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Mangelnde Klugheit: Ein Rüffel von Jesus

8. November 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Es gibt Evangelienstellen an denen man als Katholik ne Weile knacken kann; Dinge, die Jesus gesagt oder getan hat, die so recht nicht in unser Bild von ihm passen wollen. Wer beispielsweise aus der biblischen Ablehnung des Rausches ein Alkoholverbot ableiten will, der wird schon bei der Hochzeit zu Kanaa ausgebremst, bei der Jesus eine schon reichlich angeschickerte Hochzeitsgesellschaft mit mehr Wein versorgt hat, und davon nicht zu knapp und kein schlechter Tropfen. Weshalb ich mit diesem Beispiel starte: es mag vielleicht deutlich werden, dass das, wovon wir meinen, dass Jesus es gemeint oder gesagt hat, oft nur ein Bild von dem ist, was wir von ihm haben. Pazifisten sehen sich hilflos seinen Gleichnissen mit Kriegsbezug ausgesetzt (Lukas 14, 31.32) und versuchen krampfhaft drum herum zu reden, dass Jesus das so nicht gemeint haben könnte.

Und ein weiteres Beispiel liegt glaube ich im heutigen katholischen Tagesevangelium (Lukas 16, 1-8) vor. Zunächst mal der Text des Gleichnisses vom klugen Verwalter:

Jesus sagte zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.

Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch – ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.

Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin und schreib «fünfzig». Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib «achtzig».

Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.

Also, ich weiß nicht, mich hinterlässt dieses Gleichnis immer wieder verblüfft. Da ist ein Verwalter, der von seinem Chef überführt wurde, dass er ihn – ich bitte die drastische Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber ich möchte einen deutlichen Punkt machen – bescheißt! Und nachdem er achtkantig rausgeschmissen wird, was macht er da: Er bescheißt ihn noch mal! Er bringt seinen Chef um ein mittleres Vermögen um sich bei den Leuten lieb Kind zu machen! Stellen Sie sich einen Bankmitarbeiter vor, der regelmäßig in die Kasse greift und der, nachdem er erwischt und rausgeworfen wird, Bankkunden Kredite und Vorteile zuschustert, damit er aus diesen Beziehungen noch mal Nutzen ziehen kann. Also mal kurz biblisch gesagt: gegen das siebte und zehnte Gebot („Du sollst nicht stehlen“ und „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut“) glatt verstoßen, und das auch nicht aus einer wirklichen Notsituation heraus, sondern zur Sicherung des eigenen Wohlstands.

Und Jesus findet für so jemanden positive Worte, lobt ihn sogar? Doch Vorsicht, man muss es genau lesen: Der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters! Auch wenn es spitzfinig erscheinen mag: er lobt nicht seine Tat, er lobt auch nicht seine Intention, er lobt die dahinter stehenden Klugheit, nennen wir es ruhig auch Gerissenheit des Verwalters. Und das wiederum ist etwas, dem ich schon eher etwas abgewinnen kann: Schauen wir heute auf die „Kinder dieser Welt“, von denen Jesus sagt, sie seien „im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes“. Die Kinder dieser Welt, dass sind diejenigen, die nicht nur wie die Gläubigen auch „in dieser Welt“ leben sondern auch „von dieser Welt“ sind, die impliziten oder expliziten Feinde des Glaubens, der Kirche, letztlich diejenigen, die diese Welt absolut setzen und Gott nicht kennen (wollen). Und man kann denjenigen einiges vorwerfen, eines aber nicht: mangelnde Klugheit.

Was bezeichnet man als Klugheit? Im Katechismus der katholischen Kirche steht dazu:

1806 Die Klugheit ist jene Tugend, welche die praktische Vernunft bereit macht, in jeder Lage unser wahres Gut zu erfassen und die richtigen Mittel zu wählen, um es zu erlangen. „Der Kluge achtet auf seinen Schritt“ (Spr 14,15). „Seid also besonnen und nüchtern, und betet!“ (1 Petr 4,7). „Klugheit ist die rechte Vernunft als Grund des Handelns“, schreibt der hl. Thomas (s. th. 2-2, 47, 2, sc) im Anschluß an Aristoteles. Sie hat nichts mit Schüchternheit oder Ängstlichkeit, mit Doppelzüngigkeit oder Verstellung zu tun. Man nennt sie „auriga virtutum“ [Lenkerin der Tugenden]: sie steuert die anderen Tugenden, indem sie ihnen Regel und Maß gibt. Die Klugheit lenkt unmittelbar das Gewissensurteil. Der kluge Mensch bestimmt und ordnet sein Verhalten diesem Urteil gemäß. Dank dieser Tugend wenden wir die sittlichen Grundsätze irrtumslos auf die einzelnen Situationen an und überwinden die Zweifel hinsichtlich des Guten, das zu tun, und des Bösen, das zu meiden ist.
(Hervorhebungen von mir)

Wenden wir diese Definition auf ein christliches Leben an, dann kann man Klugheit, in der Reihe der anderen Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung, vielleicht als eine Art bewertende Intelligenz beschreiben. Der Kluge ist in der Lage zu erkennen, was gut für ihn ist, und wie er es umsetzt. Der Hinweis auf das Gewissensurteil ist dabei entscheidend: vor unserem Handeln sind wir aufgefordert, unser Gewissen zu befragen, dass es zu bilden gilt, und die Klugheit wird uns die rechte Entscheidung eingeben, der wir folgen sollten.

Wenden wir die Defintion aber außerhalb eines christlichen Kontextes, also weltlich, an, dann gewinnt die Fähigkeit „unser wahres Gut zu erfassen und die richtigen Mittel zu wählen, um es zu erlangen“ einen ganz anderen Zungenschlag: der Verwalter sieht sein materielles Wohlergehen als „wahre Gut“ an und wählt dann die ihm zur Verfügung stehenden Mittel, dieses Wohlergehen zu erreichen. Das Gewissen hat er zu diesem Zeitpunkt bereits neutralisiert, der Glaube, die Hoffnung und die Liebe stehen nicht mehr im Zentrum seiner Zielsetzungen. Er richtet seinen Blick auf sein weltliches Gut und erreicht es! So gesehen: ein kluger Mann!

Und von dieser Seite betrachtet, ist das Lob des Herrn für die Klugheit des Verwalters etwas ganz anderes: Es ist ein Tadel für die mangelnde Klugheit der Kinder des Lichtes! Sie sind immer wieder abgelenkt von dem, was eigentlich ihr wahres Gut ist, lassen sich von weltlichem Wohlstand blenden, sind aber – da ihr Gewissen anschlägt – nicht in der Lage es zu erlangen. So wettern sie gegen die Schlechtigkeit der Welt ohne etwas dagegen zu tun. Die Liebe zu Gott als Kern ihres Daseins zu begreifen und die Menschen zu dieser Liebe zu führen als Auftrag anzunehmen – das wäre die eine Erkenntnis der Klugheit der Kinder des Lichts. Und der wahre Kluge wird dann nach Wegen suchen, die Menschen zur Liebe Gottes zu führen, sie mit Christus bekannt zu machen. Wenn man in der westlichen Welt die Entwicklung der Kirche sieht muss man sagen: mit wenig Erfolg und das möglicherweise aufgrund geringer Klugheit. Wir werfen mit Regeln, Geboten und Verboten um uns, mit Grundsätzen katholischer Morallehre, fallen auf die Themen der Welt wie Ehescheidung, Zölibat, Frauenpriestertum etc. herein und wundern uns, warum die Menschen die Kirche und den Glauben als ein System rigider Regeln wahrnehmen statt als wahrnehmbare Liebe Gottes. Ist das der Fehler der Kinder dieser Welt oder der Kinder des Lichts, wenn letztere ihnen das Licht durch die Art der Verkündigung vorenthalten?

Werfen wir einen Blick auf unseren Papst: Offenbar ist er in der Lage, durch seine Art ein Gespür für die Liebe Gottes, seine Barmherzigkeit und die Barmherzigkeit der Kirche bei den Menschen zu wecken; die Menschen nehmen ihm einfach seinen guten Willen ab, fühlen sich nicht bevormundet sonder beraten, einbezogen – ganz einfache Dinge wie das Spiel mit den Rückfragen bei den Besuchern der Audienzen, als ob er in den Dialog mit den Tausenden Menschen tritt, verdeutlichen vielleicht was ich meine. Ist diese Art, die dazu führt, dass er gehört wird, nicht eigentlich klug? Und wäre es nicht klug, von ihm zu lernen, wie er das macht?

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Posted in: Allgemein Tagged: Betrachtung, Evangelisierung, Franziskus, Gerissenheit, Gewissen, Klugheit, Papst

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