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  1. Ein sehr interessanter Artikel; vielen Dank dafür! Ich möchte ergänzend hinzufügen, dass der evangelische Theologe Wolf Krötke vor inzwischen fast sieben Jahren die These entwickelt hat, dass die gesamte „menschliche“ Problematik, der die Kirchen (ich rede bewusst von den Kirchen!) ausgesetzt sind, die der Gottesvergessenheit ist. Sein Lösungsansatz ist aber nicht der, den evangelische Pfarrer jetzt in der Fastenzeit anwenden sollen, sondern das vollkommene Gegenteil davon: nämlich endlich von den unzähligen Moralpredigten Abstand zu nehmen und sich endlich wieder auf den Kern der Christlichen Botschaft zu konzentrieren: Die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus!

    Interessant (oder grotesk, je nachdem wie man es versteht) wird das alles vor allem aufgrund der Tatsache, dass Krötke in der evangelischen Kirche kein unbeschriebenes Blatt ist, sondern eine Persönlichkeit, dessen Wort – eigentlich – viel Gewicht hat. Ich muss deswegen wirklich sagen, dass ich über Ihren Bericht doch ziemlich erstaunt bin.

    Ich will die Sache hier nicht weiter vertiefen, möchte aber doch den Hinweis auf den Artikel von Herrn Krötke geben, da ich ihn auch aus Katholischer Perspektive sehr lesenswert finde (an einigen Stellen werden zwar Unterschiede zwischen Katholischer und protestantischer Theologie deutlich, aber der Kern umfasst beide Konfessionen – wie ich denke – gleichermaßen):
    Krötke, Wolf, Gottesrede inmitten von Gottesvergessenheit. Zur bleibenden Herausforderung der christlichen Verkündigung Gottes durch den Atheismus. In: Walter, Peter (Hg.): Gottesrede in postsäkularer Kultur. Freiburg i. Br. u. a. 2007 (Questiones disputatae 224), 54-71.

    Viele liebe Grüße und Gottes Segen!
    Matija Vudjan

  2. Die evangelische Kirche fastet sich zu Tode.

    Ich bin als Protestant, der versucht die Grundlagen reformatorischen Bekenntnisses ernst zu nehmen, nun schon einiges an Kummer gewöhnt. Aber diese völlige Pervertierung des Fastengedankens markiert, nach dem sogenannten Familienpapier der EKD vom letzten Jahr, einen neuerlichen Tiefpunkt evangelischer Gegenwartstheologie. Wir sollen auf Große Worte verzichten, weil sie angeblich Ihren Sinn verloren hätten. Die Worte haben ihren Sinn nicht verloren. Die aktuelle Predigtpraxis versäumt lediglich den Menschen diesen Sinn zu erklären, weil wir lieber Experten für Umweltschutz, Gender-Mainstreaming, Sozialmanagement oder im günstigsten Fall für postmoderne Religionsphilosophie sein wollen. Und dieser beschämende Mangel an Mut zum christlichen Bekenntnis wird jetzt auch noch als Fastenprogramm umgedeutet. Es ist zum katholisch werden.

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