eigentum verpflichtet“, dann ist das eine säkularisierte aber deshalb nicht falsche Umformulierung der christlichen Botschaft der Nächstenliebe. Wem viel gegeben ist, und das würde ich auch auf finanzielle Mittel beziehen, von dem wird viel verlang werden. Natürlich rufe ich auch nicht zu einer Anbetung des Wohlstands auf – wer meine Blogbeiträge liest, wird das wissen, im obigen Beitrag mag dieser Aspekt zu kurz gekommen sein – allerdings warne ich auch eindringlich vor einer Anbetung des Staates!

      Die Annahme der christlichen Botschaft, die Annahme der Berufungen, egal in welcher Form sie uns erreicht, erfolgt freiwillig. Sie weisen hinsichtlich der Notwendigkeit des Teilens auf Sankt Martin; der ist in der Tat ein gutes Beispiel: er wird nämlich nicht nur nicht zum Teilen gezwungen, sondern er setzt sich der Überlieferung nach mit dem Teilen auch dem Spott seiner Kameraden aus. Die Frage, die man sich hypothetisch stellen könnte wäre, wie Martin reagiert hätte, wenn es damals ein ausgeklügeltes Steuer- und Sozialsystem gegeben hätte, dass eigentlich für die Sorge um die Armen zuständig gewesen wäre? Als Heiliger hätte er wahrscheinlich trotzdem geholfen, aber ich nehme an, der Punkt wird klar: staatlicher Zwang zur Hilfe entspringt nicht einer christlichen Berufung sondern einem sozialistischen Gleichmacherei.

      Wenn Sie weiterhin darauf hinweisen, dass eine „Freiheit die da endet, wo die Freiheit des anderen beginnt“ eine Ellenbogenmentalität hervorbringt. Die Ansicht teile ich nur bedingt: diese Mentalität ist im „alten Menschen“ sicher angelegt, sie wird aber auch nicht dadurch verringert, dass man mit gesetzlichen Maßnahmen eingreift: Gesetze, das ist meine Überzeugung, verursachen eher Umgehungslösungen statt ein Problem wirklich anzugehen. Man kann gerade den Markt aber auch anders bewerten, nicht als gegeneinander sondern als miteinander. Den größten Erfolg haben in aller Regel eben nicht die Unternehmen, die sich über moralische Bedenken hinwegsetzen sondern die, die sich ein moralisches Gewissen (personalisiert in der Geschäftsführung) bewahrt haben und innerhalb dieses moralischen Rahmens handeln. Ein gesetzlich definierter Rahmen, noch dazu mit zweifelhaften moralischen Vorgaben, betäubt dieses Gewissen eher als es dieses ausbildet. Die Mentalität eines strengen staatlichen Zwangsrahmens, die Mentalität eines Rechtspositivisten ist doch: „Was nicht verboten ist, ist erlaubt!“ – der Christ hingegen ist aufgefordert, sein Gewissen zu schulen um sich klar zu werden, was gut und was böse ist. Und diese Entscheidung trifft er in Freiheit – was nicht bedeutet, dass die Entscheidungen konsequenzenfrei ist – gerade dem Christen ist dies klar.

      Mein Fazit aus den Überlegungen, die ich mir bislang zum Thema Libertarismus gemacht habe, ist, dass gerade die Verknüpfung von Libertarismus und christlichem Glauben erfolgversprechend ist. Aber auch ein „atheistischer Libertarismus“ führt über die Langfristigkeit der Überlegungen (Zeitpräferenzen fehlen in Ihren Ausführungen leider) zu ethisch vertretbarem Handeln. Gibt es dazu Ausreißer, wird es Menschen geben, die sich über moralische Bedenken, die nicht in Gesetzesform gegossen sind, hinwegsetzen? Sicher gibt es die, aber wer will denn mit denen noch zu tun haben, mit denen Geschäfte machen? Auch aus rein weltlicher Sicht ist ein solches Vorgehen nicht erfolgversprechend.

      Insofern ist die staatliche Gängelung, das engmaschige Gesetzeswerk, mit dem versucht wird, von der die Mülltrennung bis zur wirtschaftlichen Gleichstellung aller Menschen alles geregelt werden soll, der eigentlich größte „Käse“, um Ihre Wortwahl zu verwenden. Es ist die Abschaffung des Gewissens zu Gunsten eines Rechtspositivismus die hier betrieben wird – einem gottlosen Staat bleibt allerdings auch nichts anderes übrig!

    • @Jorge:

      Aus befreiungstheologischer Sicht ist das natürlich ziemlicher Käse.
      Sie gestatten, daß ich meinerseits Befreiungstheologie aus libertärer Sicht natürlich als ziemlichen Käse empfinde. Wird Sie nicht überraschen, nehme ich an.

      Erstens verpflichtet das Eigentum den Eigentümer zum Teilen.
      Nö! Eigentum verpflichtet nicht, sondern berechtigt. (§ 354 ABGB: »Als ein Recht betrachtet, ist Eigentum das Befugnis, mit der Substanz und den Nutzungen einer Sache nach Willkür zu schalten, und jeden andern davon auszuschließen.«). Es verpflichtet u.U. die Moral zu bestimmten Handlungen, die faktisch nur möglich sind, wenn hinreichendes Eigentum vorhanden ist — aber das ist erst der zweite Schritt.

      Eigentum an sich ist kein Wert, wer aber welches hat, muss verantwortlich damit umgehen, und das heißt im Wesentlichen, sein Eigentum den anderen (also der Gemeinschaft und vor allem den Bedürftigen) zur Verfügung stellen.
      Damit wird das Eigentum zm »nudum jus«, zu einer Worthülse ohne Inhalt. Und widerspricht diametral der obigen Definition von Eigentum.

      Nennt sich Kommunitarismus und ist sehr christlich.
      Nein, so wie Sie das schreiben, nennt sich das eher Kommunismus und ist nicht sehr christlich.

      Wer Eigentum hat, hängt daran sein Herz. Je mehr er sein Herz an sein Eigentum hängt, umso stärker ist er versucht, es zu vermehren, häufig sogar weit über den persönlichen Bedarf hinaus.
      Was, solange es nicht durch Gewalt und/oder Betrug geschieht, sondern in konsensualen Geschäftsbeziehungen, moralisch völlig in Ordnung ist.

      Umso mehr Waffen schafft er sich folgerichtig an, um seinen Besitz gegen neidische Nachbarn zu verteidigen. Und das führt dann alles in allem zu Unterdrückung, Ausbeutung, Kriegen usw.
      Ach, ich darf das, was ich mir rechtmäßig erworben habe, nicht gegen neidische Nachbarn, die es mir unrechtmäßig wegnehmen (m.a.W.: rauben) wollen, verteidigen? Meinen Sie das ernst?

      Je weniger der Christ sein Herz an Besitztümer hängt, desto freier ist er.
      Völlig d’accord! Nur übersehen Sie völlig, daß es ganz was anderes ist, Eigentum zu haben, aber sein Herz nicht daran zu hängen, als Eigentum nicht zu haben, oder nur als leere Worthülse. Ersteres ist in der Tat befreiend — letzteres macht mich zum Sklaven der Obrigkeit oder der Mildtätigkeit meiner Umgebung.

  4. @Jorge (Fortsetzung):

    Der Kapitalist ist (oder fühlt sich) umso freier, je mehr Eigentum er hat, möglichst in fungibler Form (also Geld). Das schafft Möglichkeiten. Je mehr Möglichkeiten er hat, desto freier ist er, um sich seine Wünsche zu erfüllen.
    Im Christentum ist diese Art von Freiheit eher nebensächlich. Man sucht nicht so sehr nach Möglichkeiten, sich seine Wünsche zu erfüllen, sondern nach Möglichkeiten, innerlich frei zu werden von diesen Wünschen und stattdessen Christus nachzufolgen.

    Nur in einem sehr speziellen Fall von Christentum mag das so sein. Wenn Sie nämlich dem Ordensstand angehören. Das tun aber geschätzte 99,9% der Christen nicht, die leben nicht im »geschützten Bereich« eines Klosters, sondern die sind von Arbeitslosigkeit gefährdet, die brauchen für sich und ihre Familie eine Wohnung oder ein Häuschen (Sie wissen, was das kostet?), die ahnen, daß sie sich ihre staatliche Rente wegen der zusammenbrechenden Sozialsysteme vermutlich rektal applizieren können — und brauchen dafür Rücklagen. Eigentum.

    Oder sie sind pöhse Kapitalisten, dann brauchen sie noch weiteres Eigentum für wirtschaftliche Notfälle, weil sie ihren Betrieb ja nicht von heute auf morgen dichtmachen können (Abfertigungen, Kündigungs- und Haftungsfristen, Lieferverträge etc.), sondern irgendwie »durchtauchen« müssen. Das kostet Geld. Weil sie für Fehler (auch ihrer Mitarbeiter) haftbar sind. Noch mehr Geld. Weil sie durch bessere und/oder billigere Konkurrenz auf ihrem schlechteren/teureren Lager sitzenbleiben. Weil sie … just name it. Wer da kein Eigenkapital hat, ist beim leisesten Windhauch bankrott.

    Er sieht im Nachbarn nicht den potentiellen Gegner, sondern den potentiellen Nächsten.
    Und hätte das »im Kapitalismus« (nicht in den sozialstaatlich deformierten Bevormundungssystemen, die wir jetzt haben, und die irreführenderweise »Kapitalismus« genannt werden) jemals nicht gegolten? Glauben Sie ernstlich, ein Anwalt betrachtet seine Klienten als »Gegner«, oder ein Tapezierer seine Kunden? Versucht er nicht viel eher, diese möglichst zufriedenzustellen — denn nur zufriedene Kunden bleiben auch welche?!

    Ungleiche Verteilung des Reichtums ist ja eine Schlüsselfrage in der Diskussion um „soziale Gerechtigkeit“.
    Nochmals: nein. Was da als »soziale Gerechtigkeit« verkauft wird, ist die Mogelpackung der Sozialklempner auf Steuerkosten, d.h. der Politiker und der Sozialverwaltung, die ihre Suche nach moralischer Befriedigung auf unsere Kosten auslebt.

    … Umstand, dass der Christ den Reichen nicht so sehr beneidet, sondern bemitleidet.
    Nun, das ist eine Erfahrung, die ich in meinem nicht ganz kurzen Leben von Seiten der »Herz-Jesu-Sozen« eher selten gemacht habe. Meist schwappte mir da eine ziemlich gallige Moralinsäure entgegen …

Comments are closed.