5 Comments

  1. @Papsttreuer:

    Sie sind ein Lichtblick in der sonst schwer wirtschaftsvernunft-defizienten Katholikenlandschaft (von der rotgrünen Sozen-Klempnerei, die sich als EKD bezeichnet nicht zu reden!), die in der Breite quer durch die Lande, und vertikal vom kleinsten Pfarrgemeinderat bis zum Pontifex maximus — nennt der sich noch so, oder ist das der angesagten „Demut jetzt!“ zum Opfer gefallen? — reicht.

    Aber Ihre Argumente beweisen zum Glück, daß diese Verbindung von religiösem Glauben und ökonomischem Unverstand eine leider sehr häufige, doch Gott sei Dank nicht notwendige ist. Danke!

  2. Ein interessanter Text.

    Sie haben vollkommen recht, wenn Sie schreiben „dass sich Imkamp mit seinen Äußerungen auf dem dünnen Eis der „persönlichen Meinung“ über ein komplexes Gesellschaftssystem begibt und aus seinen begrenzten Kenntnissen Schlüsse zieht, die nicht zulässig sind.“

    Aber: Kapitalismuskritik geht in Deutschland immer.
    Mehr braucht man an deutschen Hochschulen – seien sie kirchlich oder nicht – nicht zu lernen, um als verständiger Mensch zu gelten.

    Zu der Frage, ob der Kapitalismus „gottlos“ sei, möchte ich Ihnen aber widersprechen.

    Nein, der Kapitalismus ist keineswegs gottlos.
    Sein Gegenteil ist es – der Staat!
    Ich berufe mich hier auf meine Lieblings-Bibelstelle: 1. Samuel 8, 1-22, „Israel begehrt einen König“.

    „Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.
    Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, dass sie mich verlassen und andern Göttern gedient haben.
    So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird.“

    Ich gebe dabei gerne zu, dass ich nicht so bibelfest bin, diese Stelle selbst gefunden zu haben; ich habe sie in einer Sammlung liberaler, staatskritischer Quellen gefunden.

    Ich könnte mir denken, dass dies eines der seltensten Bibelworte ist, über das in diesem Lande gepredigt wird.

    Und ich würde gerne einmal wissen, was ein Vertreter der Amts(!)kirche(n) dazu zu sagen hat.

    • @Am_Rande:

      Die Stelle 1 Reg 8, 1-22 kannte ich zwar — aber, wie so oft: sie fällt einem bei passender Gelegenheit nicht ein … Ein gutes Argument jedenfalls, das ich für einen späteren Artikel ad notam nehme. Danke!

  3. Ich glaube, Prälat Imkamp sagt nichts Falsches, aber er spricht über etwas Anderes.
    Er ersetzt das aus liberaler Sicht eigentlich neutrale Wort ganz selbstverständlich und unausgesprochen mit dem modernen Begriff eines „Raubtierkapitalismus“ und spricht sein begreifliches Verdikt über diesen aus.
    Der ursprünglich neutrale Begriff „Kapitalismus“ wurde „zur Beschreibung einer Klassengesellschaft vor Marx bereits 1840 in Louis Blancs „Organisation du travail“ gebraucht; bereits dort ist er negativ wertend.“ (Wikipedia) Ab damals meinte nicht nur die Linke damit immer „Raubtierkapitalismus“. Die eigentlich korrekte Re-Domestizierung des Begriffs in liberalen und ökonomischen Kreisen trägt in diesem Falle einiges zur Begriffsverwirrung bei.

  4. Aus Fjodor Dostojewskij, „Die Brüder Karamasow“

    Unser Gespräch drehte sich um die sozialistischen Revolutionäre, … ,will ich nur eine interessante Bemerkung anführen, die ihm (dem Chef eines ganzen Kommandos politischer Detektive in Paris) entschlüpfte:
    „Wir fürchten“, sagte er, „alle diese Sozialisten, Anarchisten, Atheisten und Revolutionäre eigentlich recht wenig; wir beobachten sie, und ihr Tun und Treiben ist uns bekannt. Es gibt unter ihnen jedoch einige, nicht viele Menschen, von besonderer Art, die glauben an Gott und sind Christen, zugleich aber auch Sozialisten. Sehen Sie, die fürchten wir am meisten; die sind gefährlich! Der christliche Sozialist ist schrecklicher als der atheistische!“

    Ansosten empfehle ich dringend die Lektüre von Eugen Richters „Sozialdemokratische Zukunftsbilder“ von 1891. Ich hatte Gänsehaut beim Lesen, und Schande auf mein Haupt, daß es so lange nicht zu mir durchdrang!
    Zur Online-Lektüre leicht zu finden oder für ca. 15 Euro beim Lichtschlag-Verlag zu haben. Mehr hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdemokratische_Zukunftsbilder

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