Der eine oder andere hat es mitbekommen, es gibt eine neue „Kölner Kircheninitiative“ – wobei eigentlich der Begriff „neu“ in Anführungszeichen gehörte, da die Forderungen eigentlich altbekannt sind. Neu ist lediglich der Anlass: sogenannte „führende Katholiken“ wollen Einfluss nehmen auf den Nachfolger unseres verehrten Kölner Kardinals Meisner. Dass diese Initiativler dabei keine Rücksicht auf Verluste nehmen und den Kardinal darin diskreditieren, u.a. ob seiner Herkunft, was ein besonderes Licht auf die Gesinnung der Beteiligten und Unterzeichner wirft, verwundert nicht besonders, dass sie sich ob ihrer langweiligen Kirchenreformforderungen der Zustimmung des österreichischen Theologen, Priesters und „Religionssoziologen“ Paul Zulehner sicher sein durften, auch nicht. Dass Zulehner sich allerdings als Plaudertasche entpuppte, damit hatten die Inititiativler wohl nicht gerechnet.
Bis gestern stand nämlich auf Zulehners eigenen Blog ein Hinweis über eine von langer Hand geplante Medienkampagne, an der sich die üblichen kirchenkritischen Medien beteiligen werden. Dass das Vorgehen eigentlich geheim bleiben sollte, ist solchen Vorgängen eigen, und man kann dem Blogger Pro Spe Salutis daher nur danbkar dafür sein, dass er einen Screenshot des zwischenzeitlich wieder gelöschten Berichts gemacht und auf seiner Seite hinterlegt hat. Darin ist daher auch heute noch nachzulesen, was die Beteiligten vorhaben. Ich habe den Text auf Zulehners Seite gestern persönlich gelesen, und kann die Authentizität daher bestätigen; hier ein kleiner Ausschnitt:
Der weitere Ablauf ist wie folgt geplant:
Am Donnerstag 5.12. um etwa 19.45 Uhr zum Ende der Sperrfrist können Sie im Internetauftritt des Kölner Stadt-Anzeigers und bei Spiegel Online die ersten Berichte zur Initiative lesen. In der Freitagsausgabe des KStA soll die Initiative Aufmacher des Kölner Teils werden. Es ist zu erwarten, dass noch am gleichen Abend andere Medien die Geschichte abschreiben werden. Um 20 Uhr werden wir ergänzend eine Pressemitteilung verschicken. Anschließend beginnt der Versand der rund 3.000 Mails an alle Seelsorger, Gremien, Verbände und Gruppierungen im Erzbistum Köln, der bis zum nächsten Morgen dauern wird. Am Donnerstag Abend und am Freitag stehen wir für Presseanfragen telefonisch zur Verfügung. Am Freitag halten wir um 13 Uhr eine Pressekonferenz, die wir mit der Pressemitteilung am Vorabend ankündigen. Die Zeitschrift Christ in der Gegenwart, die am Freitag den Abonnenten zugestellt wird, nimmt auf der ersten Seite im Kommentar Bezug auf unsere Initiative als konkrete Verwirklichung vor Ort der päpstlichen Rede von der Dezentralisierung und der Beteiligung aller, ob nun geweiht oder nicht, in den Bistümern, wie Redakteur Neumann ankündigte. Dieser Zeitplan kann sich kurzfristig ändern, wenn ein Medium vorab berichtet und die Sperrfrist bricht. Dann werden wir den Mailversand umgehend starten. Dafür ist bereits jetzt alles vorbereitet.
Ab jetzt überlassen wir alles was noch kommt zuversichtlich und vertrauensvoll dem Heiligen Geist, dem wir dankbar sind, dass er uns bis zu diesem Punkt begleitet hat …
Ich gebe zu, wenn sich eine Clique von Intriganten auf den Heiligen Geist beruft, treibt es mir die Zornesröte ins Gesicht. Vermutlich hatte der Heilige Geist aber wirklich seine Finger im Spiel bei der Führung der Finger von Zulehner auf seinem Blog, die verhinderten, dass dieser „Mediencoup“ noch einer werden kann, jedenfalls nicht unter interessierten Katholiken.
Was bleibt: Die üblichen Verdächtigen unter den Medien werden auf den Zug aufspringen, sie werden die Initiative hochjubeln zu einem Volksbegehren … aber es steht zu erwarten, dass das im Vatikan so viel Interesse hervorruft, als ob in China ein Sack Reis umfällt. Beten wir jedenfalls um den Heiligen Geist bei der Auswahl eines Nachfolgers unseres Kardinals, damit wieder so ein streitbarer und durch und durch katholischer Mann an der Spitze des größten deutschen Bistums zu stehen kommt!
Anonymous
Sehr geehrter Herr Honekamp, mit einem freundlichen Gruß einige freundliche Fragen: Kommt es Ihnen merkwürdig vor, oder ist es für Sie eine normale Erfahrung, dass Sie auf diesen Beitrag bislang keinerlei Kommentareinträge erhalten haben? Warum nennen Sie die Initiatoren dieses Begehrens ‚Intriganten‘. Gegen wen oder was richtet sich Ihrer Meinung nach diese von Ihnen so benannte „Intrige“?
Gegen den Papst? Gegen die Kirche? Gegen die Gläubigen? Etwa gegen Gott?
Ich verstehe Ihre Erregung und Kritik nicht, die sich in Ihrer m.E. sehr emotional-abwertenden Sprache niederschlägt.
Ich gehe davon aus, dass Sie neben den biblischen Schriften die wichtigsten Kirchendokumente wie z.B. die Texte des 2.Vatikanischen Konzils kennen, zumindest in wesentlichen Auszügen gelesen haben. Wenn nicht, empfehle ich Ihnen als brüderlichen Rat Lektüre von (und Kontemplation über) das Lehrschreiben „Evangelium Nuntiandi“ von Papst Paul VI. und v.a. aus dem Vaticanum II die Konstitutionen „Gaudium et Spes“ (Kirche in der Welt von heute – die Kirchenkonstitution im weiteren Sinne), aber auch „Lumen Gentium“, die Kirchenkonstiution im engeren Sinne.
Ein Letztes: Ich denke, Sie könnten Ihre Papsttreue in besonderer Weise unter Beweis stellen, wenn Sie dem Heiligen Geist zutrauten und zugestehen würden, dass er weht wo er will, selbst bei schwachen, sündigen Menschen, die in einer kirchenrechtlichen und kirchenpolitischen Frage anderer Meinung sind als Sie. Können Sie das, Herr Honekamp, in diesem Sinne „papsttreu“ sein, also auf den Heiligen Geist vertrauen?
Papsttreuer
Sehr geehrter Herr Hilgers,
vielen Dank für Ihren Kommentar, dem ich ein Streben nach gegenseitigem Verständnis entnehme. Niemals aufzuhören, miteinander zu sprechen ist sicher der richtige Weg, die Kirche in der Welt zu gestalten.
Lassen Sie mich mit Ihrem letzten Punkt beginnen: ich habe hohes Vertrauen in den Heiligen Geist. Wie es heißt kann Gott auch auf krummen Linien gerade schreiben. Andererseits glaube ich, dass wir als Menschen einen Beitrag leisten zur Verkündigung und es Gott leichter oder schwerer machen können. In dieser Hinsicht finde ich das Vorgehen der Kölner Kircheninitiative in der Tat kontraproduktiv. Dabei kommt es mir nicht mal in erster Linie auf den Inhalt des offenen Briefes an sich an. Die Entscheidungen über die Wahl eines Bischofs verlaufen in unterschiedlichen Bistümern durchaus differenziert, sodass ich mir durchaus vorstellen kann, auch in Köln ein anderer Verfahren zu etablieren. Auch dass Papst Franziskus hier neue Wege einschlagen könnte, halte ich für möglich und hätte kein Problem damit.
Allerdings wurde hier der Weg des „Offenen Briefes“ an Papst und Domkapitel gewählt. Ich möchte an dieser Stelle eine Gegenfrage stellen: Was macht diesen Weg notwendig? Ist das Vertrauen in unseren Papst so gering, dass man diesen Weg wählt? Einer der Erstunterzeichner des Aufrufs hatte mich per Mail angeschrieben und mich gefragt, wieso ich ihn für einen Intriganten hielte. Einen Auszug aus meiner Antwort kann ich hier gerne wiederholen:
Die bisherige Art der Wahl des Kölner Kardinals, im Zusammenhang auch mit der Wahl des jetzigen Amtsinhabers und dessen Ruf bei eher progressiv orientierten Katholiken und in zeitlicher Nähe mit der vor wenigen Tagen ebenfalls veröffentlichten „Denkschrift Kölner Katholiken“, auf diese Weise und in einer konzertierten Aktion mit kirchenkritischen Medien anzugreifen, ja, das halte ich für intrigant.
Wenn Sie mich fragen, gegen wen sich diese Intrige dann richtet, kann ich natürlich nur mein persönliche Einschätzung wiedergeben, die Frage, warum der beschrieben Weg gewählt wurde, muss man schon den Initiatoren stellen. Es wird sicher nicht gegen Gott intrigiert, das möchte ich keinem der Beteiligten vorwerfen. Gegen die Gläubigen? Sicher nicht gegen alle, ich gebe aber zu, dass ich auch deshalb etwas emotional reagiere, weil in diesem wie in vielen anderen Fällen so etwas wie eine Basisdemokratie vorgegaukelt wird; die Initiatoren vertreten mich aber nicht und ich habe als Privatmann nur wenig Möglichkeiten, mich gegen eine Vereinnahmung zu wehren. Gegen den Papst? Nun, wer den Weg eines offenen Briefes wählt, verfolgt damit doch ein Ziel: man macht öffentlich, was man fordert, um die Reaktion auf die Forderungen auch öffentlich diskutieren zu können. Was, wenn der Papst auf die Forderungen nicht eingeht? Wir beide glauben doch nicht, dass eine solche Initiative das dann auf sich beruhen ließe und ohne weiteren Protest einen „Meisner II:“ akzeptieren würde.
Der „normale“ Intrigant betrachtet sich vermutlich selbst nicht so, und meint, seine Interessen auf legitime Art zu vertreten. Von daher bleibe ich durchaus bei meiner Einschätzung. Auch dem eben genannten Unterzeichner habe ich aber verdeutlicht, dass ich Respekt für diejenigen empfinde, die die Erklärung unterzeichnet haben aber sich von der Art und Weise der Kommunikation nun distanzieren wollen. Leider wird das aber zumindest in der medialen Berichterstattung nicht deutlich.
Sehr geehrter Herr Hilgers, ich hoffe, ich habe klarstellen können, was mich zu meiner Einschätzung gebracht hat. Gerne nehme ich Anregungen auf, dies auch anders zu betrachten. Und um damit Ihre Eingangsfrage zu beantworten: in der Tat ist die Kommentarfunktion dieses Blogs chronisch unterausgelastet trotz ansteigender Leserzahlen, weshalb mich die geringen Rückmeldungen bislang nicht überrascht haben :-)
Ihnen herzliche Grüße zum zweiten Advent und Gottes Segen
Felix Honekamp
Michaela May
Sehr geehrter Herr Hilgers,
ich kann dem Papsttreuen nur beipflichten. Diese Initiative die nun auch noch die Häretiker Küng und Zulehner zu Hilfe holt ergreift kirchenzerstörerische Massnahmen, ausserdem diskriminiert sie Kardinal Meissner. Ich hoffe und bete dafür, dass der Heilige Geist einen ebenso für den katholischen Glauben sich einsetzenden Nachfolger schicken möge. Gott segne Kardinal Meissner!
Es ist schon merkwürdig, wenn eine solche „ungehorsame“ Gruppe den HL. Geist erwähnt. Von diesen Zeitgeistgruppierungen wird in spätestens 20 Jahren niemand mehr hören, weil sie sich einfach selber abschaffen!