Papa sieht alles, Mama sieht alles! – das ist so ein Satz, den viele schon als Kind sicher gehört haben; ich gebe zu, ich habe ihn auch schon als Vater angewandt. Dahinter steckt im Normalfall so etwas wie eine Drohung: Glaub ja nicht, Du könntest was anstellen, und ich krieg das nicht raus! Und der eine oder andere Religionskritiker mag diese Drohung auch in dem Evangelium vom Aschermittwoch (Matthäus 6, 1-6.16-18) entdecken: Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Und es ist ja auch war: Gott sieht alles! Er sieht, was wir tun, er sieht, was wir beabsichtigen, er sieht sogar, was wir denken! Nichts, absolut nichts, bleibt ihm verborgen! Verbunden mit der Aussicht auf ein Weltgericht am Ende wem kommt da nicht der Gedanke, dass das auch eine Drohung sein kann? Ich habe auch schon von Eltern gehört, die ihren Kindern Angst mit dem Hinweis gemacht haben, dass der liebe Gott alles sieht man mag sich kaum vorstellen, was so ein Gottesbild in kleinen Kindern anrichtet (nicht viel besser ist der Eingangssatz, von dem ich mir fest vorgenommen habe, ihn nicht mehr zu verwenden)?
Aber gerade heute, im Evangelium, kann man das auch anders sehen: Wenn ich vor den Menschen anerkannt sein will, dann muss ich meine Leistungen präsentieren: Tue gutes und rede darüber als Karriereinstrument! Einem anderen, einem Kollegen zu helfen, ohne das es jemand sieht, vielleicht sogar ohne das der das selbst merkt? Sich um einen Menschen zu kümmern, von dem ich keine Gegenleistung zu erwarten habe, die alte Frau aus der Nachbarschaft, die Mutter die Not hat, ihre Einkäufe im Auto zu verstauen und gleichzeitig die Kinder zu bändigen, dem älteren Mann, dem es an der Kasse schwer fällt, sein Geld zu zählen nur kleine Beispiele, in denen man helfen kann, ohne das großes Aufhebens darum gemacht wird.
Und selbst wenn mir krasse Undankbarkeit entgegen schlägt, weil der andere meine Hilfe vielleicht gar nicht will Gott sieht alles! Er sieht mein Bemühen zu helfen! Er sieht das Gute in mir, dass Mühe hat, an die Oberfläche zu kommen, weil ich mich nicht traue. Er sieht natürlich das Gebet, mein Fasten und meine Almosen (die man auch generell als Hilfen für andere interpretieren kann) und er wird mich dafür belohnen! Mit einer Einschränkung, die macht Jesus sehr klar: wer seine Almosen vor sich her posaunen lässt, wer sich für sein Fasten loben lässt, wer betet um von den Menschen gesehen zu werden wer also heuchlerisch Buße tut, der hat seinen Lohn bereits erhalten.
Umgekehrt zur Weltsicht wird also ein Schuh draus: Tue gutes und schweige darüber! Was nicht bedeuten muss, dass man mit seinen Taten, mit seinem Gebet, mit seinem Fasten nicht auch Zeugnis geben kann. Licht der Welt (vgl. Matthäus 5, 14) sollen wir schließlich auch sein aber die innere Intention ist eine ganz andere, ob ich gelobt werden möchte oder ob ich ein Zeugnis meines Glaubens ablege. Und diese verborgene Intention ist es eben auch, die Gott sieht. Wenn mir dann jemand vorwirft, meinen Glauben vor mir her zu posaunen, kann ich das gelassen sehen, denn mein Vater, der auch das verborgene sieht, wird mir auch diese Angriffe, so sie unberechtigt sind, vergelten!
Und in diesem Sinne: das Aschenkreuz aus der heutigen Messe darf auch den Tag über dran bleiben!
IMST
Vergleichen wir heute die Fastenzeit mit einem Fitness-Studio. Diese Trainingsorte werden immer beliebter. Es scheint, dass dem Menschen die Gesundheit ein großes Anliegen ist. Wenn wir nun Fastenzeit und Fitnesscenter gegenüberstellen, werden wir interessante Gemeinsamkeiten feststellen.
Beiden geht es in gewisser Weise um die Vervollkommnung des Menschen. Mit Training will der Mensch im Fitness-Studio an der Vervollkommnung des eigenen Körpers arbeiten. Er schuftet, um weniger Speck, dafür mehr Muskeln zu bekommen. Er will den Körper in Form bringen.
Ähnliches will die Kirche mit der Fastenzeit. Sie ist eine Art geistliches Fitness-Programm. Dabei geht es aber viel mehr als bloß um einen formschönen Körper. Der Kirche geht es um den ganzen Menschen. Der ganze Mensch mit Leib und Seele soll immer mehr ein vollkommenes Ebenbild Gottes werden.
Anonymous
Fastenzeit ist eine Zeit zum innehalten, reinzuhorchen in die eigene Seele und des Glaubens, in Ruhe die ersten Wochen nach dem Neujahr und „damals“ vielen Guten Vorsätzen zu reflektieren… NND