Da ich nur kleine Teile des „European Song Contest“ gesehen habe, insbesondere nicht den Siegerbeitrag und es auch nicht bis zu den Punktewertungen geschafft habe, das Thema mir aber generell zumindest gesellschaftlich interessant erscheint, hier nur ein paar Fragen:
Der Sieg des Titels von Conchita Wurst wird in den meisten Kommentaren als Zeichen für Toleranz gewertet – dagegen waren die Wertungen in den Vorausscheidungen eher durchschnittlich. Was sagt uns das über die Frage, dass es bei dem Wettbewerb um die Qualität von Lied und Gesang gehen sollte und gerade nicht um politische oder gesellschaftliche Einstellung, allerdings auch nicht um Optik?
Wenn das Ergebnis ein Zeichen für Toleranz ist, was sind dann die Buhrufe gegen hohe Wertungen für die beiden russischen Sängerinnen (deren Titel ich tatsächlich gesehen habe, und über deren Qualität ich daher lieber den gnädigen Mantel des Schweigens hüllen würde, die sich nach übereinstimmenden Berichten auch nicht mit politischen oder ähnlichen kritischen Kommentaren hervorgetan haben)?
Wenn eine hohe Punktwertung für den Siegertitel ein Zeichen für Toleranz ist, was bedeutet es dann, dass angeblich das Zuschauervoting aus Deutschland zur vollen 12-Punktzahl geführt hätte, und das Profigremium (u.a. mit Rap-Künstler Sido besetzt) sich nur zu einem unterdurchschnittlichen Votum ohne Punkte durchringen konnte?
Schließlich: Wäre das Ergebnis des ESC in Unkenntnis von Nationalität, Aussehen und sexueller Orientierung der Künstler das gleiche gewesen?
Nein, in der Wahl von Conchita Wursts Titel sehe ich nicht einen Baustein des Untergangs des Abendlandes. Die Kommentierungen in den Mainstreammedien, von denen man annehmen sollte, dass sie durch Kulturredakteure geschrieben wurden und die über die Qualität des Liedes meist kein Wort verlieren, kann man allerdings schon so bewerten!
IMST
Gleich vorab, der Autor dieser Zeilen hat sich den sogenannten Eurovision Song Contest nicht angetan. Einerseits kam noch nie etwas künstlerisch Wertvolles bei diesem wesentlich englischsprachigen Spektakel heraus, andererseits war zu erwarten, daß massiv gegen Rußland Stimmung gemacht würde. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Gewinner in diesem Jahr Conchita Wurst eigens für diese Veranstaltung von einer Lobbygruppe für Europa kreiert wurde. Und so stand der Gewinner auch von vornherein fest.
LePenseur
Exzellent auf den Punkt gebracht. Ich erlaube mir zu zitieren …