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Betrachtungen zur Fastenzeit: Unkonventionelle Methoden

24. März 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 3 Minuten
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Betrachtungen zur Fastenzeit

Das letzte Sonntagsevangelium war vom Umfang her sicher ein Brecher – Johannes 4, 5-42 – 37 Verse, und die auch noch nicht ohne, kein Smalltalk, der dort besprochen wird. Die Geschichte, da ich nicht den ganzen Text wiedergeben möchte, ist ja bekannt: Jesus sitzt allein am Jakobsbrunnen in Samarien, wohin auch eine Frau kommt, die ihren Krug füllen will und er verwickelt sie in ein Gespräch in dem er sie um etwas zu Trinken bittet. Sie ist davon überrascht, weil Juden zu der Zeit nicht mit Samaritern sprachen, wovon sich Jesus aber nicht beeindrucken lässt. Er spricht von lebendigem Wasser, dass er geben kann, und erläutert das mit den Worten „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“

Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, Jesus sagt das, ohne dass sie ihm das verraten hätte, dass die Frau, die von sich sagt, nicht verheiratet zu sein, fünf Männer hatte und mit dem Mann, mit dem sie jetzt zusammen ist, nicht verheiratet ist. Diese Aussage bringt die Frau dazu anzunehmen, dass Jesus ein Prophet ist, womöglich der Messias. Und viele Menschen aus dem Dorf kamen ebenfalls, zunächst durch die Worte der Frau, dann aber durch Jesus selbst, zum Glauben an ihn.

Das wäre mal in aller Kürze und unter einigen Weglassungen der Text, der gestern in katholischen Kirchen vorgetragen und betrachtet wurde. Ich habe dazu auch schon einige Predigten gehört, allerdings wenige, die auf einen Punkt aufmerksam machen, der mir für Jesu Wirken ganz entscheidend erscheint: er nutzt unkonventionelle Wege zur Glaubensvermittlung.

Die Szene ist nämlich, zumindest aus damaliger Sicht, höchst pikant: Da sitzt der jüdische Rabbi an einem Brunnen und unterhält sich nicht nur mit einer Frau aus einem Volk, mit dem die Juden sonst nicht verkehren, sondern auch mit einer mit höchst zweifelhaftem Ruf. Lapidar steht in dem Text zunächst mal, dass das Gespräch „um die sechste Stunde“ stattfand: das bedeutet zur Mittagszeit! Da geht man normalerweise nicht zum Brunnen – weshalb die Frau auch alleine da ist. Wenn man das berücksichtigt, sieht man auch später, warum das so ist: Fünf Männer hat sie gehabt, und der den sie jetzt hat ist nicht ihr Mann. Man darf wohl annehmen, dass das Ansehen dieser Frau in ihrem Ort gegen null tendierte und die anderen Frauen sie mieden.

Bei einem Freikirchler habe ich dazu mal gelesen, dass diese Szene quasi erotisch aufgeladen sei. Soweit möchte ich nicht gehen – jedenfalls nicht aus Sicht von Jesus. Was aber im Kopf der Frau vor sich ging, ob sie die ganze Situation nicht anfangs eher als ein Flirtspiel betrachtet hat – wer weiß: „Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? […] Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser?“ Das kann man auch mit einem Augenzwinkern oder einem leichten Augenaufschlag „lesen“.

Natürlich, das Gespräch entwickelt sich dann anders, als die Frau das vorhergesehen oder vielleicht beabsichtigt haben mag: es wird ein Gespräch über den Glauben, und indem Jesus sich ihr gegenüber ganz offen zeigt, bricht in ihr etwas auf, dass sie glauben lässt, Jesus könne der Messias sein. Und davon ist sie so überrascht und von ihren Eindrücken so überzeugt, dass sie, die ausgestoßene Frau, im Ort allen davon erzählt. Und was sie sagt – es ist „nur“ das Zeugnis einer Frau, und auch noch einer mit zweifelhaftem Ruf – bringt die Menschen dazu, nachzusehen und selbst zum Glauben zu kommen.

Und das ist doch wirklich beeindruckend: Jesus wendet ein eher pikantes Gespräch mit einer „leichten“ Frau in einen missionarischen Erfolg. Er hätte auch weggehen, und sich, wenn schon mit Samaritern, mit den Angesehenen des Ortes austauschen können, Männern mithin, hätte das eine oder andere Wunder vollbringen können … aber er hat diesen Weg gewählt. Und diese Geschichte wurde aufgeschrieben, damit auch wir uns trauen, aus unkonventionellen Situationen einen Evangelisierungserfolg zu machen.

„Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“ (Matthäus 9, 13) – das ist Mission, das wusste schon Jesus, wieso meinen wir dann, unsere Missionstätigkeit könnte sich auf die eigene Gemeinde, die (vermeintlich) Gerechten beschränken und dürfe an den Ausgestoßenen der Gesellschaft, den Sündern und Verbrechern vorbei gehen? Hoffentlich liegt es nicht daran, dass wir uns selbst für Gerecht halten …

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Posted in: Allgemein Tagged: Sünder, Betrachtungen zur Fastenzeit, Gerechte, Mission, Samariterin

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